12 Fragen an Ingolf Burkhardt
Interview mit dem Trompeter der NDR Bigband Ingolf Burkhardt
Was hat Sie dazu bewogen, Trompete zu lernen und was macht dieses Instrument zu Ihrem Instrument?
“Ich bekam mit neun Jahren von meinem Großvater ein Flügelhorn (von Reisser, Ulm, mit Drehventilen) geschenkt. Irgendwie habe ich sofort einen Ton rausgekriegt, und als ich dann in der Blaskapelle saß (damals das “Jugendmusikkorps der Schefflenzschule”, Neckar Odenwald Kreis), habe ich gemerkt, dass ich alles sehr schnell auswendig konnte. Dann habe ich zuhause rumprobiert, z.B. ein Vibrato durch leichtes Bewegen des Instrumentes zu erzeugen, oder den Ton irgendwie zu verändern, etc. Ich kann also sagen, dass das Instrument zu mir kam.”
Wie viele Stunden sind Sie täglich jeweils mit individuellem Üben, mit Orchester- bzw. Band- oder Ensemble-Proben und ggf. mit Unterrichten beschäftigt?
“Im Schnitt mit ca 4-5 Std Bigbandproduktion beim NDR, dann noch zwischen 2 und 3 Stunden üben, und/oder noch eine oder zwei Proben mit meinen oder anderen Bands. Ich übe und spiele tatsächlich sehr viel, und habe die Lust darauf nie verloren – im Gegenteil!”
Wie sieht ein „normaler“ Tag im Leben eines professionellen Musikers aus?
“Das kommt auf den Tag an. Auf Tour sieht man z. B. jeden Tag etwas Neues, oder wenigstens Anderes. An Produktionstagen der NDR Bigband nehmen wir 2-3 Titel auf, dann am Nachmittag entweder üben, oder eine private Studioaufnahme oder Bandprobe. Demnächst werde ich z.B . mit meinem Gitarristen Roland Cabezas wieder eine Duo CD aufnehmen, das geht dann nach der NDR Produktion bis in die Nacht. Das Instrument ist nunmal immer am Start… und da ich Familie habe (2 Kinder, die allerdings schon gross sind), bin ich auch sehr gerne zuhause – auch das ist sehr wichtig. Ich fahre oft nach Konzerten lieber heim, als irgendwo im Hotel zu schlafen.”
Welche Instrumente (Marken, Ausstattung) spielen Sie und warum haben Sie sich genau für dieses / für diese entschieden?
“Ich bin seit 2013 “Yamaha Artist” und spiele eine Trompete aus der Xeno Serie, Modell 8345 RG (Reverse mit Goldmessingschallstück), also large bore. Wir haben allerdings mit der Zeit unglaublich viel verändert und das ursprüngliche Serienmodell meinen Wünschen und Bedürfnissen angepasst. Mein Flügelhorn ist das 8310 ZG, auch mit diversen Anpassungen. Die Leute bei Yamaha, vor allem der geniale Cheftechniker Eddie Veit, nehmen sich sehr viel Zeit, um solche Veränderungen vorzunehmen. Und ich bekomme wiederum sehr viel Zeit und Zuwendung, um das Ganze immer wieder auszutesten, und zu verfeinern. Einen solchen Luxus hatte ich noch nie, und ich bin sehr glücklich dort. Die Instrumente lassen mich super klingen, und dadurch wird meine Musik und ich selber besser. Sie sind einfach die Besten.
Mein Mundstück ist das sog. “Yamaha IBX”, welches Eddie Veit mit mir zusammen für Trompete und Flügelhorn über Monate entwickelt hat, komplett auf mich zugeschnitten, der Hammer!”
Wann fiel bei Ihnen die Entscheidung, den professionellen Musiker-Weg einzuschlagen und aus welchen Motiven heraus?
“Als ich mit 14 Jahren im Schülerorchester zum ersten Mal einen Blueschorus (oder was ich darunter zu verstehen glaubte!) spielen durfte, war mir klar, dass ich nie etwas anderes machen würde. Da ist es quasi “in mich gefahren”, und letztlich auch so gekommen.”
Welche Persönlichkeiten haben Sie in Ihrer Ausbildungsphase geprägt? Wer waren Ihre Lehrer? Wer sind Ihre Vorbilder?
“Es gab eine Reihe von Bigbandleitern, die sehr wichtig waren. Am Gymnasium damals Prof. Kühn, der mir zum ersten Mal eine Louis Armstrong Platte vorspielte. Werner Blaut, der eine damals schon überregional (ich komme aus der Nähe von Heilbronn) bekannte Bigband leitete, und zu der ich mit 17 oder 18 stieß. An der Hochschule in Köln waren Jiggs Whigham und Manfred Schoof, der mich beim NDR vorschlug, sehr wichtig. Trompeterisch und musikalisch aber ist Bobby Shew zu nennen, dem ich alles zu verdanken habe, was ich auf der Trompete kann. Er war mein Lehrer, Mentor, und väterlicher Freund. Wir sind immer noch in Kontakt und gut befreundet. Als trompeterische Vorbilder würde ich ausser Bobby noch Freddie Hubbard und Clifford Brown, aber auch Louis Armstrong und Cootie Williams nennen wollen.”
Was befähigt eine Musikerin / einen Musiker dazu, ein professioneller Musiker zu werden, welche Eigenschaften müssen Profi-Musikerinnen bzw. –Musiker mitbringen?
“Zunächst der Wille, es überhaupt zu probieren. Dann: Übenübenüben. Fleiß ist meiner Meinung nach auch ein Talent. Man sollte möglichst breit aufgestellt sein, denn nur die wenigsten können ausschliesslich von ihrer eigenen Musik leben. Scheuklappen braucht kein Mensch. Disziplin und: Neugierde. Fokus. Ganz wichtig ist auch die Unterstützung und das Verständnis der Eltern, die einem den Weg frei halten. Man muss brennen für die Musik und das Instrument.”
In welchen Orchestern / Ensembles / Bands spielen Sie zur Zeit und was sind jeweils die Besonderheiten?
“Ich spiele seit 27 Jahren (Dienstältester!) in der NDR Bigband, zu der man, glaube ich, nicht viel sagen muss. Ein fantastisches Ensemble mit Topmusikern, die mich ständig motivieren und kicken. Jeden Tag auf höchstem Niveau. Dann meine Band “JAZUL”, ein Groovequartet, in dem ich meine Vorliebe für den Sound der 70er Jahre auslebe. Trompete, Drums, Gitarre und E-Bass. Und das “JAZUL Duo”, wo es etwas kammermusikalischer, akustischer und lyrischer zugeht. Dann mache ich viele Gastauftritte mit verschiedenen Bigbands.”
Welches waren bisher Ihre herausragendsten Konzerterlebnisse? Welches Ihre größten Erfolge?
“Ganz fantastisch war die Tour 2016 mit Al Jarreau, seine letzte, leider. Mit diesem Mann auf der Bühne zu stehen, ihn völlig allürenfrei und nur von der Musik getrieben zu erleben, das war grosses Kino!
Erfolge? Ich freue mich immer, wenn ein Auftritt oder ein Solo gut geworden sind. Erfolge können etwas sehr Privates sein, aber als ich das von Jörg Achim Keller für mich komponierte Orchesterwerk “Spectrum” gut nach Hause gespielt hatte (mit dem Kieler Philharmonischen Orchester) und der Applaus über 15 Minuten andauerte, da war ich schon auch bissel froh und stolz…”
Welche Art von Musik spielen Sie am Liebsten und welche Genres würden Sie nie spielen wollen?
“Ich bin nunmal Jazztrompeter und spiele das auch am liebsten, in allen Formen. Am liebsten ist es mir, wenn es dabei groovt und gerne auch funkt oder soult. Ansonsten habe ich keine Berührungsängste, man muss ja alles erstmal gut spielen, oder? Auf meinem i-Pod findet sich alles von Motörhead bis Brahms. Allerdings traue ich mich nicht an die Klassik ran, obwohl ich sie liebe. Aber ich habe als Zweidrittelautodidakt eben nicht die Ausbildung dafür, und überlasse das respektvoll den Leuten, die das können. Aber Hören: Immer.”
Welche musikalischen Projekte wollten Sie schon längst einmal in Angriff genommen haben und welche musikalischen Projekte/Konzerte stehen demnächst ganz konkret an?
“Das vorgenannte Werk “Spectrum” wird 2018 wieder mit dem Landesjugendorchester Hamburg u. a. in der Laeiszhalle aufgeführt werden, worauf ich mich sehr freue. Im Dezember 2017 werden wir das neue “JAZUL Duo” Album aufnehmen, und im Frühjahr 2018 veröffentlichen. Ich verfolge meine eigenen Projekte seit Jahren, und nehme diese immer wieder in Angriff. Das ist auch, was ich immer wieder vorantreibe.”
Was macht Sie in Ihrem Leben besonders glücklich und zufrieden?
“Meine Familie und gute Musik.”
Herzlichen Dank an Ingolf Burkhardt für dieses Interview!
© Fotos: privat, Giovanni Weiss
[Sponsored Post]Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Yamaha Music Europe GmbH entstanden. Herzlichen Dank für die Kooperation.
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