Blasmusikaspekte: Die Polka im Blasorchester
Ein Interview mit Mathias Gronert
[Werbung | enthält Produkt- und Firmennennungen]
In der Reihe “Blasmusikaspekte” werden im Interview mit jeweils einer Persönlichkeit ein Teilbereich bzw. ein besonderer Aspekt der Blasmusik bzw. unseres Musikvereinswesen diskutiert. Es kommen jeweils Spezialist:innen zu Wort, die sich näher bzw. tiefer mit einem Teilbereich der Blasmusik beschäftigt haben bzw. besondere Fachleute für die jeweiligen Themen sind.
Herzlichen Dank an Mathias Gronert, der in diesem Beitrag meine vielen Fragen zum Thema Die Polka im Blasorchester in diesem Interview beantwortet hat.
Die Polka gehört zu Deinem Leben als Musiker, Dirigent und Komponist: Was fasziniert Dich an der Polka?
Mathias Gronert: “Die Polka scheint auf den ersten Blick trivial zu sein, aus der Historie heraus eben einfache Gebrauchs- und Unterhaltungs- bzw. Tanzmusik. Aber es ist wie überall (in der Musik), aus etwas vermeintlich Einfachem etwas Interessantes, etwas „Gutes“ zu machen, etwas das dein Publikum erfreut, begeistert und im besten Fall abendfüllend zuhören lässt, ohne langweilig zu werden… das ist dann doch eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe. Aber die Polka hat das Potential, diese Aufgabe zu bewältigen und genau das reizt mich. Anders herum: gut gespielte, einfache (Polka-)Musik spricht mich auch selbst als Zuhörer an. Das Geheimnis liegt wie so oft im Detail, in der absoluten Stilsicherheit der Interpreten dieser Gattung.”
Historisch und stilistisch betrachtet: Ist Polka gleich Polka?
Mathias Gronert: “Die Gattung hat sich entwickelt und diverse Ausprägungen hervorgebracht. Angefangen beim einfachen Volkstanz und der Volksmusik in mehreren europäischen Ländern (insbesondere slawische Länder wie Tschechien oder Slowakei), über die sinfonischen Ausprägungen der Strauss-Dynastie sowie die extrem populäre und kommerziell erfolgreiche Musik eines Ernst Mosch, bis hin zum „überfluteten Polka-Markt“ heutzutage.
Als allen gemein würde ich den ursprüngliche tänzerischen Charakter der Musik im 2/4-Takt bezeichnen.”
Was haben die Polkas eines Johann Strauß (Sohn), eines Jaromír Vejvoda, eines Ernst Mosch und eines Martin Scharnagl gemeinsam? Wo liegen die Unterschiede?
Mathias Gronert: “Strauss hat sicher und überwiegend kommerziell gehandelt bzw. gearbeitet und für die damalige Zeit hervorragende „Popmusik“ geschrieben. Wie auch seine Walzer, zählen seine Polkas durch den sinfonischen Charakter und die Instrumentierung für großes Sinfonieorchester (mit Streichern) sicherlich zu den musikalisch anspruchsvollsten und farbenreichsten Kompositionen in diesem Genre.
Vejvoda hatte als Tscheche die Polka als Teil der ursprünglichen (Volks-)Musik seiner Heimat sicherlich tief in seiner musikalischen DNA verankert. Mosch (als Sudetendeutscher) eigentlich auch, er hat die Polka aber auf seine Weise (z.B. Dopplung der ursprünglichen Instrumentierung und Hinzufügen von heimatverbundenen Gesangstexten) zu einem kommerziell extrem erfolgreichen Produkt weiterentwickelt. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen musikalischen Idee.
Auf die zahlreichen und in den letzten Jahren beinahe “inflationär” aufgekommenen, neueren “Autoren” im Polka-Bereich möchte ich an dieser Stelle eigentlich nicht näher eingehen… hier scheint die Prämisse zu sein, Hauptsache etwas eigenes für die eigene Band, anstatt auf gutes und bewährtes Material zurückzugreifen. Hier kommt sehr oft nicht wirklich viel neues bzw. interessantes auf den Markt; für meinen Geschmack handelt es sich dabei teilweise sogar um fragwürdiges Material. Grund hierfür sind sehr oft fehlende kompositionshandwerkliche und musiktheoretischen Grundlagen der Autoren (ich benutzte bewusst hier nicht den Begriff „Komponisten“). Aber ich beschäftige mich seit geraumer Zeit nicht mehr so intensiv mit solchen Entwicklungen wie in der Vergangenheit, die Energie ist mir zu schade und letztendlich soll und darf jeder das machen, was er für richtig und notwendig hält. Musik ist eben doch sehr oft Geschmacksache.”
Wie sind Deine eigenen Polkas einzuordnen?
Mathias Gronert: “Sich selbst einzuordnen ist natürlich immer so eine Sache.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich es als absolutes Privileg empfinde, dass ich zwischenzeitlich mit meiner Musik bzw. meinen Kompositionen meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Das ist wirklich ein Geschenk, für das ich sehr sehr dankbar bin… und an dieser Stelle ist es mir auch ein Bedürfnis, allen Musikanten zu danken, die sich an meiner Musik erfreuen und meinen Stücken regelmäßig einen Platz in ihren Konzertprogrammen einräumen. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle auch an meinen Freund und Kapellmeister-Kollegen Anton Gälle und seine Scherzachtaler Blasmusik, für die ich sehr viele Kompositionen auf den Leib geschrieben habe und die meine Sachen stets in hervorragender Weise interpretiert und sehr bekannt gemacht haben.
Um nun eine Selbstbewertung abzugeben… dass ich zwischenzeitlich von der Aufführung und vom Verlag meiner Kompositionen leben kann, spricht zumindest ein Stück weit dafür, dass meine Titel gut ankommen und gerne gespielt werden… ohne zunächst eine Aussage über die Qualität meiner Musik zu treffen. Und um hier den Ball von oben nochmals aufzugreifen: jeder macht seine ersten Gehversuche, macht Fehler und entwickelt sich bestenfalls hierdurch weiter. Ich habe früher unter anderem z.B. das Holzregister etwas „stiefmütterlich“ behandelt. Das hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Auch das, was ich „durchkomponierte Polkas“ nenne, also kompositorisch-motivisch zu arbeiten und nicht einfach planlos irgendwelche Fragmente aneinander zu reihen, die man mal im Kopf hatte, würde ich als eine meiner Stärken bezeichnen. Obwohl eher und überwiegend auf sinfonische Blasmusik bezogen, habe ich durch meine Studien der “Blasorchesterleitung und Instrumentierung” bei Alex Schillings und Rob Goorhuis sowie „Komposition“ bei Rolf Rudin gelernt, dass es in einer guten Partitur auf jede Note ankommt; steht die Note nicht da, fehlt etwas… steht sie woanders, dann ist dort eventuell etwas zu viel. Ein Komponist sollte für jede Note begründen können, warum diese genau an dieser und jener Stelle steht. Das habe ich mir inzwischen beim Komponieren meiner Musik als Maßstab gesetzt, nicht nur bei den Polkas, sondern auch bei moderner Unterhaltungs- oder sinfonischer Blasmusik.
Eine Polka ist nicht mit der Komplexität und Farbigkeit einer Komposition für großes sinfonisches Blasorchester vergleichbar… eine “Polka ins Glück” ist kein Satz aus Alfred Reeds „Second Suite“ (auch wenn es sich in beiden Fällen um Tänze handelt ;-). Aber vielleicht ist es dann bei der Komposition einer Polka eben doch auch komplex bzw. anspruchsvoller als gedacht, denn genau durch das oben genannte bewusste Komponieren und Nachdenken über jede einzelne Note unterscheiden sich handwerklich gute Polkas (z.B. eines Franz Watz) von den vielen vielen anderen erschienenen und ich sage mal ganz frech „dahin geschriebenen 08-15-Polkas“. Es wurde eben über jede Note nachgedacht sowie handwerklich korrekt und sauber gearbeitet. Und dann wird auch eine einfache Polka plötzlich anspruchsvoll, farbenreich und interessant.
Ich persönlich bekomme bei den Konzerten z.B. mit meinen „Original Schwarzwälder Musikanten“ oder am Mischpult bei Anton Gälle und seiner “Scherzachtaler Blasmusik” jedenfalls recht oft sehr gutes Feedback aus der Praxis bzw. Basis, also von den Blasmusikern, die meine Kompositionen spielen. Meine Polkas seien „gut spielbar“ (ich sage immer „auch ohne täglich 5-stündiges Üben“) und damit auch gut klingend… das freut mich dann besonders, da Spielfreude und gute klangliche Ergebnisse und damit schöne Aufführungen vereint werden. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass ich auf eine mittlerweile beinahe 30-jährige Tätigkeit als Dirigent von Musikvereinen zurückblicken kann und damit sehr der Praxisarbeit an der Basis verbunden bin.”
Die Kompositionsstruktur in jeder Polka ist gleich. Was sind die wichtigsten Elemente?
Mathias Gronert: “Das würde ich so nicht unterschreiben… es gibt aber vom Aufbau her gesehen heute eine am weitesten verbreitete Form:
A – B – A(Reprise) – C (auch „TRIO“ genannt) – D – C (TRIO-Reprise).
Die Polka ist aber auch in vielen abgewandelten Formen zu finden, z.B. ohne die Zwischenteile B oder D. Die Teile A und C (TRIO) bilden meist die Hauptteile der Polka und bestechen oft durch Flügelhorn/Tenorhorn-Register in der Melodieführung. Die Teile B und D werden häufig z.B. für Solo-Passagen des Holzregisters oder als Basssolo genutzt und bringen damit klangliche Abwechslung und andere Farben zwischen die Hauptteile.
Von der Stimmführung/Instrumentation gebe ich Dir allerdings recht, dass sich hier eine Art Standard Instrumentation eingebürgert hat.
Das war nun ein sehr sehr verkürzter Abriss; natürlich ist alles mögliche und in unterschiedlichsten Ausprägungen und Varianten auf dem Markt… die Kunst ist ja immerhin frei.”
Welche Rolle in der Akzeptanz der Polka in den Programmen der Blasorchester spielt Ernst Mosch? Wie sind seine Leistungen einzuordnen?
Mathias Gronert: “Zunächst möchte ich folgendes voraus schicken: Ernst Mosch war als Musiker, Dirigent und Kapellmeister einzigartig und das wird es in dieser Form nie mehr geben… er hatte ohne Zweifel eine besondere, eine charismatische Ausstrahlung, eine Art Aura, die nach ihm kein Kapellmeister in diesem Bereich mehr zu bieten hatte. Moschs Überzeugung von Qualität und wie diese Art von Musik zu klingen hat, setzte für die damalige Zeit sicherlich einen Maßstab, der bis dato im Bereich der Blasmusik nicht bekannt war. Daher ist ihm sicherlich eine sehr bedeutende Rolle zuzuordnen. Hinzu tritt zusätzlich seine Art und sein Auftreten als Kapellmeister, die man eigentlich nur verstehen kann, wenn man einmal live eines seiner Konzerte genießen durfte. Ich bin dankbar, dass mir dies in jungen Jahren noch drei Mal vergönnt war.
Mit dem Tod Moschs im Jahre 1999 ging somit auch eine Ära zu Ende, für die es zumindest nach Ansicht von Fachleuten keine Nachfolge geben kann, auch wenn viele Orchester meinten und meinen, diese für sich in Anspruch nehmen zu müssen.
Wie bereits oben genannt war Moschs Musik auch kommerziell sehr erfolgreich. Nicht zuletzt war er einer der ersten, der auch als Verleger auftrat und die Kompositionen seines Orchesters in gedruckter Form und ordentlichen Arrangements den vielen Musikvereinen landauf landab zur eigenen musikalischen Betätigung zugänglich machte.
Allein die Tatsache, dass zahlreiche (auch sehr renommierte) Musiker und Kapellen sich auf Ernst Mosch als Vorbild berufen bzw. sich der Marke „Egerländer“ bedienten und bedienen spricht für sein Ansehen und seine Leistungen (ich selbst spreche mich dabei nicht frei von „Schuld“ 😉 und konnte in jungen Jahren mit meinen Kollegen bei der Gründung eines Blasorchesters dieser Verführung nicht widerstehen).
Augenzwinkernd abschließen möchte ich mit der durchaus amüsanten Vorstellung, was wohl Ernst Mosch über die heutige Szene, die Entwicklungen in der Blasmusik und speziell in diesem, seinem musikalischen Fachgebiet denken würde,… und (ohne den fachlichen Inhalt oder deren Expertise in Zweifel zu ziehen) was er über Leute denken würde, die aufgrund ihres jugendlichen Alters weit weg davon sind, Mosch je live erlebt zu haben und die sich mit lustigen Baseballkappen als Dozenten vor 50 interessierte (und wahrscheinlich ziemlich hohe Workshop-Gebühren zahlende) Musikanten stellen und dann Anekdoten und alte Geschichten über Mosch und die Egerländer zum Besten geben. Mhh… wie gesagt… eine durchaus amüstante Vorstellung.”
Kleine Trommel, Tuba und Posaune (bzw. Horn): wie kann ein Dirigent der „Rhythmusfraktion“ in der Polka (Vor- und Nachschlag) die korrekte Spielweise beibringen?
Mathias Gronert: “Gute Orchester bzw. Ensembles mit guten Aufnahmen anhören. Mit guten, erfahrenen Musikanten aus der Szene sprechen und sich Tipps einholen.
Ich lade als Dirigent bei meinen Musikvereinen und Orchestern sowie bei meinen Workshops zum Thema „Polka-Stilistik“ auch des öfteren Kollegen, insbesondere Schlagzeuger aus professionellen Orchestern, ein, um die Beteiligten den korrekten Polka-Groove „erleben“ zu lassen. Denn das korrekte Timing ist wie immer beim Rhythmus das A und O und der Schlüssel zu korrekter Spielweise und vor allem Spielfreude.”
Und wie kann ein Dirigent genau bei diesen Instrumentalisten, die für den richtigen „drive“ zuständig sind, die Motivation hochhalten?
Mathias Gronert: “Nur durch Präzision und „es genau nehmen“. Indem der Dirigent die Beteiligten dazu bringt, wie Zahnräder in einem Uhrwerk ineinander zu greifen. Mit Detailarbeit und Überzeugung von der Wichtigkeit der Rhythmusgruppe beim Polka-Spielen. Wenn das Uhrwerk läuft, der Herzschlag der Polka „grooved“, dann macht es auch Spaß, Vor- bzw. Nachschlag zu spielen. Wem dieses korrekte „Einrasten“ des Rhythmus als Basis der Musikgattung „Polka“ nicht wichtig ist, sollte sich mit anderer Musik beschäftigen. Es macht nur so Spaß, ich sage sogar nur so Sinn. Wer dieses Ineinandergreifen des Rhythmus noch nicht erfahren durfte, wird keinen Spaß, keine Spielfreude an dieser Art von Musik finden.
Alle Spitzen-Formationen der Szene haben eines gemeinsam: sie haben immer eine ausgezeichnete Rhythmus Sektion… und da macht es dann auch Spass mitzuspielen und diese zu gestalten (ich spreche in diesem Punkt auch als Tubist und aus eigener Erfahrung).”
Klangausgleich in der Polka bei größeren Blasorchestern (30 – 50 Musiker:innen): Wie ist idealerweise das Verhältnis zwischen Trompeten und Flügelhörnern?
Mathias Gronert: “Bei meinen Stücken und einem großen Teil der Polkas anderer Komponisten ist meist nur eine „Solo-Trompete“ instrumentiert. Dann sollte natürlich auch nur eine Trompete diese Stimme und alle anderen Trompeter Flügelhorn-Stimmen spielen, immerhin handelt es sich bei diesen um „die Violinen“ der Polka-Musik.
Es gibt aber durchaus auch sinfonisch angelegte Polkas mit mehrstimmigem Trompetensatz.”
Thema „Saxophon in der Polka“: heiß diskutiert! Welche Meinung hast Du dazu bzw. welche Erkenntnisse hast Du in Deiner bisherigen Laufbahn als Musiker, Dirigent und Komponist gewonnen?
Mathias Gronert: “Vom dem in der Szene teilweise vorzufindenden „Saxophon-Bashing“ halte ich nichts. Klangbalance und Farben sind ein wichtiges Thema und das Handwerkszeug eines guten Dirigenten. Von puristischen Original-Besetzungen abgesehen, die man in einer großen Kapelle nicht hat, müssen sich alle eben ihrer Rolle beim Spielen einer Polka bewusst sein. Aber könnte dabei nicht auch ein Altsaxophon eventuell etwas Farbe zu den Flügelhörnern (als 1. Geige in dieser Musikform) hinzufügen… ganz dezent? Natürlich alles wohl ausbalanciert, ohne diese wichtige dominante Stimme oder den ursprünglichen Klangcharakter der Musik zu verfälschen. Ich glaube genau das ist die Aufgabe guter Dirigenten. Generell zu behaupten, das Sax hätte bei dieser Musik nichts verloren, wäre doch viel zu einfach. Es gibt übrigens vereinzelt auch Polkas oder Märsche, die auch dem Sax exponierte Stellen zugeschrieben haben, bewusst als Solo, sozusagen als Abwechslung zur Standard-Instrumentierung. Warum nicht? Auch hier ist Literaturkenntnis eines guten Dirigenten gefragt.
Abschließende Anmerkung zu diesem Punkt:
Ich hatte als Dirigent auch schon den „Luxus“, dass alle Spieler im Saxophon-Register bei Polkas (und Märschen) auf Klarinette/Flöte umgestiegen sind; das ist natürlich „deluxe“.”
In vielen Blasorchestern (die auch Polkas im Repertoire haben) werden anstatt Tenorhorn und Baritons in ovaler Bauweise (Drehventile) Euphonien und Baritons in englischer Bauweise (Pumpventile) verwendet: Akzeptabel beim Spielen von Polkas oder ein Frevel?
Mathias Gronert: “Sicher kein Frevel. Ich würde beim Polka-Spiel der Stilsicherheit (und den oben genannten wichtigen Punkten zum Gelingen einer Polka) wesentlich höheren Stellenwert zuordnen als dem Klangunterschied zwischen einem Euphonium und einem Tenorhorn.”
Kann ein größeres Blasorchester den „Dialekt der Polka“ überhaupt korrekt wiedergeben?
Mathias Gronert: “Absolut. Wie bereits gesagt sind hier Literaturkunde und die Auswahl guter Polkas entscheidend. Es gibt sehr gut klingende Stücke für alle Formen von Besetzungen … angefangen von der kleinen Blechbesetzung bis hin zum großen Blasorchester mit Saxophonen etc. (siehe Punkt 10.), z.B. die Kompositionen eines Jaroslav Skabrada. Auch ein großes Blasorchester kann mit der richtigen Vorstellung, disziplinierter Klangbalance und Stilistik beweglich sein und klingen wie eine kleine Blaskapelle in Originalbesetzung.”
Welche Empfehlungen gibst Du Dirigent:innen für das korrekte Einstudieren einer Polka?
Mathias Gronert: “Stilistik, Stilistik, Stilistik…. Stilsicherheit machen eine Polka erst interessant. Dazu gehört insbesondere (wie oben bereits erwähnt) die Arbeit mit der Rhythmus-Gruppe (und zu der gehört für mich im übrigen auch das Holzregister). Das ist der Kern, der Herzschlag, das „A & O“ dieser Musikrichtung. Des weiteren eben eine saubere Melodieführung der Flügelhörner und Tenöre in korrekter Klangbalance auf dem groovenden Rhythmus liegend.”
Welches sind Deine Lieblingspolkas?
Mathias Gronert: “Das ist sehr schwer, hier Stücke aufzuzählen. Wie in anderen Richtungen auch gibt es in der Polka-Sparte zahlreiche wunderbare Kompositionen. Wenn ich eine einzige Kompositon nennen müsste, wäre es Musikantentraum von Karol Padivy. Dürfen es mehrere sein, dann zusätzlich z.B. Freu Dich des Lebens, Zärtlichkeiten oder Das ist mein Leben von Altmeister Franz Watz, die beinahe sinfonischen Polkas für großes Blasorchester von Jaroslav Skabrada (z.B. Goldene Musik) und Karel Vacek (Korycanska) und viele wunderbare Kompositionen meines Vorbilds Rolf Schneebiegl (wie Komotauer Polka, Schwarzwald-Polka, etc.).”
Und zum Schluss: Welches sind Deine erfolgreichsten Polkas?
Mathias Gronert: “Mit großem, großem Abstand die Polka mit Herz. Danach folgen Aus ganzem Herzen Blasmusik, die Polka ins Glück und aktuell läuft insbesondere Meine Heimat bist nur Du sehr gut. Mein persönlicher Favorit ist allerdings die Fernweh-Polka.”
Sehr herzlichen Dank, lieber Mathias Gronert, für diese tiefen Einblicke in das Thema Die Polka im Blasorchester!
Vita Mathias Gronert
Mathias Gronert (geb. am 09.08.1976 in Wolfach/Schwarzwald) begann seine musikalische Laufbahn im Alter von 9 Jahren an der Trompete bei der Stadtkapelle in Hornberg. Später wurde er 7 Jahre lang von Peter Persohn im Tubaspiel und in Musiktheorie ausgebildet. Erste Kompositionen und Bearbeitungen für kleinere Ensembles entstanden bereits im Alter von 15 Jahren.
Mit 23 Jahren beendet er erfolgreich seine Ausbildung zum “Dirigenten für Blasorchester” (C3).
1997 gründete Mathias Gronert seine Blaskapelle »Egerländer Gold«, mit der er 7 Studioalben veröffentlichte und die er bis zum Abschiedskonzert 2018 leitete.
Als Tubist wirkte bzw. wirkt er bei renommierten Orchestern wie Michael Maier und seinen Blasmusik- freunden, Wilfried Rösch und die “Original Böhmischen” (später “Böhmische Freunde”), Peter Schad und seinen Oberschwäbischen Dorfmusikanten, Anton Gälle und seiner “Scherzachtaler Blasmusik”, der Oktoberfestkapelle “Mathias Achatz” oder den „Original Schwarzwälder Musikanten“ mit.
Nach dem erfolgreichen Abschluss seines Hochschul-Studiums betreibt Mathias Gronert als diplomierter Tonmeister seit 2004 in Hornberg ein auf Blasmusik spezialisiertes Tonstudio und ist darüber hinaus hauptberuflich als Komponist, Arrangeur und Inhaber des EGOTON-Musikverlags tätig. Als Tonmeister arbeitete er sowohl im Studio als auch bei Live-Konzerten mit renommierten Größen der Blasmusikszene zusammen, z.B. Guido Henn, Wolfgang Grünbauer, Scherzachtaler Blasmusik, Wilfried Rösch, Christoph Moschberger, Alexander Wurz, Mathias Achatz, Hergolshäuser Musikanten, Timo Dellweg, Michael Maier und seine Blasmusikfreunde, eine kleine dorfMusik, u.v.a.
Als Komponist und Arrangeur hat er mittlerweile weit über 100 musikalische Werke komponiert oder bearbeitet. Die meisten seiner Werke sind in seinem EGOTON-Musikverlag als Druckausgabe für Blasorchester erhältlich.
Später absolvierte Mathias Gronert ein 4-jähriges Studium der Blasorchesterleitung bei Prof. Alex Schillings und Instrumentierung bei Rob Goorhuis. Als vielseitiger Dirigent widmet er sich mit großer Freude auch dem Bereich der sinfonischen Blasmusik. Er leitet aktuell den Musikverein „Harmonie“ Steinach/Kinzigtal, den Musikverein Elzach-Yach und als amtierender Verbandsdirigent das „Sinfonische Blasorchester des Blasmusikverbands Kinzigtal“.
2020 gründete er mit einigen Kollegen die professionelle Blasmusik-Formation »Original Schwarzwälder Musikanten«.
Seine musikalische Ausbildung rundet (aktuell) ein 3-jähriges Studium in der Kompositionsklasse von Rolf Rudin ab.
Mathias Gronert wird gerne für Workshops/Vorträge im Bereich der Polka-Stilistik engagiert, unter anderem beim BDB-Familien- bzw. Feriencamp an der BDB-Musikakademie in Staufen, bei ASM online und in Präsenz, bei der Volksmusikakademie in Freyung (Bayerischer Blasmusikverband) und insbesondere und häufig auch direkt bei Gruppierungen, Musikvereinen und Orchestern, die ihn zum Coaching immer wieder einladen.
Besucht gerne die Verlagswebsite von Mathias Gronert Egoton und die Website der Original Schwarzwälder Musikanten und folgt ihm auf seinen Social-Media-Kanälen:
Sehr schöne und ehrliche Statements, lieber Mathias! Herzliche Grüße, Thomas