10 Faktoren für eine nachhaltige Jugendarbeit im Musikverein

Schon seit langer Zeit denke ich darüber nach, was eigentlich eine gute Jugendarbeit in den Musikvereinen ausmacht. Zu welchen Schlüssen ich (auch im Gespräch mit Vereinsvorständen, Jugendleitern und Dirigenten) gekommen bin, könnt Ihr im Folgenden lesen.

  1. Dranbleiben

Kontinuierlich, Jahr für Jahr Kinder und Jugendliche zum Erlernen eines Instruments motivieren / auffordern! Nicht nachlassen! Wir wissen, nicht jedes Samenkorn wird zur ertragreichen Pflanze.

  1. Kooperationen

Mit Musikschulen, Schulen und den Gemeinden kooperieren. Nur so kann der sich verändernden Schulstrukturen Rechnung getragen werden.

  1. Gemeinsame Jugendkapellen

Schließt Euch mit Euren Nachbarvereinen zusammen um gemeinsam euren jungen Musikantinnen und Musikanten das Orchestererlebnis von Anfang an zu bieten. Gebt den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gemäß ihrem Ausbildungsstand in Kinderorchestern, Vororchester, Jugendkapellen zu Musizieren. Das geht vielerorts nur durch Kooperationen mit Musikvereinen anderer Gemeinden.

  1. Sich kümmern

Kümmert Euch intensiv um Eure Jugend. Animiert Eure Musikerinnen und Musiker in den Vereinen Anteil an der Jugendarbeit zu nehmen. Wichtig: Kommuniziert mit den jungen Musikanten und bindet sie von Anfang an in alle Vereinsaktivitäten ein.

  1. Integration in den Musikverein

Sorgt dafür, dass sich die neuen MusikerInnen schnell im Musikverein zurechtfinden. Benennt „Paten“, die sich jeweils intensiv um ihr „Patenkind“ kümmern, ihnen alles zeigen und ihnen die wichtigen Informationen geben. Die „Paten“ sollen Ansprechpartner für alles in der ersten Zeit im Verein werden. Händigt den Neulingen eine Mappe mit allen wichtigen Informationen zum Verein, der Geschichte, den Mitgliedern, wiederkehrenden Gepflogenheiten, Ansprechpartner, Zuständigkeiten, Telefonliste, Terminplan usw. aus. Bezieht die Jugend in Eure Entscheidungen ein, gebt ihnen Verantwortung und fordert die Verantwortung auch ein.

  1. Außermusikalische Aktivitäten

Schweißt die Kinder und Jugendlichen in Euren Bläserklassen, Vororchestern und Jugendkapellen durch außermusikalische Aktivitäten zusammen. So entstehen Freundschaften. Wenn die Freunde auch im Musikverein musizieren hört man nicht so schnell auf. Im Umkehrschluss heißt dies jedoch auch, wenn einer aufhört zu Musizieren, nimmt er einige Freunde auch gleich mit…

  1. Literaturauswahl

Fordert Eure jungen Musikanten, aber überfordert sie nicht ständig. Ständige Unterforderung macht auch lustlos. Liebe Dirigenten: gebt Euch besondere Mühe bei der Literaturauswahl!

  1. Instrumente

Gebt Euren jungen Musikanten gute, ordentliche Instrumente in die Hand! Wer musiziert schon gern auf einem alten Hobel.

  1. Lob und Anerkennung

Nicht nur die jungen Musikerinnen und Musiker sollen gelobt werden und für ihre Leistungen Anerkennung erhalten, sondern insbesondere diejenigen, die sich um die Jugendarbeit kümmern. Unterstützt die Jugend-Verantwortlichen wo ihr könnt und vergesst auch nicht ihnen regelmäßig zu Danken! Sie sorgen dafür, dass der Verein auch in Zukunft noch besteht!

  1. Motivation

Motiviert Eure jungen Musikerinnen und Musiker zu den Jungmusikerleistungsabzeichen, zu Solo- und Ensemble-Wettbewerben, zu Kursen und Orchesterwochen, zum Spielen in den Kreis- und Verbandsjugendorchestern. Es kommt Euch in den Vereinen zugute!

5 thoughts on “10 Faktoren für eine nachhaltige Jugendarbeit im Musikverein

  • 13. April 2015 at 19:42
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    Großes Lob an der Verfasser.

    Er hat den Nagel zu 100% auf den Kopf getroffen.

    Das ist mit soviel Herzblut geschrieben, ich würde sie faßt wie Folgt bezeichen.

    ” Die 10 Gebote der erfolgreichen Jugenarbeit ”

    Da sind viele und sehr gute Tips für jedermann enthalten.

    Vor allem, ganz Wichtig, ausschließlich positive Motivation.

    Das sind 10 Punkte, die einem Verein das überleben sichern können.

    PS:Kein Kind würde laufen lernen, wenn es nach 30-60 mal aufstehen, aufgebe würde !

    Euer Passiver Aktivmusiker

    Reply
  • 14. April 2015 at 12:21
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    Aus der Facebook-Diskussion:

    Steffen Dix
    10. April um 13:13 ·

    Ein super Beitrag! Ich bin in dem Thema grad sehr involviert und kann einiges dazu sagen: Eigentlich ist es ja ganz einfach, aber es ist schon erstaunlich, auf welche Widerstände und Kritikpunkte man stößt. Bei dem Thema wissen sehr viele Leute alles besser, lauter Experten, die immer Kritik üben, aber keine Verantwortung übernehmen möchten. Kooperation mit anderen Vereinen oder Musikschulen wird von einigen sehr kritisch betrachtet, weil es könnte der Nachbarverein die Kinder abwerben oder es könnte ihnen im Orchester der Musikschule mehr Spass machen. Der Punkt der Frühförderung wird hier nicht angesprochen, das ist auch ein kritisches Feld. Wenn man möchte, dass Kinder mit 4 Jahren schon die Möglichkeit haben sollen, ein Instrument zu spielen (Blockflöte, Melodika, Xylophon oder ähnliches), dann wird immer behauptet, das wäre zu früh und das ginge überhaupt nicht. Wenn man möchte, dass eine Unterrichtsstunde 45 Minuten und nicht 30 Minuten oder gar 25 Minuten dauern soll, dann wird immer behauptet, das sei nicht notwendig, die Kinder können sich eh nicht so lang konzentrieren. Manche sehen sogar Einzelunterricht kritisch und denken, Gruppenunterricht wäre ausreichend. Und wenn Jugendarbeit dann auch noch Geld kostet und gute professionelle Dozenten bezahlt werden sollen, dann hört der Spass völlig auf. Muss alles von (i.d.R. unqualifizierten) Ehrenamtlichen erledigt werden, oder eben gar nicht. Es ist wesentlich einfacher Sponsoren für Instrumente zu finden, als für Workshops und Kurse, wo den Kindern dann auch wirklich etwas vermittelt wird. Gute Lehrer sind aber das allerwichtigste, das ist doch offensichtlich. Vor kurzem grad kam eine Absage der örtlichen Sparkasse: “Das Sponsoring bezieht sich leider nur auf Sachspenden wie z.B. Zuschuss für den Kauf von Instrumenten bei Jugendorchestern oder ähnlichem. Daher ist leider keine Spende möglich. Leider….”

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  • 12. Juli 2019 at 17:55
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    liebe Leute: ich meine alle engagierte Musikant/innen.
    der Artikel ist eine sehr gute Zusammenfassung für die Jugendarbeit.
    Selbst habe ich als Kind Gitarre gelernt. Abgeworben wurde ich durch die Blasmusik: also Schlagzeug, dann Blasinstrumente(Tuba,Tenor-u.Baritonhorn, Posaune). Heute spiele ich wieder Gitarre.
    Aber ich habe keine Stunde aufgehört, mich für das Blasmusikwesen einzusetzen(war sogar Verbandsvertreter).
    Was ich sagen will: seit ich meine Kleine Trommel gelernt habe und im Musikverein mitspielen konnte, bin ich auch Ausbilder für die Instrumente, die ich selbst beherrsche.
    Der oben stehende Artikel motiviert zum Selbermachen- vor allem die Kinder und Älteren, die Interesse haben am Instrument zu spielen.
    Ja, traut euch dem Dirigent Vorschläge zu machen,
    traut euch die Bühne für ein” offenes Konzert” zu gestalten(die Instumente sind so laut, dass man sie neben der Bühne hört), lasst die Paare tanzen, (oder ist der Verkauf von Essen und Trinken wichtiger), zeigt, dass viele Musikanten mehrere Instrumente beherrschen–auch Percussion spielen spontan viele gerne mal mit…..
    –ich hab schon zu lange geschwätzt.. ich muß weiter üben! damit der nächste Auftritt was wird!
    freundliche Grüße von Hubert

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    • 13. Juli 2019 at 9:07
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      Sehr herzlichen Dank für diesen Kommentar, Hubert!
      Viele Grüße
      Alexandra

      Reply
  • Pingback: Kinder für das Musizieren im Blasorchester begeistern… aber wie? – Blasmusik

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