10 persönliche Fragen an Otto M. Schwarz
Otto M. Schwarz ist der Geschichtenerzähler unter den Blasmusikkomponisten unserer Tage. Habe ich mit diesem Satz schon das Geheimnis seines Erfolges verraten? Definitiv ja! Seine Musik ist greifbar, ergreifend, spannend und unvorhersehbar. Ist “bodenständig” die richtige Beschreibung? Nein, eher nicht, denn seine Musik begeistert zwar Musiker und Publikum, zeugt aber von Tiefe und Vielschichtigkeit. Sie will gründlich studiert sein und hindert die Oberflächlichen an einer magischen Erfahrung.
Und was macht seine Persönlichkeit aus? Die Antworten von Otto M. Schwarz zeigen ihn als einen, der mit beiden Beinen mitten im Leben steht, als Familienmensch, als leidenschaftlichen Komponisten und als einen, der für die “Sache Blasmusik” brennt. Doch lest selbst:
Wer bist Du wirklich und was sollte man definitiv von Dir wissen?
“Beruflich bin ich ein permanent Suchender, der sich jeden Tag neue Fragen stellt um nicht auf der Stelle zu bleiben. Diese Fragen brauchen auch neue Antworten. Stillstand ist für mich unerträglich.
Privat bin ich ein ganz „normaler“ Mensch, der gerne viel Zeit mit seiner Familie verbringt – eigentlich mehr Freude daran hat zu schenken als beschenkt zu werden.”
Warum komponierst Du, was ist Deine Motivation und was inspiriert Dich beim Komponieren?
“Ich komponiere regelmäßig seit meinem 15. Lebensjahr. Am Anfang waren es einfache Stücke später Pop Songs, die auch in den Hitparaden waren. Mein Ziel war jedoch immer Musik zu Filmen zu schreiben oder verschiedene Klangfarben einer orchestralen Form schaffen zu können. Meistens inspirieren mich Geschichten, Situationen oder ich setzte mich einfach hin und schreibe drauf los.”
Was reizt Dich besonders daran, für Sinfonisches Blasorchester zu komponieren und welchen Stellenwert nimmt die Sinfonische Blasmusik in Deinem Leben ein?
“Blasmusik nahm immer einen großen Stellenwert in meinem Leben ein, da ich seit meiner frühesten Jugend in einem Blasorchester gespielt habe. Mein Vater war Musiker und Direktor in unserer Musikschule. Sinfonisches Blasorchester ist für mich eine Weiterentwicklung, eine Chance, dieses Genre auf ein höheres Niveau zu setzen. Ich dirigiere sinfonische Blasorchester seit meinem 19. Lebensjahr und habe die meisten großen originalen Blasorchesterwerke aufgeführt. Als Komponist versuche ich neue Impulse zu geben. Wie schon gesagt ist Stillstand für mich unerträglich.”
Du bist ein erfolgreicher Komponist für Film und Fernsehen. Was unterscheidet die Art Filmmusik zu komponieren von der Art für Sinfonisches Blasorchester oder Sinfonieorchester zu komponieren?
“Bei Orchesterkompositionen steht immer die Musik im Vordergrund. In meinen Werken ist es immer besonders wichtig auch Bilder im Kopf zu haben. Meist schreibe ich auf ein von mir vorgegebenes imaginäres Drehbuch meine Musik – wenn man will eine sinfonische Dichtung.
Bei der Filmmusik ist es natürlich ähnlich – jedoch muss man zurücktreten und die Musik nimmt eher einen unterstützenden Platz ein. Leider reden dann auch noch viele andere Personen bei der Musik mit – ob sie danach besser wird sei dahin gestellt.
In meinen sinfonischen Kompositionen ist jedenfalls 100 % Otto M. Schwarz drinnen.”
Was bezeichnest Du als Deinen größten Erfolg?
“Mein größter „musikalischer“ Erfolg ist wahrscheinlich, dass ich vom Komponieren leben kann und keine „Nebenjobs“ machen muss.”
Welche Aussage nervt Dich immer wieder, wenn Du sie gesagt bekommst?
“Ich sage dazu nur eines: „Geht nicht, gibt es nicht!“
Hast Du ein Vorbild und wenn ja, warum ist es Dein Vorbild?
“Vorbilder habe ich viele. Mir gefallen auch viele Stilrichtungen, egal ob Jazz, Pop, Klassik, Film, sinfonische Blasmusik. Aber eher sind es noch einzelne Werke, verschiedener Komponisten die mich sehr berühren oder unmittelbar mit einem Lebensereignis verbunden sind.”
Was unternimmst Du für Deine persönliche Weiterentwicklung?
„Learning by doing“ war immer mein Lebensmotto. An jedem Tag warten neue Herausforderungen und danach richte ich mich.”
Dein persönlicher Jahresrückblick 2015: was waren Deine schönsten musikalischen Erlebnisse?
“Wunderbar sind natürlich immer wieder Uraufführungen (Holland, Deutschland, Österreich), CD Aufnahmen (dieses Mal in Japan und Holland), Live Performances (mit meiner Big Band Stücke von Gordon Goodwin, mit dem SBO Wimpassing die „Genesis Suite“ usw…) – auch ist es immer wieder ein erhebendes Gefühl wenn meine Musik im TV läuft und Millionen von Zuseher an den Geräten sind.
Dieses Jahr waren es besonders viele Menschen auf Facebook und bei Messen (Frankfurt, Chicago), die mir gesagt haben wie sehr ihnen meine Musik gefällt…… das ist schon sehr schön gewesen. 🙂 !”
Wie siehst Du die Zukunft der Blasorchester bzw. der Musikvereine, was wird sich in Zukunft ändern, was sollte sich ändern, was muß sich ändern?
“Ich denke, dass die sinfonische Blasmusik unserem Genre eine große Chance gibt, besonders jugendliche und auch professionelle Musiker länger zu behalten. War es früher eher ein gesellschaftlicher Aspekt, so ist der Anreiz durch das neu geschaffene Repertoire der Blasmusikszene auch in musikalischer Hinsicht gegeben.
Organisatorisch werden sich die Orchester oder Vereine wahrscheinlich einiges überlegen müssen um in Zukunft auch noch attraktiv für die Ausübenden bleiben zu können. Man wird den Jahreskreis in einer Gemeinde wahrscheinlich in gewohnter Form nicht mehr bespielen können. (Viele arbeiten weiter weg – gute Musiker wollen nicht jede Kleinigkeit spielen – das Freizeitangebot ist viel höher etc.) Einige Orchester werden sich zu Konzertorchester umgruppieren – einige kleinere Einheiten bilden. Der Musikverein ist ein privater Verein und nicht „Sklave“ einer Gemeinde oder einer anderen Organisation. Wenn man diese Emanzipation schafft wird es weiter gehen, sonst sehe ich da eher keine guten Vorzeichen. Ich als Komponist bin jedenfalls in die Blasmusik zurückgekehrt um Musiker musikalisch zu motivieren. Ich hoffe, es gelingt mir.”