Sonntag, September 8, 2024
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Johan de Meij & die Sächsische Bläserphilharmonie… Eine bemerkenswerte Kombination!

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Wenn sich das einzige nicht-uniformierte professionelle Orchester in Bläserbesetzung in Deutschland mit einem der beliebtesten Komponisten und Dirigenten vereint, können wir Großes erwarten!

Nicht nur Großes, sondern auch Bemerkenswertes! Denn die Sächsische Bläserphilharmonie hat ihre eigene spezielle DNA, Johan de Meij sowieso. Es braucht viel Fingerspitzengefühl in der Zusammenstellung des musikalischen Programms, denn wir wissen, die Sächsische Bläserphilharmonie hat ihre ganz eigene Besetzung und dadurch ihren eigenen Klang. Beispielweise ohne Saxophonsatz und mit Flügelhörnern und Tenorhörnern in deutscher Bauweise. Wer nun denkt, das passt nicht zur Musik von Johan de Meij, der kennt nur seine großen und ausweitend besetzten Sinfonien und nicht seine filigranen Originalwerke, Bearbeitungen und Transkriptionen.

Die Zusammenarbeit zwischen der Sächsischen Bläserphilharmonie und Johan de Meij steht schon lange im Raum. Angefangen hat es mit einer simplen Facebook-Kommunikation zwischen der Orchestermanagerin Barbara Venetikidou und Johan de Meij nach dem Motto „Du könntest doch mal…“ – „Ja, liebend gern…“. Anfang September nun wird das, was als kleine Social-Media-Floskeln begann, in die Tat umgesetzt! Johan arbeitet drei Tage lang mit dem Orchester und es folgen zwei Konzerte. Alle Informationen zu den Konzerten am Ende dieses Beitrags!

Sächsische Bläserphilharmonie
Sächsische Bläserphilharmonie

Chef-Dirigent Peter Sommerer kennt „seine“ Bläserphilharmonie in- und auswendig. Deshalb haben sich er und Johan de Meij auch intensiv über das mögliche Programm ausgetauscht. Das Programm nun passt nicht nur hervorragend zum Orchester, es zeigt auch eine ganz andere – für viele vielleicht neue – Seite von Johan de Meij.

Die Transkriptionen und Bearbeitungen von Johan sind spitze! Das wissen die Kenner seiner Werke. Und so werden die Konzerte auch mit zwei Transkriptionen von Werken eines Komponisten beginnen, der kleine Parallelen zum Leben von Johan de Meij aufweist: Antonín Dvorák. Dvorák war Komponist und Dirigent – wie Johan de Meij. Er reiste viel in seiner Eigenschaft als Komponist und Dirigent – de Meij wohl noch mehr. Dvorák lebte einige Zeit in den USA, genauer in New York und Ohio. De Meij lebt seit einiger Zeit in New York in den USA. Ob Johan de Meij deshalb eine Verbundenheit mit Antonín Dvorák fühlt? Ich werde ihn bei nächster Gelegenheit einmal fragen müssen.

Johan de Meij
Johan de Meij

Das erste Werk der Konzerte wird Andante & Alla Marcia aus der vierten Sinfonie von Antonín Dvorák sein. Diese Bearbeitung basiert auf zwei Sätzen aus seiner Sinfonie Nr. 4 von 1874. Die erste Aufführung dieser Sinfonie fand übrigens erst achtzehn Jahre danach statt [Prag, 1892], und das Werk wurde erst 1912, acht Jahre nach dem Tod des Komponisten, veröffentlicht. Die vierte Sinfonie markiert Dvoráks Übergang zu seinem eigenen Stil, in dem es ihm gelang, sich von den Einflüssen anderer Komponisten zu lösen. Die langsame Einleitung des zweiten Satzes (andante sostenuto e molto cantabile) ist noch deutlich von Richard Wagners Tannhäuser beeinflusst; das alla Marcia aus dem Scherzo ist jedoch typisch für Dvorák, vor allem wegen der starken Bezüge zur böhmischen Volksmusik, die in seinem späteren Werk eine so große Rolle spielen sollte. Da die vierte Sinfonie von Antonín Dvorák sehr wenig aufgeführt wird, können wir uns hier auf eine Neuentdeckung freuen.

Anders verhält es sich mit der viel gespielten American Suite – eine Hommage an das Land, in der Dvorák einige Jahre lebte und passend, von einem amerikanischen Bürger mit ausgeprägten Wurzeln in Europa, ausgewählt. Die American Suite ist auf vielen Konzertprogrammen zu finden – wenn auch weit nicht so oft wie Dvoráks 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“. Dvoráks Hauptziel in Amerika war die Suche nach authentischer „amerikanischer Musik“. Kleine „Schlaumusikerei“ in einem Nebensatz: Auch Johan de Meij fand authentische amerikanische Volksmusik und verarbeitete sie z. B. in Songs from the Catskills. Dieses Werk steht in Leipzig leider nicht auf dem Programm, ebenso wenig wie die beiden Hommagen von Johan de Meij an seine neue Heimatstadt New York: Downtown Divertimento und seine zweite Sinfonie The Big Apple. Aber zurück zur American Suite von Antonín Dvorák. Dank seines Schülers Harry Burleigh, einem der ersten afro-amerikanischen Komponisten, lernte Dvorák die traditionellen amerikanischen Spirituals kennen. Dvorák war überzeugt, dass die Amerikaner durch die Musik der Afroamerikaner und der amerikanischen Ureinwohner ihren eigenen nationalen Stil finden würden. In der American Suite sind deutliche Einflüsse dieser amerikanischen Volksmusik zu finden. Wie in der Sinfonie und übrigens auch in einem Streichquartett macht Dvorák ausgiebig Gebrauch von der pentatonischen Tonleiter und synkopischen Rhythmen, die er als „typisch amerikanisch“ ansah.

Mit dem ersten Originalwerk von Johan de Meij in den Konzerten wird der Soloklarinettist der Sächsischen Bläserphilharmonie ins Rampenlicht gestellt: Maksym Barabakh.

Maksym Barabakh (©Lambros Kazan)
Maksym Barabakh (©Lambros Kazan)

Maksym Barabakh wurde 1992 im Dorf Obroshyno in der Region Lwiw (Lemberg) in der Ukraine, geboren. Er absolvierte die Obroshyno Musikschule im Klarinettenunterricht bei seinem Vater Oleg Barabakh. Von 2008 bis 2012 studierte er am Musikcollege S.P. Lyudkevych in Lwiw, und von 2012 bis 2017 war er Student an der Lwiwer Nationalen Musikakademie M.V. Lysenko in der Klarinettenklasse von Professor Igor Protsiv. Von 2017 bis 2020 schloss Maksym sein Masterstudium an der Hochschule für Musik in Rostock in der Klarinettenklasse von Professor Heiner Schindler ab. Während seiner Ausbildung war er als Klarinettist in verschiedenen Orchestern tätig, darunter die K&K Philharmoniker, das Lviv Virtuosen Chamber Orchestra, das Norddeutsche Philharmonie Rostock und der Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin. Seit 2021 ist Maksym Barabakh Soloklarinettist in der Sächsischen Bläserphilharmonie und an der Akademie.

Die Mutter von Maksym ist Musikschulleiterin in Lwiw. An beiden Konzert-Terminen wird für die jungen Musiker:innen dieser Musikschule ein Spendentopf bereitstehen.

Das Klarinettenkonzert Trittico Ecclettico, das Maksym als Solist spielen wird, ist ein relativ neues Werk von Johan de Meij. Es wurde zuvor meines Wissens nach erst einmal in Deutschland aufgeführt. Der Titel Trittico Ecclettico (eklektischer Tryptichon) bezieht sich auf die drei Sätze, von denen jeder einen anderen Stil hat. Der erste Satz basiert auf einem Lied, das Johan für den ersten Geburtstag seiner Enkelin Reni geschrieben hat. Es ist eine fröhliche und unbeschwerte Melodie, inspiriert vom liebenswerten und fröhlichen Wesen der kleinen Lady. Der zweite Satz bezieht sich auf die Musik der Minimalisten Philip Glass, Steve Reich und Louis Andriessen, während der letzte Satz im Balkan- und Klezmer-Stil geschrieben ist, mit virtuosen Passagen für den Solisten und das Akkordeon. Es ist nicht das erste Original-Werk, in dem Johan de Meij das Akkordeon als klangliche Ergänzung zum Blasorchester einsetzt. Er hat es bereits in Celtic Classics, Klezmer Classics, At Kitty O’Shea’s, Pennsylvania Faux Songs und natürlich in seiner Bearbeitung der Jazz Suite No. 2 von Shostakovich verwendet.

Nächstes Jahr wird das Ende des Zweiten Weltkrieges 80 Jahre her sein. Davon, wie Sergei Prokofiev den Zweiten Weltkrieg erlebt hat, können wir in The Year 1941 eine Ahnung bekommen. Prokofjew wurde zusammen mit anderen Komponisten in den Kaukasus evakuiert, als Deutschland 1941 mit dem Angriff auf die Sowjetunion begann. Unter diesen Umständen begann Prokofjew mit der Arbeit an dieser symphonischen Suite. Zur gleichen Zeit arbeitete er an seiner epischen Oper Krieg und Frieden und dem Streichquartett Nr. 2. The Year 1941Das Jahr 1941 ist eine Orchestersuite in drei Sätzen und eine ergreifende, eindrucksvolle musikalische Darstellung einer stürmischen und leidvollen Periode der Geschichte. Die Bearbeitung von Johan de Meij dieses eindrücklichen Werkes von Sergei Prokofiev wird in den beiden Konzerten der Sächsischen Bläserphilharmonie erstmals in Deutschland zu hören sein.

Zentral im zweiten Konzertteil steht das neue Originalwerk von Johan de Meij Triptychon. Es ist keine deutsche Erstaufführung. Die Uraufführung fand im Jahr 2022 beim auftraggebenden Orchester, der Stadtmusik Stockach, unter der Leitung von Helmut Hubov statt. Johan de Meij und seine Frau Dyan sind Kunstliebhaber. Die Biennale di Venezia steht regelmäßig auf ihren gemeinsamen Reiserouten. Alte und zeitgenössische Kunst ist immer wieder Gegenstand von Kompositionen von Johan de Meij. Denken wir an die Dutch Masters Suite oder die vier Teile der Venetian Collection. Ein Triptychon ist ein dreiteiliges Gemälde und das Originalwerk Triptychon von Johan de Meij wurde inspiriert durch das Triptychon des finnischen Malers Akseli Gallen-Kallela.

GallenKallela: The Aino Triptych
Gallen Kallela: The Aino Triptych

Akseli Gallen-Kallela (1865 – 1931) malte 1891 sein berühmtes Aino-Triptychon, für das ihm seine eigene Frau Maria Modell stand. Es ist von der Kalevala, dem finnischen Nationalepos, inspiriert und stellt die Geschichte auf drei Tafeln dar: Das linke zeigt die erste Begegnung von Väinämöinen und Aino im Wald. Die rechte Tafel zeigt die trauernde Aino, die am Ufer weint und dem Ruf der Meerjungfrauen von Vellamo lauscht, die im Wasser spielen. Die mittlere Tafel zeigt den Fischer Väinämöinen, der einen kleinen Fisch wegwirft, der sich als Aino entpuppt, die ihn auslacht und für immer verschwindet. Kunst in Musik verwandelt – Johan de Meij und die Sächsische Bläserphilharmonie werden das sichtbare Triptychon hörbar machen.

Wenn wir das bisherige Konzertprogramm so ansehen, bemerkt der aufmerksame Leser und die gebildete Leserin, dass nicht nur europäische Komponisten mit amerikanischem Bezug auf dem Konzertprogramm stehen, sondern auch, dass viele Länder Europas gestreift werden. Während bisher eher zu ost- und nordeuropäischen Ländern, wie Russland, dem Balkan und Finnland Bezug genommen wurde, stehen in der Suite Montparnasse der französische Komponist Erik Satie und somit die in diesem Jahr olympische Metropole Paris im Rampenlicht. Die sehr durchsichtige Musik von Erik Satie passt ganz hervorragend zur eher schlank besetzten Sächsischen Bläserphilharmonie. Und dass auch die Hobbits aus Johan de Meijs berühmtesten Werk, der ersten Sinfonie The Lord of the Rings filigran klingen können, wird die Sächsische Bläserphilharmonie bei ihren zwei Konzerten im September beweisen.

Sächsische Bläserphilharmonie Bethanienkirche
Sächsische Bläserphilharmonie in der Bethanienkirche in Leipzig

Ich hoffe sehr, dass Ihr nun Lust bekommen habt, eines der beiden besonderen Konzerte der Sächsischen Bläserphilharmonie unter der erstmaligen Leitung von Johan de Meij bekommen habt. Johan de Meij freut sich auf jeden Fall sehr auf die beiden Konzerte und ganz besonders auf die Probenarbeit mit der Sächsischen Bläserphilharmonie. Die Erwartungen sind groß, denn dem Orchester eilt der Ruf voraus, mit erstklassigen Musikerinnen und Musikern besetzt zu sein. Dies ist auch der Grund, warum die Sächsische Bläserphilharmonie im Jahr 2023 den renommierten OPUS KLASSIK Preis „Ensemble des Jahres“ für die CD-Produktion „La Valse“ unter der Leitung von Petter Sommerer, dem Chefdirigenten und künstlerischen Leiter, unter dem Label „Hänssler Classic“ erhalten hat.

Hier sind die versprochenen Informationen zu den beiden Konzerten der Sächsischen Bläserphilharmonie unter der Leitung von Johan de Meij:

07.09.2024, 17:00 Uhr, Bethanienkirche Leipzig – Tickets: Bethanienkirche Leipzig
08.09.2024, 15:00 Uhr, Heide Spa Bad Düben, SachsenTickets: Bad Düben

Karten für beide Konzerte sind an den bekannten VVK-Stellen auch deutschlandweit erhältlich.

Was die Zugabe sein wird, hat mir weder Johan de Meij noch die Orchestermanagerin Barbara Venetikidou verraten… Mit beiden habe ich ausführlich über diese erstmalige Zusammenarbeit per Zoom gesprochen. Johan de Meij wird das erste Mal überhaupt die Musik- und Kulturstadt Leipzig sehen. Für mich selbst ist Leipzig nach Freiburg die schönste Stadt Deutschlands und ich habe ihm eine ganze Liste an musikalischen Sehenswürdigkeiten gegeben, die er unbedingt besuchen muss!

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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