Sonntag, November 3, 2024
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Über den Flicorno d’oro in Riva del Garda

Der XX. Flicorno d’oro in Riva del Garda ist Geschichte. Wie jedes Jahr am Wochenende vor Ostern stellten sich Blasorchester aus vielen Ländern Europas einer internationalen Jury. Dieses Jahr kamen 36 Orchester aus Italien (17), Deutschland (10), Österreich (3), Schweiz (2), Spanien (2) und Frankreich (2).

Die Orchester konnten zwischen fünf Leistungs-Kategorien wählen. Die Wahl der Kategorie ergibt sich beim Flicorno d’oro alleine durch den Schwierigkeitsgrad der Pflichtwerke. Zusätzlich konnten Orchester auch die freie Kategorie wählen, um lediglich eine Bewertung in Punkten zu erhalten. Erstmalig gab es in diesem Jahr keine separate Kategorie für Jugendblasorchester. Marco Somadossi, der künstlerische Leiter des Flicorno d’oro, dazu: „Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass die Jugendorchester in der Qualität mit den Erwachsenenorchestern mithalten können. Deshalb haben wir diese Kategorie gestrichen.“

Riva 2018_Somadossi Blonde
Links Marco Somadossi

Für Marco Somadossi war der XX. Flicorno d’oro die Premiere als künstlerischer Leiter. Im Gespräch erzählte er mir, dass er bisher bei jedem Flicorno d’oro dabei war und die Entwicklung sehr genau beobachtet hat. Er erinnert sich besonders daran, dass die italienischen Blasorchester in den Anfangsjahren immer zu den schlechtesten gehörten. Das hat sich kolossal gewandelt. Die italienischen Orchester gehören mittlerweile immer zu den Top Favoriten im Wettbewerb. Der Flicorno d’oro war mit ausschlaggebend für die positive Entwicklung der italienischen Orchester. Außerdem setzte in den letzten 20 Jahren eine Professionalisierung der Dirigenten- und Instrumentalausbildung ein, die von der Wirkungsstätte des früheren künstlerischen Leiters Daniele Carnevali in Trient ausging.

Bereits bei einem Besuch des Flicorno d’oro im Jahr 2003 (ich nahm mit dem Musikverein Tunsel am Wettbewerb teil) habe ich festgestellt, dass sich die italienischen Blasorchester in der Wahl der Kategorie im Vergleich zum Beispiel mit den deutschen Blasorchestern, viel realistischer einschätzen. Lieber in eine Kategorie darunter gehen, dafür so perfekt wie möglich spielen, ist deren Devise. Genau so war es auch in diesem Jahr.

Palazzo dei Congressi, Riva del Garda
Palazzo dei Congressi, Riva del Garda

Einen ganz großen Wert legen die italienischen Orchester auf Intonation und Klangausgleich. Die italienischen Orchester, die ich in diesem Jahr gehört habe, glänzten fast durchweg durch einen runden, ausgeglichen Klang und einer musikalischen, gefühlvollen Interpretation die über das reine Beherrschen des Werks hinaus ging.

Leider habe ich nicht alle italienischen Orchester gehört. Ich habe mich vor allem auf die Orchester aus dem deutschsprachigen Raum konzentriert. Vom ganzen Wettbewerb mit 36 Orchestern habe ich mir 26 angehört. Leider habe ich so auch das Sieger-Orchester „Orchestra giovanile di fiati Giuseppe Scerra die Delianuova“ (Region Kalabrien) mit dem musikalischen Leiter Gaetano Pisano verpasst… Dieses Orchester wurde mit 93,79 Punkten Gesamtsieger des Wettbewerbs. Dicht gefolgt von der „Banda Comunale Città di Villa Santo Stefano“ (Region Latium, bei Rom). Diese Banda erreichte 93,04 Punkte. Der dritte Platz im Gesamtranking belegt mit 91,29 Punkten das „Corpo Bandistico Città di Bussolengo“ (Provinz Verona in Venetien).

Der Dirigent des Sieger-Orchesters, Gaetano Pisano, gewann auch den Spezialpreis für den besten Dirigenten des Wettbewerbs.

Riva 2018_Preisverleihung Sieger Gaetano Pisano
Maestro Gaetano Pisano nimmt die Trophäe “Flicorno d’Oro” als Gesamtsieger des Wettbewerbs entgegen

Alle drei genannten Orchester traten in der 1. Kategorie mit dem Pflichtstück Discanto von Daniele Carnevali an. In dieser Kategorie spielten insgesamt 10 Orchester. Die ersten vier Plätze belegt von italienischen Orchestern.

In jeder Kategorie des Wettbewerbs habe ich im Vorfeld des Flicorno d’oro bei je einem Orchester angefragt, über die Erlebnisse beim Flicorno d’oro einen Bericht für den Blasmusikblog.com zu schreiben. Von den Orchestern der 1. Kategorie könnt Ihr demnächst hier einen Bericht der Stadtkapelle Bad Wurzach lesen.

Über der 1. Kategorie gab es die Categoria Superiore – übersetzt mit „Oberstufe“ – mit dem Pflichtstück Rhapsodie von Paul Gilson in einer Neuinstrumentierung von Federico Agnello. Bemerkenswert an diesem Werk: Eine Originalkomposition, entstanden am Anfang des 20. Jahrhunderts. Paul Gilson ist ein belgischer Komponist. Zu seinen Kompositionsschülern gehörten Marcel Poot und Jules Strens. In der Categoria Superiore traten folgende Orchester an: die Uniò musical de Muro (Spanien) unter der Leitung von Rafa García Vidal (mit 90,71 der 1. Preis in dieser Kategorie) und das Blasorchester der Jugendmusik Kreuzlingen (Schweiz) unter der Leitung von Stefan Roth (mit 86,58 Punkten der 2. Preis in dieser Kategorie). Von den Erlebnissen der Jugendmusik Kreuzlingen könnt Ihr demnächst hier auf dem Blasmusikblog.com lesen.

Die höchste Kategorie beim Flicorno d’oro ist die Categoria Eccellenza – übersetzt mit „Höchststufe“ – mit dem Pflichtstück Pictures from Zagorje von Davor Bobic. In dieser Kategorie trat die Bläserphilharmonie der Stadtkapelle Wertingen unter der Leitung von Tobias Schmid an und erreichte mit 83,25 Punkten den 2. Preis. (Ein erster Preis wurde nicht vergeben) Auch von der Bläserphilharmonie Wertingen könnt Ihr demnächst einen Bericht hier auf dem Blasmusikblog.com lesen.

Das zweite Orchester in dieser Kategorie war die Filarmonica Sestrese, die mit 75,00 Punkten einen dritten Preis erlangte.

Sehr schade, dass innerhalb der beiden höchsten Kategorien nur 4 Orchestern spielten. Wo sind die Top-Orchester aus Europa bei diesem Wettbewerb???

Riva del Garda
Riva del Garda

Auch der Sieger der Categoria Seconda – der zweiten Kategorie – ist ein italienisches Orchester. Mit dem Pflichtstück Folk Song Suite Nr. 1 von Frigyes Hidas und dem Selbstwahlstück Satiric Dances von Norman dello Joio erspielte sich die „Banda d’Istituto del Liceo „Veronica Gambera“ di Brescia“ (Region Lombardei) 90,58 Punkte. Den zweiten Preis erhielt mit 82,58 Punkten der Musikverein Gaspoltshofen aus Oberösterreich mit ihrem musikalischen Leiter Alois Papst. Auch über die Erlebnisse des Musikvereins Gaspoltshofen in Riva könnt Ihr demnächst auf dem Blasmusikblog.com lesen.

Und wie kann es anders sein, in der 3. Kategorie belegten wiederum italienische Orchester die ersten beiden Plätze. Den 3. Platz erlangte das Jugendblasorchester der Stadtkapelle Bad Griesbach unter der Leitung von Hans Killingseder mit 87,63 Punkte, sehr dicht gefolgt von meinem Favoriten unter den deutschen Orchestern in dieser Kategorie, der Jugendkapelle der Stadtkapelle Crailsheim unter der musikalischen Leitung von Franz Matysiak, die mit 87,42 einen vierten Platz erreichte.

Von den Orchestern der 3. Kategorie habe ich das Kreisorchester Lichtenfels gebeten, über die Erlebnisse in Riva im Blasmusikblog.com zu berichten. Das Kreisorchester Lichtenfels erreichte 84,71 Punkte und liegt auf dem 6. Platz innerhalb der 3. Kategorie mit insgesamt 15 Blasorchestern.

Komponist Antonio Rossi
Komponist Antonio Rossi

Das Pflichtstück der 3. Kategorie war das Werk Red Mountains des italienischen Komponisten Antonio Rossi. Ein ganz nettes Werk, hat mich aber nicht so vom Hocker gehauen… Kann man haben, muß man aber nicht. Naja, es müssen mir auch nicht alle Werke gefallen.

Die internationale Jury war hochkarätig besetzt. Mit Norbert Nozy konnte Marco Somadossi einen Jury-Vorsitzenden von hohem Ansehen gewinnen. Der Ehren-Dirigent der Koninklijke Harmonie van Thorn und frühere Chef-Dirigent der Belgischen Gidsen hatte den härtesten Job unter allen Juroren: Als Vorsitzender hörte er sich alle 36 Orchester an und sorgte für eine einheitliche Bewertung der beiden Juryteams. Im Juryteam 1 wertete außer ihm Vincent Kennedy (IRL), Alex Schillings (NL) und Paolo Mazza (I). Im Juryteam 2 saßen außer Nozy Fulvio Creux (I), Marco Pütz (LU) und Janis Purins (LV).

Juroren Flicorno d'oro
Juroren Flicorno d’oro. Von links nach rechts: Fulvio Creux, Vincent Kennedy, Marco Pütz, Norbert Nozy, Marco Somadossi, Paolo Mazza, Janis Purins und Alex Schillings

Bewertet wurden sechs Parameter: Intonation, Klangqualität und –ausgleich, Technik und Artikulation, Zusammenspiel und Rhythmus, Ausdruck und Dynamik, sowie Interpretation. Pflicht- und Selbstwahlstück wurden jeweils separat bewertet. Für jeden Parameter konnten insgesamt 100 Punkte vergeben werden (also 25 pro Juror). Der Schnitt daraus ergab das Ergebnis.

Wie oben schon geschrieben folgen diesem Beitrag noch Erlebnisberichte von jeweils einem Orchester jeder Kategorie. Außerdem noch ein Beitrag mit vielen Fotos von den teilnehmenden deutschen, österreichischen und schweizer Blasorchester.

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Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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