Kerkrade 2017: Erfolgreicher Ausflug des Freiburger Blasorchesters
Ein Gastbeitrag von Catrin Müller vom Freiburger Blasorchester
“Jetzt ist das Trio komplett: Das Freiburger Blasorchester kann Starts in der 3., der 2. und der 1. Division des World Music Contests (WMC) in Kerkrade verbuchen. Und mit dem Gewinn einer Goldmedaille in der 1. Division Ende Juli auch einen sehr erfolgreichen!
Die Busfahrt am Samstagmorgen von Freiburg aus direkt ins Hotel etwa 30 km außerhalb von Kerkrade verging wie im Flug. Nach dem Zimmerbezug ging es gleich wieder in den Bus: ab nach Kerkrade zur Rodahal, der Veranstaltungshalle für die Wettbewerbe der 1. Division und der Konzertdivision. Gähnende Leere auf dem Vorplatz – es liefen gerade Konzerte der 1. Division. Die meisten Freiburger kauften sich eine Eintrittskarte für die Konzertdivision am Abend und schlenderten erst einmal in die nahegelegene Innenstadt, um den Magen zu füllen. Pommes waren definitiv der Renner! Auf Kerkrade-Art übrigens mit Majo oder Curryketchup. Die ganze Stadt war im WMC-Fieber: überall hingen WMC-Fahnen. Offensichtlich machte sich dieses alle vier Jahre stattfindende Großereignis auch auf die (hochgesetzten) Preise und (runtergesetzten) Portionsgrößen in den Restaurants bemerkbar.
Im Konzert am Abend spielten La Concordia aus der Schweiz und das Sinfonische Blasorchester Ried aus Österreich. Auch ohne die Orchester zu kennen, bemerkte man eine deutliche Anspannung auf den Gesichtern der Musiker. Nichtdestotrotz lieferten beide Klangkörper eine beeindruckende Leistung ab, hatten allerdings die neuen Vorgaben der Konzertdivision, das Publikum mit mehr „Unterhaltungselementen“ miteinzubeziehen, eher zurückhaltend umgesetzt.
(Die neuen Vorgaben sollen die Anpassung der Blasmusik an eine sich verändernde Gesellschaft fördern. Ich frage mich immer mehr, ob es nötig ist, das Publikum multimedial zu unterhalten. (Fast) alle Sinfonieorchester kommen doch auch ganz gut ohne aus. Auch wenn mir die Darbietung des LBOs beim Kerkrade-Vorbereitungskonzert beim Jubiläum des Oberbadischen Blasmusikverbands Elzach die Tränen in die Augen getrieben hatte.)
Nach einer langen Irrfahrt aufgrund einer Nachtbaustelle auf der Autobahn zurück zum Hotel und einem „Absacker“ an der Hotelbar ließen die meisten Musiker die Konzerte am Morgen sausen, schliefen aus und frühstückten ausgiebig (was für ein Buffet!). Treffpunkt war schließlich um 13 Uhr an der Rodahal, Umziehen um kurz nach 14 Uhr in den zur Verfügung gestellten Baucontainern, und um kurz vor 15 Uhr ging es dann in den Einspielraum. Irgendwie war dann ein bisschen der Wurm drin: Der Wettbewerb hatte Verspätung und beim Bühnenaufbau war alles ziemlich hektisch.
Von meinem vorderen Platz aus konnte ich das FBO gespannt aber freudig auf der Bühne sitzen sehen. Die Rodahal ist kein Konzerthaus wie man sich das so vorstellt – mit viel Holz und Schallelementen. Nein, hier herrscht ein recht zweckdienliches Flair mit einer modernen blauen Beleuchtung. Schade, dass manche Stühle im Publikum quietschend Soloeinlagen von sich gaben. Und dann ging es los…und nur knapp 30 Minuten später war der Spuk auch schon wieder vorbei. Unser Auftritt lief ganz ordentlich, wenn auch nicht glatt. Es waren Schnitzer drin, die sicherlich nicht hätten sein müssen und wahrscheinlich der Nervosität geschuldet waren. Dann hieß es, runter von der Bühne und in den Saal, um der Bläserphilharmonie Aachen zuzuhören. Das junge Orchester spielte ein tolles Konzert, und die große Fangemeinde aus dem nahegelegenen Aachen sorgte dafür, dass der Saal relativ gut gefüllt war.
Gegen 19 Uhr war die Ergebnisbekanntgabe, und sehr zufrieden über die Jurywertung von 87 Punkten stiegen wir bald wieder in die Busse zurück nach Freiburg, um auf der Fahrt zu feiern und das musikalische Wochenende Revue passieren zu lassen.
Was bleibt als Resümee?
Gut war das viele persönliche Üben, das Klang und Technik im ganzen Orchester verbesserte, das soziale Miteinander während des Probenwochenendes, der beiden Probentage und der Kerkradefahrt. Schön war das Zuhören bei den Vorträgen der anderen Orchester, für das man gerne etwas mehr Zeit gehabt hätte. Die Atmosphäre zu genießen, Wettkampfluft zu schnuppern und viele begeisterte Blasmusiker zu treffen, war eine tolle Erfahrung, die es in dieser Intensität nur bei einem internationalen Wettbewerb mit großem Bekanntheitsgrad gibt. Auf der anderen Seite hat der Mythos Kerkrade, für mich etwas an Zauber verloren. Es ist letztendlich doch nur ein Wettbewerb (wenn auch ein bedeutender), bei dem man Musik macht, um das Publikum zu begeistern, und bei dem man – wie bei einem Konzert auch – das Beste gibt!”
Catrin Müller, Freiburger Blasorchester
Herzlichen Glückwunsch an das FBO zur Goldmedaille und vielen Dank an Catrin Müller für diesen Gastbeitrag. Ich freue mich darauf, ab September Teil dieses Orchesters zu sein.
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