Zukunft der Musikvereine – Vom „kollektiven Flow“…

„Ich musiziere gerne mit anderen!“ – deshalb spielen wir im Musikverein, im Blasorchester, der Blaskapelle. 94% der Antwortenden konnten sich mit dieser Aussage voll identifizieren. Weitere 5% stimmen dieser Aussage „eher zu“. Mehr ist dazu nicht zu sagen…

            „Ich liebe den kollektiven Flow, wenn es gut läuft“ (Teilnehmerstimme)

Die überwiegende Anzahl der Antwortenden gibt an, sein Instrumentalspiel verbessern zu wollen (84%). Ein sehr erfreulicher Zustand meiner Meinung nach. Es genügt nicht, auf dem Stand zu bleiben. Wir wollen besser werden. Dies steht vielleicht im Gegensatz zum Empfinden dass keiner die technisch schwierigen Stellen von einer zur nächsten Probe zu Hause anschaut und übt. Aber ehrlich: neben Beruf, Familie und sonstigen Freizeitaktivitäten auch noch regelmäßig zu Hause üben? Allein im stillen Kämmerlein – so sich denn eins im trauten Familienheim findet? Ein eher unrealistisches Ziel für einen Dirigenten, alle Musiker daheim zum Üben zu bringen. Natürlich ist es der Traum jedes Dirigenten, dass alle Musiker vorbereitet in die (vollzähligen) Proben kommen, so dass an der Intonation, dem Klangausgleich, der musikalischen Interpretation gearbeitet werden kann. Was spricht dagegen, den Probenplan so auszurichten, dass dem „Nichtüben zu Hause“ Rechnung getragen wird?

Wir alle kennen die Lösungen: Registerproben, Proben getrennt nach Holz, Blech und Schlagzeug, Probenwochenenden. Warum die Probe nicht schon zeitlich früher für eine Registerprobe oder eine Probe mit halbem Orchester ansetzen und die Zeit mit dem Gesamtorchester reduzieren? Und dies vor allem in der frühen Phase der Konzertvorbereitung. Probleme macht dies nur, wenn die Registerproben kurzfristig angesetzt werden. Warum nicht schon am Anfang des Jahres einen verbindlichen Probenplan für das ganze Jahr erstellen? Dann weiß jeder, woran er ist. Die Proben können eingeplant werden. Dirigent und Musiker können sich darauf einstellen. Und der organisierte Dirigent bekommt das dann auch mit der Konzertvorbereitung hin, ohne dass auch nur noch eine Probe hinzukommt bzw. dazwischengeschoben wird. Voraussetzung hierfür ist, dass er die Leistungsstufe seines Orchesters richtig einschätzt und die geeignete Literatur aussucht. Aber das ist wiederum ein anderes Thema, über das ich gerne, oft und lang mit den verschiedensten Menschen diskutiere (um nicht zu sagen „streite“…).

„Ich liebe das vielfältige Klangerlebnis mit vielen anderen Instrumenten“ (Teilnehmerstimme)

Die Musiker wollen tolle Musik spielen, sie wollen das Publikum begeistern, sie sind motiviert und die Motivation wird durch erfolgreiche Konzerte wiederrum angeheizt. Nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Liebe Dirigenten, macht dies nicht mit endlosen Monologen über die Notwendigkeit des täglichen Übens zu Hause kaputt. Nutzt die Motivation für die gemeinsame Probenarbeit und das Üben in kleinen Teams. Wir wissen doch spätestens jetzt nach dieser Umfrage, dass die meisten Musiker im Musikverein spielen, weil sie am liebsten mit Anderen Musizieren.

An dieser Stelle möchte ich einfügen, dass diese Überlegungen für das Spielen im Musikverein gelten. Bei Auswahl- oder Projektorchestern bzw. Orchesterwochen, bei denen anspruchsvolle Literatur gespielt wird und bei denen die Probezeit auf wenige Wochenenden oder Tage reduziert ist stört es den Probenablauf, wenn der Notentext nicht (wenigstens nahezu) beherrscht wird. Hier gelten andere Ansprüche.

Weiter geht es an dieser Stelle in ca. zwei Tagen mit dem Thema „Der Musikverein: eine Zweckgemeinschaft?“ Wenn Du keinen Beitrag verpassen möchtest, kannst Du diesen Blog gerne abonnieren. Das geht ganz einfach, indem Du auf „Diesem Blog folgen“ klickst.

Und wie immer der Hinweis, dass die Diskussion eröffnet ist (siehe Kommentar-Feld unten)!

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