Integration von jungen Musikern im Musikverein – Willkommenskultur

Die Schulferien sind vorbei und im deutschsprachigen Europa hat (fast) überall der Alltag schon wieder begonnen. Auch die Proben in den Musikvereinen gehen wieder los und mancherorts werden junge Musiker aus Vororchester oder Jugendkapelle in den Musikverein bzw. das Große Blasorchester übernommen.

Wie werden die Jugendlichen in den Musikvereinen willkommen geheißen und wie werden sie im Verein integriert? Dieser Frage zur Willkommenskultur bin ich letzte Woche nachgegangen und habe in verschiedenen Vereinen nachgefragt, wie dort die Aufnahme und Integration gehandhabt wird.

Die Blasorchester wissen um die Wichtigkeit einer guten Integration und viele wissen, dass es wichtig ist, schon während der Ausbildung der Kinder und Jugendlichen gute Kontakte zwischen den Zöglingen und den Musikern im großen Orchester herzustellen.

MV Schliengen Maxiorchester
Zoo-Konzert: das vereinigte Blasorchester aus Jugendkapelle und Musikverein Schliengen

Im Musikverein Schliengen zum Beispiel gibt es über das Jahr verteilt immer mal wieder gemeinsame Proben von Jugendorchester und Großem Blasorchester und auch gemeinsame Auftritte beim Weihnachtsmarkt oder beim Serenadenkonzert. Und beim Jahreskonzert gibt es schon traditionell eine zweite Zugabe mit dem Gesamtorchester.

Die Stadtmusik Löffingen versucht auch schon vorab gemeinsame Konzertprojekte von Kindern und Jugendlichen in Ausbildung mit der Stadtmusik durchzuführen. So finden dort zum Beispiel regelmäßig Kinderkonzerte statt.

Im außermusikalischen Bereich gibt es viele Möglichkeiten eines gemeinsamen Kennenlernens. Die Jungmusiker sind sowohl bei Festen und Feiern dabei und werden auch schon zu „Arbeitseinsätzen“ bei Hocks und Gemeindefesten eingesetzt.

Die Einführung von „Aufnahmestandards“ wird eher kontrovers diskutiert. Während in vielen Vereinen klare Kriterien wie zum Beispiel ein Mindestalter, das Leistungsabzeichen in Bronze oder Silber (je nach Stufe des Blasorchesters), ein Vorspiel vor Dirigent und Registerleiter gelten, geschieht die Aufnahme in anderen Musikvereinen lediglich in loser Absprache mit Jugendkapellendirigent, Ausbilder, Vorstand und Dirigent.

In vielen Vereinen bekommen die jungen Musiker jeweils einen „Paten“ zur Seite gestellt. Dieser hilft nicht nur bei der Organisation von Noten (Konzertmappe, Unterhaltungsmappe, Einspielstücke, usw.), Uniform und sonstigem Equipment, sondern steht dem Jungmusiker mit allen Informationen rund um den Musikverein und des Jahresablauf zur Verfügung. Selbstverständlich ist, dass sich die jeweils Verantwortlichen für Noten, Uniformen/Trachten, Instrumenten und Instrumentenzubehör um die neu hinzugekommenen kümmern.

Damit auch alle Musikerinnen und Musiker im Verein die „Jungen“ kennen lernen, wird zum Beispiel beim Musikverein Schliengen von jedem „Neuen“ ein Steckbrief mit Foto und Informationen erstellt und für einige Zeit an die Pinnwand gehängt.

Der Musikverein Gingen hat eine Broschüre mit allen wichtigen Informationen, Ansprechpartnern und Adressen erstellt, die jedem neuen Musikant ausgehändigt wird. Weitere Inhalte für eine Willkommensmappe könnten sein:

  • Leitbild des Musikvereins
  • Organigramm der Vorstandschaft
  • Vereinsstatuten / Satzung
  • Hausordnung / Probelokalordnung
  • Probenordnung
  • Vereinsordnung
  • Kopie des Stammblattes des jeweiligen Musikers
  • Willkommensbrief an den Jungmusiker
  • Eine Liste der jährlich wiederkehrenden Pflichtauftritte
  • Aktuelle Terminliste mit allen Proben, Registerproben und Konzertterminen
  • Anleitungen und Zugangsdaten zum internen Bereich der Website

Die Begrüßung von allen Neuen und die Vorstellung in der ersten Probe ist – denke ich – in allen Musikvereinen selbstverständlich. In vielen Vereinen werden die jungen Musiker zusätzlich beim ersten Konzert öffentlich begrüßt und dem Publikum vorgestellt.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die mich bei meiner kleinen Recherche unterstützt haben: Wolfgang Wetzel (Musikverein Schliengen), Thomas Epple (Stadtmusik Löffingen), Gunnar Merkert (Musikverein Gingen), Fenja Kling (Musikverein Hausen), Günter Krieg (Stadtkapelle Ettenheim), Elisabeth Auer (Stadtkapelle Metzingen) und Florian Mayer (Musikverein Hirschau).

Falls Du lieber Leser noch weitere gute Ideen hast, wie eine gute Integration von neuen Musikern im Musikverein gelingen kann, darfst Du diesen Beitrag gerne ergänzen! Weiter unten steht dafür ein Kommentarfeld zur Verfügung.

 

 

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    4 thoughts on “Integration von jungen Musikern im Musikverein – Willkommenskultur

    • 30. November 2015 at 21:34
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      Mein erstes Mal auf einem Blasmusik-Blog, dem Oktober-Kommentiertag sei dank xD Sehr interessant! Und… du hast dir viel Mühe gemacht!

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    • 16. August 2016 at 10:11
      Permalink

      Hallo, ich beobachte in meinem Verein, dass es vor allem die Spieler des eigenen Satzes sind, die für eine gute Integration sorgen. Dass man die Neuen gleich “an die Hand” nimmt, ihnen alles erklärt, gemeinsam Witze reisst, von sich erzählt, Interesse am anderen zeigt usw. – eine Wohlfühlatmosphäre schafft in der man sich willkommen fühlt und sich gerne an die Leute (und damit den Verein) anbindet.

      Lieber Gruß,
      Daniel

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      • 16. August 2016 at 11:03
        Permalink

        Hallo Daniel, ja, so ist es optimal! Danke für Deinen Beitrag. Viele Grüße, Alexandra

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    • Pingback: Zukunftswerkstatt im Musikverein – und wie geht es danach weiter? – Kulturservice Link

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