LBO Baden-Württemberg: Mit einer klaren Botschaft zum WMC nach Kerkrade
Drei Wochenenden des diesjährigen WMC in Kerkrade sind Geschichte. Eines steht uns noch bevor! Das Landesblasorchester meines Heimat-Bundeslandes Baden-Württemberg unter der Leitung von Björn Bus fiebert ihrem Auftritt beim WMC noch entgegen…. Ich freue mich sehr, dass auch Tobias Christoph, Schlagzeuger im LBO, einen Gastbeitrag über die Vorbereitungen für uns geschrieben hat:
„Jedes Kind dieser Welt hat ein Recht auf Zukunft“
Mit einer klaren Botschaft zum WMC nach Kerkrade
Bevor ich diesen Blogbeitrag zu schreiben begann, musste ich zuerst einmal im Archiv des LBO wühlen: „Wie oft waren wir jetzt schon beim WMC in Kerkrade“? Die Jahreszahlen geben Aufschluss: 1989, 1991, 1995, 2005 und 2009. Fünf Teilnahmen, es folgt also die Sechste. Wow! „Kerkrade-Oldies“ also, das Landesblasorchester Baden-Württemberg?
Die Frage an mich selbst: Darf ich mich mit der anstehenden dritten Teilnahme auch schon als „Kerkrade-Oldie“ bezeichnen? Eigentlich schon, aber die Spannung im Vorfeld und das Gefühl, am 30. Juli vor 1.250 ausverkauften Plätzen in der Rodahal spielen zu dürfen (Anmerkung: das Konzert des LBO ist seit Ende Juni ausverkauft), machen mich ganz schnell wieder zum hippeligen „Kerkrade-Junkie“, der genauso mit Nervosität und feuchten Händen umgehen muss wie die jungen Musiker, die zum ersten Mal mit dabei sind.
Es herrscht also „Wettbewerbs-Feeling“ in den Reihen unserer fast 90 Musiker, das langsam aber sicher in die heiße Phase geht. Und trotz der Kerkrade-Erfahrung vieler LBO‘ler gibt es zwei Premieren dieses Jahr – Premiere 1: zum ersten Mal steht mit Björn Bus ein niederländischer Dirigent am Pult. Premiere 2: es gibt in unserer höchsten Konzertklasse kein Pflichtstück mehr und die Bewertungsregeln sind komplett reformiert.
Premiere 1 schenkt uns im Vorfeld, vor allem in den Niederlanden selbst, einige Aufmerksamkeit. Björn Bus ist kein Unbekannter in Kerkrade und dementsprechend ist man gespannt auf das, was kommt. So hat uns der limburgische TV-Sender L1 an einem kompletten Konzertwochenende im Schwarzwald und in Stuttgart begleitet und bereits am 15. und 16. Juli eine 35-minütige Reportage über Björn Bus und sein LBO ausgestrahlt. Das LBO als orchestraler Schauspieler, mal etwas Anderes…
Premiere 2 beschäftigt die Verantwortlichen des LBO seit über 1,5 Jahren. Denn der WMC sucht den X-Faktor! Das heißt, wer in seiner knapp einstündigen musikalischen Darbietung neben erstklassiger Musik auch noch einen nachhaltigen Eindruck auf Publikum und Jury hinterlassen kann, hat gute Chancen auf den Titel. Deshalb spielen die Dramaturgie des Konzertes, eine stimmige Inszenierung im Sinne eines „Gesamtkunstwerkes“ sowie die emotionale Wirkung der Musik auf das Publikum eine wichtige Rolle. Obwohl natürlich weiterhin die musikalische Umsetzung im Vordergrund bleiben soll, bildet nun die Kommunikation mit dem Publikum einen Schwerpunkt in der Bewertung. In der Jury sind mit Douglas Bostock, Jan Van der Roost und Philippe Ferro Experten der sinfonischen Blasmusik vertreten. Weitere Jurymitglieder sind Steven Mead (Euphonium-Solist) als Experte zur Beurteilung von Solobeiträgen sowie Miranda van Kralingen (frühere Indentantin der Oper Zuid in Maastrich), um die Gesamtdramaturgie des Vortrages zu bewerten.
Für die Ausarbeitung des Konzeptes, in denen auch maßgeblich Dirigent Björn Bus und die Vorstandschaft beteiligt waren, wurde eigens eine Planungsgruppe aus den Reihen der Musiker gebildet. So wurden in zahlreichen Sitzungen, Telefon- und Skypekonferenzen sowie via E-Mail die Ideen ausgetauscht und zu einem großen Ganzen geformt. Einig waren sich alle, den Wettbewerbsvortrag als in sich geschlossenes Themenkonzert zu gestalten. Aber mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, denn wir wollen vor dem 30. Juli ja nicht alles preisgeben, was Zuschauer und Jury von uns erwarten dürfen.
Eines sei an dieser Stelle aber noch erwähnt: die Idee hat sogar UNICEF dazu bewogen, unser Partner in diesem Halbjahr zu werden. Denn die große Aussage bei unserer Inszenierung lautet: „Jedes Kind dieser Welt hat ein Recht auf Zukunft“. Wir wollen mit Hilfe der gespielten Werke und deren musikalischen Aussagen einen Bezug auf ein Thema in heutiger Zeit herstellen. Unsere musikalische Darbietung soll aufrütteln und zum Nachdenken anregen, aber auch das friedliche Miteinander erleben lassen und Hoffnung machen.
Diesen Aspekt finde ich persönlich besonders spannend und es war und ist immer noch hochinteressant und emotional, die Entwicklung der Musik und der daraus folgenden Aussagen miterleben zu dürfen. So haben wir bei unseren vier Konzerten im Mai und im Juli die Zuschauer mittels eines Fragebogens nach ihrer persönlichen Meinung zu dem Konzept befragt und die Ergebnisse in die Inszenierung mit einfließen lassen. „Marktforschung mit Musik“ sozusagen. Am 1. Juli konzertierten wir zusammen mit dem Kreisverbandsjugendblasorchester Ulm/Alb-Donau unter der Leitung von Franco Hänle. Das KVJBO wird auch nach Kerkrade aufbrechen und am Sonntag, den 23. Juli, in der 2. Division bereits seinen Vortrag in Kerkrade leisten. Es war also eine Generalprobe für beide Orchester im schwäbischen Ehingen und die „WMC-Luft“ konnten die Musiker regelrecht spüren.
Abgesehen von der Feinjustierung der Gesamtdramaturgie und natürlich der musikalischen Arbeit fand bereits im April eine CD-Aufnahme statt. Die LBO-Musiker sprechen mittlerweile schon von „Tradition“, wenn bei ihnen „CD-Aufnahme“ und „WMC Kerkrade“ in gleichem Atemzug genannt werden. Denn vor fast jeder Teilnahme am World Music Contest fanden sich die 90 Musiker in einer zum Tonstudio umgebauten Halle, umgeben von Mikrofonen, Kabeln, Schallschutztrennern wieder. Manch Außenstehender mag sich nun fragen: Warum denn bitte noch eine CD-Aufnahme, wenn man mit Konzerten und internationaler Wettbewerbsteilnahme ohnehin schon Einiges um die Ohren hat? Die Antwort: weil eine CD-Aufnahme mit der akribischen Detailarbeit die beste Intensivvorbereitung auf einen Wettbewerb ist! Die Musiker müssen bis zum Aufnahmetermin ausnahmslos alle Passagen technisch fehlerfrei beherrschen, das Orchester muss als eine Einheit erklingen und während der zwei Tage intensiven Aufnehmens verfestigen sich die Details der Werke noch tiefer bei den Musikern.Aufgenommen wurden die Werke „El jardin de las Hespérides“ von José Suñer Oriola und „Pan und Syrinx, op. 49“ von Carl Nielsen. Teil 2 der CD wird im Frühjahr 2018 eingespielt. Als Erscheinungsdatum ist das Jubiläumskonzert zum 40-jährigen Bestehen des LBO im Herbst 2018 vorgesehen.
In meiner Funktion als Pressereferent des LBO seien Ihnen noch unsere Social-Media-Angebote ans Herz gelegt: einmal unser eigener LBO-Blog unter blog.landesblasorchester.de und unsere facebook-Seite unter www.facebook.com/landesblasorchester. Bereits jetzt herrscht reger Betrieb in Form von vielen interessanten Eindrücken und Einblicken in die Vorbereitungen auf den WMC und natürlich fehlt dazu auch nicht das passende Bild- und Videomaterial. Ab dem 26. Juli können Sie hier live unsere Reise und die letzten Vorbereitungen mitverfolgen. Vom 26. – 29.07 ist das LBO in der Jugendherbege in Prüm zum finalen Trainingslager untergebracht (www.jugendherberge.de/de-de/jugendherbergen/pruem419/portraet). Am 30.07 ist dann „Day X“ und wir fahren für unseren Wettbewerbsvortrag nach Kerkrade, um dort um 14.30 Uhr in der Rodahal unser Bestes zu geben und vor allem auch die Zuhörer die emotionale Seite der Musik spüren zu lassen.
Um Eines möchte ich Sie gerne noch bitten: werden Sie Teil des Geschehens, kommentieren Sie unsere Posts, Fotos und Videos und geben Sie uns Ihr Feedback, wenn Ihnen etwas gefällt oder Sie sonst etwas anmerken möchten. Und wer uns am 30.07 live hört und dazu etwas sagen möchte: wir freuen uns auf Ihr Feedback. Egal über welchen Kanal, auch gerne persönlich in Kerkrade vor Ort.
Ihr Tobias Christoph
Schlagzeuger und Pressereferent, LBO Baden-Württehmberg
Das WMC-Programm des LBO
Eckhard Stromer (*1972)
Middle East Raid (2017)
Percussion opener
Claude Debussy (*1862-1918)
Syrinx (1913)
Solo für Flöte, Solistin Corinna Henger
Carl Nielsen (1865-1931), arr. Jos van de Braak
Pan und Syrinx, op. 49 (1918 / 2016)
Salvador Brotons (*1959)
Rebroll (Rebirth), op. 31 (1983)
1. Satz “War and defeat”
José Suñer Oriola (*1964)
El jardin de las Hespérides (2015)
Ein herzliches Dankeschön an Tobias Christoph vom LBO Baden-Württemberg für diesen Beitrag! Viel Glück und Erfolg in Kerkarde, aber vor allen Dingen auch viel Spaß und Freude mit der Musik!
PS. Juror möchte ich bei diesen Teilnehmern in der Konzertklasse nicht sein….