Hilfe, wir finden keinen Vorstand!

Zunehmend mehr Musikvereine haben Mühe, frei werdende Vorstandsposten wieder zu besetzen. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass die Gründe im umfangreichen Aufgabenbereich, wegen der zu hohen Verantwortung oder im persönlichen Bereich (keine Zeit, zu hohe berufliche Belastung) liegen. Bei einem Seminar vor kurzem ist ein für mich neuer Aspekt aufgetaucht: “das Risiko der persönlichen Haftung eines Vorstands ist zu groß und einer der Hauptgründe, warum es schwierig ist, einen Vorstandsposten (1. Vorstand) zu besetzen”.

Nur wenn wir die Gründe kennen, können wir die Bedingungen für Vorstände dahingehend verbessern, dass das Vorstandsamt attraktiv wird. Deshalb meine Frage Dich bzw. an Euch: Was sind die drei Hauptgründe, warum Musiker in einem Musikverein das Vorstandsamt scheuen? Was wären für Dich bzw. für Euch die Gründe, auf keinen Fall für das Amt des 1. Vorstands zu kandidieren bzw. es anzunehmen?

Gebt gerne im freien Feld weitere Gründe an!

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Nach der Teilnahme an dieser Umfrage sind für Dich / für Euch die Ergebnisse sichtbar.

Die Umfrage läuft bis zum 31. Dezember 2017.

Welche Erfahrungen habt Ihr bei der Vorstandssuche gemacht? Welcher langjährige Vorstand kann von seinen Erlebnissen berichen? Herzlich willkommen sind auch Positiv-Beispiele. Welche Maßnahmen habt Ihr ergriffen, nach Schwierigkeiten doch noch eine funktionierende Vorstandschaft zu installieren? Schreibt gerne alles, was Euch zu diesem Thema einfällt, weiter unten auf dieser Seite in das Kommentarfeld.

 

Wer sich für die Umfrage-Ergebnisse interessiert, kann hier den Newsletter bestellen:

 

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    16 thoughts on “Hilfe, wir finden keinen Vorstand!

    • 26. November 2017 at 21:23
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      Guten Tag,
      wir hatten vor ca. 2 Jahren auch ein Problem den 1. Vorstand wieder zu besetzen. Wir haben Anzahl der Vorstände erhöht auf 3 und einen Geschäftsführer eingesetzt und Verantwortung und Arbeit besser aufteilen zu können. Die ersten Erfahrungen sind sehr gut.

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      • 26. November 2017 at 21:30
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        Hallo Tobias, vielen Dank für Deinen Beitrag! Wie habt Ihr die Aufgabenverteilung pro Vorstand geregelt und welche Aufgaben hat der Geschäftsführer? Wäre klasse, wenn Du uns hier von Deinen Erfahrungen berichten könntest. Herzlichen Dank, viele Grüße, Alexandra

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    • 27. November 2017 at 7:29
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      Hallo,

      ich denke, dass es bei den meisten Leuten, die ein Vorstandsamt ablehnen, weniger um “keine Lust” oder “zu wenig Zeit” geht. Wenn man mit solchen Leuten bereits über ein Vorstandsengagment spricht, sind diese Faktoren meist doch schon geklärt. Auch die Haftungsfrage muss nicht überdramatisiert werden (da ist oft mit richtiger Aufklärung und dem Abschließen passender Versicherungen bereits ganz viel erreicht).
      Nein – das, was ich immer wieder bemerke (als jemand, der aktiv in diversen verantwortlichen Positionen tätig ist) ist, dass die eigentlichen Aufgaben dieser Positionen nicht halbwegs klar umrissen sind. Demzufolge kann der nötige Zeitaufwand nicht annähernd abgeschätzt werden. Und so etwas schreckt einfach ab. Das dürfte auch der Effekt sein, den Tobias oben beschreibt: Aufgaben und Arbeitsaufwand analysieren und verteilen. Ggf. auch organisatorisch umstrukturieren. Das gibt eine gewisse planerische Sicherheit.

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      • 27. November 2017 at 8:04
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        Lieber Raik, danke für Deinen ausführlichen Beitrag. Bin ganz Deiner Meinung! Viele Grüße und bis bald, Alexandra

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    • 27. November 2017 at 12:34
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      Auch ich sehe weniger das Problem in Haftung und Verantwortung.

      Das berufliche und private Umfeld sind maßgeblich bei der Entscheidung zur Übernahme eines Amtes. Ich selbst bin seit ca. 22 Jahren in verschieden Vorständen aktiv (nicht nur Musik), davon seit 14 Jahren Vorsitzender im Blasorchester. Leider lässt es sich zeitlich nicht mehr vereinbaren mit Familie und Beruf, so dass ich dieses Amt aufgeben muss.

      Klare Vorstandsstrukturen zu kennen, ist bei der Entscheidung zur Mitarbeit sehr hilfreich. Wir haben vor einigen Jahren einen eigenen „Geschäftsverteilungsplan“ erstellt. Dies hat zur Erweiterung des Vorstands und besserer Aufgabenverteilung geführt und half sehr bei der Verteilung der Posten.

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      • 27. November 2017 at 12:50
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        Vielen Dank, Andreas, für diesen Beitrag. Der “Geschäftsverteilungsplan” würde mich sehr interessieren. Könnte ich den eventuell haben? Wenn ja, gerne an meine Mail: alexandra@kulturservice.link. Vielen Dank und viele Grüße Alexandra

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    • 27. November 2017 at 14:46
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      Mich dünkt, das Haftungsrisiko sei in der Schweiz m. E. kein wirkliches Problem. Insbesondere glaube ich nicht, dass das hier ein Argument ist, ein Amt nicht zu übernehmen…

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      • 27. November 2017 at 15:07
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        Danke, lieber Theo, für Deine Reaktion aus Schweizer Sicht. Gibt es in der Schweiz ähnliche Probleme beim Thema “Vorstandschaft”? Kannst Du uns eventuell mehr über die Vorstandsstrukuren in der Schweiz erzählen? Gibt es funktionierende, neue Modelle in der Vereinsarbeit? Es würde mich sehr freuen, wenn Du Dich dazu äußern würdest. Herzlichen Dank, viele Grüße, Alexandra

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        • 27. November 2017 at 18:41
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          Grundsätzlich wird es auch in der Schweiz immer schwieriger, die Ämter zu besetzen – aber eben nicht wegen der Haftungsfrage. Gründe sind ansonst die gleichen wie bei Euch: Fehlende Lust, andere Freizeitträume, keine Verantwortung übernehmen wollen, Angst vor dem Anecken usw. Kandidaten sagen meistens wegen dem Faktor Zeit ab. Meiner Meinung nach sollten sie sich aber fragen, was das Amt ihnen PERSÖNLICH bringt – nämlich viele Erfahrungen, Erfolgserlebnisse und ein grosses Kontaktnetzt. Ich selber hätte nie so viele spannende Musiker persönlich kennengelernt, wenn ich mich nicht engagiert hätte. Neue Modelle für die Vereinsarbeit gibt es im Blasmusikbereich noch selten: So etwas wie einen Geschäftsführer gibt es kaum. Da und dort sind Tendenzen sichtbar den Vorstand (bisher meistens 7 Personen) zu verkleinern. Das gibt zwar mehr Verantwortung, und damit eine spannendere Aufgabe, aber umgekehrt auch mehr Arbeit. Deshalb werden an einigen Orten immer mehr die Vereinsmitglieder mit kleinen Aufgaben in die Verantwortung einbezogen. Im Extremfall leitet jedes der (wohl noch fünf) Vorstandsmitglieder eine Subkommission, die ihn in seinem Gebiet unterstützt (also beispielsweise: Marketingkommission, Finanzkommission, Musikkommission, Administrationsgruppe usw)…

          PS Im übrigen teile ich in weiten Teilen die (nachstehende) Ansicht von Achim Denner!

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          • 27. November 2017 at 20:31
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            Herzlichen Dank!

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    • 27. November 2017 at 16:45
      Permalink

      Ich sehe einen wesentlichen Grund dafür, dass früher Arbeitgeber, halböffentlich wie Sparkassen, Volksbanken und Institutionen usw., oder aber auch privatwirtschaftlich, das mehr anerkannt haben als heutzutage. Man war als mittelständischer Arbeitgeber stolz darauf, dass ein Mitarbeiter in Vereinen, Gemeinde- und Ortschaftsräten Verantwortung übernommen hat und hat das für die Karriere eher positiv bewertet. Das scheint abhanden gekommen zu sein. Ein zweiter für mich wesentlicher Grund ist der, dass man sich heute nicht mehr langfristig binden will und teilweise auch nicht mehr kann. Die berufliche Situation bedingt eine viel größere Flexibilität als noch zu der Zeit, zu der ich in den Beruf einstieg, damals war es üblich, als kaufmännischer Lehrling in einem Betrieb zu lernen, dort Karriere zu machen und mit 65 als Prokurist in den Ruhestand zu gehen. Das hat sich deutlich gewandelt. Menschen, die zu Ausbildungs/Studienzwecken weit vom Heimatort entfernt sein müssen, zu deren Berufskarriere es gehört Auslandpraktika und Semester zu benötigen und die oft mit 30 noch nicht wissen wo sie eines Tages Ihr Auskommen finden und sich niederlassen können, werden schwerlich zu bewegen sein, Verantwortung in einem Verein zu übernehmen.

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      • 27. November 2017 at 17:08
        Permalink

        Danke, Achim, dass Du Dich als Musiker mit langjähriger Vorstandskarriere auch zu diesem Thema meldest! Viele Grüße, Alexandra

        Reply
    • 28. November 2017 at 0:37
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      Ich muss Achim voll zustimmen.Die heutige Arbeitswelt macht unser Vereinsleben kaputt. Zu meiner Zeit als ich angefangen habe zu musizieren hätte ich um 18 Uhr Feierabend und konnte mich noch in einem Verein einbringen.Ich bin jetzt 28 Jahre in der Vorstandschaft davon 12 Jahre 1.Vorsitzende. Es wird immer schwieriger erstens MusikerInnen zu finden u.zweitens dann auch noch Leute zu finden in die Vorstandschaft.Auch werden die Aufgaben Richtlinien und Vorschriften immer grösser und mehr unddas gibt richtig Arbeit.
      Der Plan der oben beschrieben wurde würde mich auch sehr interessieren.wäre darüber sehr dankbar.
      Aber ich muss trotzdem noch sagen dass es immer wieder Spass und Freude macht und ich hoffe sehr dass die Menschen wieder etwas umdenken und in die Vereine gehen denn dort kann man auch entspannen und wieder neue Kraft tanken für den schweren Alltag.

      Reply
      • 28. November 2017 at 5:58
        Permalink

        Hallo Margit, vielen Dank für Deinen Kommentar. Bei einem Beitrag, bei dem es um Probleme geht, besteht immer die Gefahr, dass die schöne Seite unseres Musiker-Daseins in Vergessenheit gerät. Deshalb bin ich dankbar, für Deinen Hinweis. Wir sollten noch mehr nach außen kommunizieren, wie toll, erfüllend und entspannend es ist in einem Musikverein bzw. Blasorchester zu spielen. Wenn wir das alle tun, haben wir bestimmt bald von alleine ein paar Probleme weniger. Viele Grüße Alexandra

        Reply
    • 28. November 2017 at 19:17
      Permalink

      Zur Aufheiterung, ein Vers von Eugen Roth (1895 – 1976) aus “Heitere Verse, von Menschen und Unmenschen”:

      Beherzigung

      Ein Mensch, der sich zu gut erschienen,
      Als Vorstand dem Verein zu dienen,
      Und der, bequem, sich ferngehalten,
      Die Kasse etwa zu verwalten,
      Der viel zu faul war, Schrift zu führen,
      Kriegt einst der Reue Gift zu spüren.
      Sein sechzigster Geburtstag naht –
      Wo schreitet wer zur Glückwunschtat?
      Tut dies am Ende der Verein?
      Nur für ein unnütz Mitglied? Nein!
      Kein Ständchen stramm, kein Festprogramm,
      Auch kein Ministertelegramm,
      Kein Dankesgruß der Bundesleitung
      Und keine Zeile in der Zeitung.
      Wird etwa gar dann sein Begräbnis
      Ihm selbst und andern zum Erlebnis?
      Sieht man dortselbst Zylinder glänzen?
      Schwankt schwer sein Sarg hin unter Kränzen?
      Spricht irgendwer am offnen Grabe,
      Was man mit ihm verloren habe?
      Entblößt sich dankbar eine Stirn?
      Läßt eine Hand im schwarzen Zwirn
      Auf seinen Sarg die Schollen Kollern
      Bei Fahnensenken, Böllerbollern? –
      An seinem Grab steht nur der Pfarrer
      Und die bezahlten Leichenscharrer.
      Der Mensch, der dies beschämend fand,
      Ward augenblicks Vereinsvorstand.

      Reply
      • 28. November 2017 at 20:15
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        Vielen Dank für die Aufheiterung, Fritz! Viele Grüße Alexandra

        Reply

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