Dirigent im Fokus: Dominik M. Koch
Der in Heidelberg geborene Dominik Koch, der schon Zeit seines Lebens in Mühlhausen wohnt und verwurzelt ist, lebt die Musik und insbesondere die Blasmusik. Er ist von Haus aus Posaunist und unterrichtet Blechblasinstrumente, Klavier, Tonsatz / Gehörbildung und Dirigieren. In erster Linie ist er jedoch Dirigent.
Um sein dirigentisches Wissen vernünftig an seine Schüler weitergeben zu können findet er es sehr wichtig, selbst vieles dirigiert zu haben. Deshalb nimmt das Dirigieren momentan einen großen Platz in seinem Leben ein.
Bereits seit 2002 leitet Dominik Koch den Musikverein Mühlhausen. Mit diesem Verein ist er schon seit seiner Kindheit verbunden. Er ist hier in die Blasmusik hineingewachsen und groß geworden. Sein Vater war lange Jahre der 1. Vorsitzende des Vereins. Seine Frau hat er im Musikverein kennen gelernt. Der Musikverein Mühlhausen gab Dominik Koch schon in jungen Jahren die Möglichkeit, sich als Dirigent auszuprobieren und erste Dirigiererfahrungen zu sammeln. Für das ist er auch heute noch sehr dankbar. Obwohl es sich um einen “normalen Musikverein mit Tradition” handelt, ist es für ihn erstaunlich, welche Entwicklung dieser Verein durchlaufen hat. Die Musik steht schon lange im Fokus und die musikalische Weiterentwicklung wird von allen Musikern und der Vorstandschaft mit unterstützt. So konzentriert sich das Orchester übers Jahr auf 2 Konzerte, neben vereinzelten Unterhaltungsauftritten. Der Verein, der musikalisch im Bereich Mittelstufe/Oberstufe spielt, steht sehr gut da und entwickelt sich auch nach 15 Jahren unter der Leitung von Dominik Koch immer noch weiter, wie die jüngsten Erfolge bei Wettbewerben belegen. Beide Male (2015 Landesmusikfest Karlsruhe, 2017 Internationales Blasmusik-Festival in Prag) konnte ein 1. Platz mit hervorragendem Erfolg erreicht werden. Der Musikverein Mühlhausen, ein Verein, der ihn erdet und der Heimat für ihn ist.
Die Stadtkapelle Hockenheim (etwa im Bereich Ober-/Höchststufe angesiedelt) leitet Dominik Koch seit 2007. In diesem Jahr steht somit sein 10-jähriges Jubiläum mit diesem Verein an. Dies wird in zwei musikalischen Konzertprojekten gefeiert. Am 29. Juli heißt es in Hockenheim „Symphonic Rock“ – Orchester und Rockband lassen vor der illuminierten evangelischen Stadtkirche unvergessene Hits erklingen. Eine Lichtshow speziell auf das Ambiente und den Anlass abgestimmt sowie ein musikalisches Feuerwerk versprechen einen unvergesslichen Abend. Und nicht nur das… Mit Vanessa und Rainer Kraft sowie Cornelius Wurth stehen drei Sänger aus der Region am Mikrofon, die dem Publikum mit ihren Interpretationen kräftig einheizen werden. Infos zu diesem Konzert gibt es hier.
Das zweite Konzertprojekt zum 10-jährigen Dirigentenjubiläum von Dominik klingt nicht weniger interessant: Im Herbst führt die Stadtkapelle Hockenheim die Freiheitssinfonie „Wir sind das Volk“ von Guido Rennert mit einem großen Projektchor auf.
„Hut ab“ und mein höchster Respekt vor diesen Plänen! Toll.
Die Kontinuität in seinen Blasorchestern zeigt sich auch beim dritten Verein, den Dominik Koch dirigiert. Seit 2009 leitet er den Musikverein Vaihingen – ein sehr leistungsfähiges Blasorchester im Bereich Höchststufe / Höchstklasse mit rund 80 Musikerinnen und Musikern. Das musikalische Jahr in Vaihingen besteht aus unterschiedlichen Konzerten: einem Neujahrskonzert im Wiener Stil mit vielen Transkriptionen, dem Maientagskonzert (openair) mit Unterhaltungsmusik, einem Herbstkonzert mit sinfonischer Originalliteratur und einem Weihnachtskonzert am Heiligen Abend auf dem Marktplatz. Hinzu kommen besondere Projekte, wie zum Beispiel ein Ensemblekonzert, ein Wettbewerb / Wertungsspiel oder ein Kirchenkonzert. Als spezielles Konzertprojekt ist für 2018 die Queen Symphony von Tolga Kashif mit Chor geplant.
Zu diesen drei Vereinsorchestern kommen noch zwei Projektorchester, die Dominik Koch dirigiert. Zum einen ist dies die von ihm gegründete Badische Brassband, zum anderen seit diesem Jahr das Verbandsjugendorchester Rhein-Neckar.
In der Badischen Brassband ist Dominik Koch nicht nur Dirigent, er ist auch Gesellschafter der GbR und somit Organisator und Verantwortlicher auch außerhalb der Musik. Hier konnte er viel Erfahrung im strukturellen-organisatorischen Bereich sammeln. Diese Brassband hat er aus dem Nichts heraus mit viel Herzblut und Engagement aufgebaut. Jährlich gibt es 2-3 Konzerte, ein Wettbewerb, ein besonderer Auftritt zum Beispiel bei einem Festival und in kleinerer Besetzung auch schon mal Ensembleauftritte bei Sponsoren, Hochzeiten, u. ä.
Sein erstes Konzert mit dem Verbandsjugendorchester Rhein-Neckar steht am ersten Juli-Wochenende diesen Jahres beim Landesmusikfestival in Horb am Neckar an. Die Aufgabe, nur mit Jugendlichen zu arbeiten, findet Dominik Koch sehr reizvoll und er ist schon sehr gespannt, wie sich dieses Orchester entwickelt. Das Orchester setzt sich aus 45 jungen Musikern aus seinem Heimat-Verband zusammen und probt etwa alle 4 Wochen.
In seiner Zeit als Chefdirigent des Sinfonischen Landesblasorchester Hessen von 2009 bis 2016 konnte Dominik Koch viel Erfahrung mit Auswahlorchestern sammeln und auch einige interessante Projekte realisieren. Auch ein einjähriges Gastdirigat beim Freiburger Blasorchester ist in seiner Vita nachzulesen. Im Bereich der Kammermusik arbeitet er regelmäßig mit verschiedenen Ensembles zusammen. Zuletzt mit zwei Blechbläser-Ensembles, die unter seiner Leitung erfolgreich beim Bundeswettbewerb “Jugend musiziert” teilnehmen und einen ersten und zweiten Preis erreichen konnten.
Sein Bedürfnis, der Blasmusik in der Gegenwart und auch in Zukunft möglichst viel (zurück) zu geben, wächst täglich. Dominik Koch will mit seiner Arbeit, ganz gleich in welchem Verein oder bei welcher Aktivität, beitragen, dass die Blasmusik ein angemessenes Standing innerhalb der Gesellschaft erhält und Klischees abgebaut werden. Dominik Koch genießt alles, was er tut und er gibt bei allen Aktivitäten den vollen Einsatz. Eine „unwichtige“ bzw. „lasche“ Probe oder mangelnde Vorbereitung gibt es bei ihm nicht. Er strebt bei allem nach dem Optimum, gibt selbst alles dafür und ordnet diesem Anspruch alles unter.
Sein professioneller Ausbildungsweg begann zunächst mit einem Schulmusikstudium. Nebenher hat er den C3-Lehrgang und anschließend den B-Kurs in Leipzig absolviert. Er hat die Jurorenausbildung an der Bundesakademie in Trossingen und später auch den ein oder anderen Meisterkurs belegt. Von allen diesen Meisterkursen konnte er etwas mitnehmen und hat von Persönlichkeiten wie zum Beispiel Johann Mösenbichler, Jan Cober, Thomas Doss, Felix Hauswirth, Isabelle Ruf-Weber, Ernst Östreicher, Michael Stecher, Alex Schillings, Franz Watz und anderen sehr viel gelernt. Er konnte sich durch diese Kurse recht frühzeitig ein Bild davon machen, von wem er als Lehrperson am meisten mitnehmen und lernen könnte. Er entschied sich für das Diplomstudium Blasorchesterdirektion bei Prof. Maurice Hamers in Augsburg und hängte gleich den Master noch an. Die Hingabe, mit welcher Prof. Hamers unterrichtet, seine Fachkompetenz und seine Philosophie von Klang und Dirigieren waren und sind für Dominik Koch einzigartig.
Mittlerweile gehört Dominik Koch an der Hochschule in Augsburg zum Team Blasorchesterleitung. In erster Linie betreut er die externen Praktika der Studenten. Dies ist eine besondere Einrichtung innerhalb des Studienangebots in Augsburg: hierbei besucht er die Studenten bei ihren eigenen Orchestern im gewohnten Umfeld oder er lädt die Studenten zu seinen eigenen Orchestern ein. Die Studenten arbeiten dann an einem Stück unter „normalen“ Alltagsbedingungen und mit ihren Musikern. Dabei wird die Probe aufgezeichnet und anschließend (teilweise gemeinsam mit Prof. Hamers) analysiert oder vor Ort gecoacht und gezielte Hinweise gegeben. Dies alles geschieht koordiniert und in kollegialem Austausch mit Maurice Hamers.
Für die Zukunft wünscht sich Dominik Koch, noch mehr im Hochschulbereich tätig zu werden. Auch die Leitung eines professionellen Orchesters könnte er sich gut vorstellen.
Bei seinen Dirigierschülern ist es Dominik Koch besonders wichtig den Schüler / Studenten zu fordern. Er möchte ihn stets dort abholen, wo er sich befindet. Er will ihm, gerade beim Dirigierunterricht, Ansprechpartner für alle musikalischen Belange sein und seine eigene Persönlichkeit im Musizieren und als Musiker / Dirigent entwickeln und fördern. Beim Dirigieren spielen hier natürlich auch sehr viele außermusikalische Aspekte mit hinein, die für das Unterrichten ebenfalls berücksichtigt werden müssen.
„Fertiger“ Dirigent, so ist Dominik Koch überzeugt, ist man eigentlich nie. Der Beruf des Dirigenten oder das Dirigieren als solches ist so vielschichtig, vielseitig und umfassend, dass man seiner Meinung nach nie sagen kann: „nun weiß ich alles“ oder „ich kann mich jetzt in jeder Situation immer korrekt verhalten und die richtige Entscheidung treffen“. Jeder Dirigent hat Stärken bzw. einen Bereich, bei dem er sich gut auskennt und sich sicher fühlt. Andere Bereiche behandelt er weniger und lernt dennoch täglich dazu. Dominik Koch sieht es wie viele seiner Kollegen: das eigentliche Lernen im Dirigieren beginnt erst nach der Ausbildung / dem Studium richtig.
Dominik Koch unterrichtet einige Absolventen der C3- oder dem B-Kurs. Die meisten Schüler haben schnell festgestellt und damit auch seine eigene Haltung gefestigt, dass die Kurse zwar tolle Kontakte und viele grundlegende Aspekte zum Reinschnuppern bieten, das großes Feld des Dirigierens aber zu komplex ist, um es innerhalb von wenigen Wochenenden erlernen zu können. Von daher hat die C3-Ausbildung seiner Meinung nach sicher ihre Berechtigung, aber ambitionierten Dirigenten sollte und wird klar sein, dass es weder einen kontinuierlichen, umfassenden Unterricht, oder gar ein Studium ersetzen kann.
Talent empfindet Dominik Koch für einen Dirigenten wichtig und hilfreich. Aber wie so oft ist es längst nicht alles. Zum Dirigieren gehört für ihn viel Selbstdisziplin und „Arbeit“. Sicher stimmt die These, dass ein guter Dirigent zuerst auch ein guter Musiker sein muß. Daneben gibt es aber auch beim Dirigieren faktische Dinge und Bereiche wie Dirigiertechnik, Probenmethodik, fachlich musikalisches Wissen, Partiturstudium, Repertoirekunde, Führungseigenschaften, die man lernen und entwickeln kann.
Dirigieren hat für Dirigenten, die noch am Anfang stehen, sehr viel mit Nachahmen besonders im Bereich Führung und musikalischem Verständnis zu tun. Wenn man weiß oder miterlebt hat, wie ein hervorragender Dirigent arbeitet, kann man vieles davon selbst auch versuchen und eventuell auch übernehmen. Des weiteren lehrt uns der Alltag und die vielfältigen Entscheidungen, die es zu treffen gilt, so viel, dass ein Dirigent in der Tat auch durch Erfahrung sehr profitieren kann.
Dirigenten, die ein professionelles Dirigierstudium anstreben, empfiehlt Dominik Koch auf alle Fälle nicht nur das Studium als solches aufzunehmen, sondern gezielt auch Lehrpersonen und Studieninhalte miteinander zu vergleichen. Gerade in der Blasmusik im Hochschulbereich (sowohl in Deutschland als auch im Ausland) sind die Bezeichnungen recht ähnlich oder gar einheitlich, in Dauer und Durchführung des Studiums und vor allem inhaltlich häufig überhaupt nicht vergleichbar. Dies empfindet Dominik Koch als ein großes Problem in unserer Szene. Für ihn stellt dies einen großen Nachteil dar, vor allem in der Einschätzung von Dirigentenqualität auf Papier (z. B. bei Bewerbungsverfahren). Die Frage stellt sich: wann ist ein Dirigenten top-ausgebildet? Wer beurteilt das?
Eben weil die Terminologie in der Blasorchesterleitung in Verbindung mit den Ausbildungsinhalten nicht vereinheitlicht ist, sollten die Vereine etwas an die Hand bekommen um darauf hin entscheiden zu können, welchen Dirigenten sie sich leisten wollen und können. Den Musikvereinen sollte klar sein, dass es mittlerweile auch hauptberufliche Dirigenten gibt, die langjährig studiert haben und davon leben wollen. Da sollte es der normale Menschenverstand erklären, dass der nicht dasselbe bekommen darf, wie der Ingenieur, der das Dirigieren nebenher in seiner Freizeit betreibt. Aufklärungsarbeit ist nach Meinung von Dominik Koch dringend erforderlich, um das Dilemma zu lösen.
Dominik Koch bildet sich regelmäßig selbst fort. Er liest viel und zeigt sich praktisch gegenüber allem erst einmal aufgeschlossen. Er besucht wenn möglich selbst Kurse oder sucht sich geeignete Hospitationen. Er reflektiert jede seine Proben, jeden seiner Unterrichte und möglichst jede Entscheidung, auch im Strukturellen. Er hinterfragt vieles und möchte in der Entwicklung auch persönlich nicht stehen bleiben. Er spornt sich in jeder Probe neu an und lernt täglich mit offenen Armen dazu.
„Musik ist für mich Emotion und mir ist wichtig, dass die Musik (ganz gleich welches Genre) etwas transportiert und vermittelt.“ Diesem Grundsatz folgt Dominik bei seinen eigenen Orchestern. Er verfolgt diesen Anspruch nonverbal, aber auch als Forderung gegenüber seinen Schülern im Unterricht als auch bei seinen Orchestern. Er kennt viele Dirigenten, die diesen Anspruch auch besitzen, doch stehen häufig Sachlichkeiten so stark im Vordergrund, dass kein oder wenig Raum für Gestaltung bleibt. Der Moment auf der Bühne ist so einzigartig und einmalig, dass es sich seiner Meinung nach lohnt, für jede Note und für sein Orchester alles zu geben. Auch bei den Proben verfolgt er diesen Anspruch. Jede Probe muß sich lohnen und den Musikern ein Gefühl von „Erleben“ geben.
Bei der Literaturauswahl versucht Dominik Koch immer dem Anlass entsprechend zu programmieren und er berücksichtigt dabei teilweise auch das Publikum – sofern er weiß, wer dieses oder jenes Konzert gewöhnlich besucht. Ein hochwertiges Konzert mit anspruchsvoller Literatur stellt er sich in der Regel wie ein Menü zusammen. Er überlegt sich, was ist ein guter Opener (kurz, knackig, mit Lust auf mehr). Danach kommt in der Regel das Hauptwerk mit dem größten Anspruch sowohl für Musiker als auch für die Zuhörer. Hier versucht er den Musikerinnen und Musikern auch etwas zuzumuten. Jede Herausforderung bedeutet auch Weiterentwicklung, nicht nur beim Spielen, sondern auch im Hören. Anschließend ein Solowerk oder etwas komplett anderes als das Vorige. Etwas leichtes, witziges, fetziges, raffiniertes, bei dem die Musiker und vor allem auch die Zuhörer nicht zu sehr gefordert sind. Als Abschluss des 1. Konzertteils steht dann meist ein anspruchsvolles Werk, was aber für das Publikum leichter zugänglich ist. Vielleicht etwas Programmatisches oder auch das große Werk, über das dann in der Pause gesprochen wird. Im zweiten Konzertteil gibt es bei Dominik Koch meist leichtere Kost mit weniger Anspruch beim Hören. Gerne auch andere, unterhaltende Genres. Und zum Konzertabschluss etwas Eindrucksvolles.
Wichtig ist ihm, dass seine Orchester nicht immer dasselbe spielen und nicht das, was überall auch zu hören ist. Er sucht gezielt nach neuen Komponisten oder neuer Literatur. Er fordert seine Musiker gerne mit neuen Stilen oder Klängen heraus. Die Literaturauswahl ist für ihn mitentscheidend für die Entwicklung eines Orchesters und aller Faktoren, an denen sich das Orchesterniveau „messen“ lässt. Gerne wählt er ein großes Werk, das dann der Aufhänger des gesamten Konzertes sein kann. Hinzu kommen Uraufführungen und Werke mit besonderer Besetzung oder zusätzlichen Elementen wie zum Beispiel einem Chor.
Ein Programm empfindet Dominik Koch als besonders gelungen, wenn er nicht nur eine „Sorte Musik“ hört. Gerade in der Blasmusik gibt es schon viele ähnliche Konzepte im Komponieren und Klänge, Akkordverbindungen, Melodieverläufe, usw., die man auch mit anderen Stücken assoziieren könnte. Sind viele ähnliche Stücke im Programm, wirkt es für ihn nicht. Ebenso findet er die Reihenfolge sehr wichtig für ein gelungenes Konzert. Jedes Stück hat seine eigene Wirkung und wenn diese in einen Gesamtkontext gebracht werden, so ist das für ihn optimal. Wenn das Konzept dann den Musikern noch ein Weiterentwicklungspotenzial bietet und das Publikum fordert und dennoch gefällt, dann ist ein Konzertprogramm für Dominik Koch erfolgreich und gelungen.
Seit Jahren studiert er Fachmagazine und liest besonders interessiert die Konzertprogramme anderer Orchester. Er schreibt sich regelmäßig neue Werke auf, die er für interessant und lohnenswert erachtet. Er recherchiert auch gezielt im Ausland nach neuen Komponisten und neuen Kompositionen. Dominik Koch besitzt eine recht große Partitur- und CD-Sammlung, die er regelmäßig durchforscht und ständig erweitert. Er hat sich eine persönliche Übersicht über alle seine Konzerte mit allen Orchestern angelegt, die er jährlich aktualisiert und zudem eine Aufstellung von Komponisten im Blasmusik-Bereich, die er für relevant und wichtig erachtet. Hinzu kommt die Beschäftigung mit den jährlichen Pflichtstücken für Wertungsspiele und Wettbewerbe, sowohl im In- als auch im Ausland, wo auch immer wieder neue Literatur eingesetzt wird. Erweitert wird sein Repertoirewissen nicht zuletzt durch einen regen Austausch mit Kollegen oder dem Besuch von Konzerten anderer Orchester.
Auf seine Konzertprogramme setzt Dominik Koch vor allem Komponisten, die in ihren Stücken eine eigene Identität hören lassen. Oder auch Komponisten, die sich bewusst auch mal vom Mainstream entfernen und neue Klänge, komplexere Instrumentationen usw. wagen, ohne oder wenig Rücksicht auf die Vermarktung zu nehmen. Dennoch orientiert er sich immer wieder auch am Geschmack der Musiker oder an dem, was man in der Szene gerade so hört, um nicht abgefahren oder unrealistisch zu sein. Deshalb sind auf seinen Programmen sowohl Alfred Reed, Johan de Meij, Philiph Sparke, Otto M. Schwarz, Thomas Doss, Thiemo Kraas, Bert Appermont, Franco Cesarini, Stephen Mellilo zu finden, als auch Serge Lancen, Paul Huber, Rolf Rudin, Guido Rennert, Joseph Horovitz, Piet Swerts, John Golland, Henk Badings, David Maslanka und andere. Gerade die Werke von David Maslanka empfindet er für die Blasorchesterszene als ein großer Gewinn, weil sie den Zuhörer immer mitnehmen und uns in der heutigen Zeit aus dem Alltag entfernen lassen.
Im Blasorchester ist es ja überwiegend so, dass man bei „normalen“ Musikvereinen alle Genres abdecken muß. Die wenigsten Orchester, seiner Wahrnehmung nach, spielen nur sinfonische Konzerte. Der Dirigent ist somit in der Regel immer mit einer Mischung unterschiedlicher Stile konfrontiert. Für Dominik Koch gilt schon immer der Leitgedanke, dass alles sehr gut geprobt und gespielt sein muß. Ihm ist es dann egal, ob er ein Konzertwerk im sinfonischen Bereich oder eine Unterhaltungsnummer oder gar eine Polka oder ein Marsch probt. Er findet an allem seinen Gefallen und entwickelt Begeisterung, solange das Werk nur gut ist. Diesen Anspruch an die Musiker weiterzugeben findet er sehr wichtig für die Entwicklung eines Orchesters.
Alles Musikalische, auch der Jugendbereich oder Ensemblearbeit innerhalb des Vereins gehört nach Meinung von Dominik Koch in den Verantwortungsbereich eines Dirigenten. Strukturell ist der Dirigent beratend und Impuls gebend. Und sicher soll ein Dirigent mitreden, wenn etwas nicht so läuft, wie er es sich denkt. Der Dirigent ist in der Regel neutral und kennt Beispiele aus anderen Orchestern, die als Orientierung für den eigenen Verein dienen können. In der Zusammenarbeit mit einer Vorstandschaft findet Dominik Koch die Kommunikation als das zentrale Element. Die Vorstandschaft soll wissen, was dem Dirigent wichtig ist und wo dieser gerne in Entscheidungen involviert ist. Ist dies klar, können die betreffenden Dinge gemeinsam besprochen und entschieden werden. Eine Vorstandschaft muss vor allem offen und kommunikativ sein. Eingefahren und kleinkariert sein bringt dem Verein nichts und schadet der Zusammenarbeit.
Bei Unzuverlässigkeiten und anderen Alltagsproblemen im Leben eines Dirigenten gehört für Dominik alles zusammen: ein Musiker, der nicht pünktlich kommt, spielt auch seine Stimme nicht diszipliniert. Diesen Ansatz kennen seine Musiker, so dass es da normalerweise keine Probleme in seinen Orchestern gibt. Falls doch, sucht er das persönliche Gespräch und erläutert die gegenseitige Wertschätzung wieder neu.
Wie auch oben schon beschrieben, beschäftigt sich Dominik Koch sehr mit der aktuellen und zukünftigen Dirigentenausbildung. Er denkt auch über eine Promotion in diesem Bereich nach. Er würde, wenn er einen Tag einmal das Sagen in der Blasorchesterszene hätte, der Szene gerne ein einheitliches Ausbildungssystem geben, mit sinnvollen Bezeichnungen und vergleichbaren Inhalten. Bei ihm dürfte nicht jeder, der irgendwie einen Stock halten kann, auch gleichzeitig unterrichten und Workshops anbieten. Und am besten würde er diese Veränderung in der Dirigierausbildung dann gleich in Form einer verpflichtenden Tagung allen Vereinen, Musikern, Dirigenten und Verbänden gleichermaßen vermitteln, damit ALLE einen gleichen Kenntnisstand der Szene haben. Vielleicht sollten wir ihm einmal „für einen Tag das Sagen“ geben.
Seine Wünsche sähe auch ich gerne in den Gehörgängen der Verantwortlichen.
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