Praxisbeispiele: Erfolgreiche Konzertprogramme!
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„Was war für Dich Dein bisher erfolgreichstes Konzertprogramm und was hat es zu einem Erfolg gemacht?“ ist die Frage, die ich an die fünf Dirigent:innen Thierry Abramovici (DE), Emilie Chabrol (FR/CH), Georg Horrer (IT/Südtirol), Birgit Thanner (DE) und Carina Wachter (DE) gestellt habe. Sie stellen im Folgenden ihre erfolgreichsten Konzertprogramme vor und begründen, warum es so erfolgreich war.
Thierry Abramovici
Winzerkapelle Oberbergen, Musikverein Freiburg-Zähringen
Eines meiner besten Programme war definitiv das Kirchenkonzert 2023 mit der Stadtmusik Waldkirch.
Das Konzert fand in der St. Margarethen Kirche in Waldkirch statt.
Nach der Eröffnung mit dem Lobgesang Alleluia, Laudamus Te! von Alfred Reed,kam, auch von Alfred Reed,der zweite Satz aus seiner Symphony Nr. 3, Variations on the „Porazzi“ Theme of Wagner. Dieser Satz ist eine freie Variationsform, die auf dem wahrscheinlich letzten Musikstück basiert, das Richard Wagner vor seinem Tod schrieb. Als private, liebevolle Hommage an seine Frau Cosima gedacht, wird es als „Porazzi“-Thema bezeichnet, benannt nach der Villa in Palermo, in der sich die Familie Wagner mehrere Monate aufgehalten hatte. Man sagt – es ist aber nicht bewiesen – Wagner habe das Stück in der Nacht vor seinem Tod in Venedig am Klavier gespielt. Die langen, hoch emotionalen Phrasen sind voller Leidenschaft.
Das nächste Stück war Lamentation of Archangel Michael von Fujita Gemba.Das Werk beschreibt den Kampf zwischen Erzengel Michael und dem Satan und symbolisiert damit den Kampf zwischen Gut und Böse. Die Musik ist sehr kontrastierend und wechselt oft zwischen Momenten der Ruhe und Momenten der Aggression. Für mich spiegelt diese Musik aber auch den inneren Kampf und den Konflikt wider, der in jedem Menschen während Trauer, Verlust oder Abschied stattfindet.
Es folgte This cruel Moon von John Mackey. Hier geht es wieder um Liebe und Abschied. Die Liebe der Nymphe Kalypso für Odysseus, den sie vor dem Tod gerettet hatte. Odysseus teilte ihr Bett sieben Jahre lang, bis er entschied, sie zu verlassen, um zu seiner Familie zurückzukehren. Kalypso ist untröstlich, lässt ihn aber gehen. Die Musik ist voller Melancholie und „schmerzhafter“ Dissonanzen.
Als Abschiedsstück wählte ich Love and Light von Brian Balmages,ein Werk, das ein schwieriges Thema behandelt: den Verlust eines Kindes. Das Werk besteht aus drei Teilen, in denen der Komponist versucht drei Fragen musikalisch zu beantworten. Wie klingt bedingungslose Liebe? Wie klingt es, wenn diese bedingungslose Liebe zerbricht? Und, letztendlich, wie klingt es, wenn ein Kind zum ersten Mal das Angesicht Gottes sieht? Ich habe wirklich lange überlegt, ob ich dieses Stück ins Programm nehmen kann, weil dieses Thema so schwierig ist. Das Stück war aber ein Volltreffer! Das hoch dramatische Werk endet mit tröstlichen, triumphalen und kraftvollen Tönen.
Obwohl alle Werke von demselben Thema handeln, ist der kompositorische Stil bei jedem Komponisten anders. Neben einer Koryphäe wie Alfred Reed, sind es zwei Amerikaner der neuen Generation, die sich mit dem Thema „Liebe und Abschied“ auseinander setzen. Dazwischen steht der Japaner Fujita Gemba als Bindeglied mit dem Thema „Innerer Kampf“. Das Programm ist meiner Meinung nach deshalb so gelungen, weil ich es geschafft habe, einen Bogen zu spannen, der in seinem Aufbau und seiner Struktur genau das widerspiegelt was in einem menschlichen Trauerprozess stattfindet. Der Weg führt von Liebe hin zu Kampf und über die Trauer letztendlich zur befreienden Akzeptanz. Und obwohl die Kompositionen so unterschiedlich waren, gab es keinen Bruch in diesem Bogen zu spüren.
Das Konzert war mein Abschiedskonzert bei der Stadmusik Waldkirch. Sich zu verabschieden ist nie leicht, vor allem wenn die Menschen stark verbunden sind. Wenn der Abschied in Frieden stattfindet, werden die Gefühle teilweise sehr stark. Die Stückauswahl war natürlich auch auf diesen Anlass hin zugeschnitten. Die Musik trug auch unsere persönlichen Empfindungen.
Emilie Chabrol
Stadtmusik Bremgarten, MG Rietheim, Zürcher Jugendblasorchester 2023 und 2024
Zürcher Jugendblasorchester u25 Konzerte 2024
Das beste und erfolgreichste Konzertprogramm für mich war das Programm, das ich für das Zürcher Jugendblasorchester u25 gemacht habe. Dieses Musikprogramm wurde am 18. und 19. Oktober 2024 im Schinzenhof Saal in Horgen und im Stadthaussaal in Winterthur aufgeführt. Das Programm wurde während einer Probenwoche geprobt, auf die die beiden Konzerte folgen sollten.

Das Programm lautet wie folgt:
Festive Overture von Satoshi Yagisawa.
Saga Candida von Bert Appermont
Caledonia von Oliver Waespi
Porgy and Bess von George Gershwin/ Arrangement von James Barnes
Jitterbug! von Robert Buckley
Os Passaros Do Brasil von Kees Vlak
Zugaben:
Caravan Arrangement Naohiro Iwai
Genève Franco Cesarini
Was meiner Meinung nach den Erfolg dieses Programms ausgemacht hat, ist die Balance zwischen einem konzertanten ersten Teil und einem unterhaltsamen zweiten Teil mit verschiedenen Musikstilen.
Dieses Konzept gefällt den jungen Musikern, die das Programm eine ganze Woche lang proben müssen, und auch dem Publikum. Diese Abwechslung macht die Proben dynamischer und interessanter. Die Motivation ist höher und der Fortschritt dadurch schneller.
Das zentrale Stück des Programms war Saga Candida von Bert Appermont. Viele Jugendliche wollten dieses Stück spielen, da es zu den „Klassikern“ des Repertoires für Blasorchester gehört. Es ermöglicht es, alle Instrumente des Orchesters zur Geltung zu bringen, insbesondere mit vielen Soli. Ich habe dann den Rest meines Programms „um“ dieses konzertante Stück herum gebaut. Das Stück Caledonia von Oliver Waespi ist ebenfalls ein konzertantes Stück, aber mit den Farben traditioneller irischer Musik, die bereits einen unterhaltsameren zweiten Teil ankündigt.
Das Arrangement von Porgy and Bess führt uns mit seinem Jazz-Charakter ebenfalls in den nächsten Teil des Programms. Wenn ich kann, schaffe ich gerne Verbindungen und Übergänge zwischen den Stücken, damit das Publikum auch von einem Stück zum anderen mitgenommen wird. Das Konzert ist auf diese Weise viel harmonischer. Ich glaube, dass es möglich ist, ein Publikum mit Stücken bekannt zu machen und sie sogar schätzen zu lernen (Stücke, die sie nie auf die Idee gekommen wären zu hören), wenn das musikalische Programm gut aufgebaut ist. Ich versuche gerne, meine Musikprogramme mit dieser Idee aufzubauen, anstatt bestimmte Stücke auszuschließen, die dem Publikum zu schwierig zu hören erscheinen.
Es ist auch wichtig, dass das Musikprogramm eine sinnvolle Länge hat und dass die Teile vor und nach der Pause ausgewogen sind.
Dieses Konzert ist hier hörbar: https://open.spotify.com/intl-de/album/1BzeaaGcCGSvOBNP8dl3Xb?si=w9qXn9u5T06wb9T-21VVLA&nd=1&dlsi=bb0d181bf79d48f5
Georg Horrer
Bürgerkapelle Schlanders
Das erfolgreichste Konzertprogramm aus meiner 33-jährigen Dirigententätigkeit bei der Bürgerkapelle Schlanders herauszufiltern ist sehr schwierig und auch relativ. Was ist erfolgreich – wenn der Saal immer voll ist, das Publikum von Herzen applaudiert, wenn eine spürbar gute Energie zwischen Orchester, Dirigent und Publikum entsteht, wenn es bei den sogenannten Experten gut ankommt, usw.?
Die erste Frage für mich ist immer, welches Musikerpotential habe ich in meinem „Laienorchester“, wer sitzt im Publikum – wem kann ich was zutrauen, sei es im Orchester als auch den Zuhörern. Ist das Programm musikalisch hochwertig und doch unterhaltsam? Ich denke, dass ich durch jahrelange Erfahrung und auch einige Experimente die richtige Mischung für das Konzertprogramm unserer Festkonzerte gefunden habe. Roter Faden, ja oder nein? Hier zitiere ich immer gerne meinen Dirigierlehrer Prof. Hans Obkircher: spiele einfach gute Musik. Ein Programm ist für mich wie ein perfektes, abwechslungsreiches Dinner mit teils unbekannten Gerichten. Wenn ich bei jedem Gang z.B. Zitrone oder Lachs als roten Faden serviert bekomme, wird es auch für meinen Gaumen sehr schnell langweilig!!
Ein sehr erfolgreiches und äußerst gut angekommenes Konzertprogramm ist sicher jenes des Festkonzertes 2024. Wir haben das Publikum mit dem großartigen, aber selten gespielten Marsch Sound Off von John Philip Sousa außerhalb des Programmes begrüßt. Das Orchester und das Publikum waren somit “in medias res”, also mitten im Geschehen. Dann folgte das neu erschienene Werk Rapture des vielversprechenden amerikanischen Komponisten Brian Balmages, welches Musikerinnen und Publikum gleichermaßen in den Bann zog – intensive Musik voller unterschiedlicher Emotionen, durchtränkt von großer Erfüllung und tiefer Dankbarkeit. Grundlage dieses energiegeladenen Werks ist die englische Hymne Helmsley. Der Text dieser Hymne beschreibt den Moment der Herrlichkeit, die christliche Vorstellung des Einzugs in den Himmel nach dem Tode.
Für einen Ruhepunkt sorgte dann das sehr schöne choralartige, anmutende Stück Dum Spiro Spero von Chris Pilsner, welches die Bürgerkapelle Schlanders bereits im Jahre 2015 als Europa-Premiere aufführen durfte. Der Titel Dum Spiro Spero ist ein berühmtes lateinisches Zitat des römischen Schriftstellers und Philosophen Marcus Tullius Cicero, der allgemein als der bedeutendste Redner des alten Rom gilt. Übersetzt bedeutet der Titel „Solange ich atme, hoffe ich.” Als Chris Pilsner diese Worte zum ersten Mal las, war er von der unglaublichen Kraft dieses Zitates sofort ergriffen und er versuchte etwas so tief Emotionales und Menschliches zu schreiben, das diesem Titel gerecht werden konnte.
Zum Abschluss des 1. Teiles präsentierten wir dann noch einen echten Klassiker der Blasorchesterliteratur, Armenian Dances Part 1 von Alfred Reed, immer noch etwas vom Besten, was die Blasmusik zu bieten hat. Diese ausgedehnte sinfonische Fantasie für Blasorchester besteht aus fünf Tänzen, welche auf authentischen armenischen Volksweisen aus den gesammelten Werken von Gomidas Vartabed, dem Begründer der klassisch-armenischen Musik basieren. Reed hat Stilistik, Tempo und all die Natürlichkeit dieser simplen Volkslieder und -tänze eingefangen, und die aus ihnen entstehenden Möglichkeiten melodischer, harmonischer und rhythmischer Entwicklung in eine individuelle symphonische Sprache umgesetzt. Dieses Werk ist nach wie vor bei Publikum als auch dem Orchester sehr beliebt!
Mit dem strahlenden Konzertmarsch Wind for Winds von Shin’ya Takahashi haben wir dann unsere Zuhörer auf den zweiten, unterhaltsameren Konzertteil eingestimmt.
Neben der Tierwelt stehen oft Geschichten, Märchen, Legenden und Sagen Pate für Blasorchesterwerke, oder eben Landschaften. Und darum geht es in Appalachian Journey von Brant Karrik. Die Bergkette der Appalachen erstreckt sich vom US-Bundesstaat Maine bis Tennessee. Dieses Stück begeisterte die Zuhörer mit eingängiger Melodik, pulsierendem Rhythmus und rauschhaftem Orchesterklang von Fiedler-Weisen der dort lebenden englischen Siedlern.
Gleich drauf wurde das Publikum mit einem von Eiji Suzuki effektvoll instrumentierten Medley des märchenhaften Soundtracks zum Kinofilm Cinderella in die Welt des Walt Disney entführt. Inspiriert vom zeitlosen und weltberühmten Märchen Aschenputtel, das seit Generationen Jung und Alt verzaubert, kam 2015 Cinderella als bildgewaltiger Realfilm mit Starbesetzung in die Kinos, inszeniert von Multitalent Kenneth Branagh. Nicht nur die fantastischen Bilder des Animationsfilms sind beeindruckend, sondern auch die großartigen Songs. Der Soundtrack stammt von Patrick Doyle, Mack David und Al Hoffman – tolle, ansprechende Musik!
Zum Abschluss des offiziellen Teiles präsentierten wir noch Latin Gold, eine schwungvolle und zündende Nummer für Blasochester arrangiert von Paul Lavender, in dem drei erfolgreiche Latin-Songs effektvoll verarbeitet sind.
Dem sehr dankbaren und der Bürgerkapelle Schlanders mit viel Applaus Anerkennung zollende Publikum haben wir als erste Zugabe ein weiteres Highlight Gabriellas Sang von Stefan Nilson dargeboten, hervorragend gesungen von unserer 1. Klarinettistin Mara Siller. Den endgültigen Abschluss (2. Zugabe) bildete der interessante und symphonisch angelegte Konzertmarsch Bereit.Stark.Schnell des Schweizers Thomas Trachsel.
Der Erfolg dieses Festkonzertes war meiner Meinung nach das abwechslungsreiche Programm, bestehend aus einer guten Mischung von Originalwerken aber auch sehr guten Arrangements großartiger Musik. Die große Spielfreude, Leidenschaft, positive Energie auf der Bühne und der überzeugende Vortrag meines Orchesters haben sicher wesentlich dazu beigetragen, dass der berühmte Funke auf das Publikum übergesprungen ist. Die vielen positiven Feedbacks quer durch die Zuhörer, vor allem auch das Programm betreffend, haben mich in meiner Auswahl bestärkt.
Die richtige Programmauswahl für ein erfolgreiches Konzert ist und bleibt jedes Mal eine neue Herausforderung – „Viele Wege führen nach Rom bzw. zum Erfolg”!
Das komplette Konzert könnt Ihr auf Youtube anhören/-sehen:
Birgit Thanner
Gersthofer Blasharmoniker
Die Hauptfrage, die ich mir zum Thema „mein erfolgreichstes Konzertprogramm“ gestellt habe, war zunächst: Was macht für MICH ein Konzert erfolgreich? Also was muss bei einem Konzert oder auf dem Weg zum Konzert passieren, damit ein Konzertprogramm für mich gelungen ist – oder gibt es dafür objektive Kriterien, die ich ansetzen kann? Letzteres erschien mir schwierig, denn ich kann natürlich anhand der Publikumsreaktion sehen, ob es den Zuhörern gefallen hat, aber schnell war klar, dass es für mich doch noch andere persönliche Punkte gibt, die ein Konzert erfolgreich machen:
– Bei welchem Programm ist mein Orchester über sich hinaus gewachsen, bzw. haben sich meine Musiker besonders weiterentwickelt?
– Was hat mich persönlich tief berührt?
– Wo hatte ich das Gefühl das Publikum und die Musiker abgeholt zu haben?
So sind mir zwei Konzerte in den Sinn gekommen, die unterschiedlicher nicht sein können, jedoch beide für mich sehr erfolgreich waren:
1. Unser erstes 1-1-1-Projektkonzert im Frühjahr 2018 in Wehr im Südschwarzwald.
Dies war ein Projekt mehrerer Orchester im Bezirk 7 des Blasmusikverbands Hochrhein mit dem Titel: „Ein Orchester, ein Wochenende, ein Konzert“ und hat Kinder unter und auf Bronze-/D1-Niveau angesprochen. Hier gab es bis dato keine Projektorchester und wir haben so die jüngsten Musiker einer ganzen Region zusammen gebracht. Also ein Nachwuchsprojekt mit großer Wirkung. Ca. 150 junge Musiker auf einer Bühne, die an einem Wochenende angeleitet von 3 professionellen Dirigenten und über 10 Dozenten ein Konzertprogramm auf die Beine gestellt haben. Titel, die wir gespielt haben, waren unter anderem Game of Thrones (Arr. Michael Brown), Skyfall (Arr. Jay Bocook) und Maori (Arr. Joachim Pfläging). Das Leuchten in den Gesichtern der Kinder und vor allem der große Zulauf auch im darauf folgenden Projekt war ein klares Zeichen des Erfolgs!
In der ersten Konzerthälfte hat zudem noch die Jugendkapelle der Stadtmusik Wehr unter der Leitung zweier Nachwuchsdirigenten, die von mir ausgebildet wurden, gespielt. Dies zu sehen war einfach nur großartig. Wir konnten sehen, wie die pädagogische Arbeit unseres ganzen Teams die Kinder zu stolzen Musikern machte, was dieses Konzert zu einem meiner erfolgreichsten kürt.

2. Das Konzert unter dem Titel „Sagenhaft“ mit den Gersthofer Blasharmonikern im Herbst 2023.
Im November 2023 fand mit meinem Orchester „Die Gersthofer Blasharmoniker“ in der Stadthalle Gersthofen unser alljährliches Jahreskonzert statt. Unter dem Motto „Sagenhaft – Musik erzählt Geschichten“ hatten wir den Kammersänger Ulrich Reß zu Gast. Er hat durch seine Ansagen einen wundervollen roten Faden durch den ganzen Abend gesponnen und durch seine Sprechrolle im Stück Die Bremer Stadtmusikanten von Hayato Hirose das Publikum begeistert. Zudem haben wir uns als Orchester an Las Aventuras del Principito von Ferrer Ferran gewagt und dieses mit einer Präzision und Tiefe musiziert, die für alle besonders war. Vor ausverkauftem Haus also ein rundum gelungener Abend, der mit viel Applaus und aber vor allem zufriedenen, motivierten und begeisterten Musikern zu Ende ging.
Das Programm:
Shine Down – arr. Andrew Blyth
S’isch äbe-n-e Mönsch uf Ärde – arr. Thomas Rüedi
Die Abenteuer des Kleinen Prinzen – Ferrer Ferran
Huntingdon Celebration – Philip Sparke
Die Bremer Stadtmusikanten – Hayato Hirose
Alice im Wunderland – arr. Eiji Suzuki
Selections from Starlight Express – arr. Jerry Nowak
Berliner Luft – arr. Roger Niese
Carina Wachter
Musikverein Reute-Gaisbeuren
Ein erfolgreiches Konzertprogramm entsteht nicht allein durch die Qualität einzelner Werke, sondern durch das ausgewogene Zusammenspiel verschiedener Faktoren – allen voran die Ausrichtung des Orchesters und die Erwartungen des Publikums. Ob ein traditionelles Konzert mit bekannten Märschen und Polkas oder ein sinfonisches Programm mit größerem künstlerischem Anspruch – entscheidend ist, dass das Programm zum Charakter des Ensembles passt und seine Stärken zur Geltung bringt.
Das Publikum stellt sich meist auf die Grundausrichtung eines Orchesters ein. Bei sinfonischer Blasmusik kann man eher auch einmal ungewohnte Klangsprachen und neue Idiome wagen. Dennoch gilt: In erster Linie soll das Publikum begeistert werden – sei es durch hörfällige Melodien, emotionale Tiefe oder packende Rhythmen. Bekanntes und Eingängiges wirkt oft verbindend, während einzelne unbekanntere Werke für Überraschung und Neugier sorgen können. Ein gelungener dramaturgischer Bogen trägt wesentlich zum Gesamteindruck bei. Ergänzend können gezielte Programmpunkte wie Solobeiträge, Gesangseinlagen oder der Einsatz ungewöhnlicher Instrumente für zusätzliche Abwechslung sorgen und das Konzert auf unterhaltsame Weise bereichern.
Gleichzeitig spielt auch das Orchester selbst eine zentrale Rolle. Die Stücke sollen den Musikerinnen und Musikern Freude bereiten, sie motivieren und fordern – aber nicht überfordern. Wenn das Orchester sich mit dem Programm identifizieren kann, entsteht eine besondere Energie, die sich auch auf das Publikum überträgt.

Ein gelungenes Beispiel für ein abwechslungsreiches und stimmig aufgebautes Konzertprogramm war das Osterkonzert 2025 des Musikvereins Reute-Gaisbeuren. Das Programm verband sinfonische Blasmusik mit unterhaltsamen Elementen, spannender Dramaturgie und musikalischer Vielfalt:
Raise of the Son (Rossano Galante)
Ein majestätisches, kraftvolles Eröffnungsstück, das sofort für Gänsehaut sorgt. Galante versteht es, durch breite Klangflächen, dramatische Spannungsbögen und emotionale Melodieführung eine mitreißende Atmosphäre zu schaffen. Als Konzertbeginn setzt das Werk ein klares musikalisches Ausrufezeichen.
Orient Express (Philip Sparke)
Dieses Werk nimmt das Publikum mit auf eine klangliche Reise entlang der legendären Zugstrecke von Paris bis Istanbul. Jede Station ist musikalisch charakterisiert – mit folkloristischen Elementen, feinen thematischen Übergängen und markanten Rhythmen. Besonders reizvoll ist die Mischung aus sinfonischer Dichte und programmatischer Leichtigkeit.
Arabesque (Samuel R. Hazo)
Ein Stück voller Energie und rhythmischer Vielfalt, inspiriert von arabischer Musik. Mit schnellen Taktwechseln, orientalisch anmutenden Skalen und tänzerischem Drive entführt Hazo die Zuhörer in eine fremde Klangwelt. Das Werk fordert nicht nur hohe technische Präzision, sondern auch stilistisches Gespür vom Orchester.
The Wizard of Oz (Harold Arlen, Arr. James Barnes)
Ein unterhaltsames Medley aus dem berühmten Filmklassiker – mit Hits wie Somewhere Over the Rainbow, If I Only Had a Brain und Ding-Dong! The Witch is Dead. Barnes gelingt es, die unterschiedlichen Stimmungen der Originalmusik detailreich zu instrumentieren, ohne ihre Leichtigkeit zu verlieren. Ein nostalgischer Höhepunkt vor der Pause.
– Pause –
Puenteareas (Reveriano Soutullo)
Ein klassischer Pasodoble, benannt nach der galicischen Stadt Puenteareas. Typisch für das Genre ist die Mischung aus stolzem Gestus, tänzerischer Eleganz und folkloristischem Kolorit. Dieses Werk bringt südliches Flair und einen Hauch spanischer Lebensfreude auf die Bühne – ein willkommener Kontrast zur sinfonischen Dichte zuvor.
Paris Montmartre (Arr. Toshio Mashima)
Diese Suite zeichnet ein lebendiges musikalisches Porträt des Pariser Künstlerviertels. Impressionistische Klänge, französischer Charme und beschwingte Rhythmen verbinden sich zu einem farbenreichen Bild. Grundlage des Arrangements sind bekannte französische Chansons, die Mashima raffiniert verarbeitet und in ein sinfonisches Gewand kleidet. Ein besonderes Highlight ist das Akkordeon-Solo, das dem Stück zusätzlich Authentizität verleiht und den Klang von Paris auf besondere Weise erlebbar macht.
Frank Sinatra Classics (Arr. Stefan Schwalgin)
Ein Medley der bekanntesten Songs des legendären Entertainers – darunter My Way, Somethin’ Stupid und New York, New York. Mit viel Swing, Groove und Charme ist dieses Arrangement ein Garant für gute Laune und ein musikalischer Brückenschlag zwischen sinfonischem Klang und Unterhaltungsmusik auf hohem Niveau. Für das Orchester bedeutet das einen deutlichen klanglichen Wechsel: Statt breiter sinfonischer Klangflächen ist nun ein transparenter, rhythmisch präziser Bigband-Sound gefragt – mit Betonung auf stilistischem Feingefühl, Leichtigkeit und Timing. Die mitreißende Wirkung und der hohe Wiedererkennungswert machen das Stück zu einem idealen Abschluss des Hauptprogramms – energiegeladen, publikumsnah und musikalisch anspruchsvoll. So rundet es das Programm auf perfekte Weise ab.
Zugaben:
Venezia (Gaetano Fabiani, Arr. Siegfried Rundel)
Eine stimmungsvolle musikalische Postkarte aus Venedig – elegant und beschwingt. Dabei handelt es sich um einen Konzertmarsch, der durch seinen festlichen Charakter und fließende Melodien das Publikum mitnimmt und das Konzert mit einem feierlichen Abschluss bereichert.
A Child’s Lullaby (Johannes Brahms, Arr. James Swearingen)
Ein ruhiger Ausklang mit emotionaler Tiefe: Swearingen verarbeitet das berühmte Wiegenlied von Brahms in einer gefühlvollen Bearbeitung für Blasorchester. Zart instrumentiert, mit fein nuancierten Klangschichten – ein sanfter musikalischer Abschied. Das Stück basiert auf dem bekannten Volkslied Guten Abend, gute Nacht und vermittelt damit eine besonders vertraute und beruhigende Atmosphäre.
Ein weiteres erfolgreiches Konzertprogramm – diesmal mit noch höherem künstlerischem Anspruch und neuem idiomatischem Charakter – bildete den Rahmen für mein Bachelor- Examenskonzert im Fach Blasorchesterleitung im Juli 2023 mit der Musikkapelle Eglofs.

Ein Examenskonzert stellt eine besondere Herausforderung dar: Es geht nicht nur darum, ein Orchester musikalisch überzeugend und sicher zu leiten, sondern auch darum, ein künstlerisch anspruchsvolles und dramaturgisch schlüssiges Programm zu gestalten. Die Vorgabe, Werke aus der gehobenen Blasorchesterliteratur zu wählen, bedeutete ein hohes Maß an technischer wie interpretatorischer Verantwortung – sowohl für mich als Dirigentin als auch für das Orchester.
Dabei war es mir ein zentrales Anliegen, diesen Anspruch nicht losgelöst vom Publikum zu denken. Trotz der kompositorischen Dichte und des Schwierigkeitsgrades der Werke sollte das Programm emotional zugänglich bleiben – vielseitig, klanglich farbenreich und mitreißend. So entstand ein Konzertverlauf, der neue idiomatische Wege geht, dabei aber auch bewusst traditionelle Elemente einbindet.
Die ausgewählten Werke spiegeln die stilistische Bandbreite und Ausdruckskraft moderner sinfonischer Blasmusik: von amerikanischer Gegenwartsmusik über armenisch geprägte Volksmelodien bis hin zur klanggewaltigen spanischen Tradition – abgerundet durch einen festlichen Konzertmarsch als Zugabe:
Overture to “Candide” (Leonard Bernstein, arr. Clare Ewing Grundman)
Die Ouvertüre aus Bernsteins Operette Candide eröffnet das Konzert mit sprühender Energie und viel Rhythmusvielfalt. Die abwechslungsreichen Motive spiegeln Bernsteins charakteristische Mischung aus klassischer Musik und Jazz-Elementen wider. Die Bearbeitung für Blasorchester bringt die Farbenpracht und den Elan des Originals kraftvoll zur Geltung – ein anspruchsvoller Einstieg, der gleichzeitig frisch und mitreißend wirkt.
California (David Maslanka)
David Maslanka zählt zu den bedeutendsten Komponisten der zeitgenössischen Blasorchesterliteratur und hat mit seiner innovativen Klangsprache wesentlich zur Erweiterung des musikalischen Idioms für Blasorchester beigetragen. California ist mehr als ein reines Klangbild der Landschaft – es ist eine musikalische Vision, die den „California Dream“ feiert: einen Raum der Vitalität, Kraft und Möglichkeit. Das Werk reflektiert sowohl die natürliche Schönheit der Wälder, Wüsten, Berge und Meere als auch die Stärke der Menschen und der Erde, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Maslanka sieht Musik als Mittel, gemeinsam zu träumen und eine neue Welt vorstellbar zu machen – eine Welt, in der Mensch und Natur im Einklang leben. Diese tiefgründige Aussage macht California zu einem anspruchsvollen und bewegenden Stück, das das Orchester sowohl technisch als auch interpretatorisch fordert.
Tercio de Quites – Pasodoble (Rafael Talens Pelló)
Ein kraftvoller spanischer Pasodoble, der mit seinen markanten Rhythmen und lebhaften Melodien die traditionsreiche Form gekonnt neu interpretiert. Das Werk bringt temperamentvolle Energie auf die Bühne und bietet dem Orchester Gelegenheit, rhythmische Präzision und Ausdrucksstärke zu zeigen. Nach den komplexeren und eher modernen Klangwelten von Maslankas California wirkt dieser Pasodoble wie eine klangliche „Neutralisation“ – er lockert das Programm auf, bringt Leichtigkeit und direkt zugängliche musikalische Freude ins Konzert. Gleichzeitig fordert er durch seinen charakteristischen Rhythmus und die feine Artikulation das Ensemble heraus und stellt eine gelungene Verbindung zwischen traditioneller und moderner Blasorchesterliteratur dar. So schafft Tercio de Quites eine willkommene Abwechslung und bereitet das Publikum auf den weiteren Verlauf des Konzerts vor.
Armenian Dances (Part 1) (Alfred Reed)
Dieses Werk basiert auf armenischer Volksmusik und gehört zu den beliebtesten Klassikern für sinfonische Blasorchester weltweit. Alfred Reed hat mit Armenian Dances ein Meisterwerk geschaffen, das die charakteristischen Melodien und Rhythmen Armeniens authentisch in die Klangwelt des Blasorchesters überträgt. Das Werk besticht durch farbenreiche Klangschichten, lebhafte Rhythmen und eine große emotionale Bandbreite – von feuriger Energie bis zu tief empfundenen, melancholischen Momenten. Die Musik vermittelt das Gefühl einer reichen kulturellen Tradition und einer starken Volksverbundenheit. Durch seine eingängige Melodik, die abwechslungsreiche Instrumentation und die spannungsvolle Dynamik ist Armenian Dances ein Werk, das sowohl bei Orchestern als auch beim Publikum großen Anklang findet. Es hat sich als fester Bestandteil der sinfonischen Blasorchesterliteratur etabliert und wird weltweit geschätzt. Als letzter offizieller Programmpunkt vor der Zugabe bildet dieses Werk einen emotional und klanglich eindrucksvollen Abschluss des Hauptprogramms – farbenreich, virtuos und tief berührend.
Zugabe:
Mars der Medici (Johan Wichers)
Ein traditioneller Konzertmarsch, der mit seinem klaren, festlichen Charakter einen würdigen und kraftvollen Abschluss des Examenskonzerts bildet. Mit majestätischer Strahlkraft, klanglicher Präsenz und rhythmischer Präzision bringt dieser Marsch nochmals Schwung und festliche Atmosphäre auf die Bühne. Die markanten Themen und die kompakte Form machen ihn zu einem idealen Schlusspunkt: feierlich, publikumswirksam und ein Ausklang voller Energie.
Herzlichen Dank an Thierry Abramovici, Emilie Chabrol, Georg Horrer, Birgit Thanner und Carina Wachter für Eure Mitarbeit an diesem Beitrag zum Thema erfolgreiche Konzertprogramme.