Otto M. Schwarz: The Story of Anne Frank

Heute ist der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust – wie jedes Jahr am 27. Januar.

Auf der Informationsseite der UNO ist in der Presseerklärung von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon heute zu lesen:

„…Jedes Jahr gedenken wir der Opfer und ehren den Mut der Überlebenden und jener, die ihnen halfen und sie befreiten, und wir erneuern unsere Entschlossenheit, solche Gräueltaten künftig zu verhindern und die hasserfüllte Mentalität zurückzuweisen, die so etwas zulässt….“ Und zu der aktuellen Situation ist weiter zu lesen: „…Menschen weltweit – einschließlich jener Millionen, die vor Krieg, Verfolgung und Not fliehen – leiden weiter an Diskriminierung und Angriffen. Wir haben die Pflicht, uns an die Vergangenheit zu erinnern, und jenen zu helfen, die uns jetzt brauchen.“

Das deutsche Mädchen jüdischen Glaubens, Anne Frank, war nur eines jener Opfer im Nationalsozialismus und doch hilft uns gerade die Geschichte und die Tagebuchaufzeichnungen dieses Mädchens uns in die Menschen einzufühlen, die die Gräueltaten der Nationalsozialisten erleben und ertragen mußten. Auf der Homepage des Anne Frank Hauses (Amsterdam) ist dazu folgendes Zitat zu finden:

„Anne Frank wurde zum Symbol für die Millionen ermordeter Kinder, und ich sagte Anne Franks Vater, dass das Tagebuch seiner Tochter mehr bewirkt hat, als der Nürnberger Prozess“. Dies aus dem Mund des berüchtigten Nazi-Jägers Simon Wiesenthal.

Überhaupt sollten wir alle das Tagebuch der Anne Frank gelesen haben. Und erst wer einmal im Anne Frank Haus in Amsterdam war und sich das Versteck im Hinterhaus der Prinsengracht 263 angeschaut hat, kann sich in die Tagebuchaufzeichnungen der Anne Frank richtig hineinfühlen.

Der österreichische Komponist Otto M. Schwarz hat sich mit den Tagebüchern der Anne Frank, ihrer Familie und ihrem Leben intensiv für seine Komposition „The Story of Anne Frank“ auseinandergesetzt. Otto hat selbst zwei Töchter – wie Otto Frank, der Vater von Anne – und sein Vater, auch mit dem Vornamen Otto, wurde im gleichen Jahr wie Anne Frank geboren. Neben seinem Studium der Musik hat Otto M. Schwarz auch einige Semester Geschichte (auf Lehramt) studiert. Er ist generell ein historisch und politisch sehr interessierter Mensch.

Dem Aufbau des Werks liegt wie so oft bei Otto M. Schwarz ein richtiges, geschriebenes Drehbuch zu Grunde. Im Vorwort in der Partitur wird Takt für Takt dargestellt, um welche Szene aus dem Leben der Familie Frank es sich handelt. Auch diese konkrete, taktweise Darstellung der Musik in der Programmnotiz eine Spezialität und ein Kennzeichen der Partituren von Otto M. Schwarz. Das musikalische Thema „Anne Frank“ wird durch eine Solovioline (alternativ Flöte) präsentiert. Eine große, ergreifende Melodie, die Melancholie und Hoffnung in sich vereint. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten stellt Otto M. Schwarz mit einem Zitat des in Deutschland verbotenen Nazi-Liedes „Die Fahnen hoch“, das jedoch für pädagogische oder aufklärende Ziele verwendet werden darf. Zwischen der Machtergreifung und dem Überfall auf die Niederlande und somit der Notwendigkeit für die Familie Frank und ihre engsten Freunde und Kollegen sich zu verstecken hört man in der Musik nochmals unbeschwerte Tage in Amsterdam, in der aber die ständige Bedrohung mitschwingt. Die schreckliche Zeit, die dann folgt stellt Otto M. Schwarz sehr ergreifend, monumental und notwendigerweise plakativ dar. Die Musik hat nichts „Schönes“ mehr. Aufregend und aufwühlend ist die Musik – es läuft einem eiskalt den Rücken runter…. Zum Ende des Werks erklingt noch einmal das sehr wehklagende Thema der Anne Frank.

Muß man sich in der Blasorchesterszene mit diesen Themen auseinandersetzen? Ich sage nicht nur, aber einmal in jedem Fall! Es sei für jeden Dirigenten empfohlen vor Einstudierung dieses Werks das Tagebuch der Anne Frank noch einmal zu lesen und eventuell mit dem Orchester zusammen den mit mehreren Oscars gekrönten Film anzuschauen. Auf der Homepage des Anne Frank Hauses ist zur Verdeutlichung der damaligen Umstände eine Timeline veröffentlicht, die die Geschichte der Familie Frank in Kontext zu den historischen Ereignissen setzt. An dieser Timeline orientiert sich auch das Werk von Otto M. Schwarz – vielleicht kann diese zur Visualisierung im Konzert auch eingesetzt werden. Dies nur als Idee – eventuelle Rechte müßten mit dem Museum abgesprochen werden.

Heute finden in vielen Städten Gedenkstunden und Gedenkkonzerte statt. Im Deutschen Bundestag spricht in einer Gedenkstunde eine Überlebende von Ausschwitz. Das Erinnern muß sich jedoch nicht auf diesen Tag, den 27. Januar, beschränken. Immer wieder sollten wir in Erinnerung rufen und mahnen. Gerade auch jetzt in diesen Zeiten, in denen der Rassismus wieder im Vormarsch ist. „Wehret den Anfängen“ – so wie es auch in der Partitur von „The Story of Anne Frank“ im Takt 273 als Mahnung steht!

 

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Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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