Blasmusik “satt”… – Sommerkurs in Marktoberdorf die Erste!

Ein bisschen aufregend war es ja schon, in der Musikakademie in Marktoberdorf beim Sommerkurs anzukommen und (fast) niemanden zu kennen…. Doch ich als alter Hase müßte es ja wissen: unter Blasmusikern werden Fremde in kürzester Zeit zu Freunden! Was folgte war eine tolle, interessante Woche voller Blas- und Bläsermusik!

Ein prall gefüllter Probenplan mit vielen Register- und Gesamtproben, Kammermusik, einer Reading Session und einer Klangprobe der Werke der anwesenden Kompositionsstudenten von morgens 9 Uhr bis spät Abends stand vor uns und Werke, die von den meisten von uns am ersten Abend zum ersten Mal gesehen und gespielt wurden…. Die Prima Vista-Probe war dementsprechend etwas chaotisch. Für mich dachte ich „oje, wie soll daraus in einer Woche ein tolles Konzert werden…“.

Für die Register standen jeweils ein Dozent für die Satzproben mit Rat und Tat zur Seite. Für uns Flöten war Constanze Betzl zuständig, die mit viel Engagement aus uns Flötenindividualisten einen nahezu homogenen Flötensatz formte. Wir lernten viel von ihr und von uns gegenseitig. Harmonie im Flötenregister – in Marktoberdorf war das möglich!

Eine Besonderheit der Orchesterwoche in Marktoberdorf ist, dass gleich drei Dirigenten zur Verfügung stehen. Für uns als Orchester eine tolle Abwechslung sowohl im Dirigat und der Probenarbeit als auch bei den sehr unterschiedlichen Werken.

Michael Kummer
Michael Kummer

Michael Kummer, Initiator, Organisator und Dirigent hatte die „Suite Francaise“ von Darius Milhaud ausgesucht. Ein Werk, das mir schon oft in meinem langen Blasmusikleben begegnet ist. Und ja, liebe Flötenkolleginnen und –kollege: ich hatte einen Vorteil….. mea culpa – ich konnte die technisch schwierigen Stellen vorher schon….. Michael erzählte uns zu jedem Satz eine historische und persönliche Geschichte. Die eine oder andere Geschichte wird mir zukünftig immer wieder in Erinnerung kommen, wenn ich das Werk spiele. Besonders die aus der Bretagne!

 

Jochen Lorenz
Jochen Lorenz

Mit Jochen Lorenz studierten wir in Marktoberdorf das Werk „1405 – Der Brand von Bern“ von Mario Bürki ein. Ein sehr lebhaftes Werk mit vielen Spezialeffekten. Klar hört man irgendwann das Feuer knistern und die Häuser brennen, davor gibt es aber jede Menge Lärm und gute Laune auf dem Markt. Pfeifen, Zwitschern, Lachen, Schwatzen, Schreien, Kichern und vieles mehr stand in den Noten – für uns Blasmusiker im ersten Moment immer ein bisschen befremdlich, wenn wir Klänge ohne Instrument erzeugen sollen. Jochen brachte uns aber schnell dazu, diese Effekte überzeugend rüber zu bringen. Rhythmisch und technisch ist dieses Werk phasenweise eher anspruchsvoll. Manche Registerprobe und Einzelübestunde haben wir damit verbracht…

Ferrer Ferran
Ferrer Ferran

Die Arbeit sowohl mit Michael als auch mit Jochen hat riesig Spaß gemacht, aber was wir mit Ferrer Ferran erlebten, war einzigartig! Seine Probenarbeit und sein Dirigat kann ich eigentlich nur mit leidenschaftlich, emotional und fordernd beschreiben. Meine Flötenkollegin Moni meinte: „er trägt uns musikalisch auf Händen“. Und so war es! Ferrer hat das Beste aus uns – einzeln und im Gesamten – raus geholt. Noch selten habe ich bei einem Dirigenten gespielt, bei dem Musizieren derart „magisch“ war. Ferrer Ferran hat als Dirigent eine unheimliche Ausstrahlung. Ich konnte gar nicht anders, als mit einem – später auch mit zwei – Augen an ihm, seinen Händen und dem Dirigierstab zu hängen. Er hat die Musikalität aus uns herausgekitzelt. Nicht weniger, aber immer mehr! Teilweise so sehr, dass lautstärkemäßig die Leidenschaft mit uns Musikern durchgegangen ist. Da Ferrer aber größere Orchester aus Spanien gewohnt ist, war es ihm nie laut genug.

Momentan bin ich mit Ferrer für einen weiteren Beitrag auf dem Blasmusikblog im Gespräch. Deshalb an dieser Stelle erst mal soweit zu Ferrer Ferran.

Eigentlich sollte man ja auch meinen, die Probenarbeit in den Registern und im Gesamtorchester seien genug. Aber für das traditionelle Mittwochs-Hoffest haben viele Register auch noch Ensembles gebildet und witzige Werke vorbereitet. Wir Flöten und die Schlagzeuger luden Ferrer Ferran zu einem dreigängigen Dinner ein und hofften auf seine Mitwirkung. Der Oberkellner Karl-August forderte Ferrer auf an einem Tisch Platz zu nehmen. Die Schlagzeuger sorgten mit Kochtöpfen, Schneebesen und Kochlöffeln für den ersten Gang. Spontan spielte Ferrer mit seinem Messer auf dem Weizenglas mit. Grandios! Die Flötengruppe servierte ihm zusammen mit Schlagzeug-Unterstützung den „Spatz im Mehl“ – Tico-Tico! Anschließend sollte sich Ferrer seinen Obstsalat selbst zusammenstellen. Er mußte den Song „Mango-Mango“ mit allen einstudieren und bekam außer Mango auch noch Ananas, Banane und Kiwi serviert. Was für ein Spaß!

Ja, und dann kam der Tag danach. Sprich der Tag nach dem Hoffest. Gleich morgens um 9 Uhr durfte Ferrer Ferran mit uns proben. Was morgens noch etwas müde, aber doch erfolgreich in der Probenarbeit begann schlug bis zum Abend leider in Müdigkeit, Unkonzentriertheit, schlechter Intonation und Stimmung um. In der Abendprobe ging dann fast nichts mehr….. Mann, war ich fertig! Zur Erholung haben wir uns aber dann noch um 22 Uhr zum Holzbläserquintett zusammengefunden – wir mußten dringend mal was anderes spielen. Toll, ganz unkompliziert und ohne Terminstress so ein Holzbläserquintett zu formen, bei dem dann alle in der Lage sind, die Noten vom Blatt zu blasen – geht wohl nur in Marktoberdorf!

Sowohl Freitag, als auch am Samstag morgen in der Generalprobe haben wir als Orchester dann doch noch mal eins drauf gelegt. Das Konzert am Samstag Abend war dann das Tüpfelchen auf dem I. Wir Musiker haben das Konzert zwar sehr ernst genommen und das Beste gegeben, aber das Wichtigste für uns war in dieser Woche die Probenarbeit. „Hier in Marktoberdorf wird man endlich einmal satt!“ wie es unsere Saxophon-Kollegin Bethl ausdrückte. Zu Hause gehe sie nach der Probe immer hungrig heim….

Es gibt von Marktoberdorf noch jede Menge mehr zu berichten. Deshalb erscheinen demnächst hier auf dem Blasmusikblog noch ein Interview mit Ferrer Ferran und Erfahrungsberichte von anderen Musikern und von Komponisten, die mit Ferrer Ferran im Kompositionsworkshop gearbeitet haben. Wer keinen Beitrag verpassen will, kann sich gerne für das E-Mail-Abo registrieren.

 

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    One thought on “Blasmusik “satt”… – Sommerkurs in Marktoberdorf die Erste!

    • 13. August 2015 at 14:29
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      Hi du hast den nagel auf den kopf getroffen. Ich bin schon gespannt auf das Interview mi ferrer ferran.
      Lg sil

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