Umfrage zum Thema Konzertprogramm: Thema oder von allem etwas?
Im neuen Jahr wird auf dem Blasmusikblog.com jeden Monat eine neue Umfrage über Themen, die uns Blasmusiker interessieren, veröffentlicht. Bereits im letzten Monat habe ich eine Umfrage zum Thema “Ehrungen” gestartet. Die Ergebnisse dazu werde ich Euch demnächst hier präsentieren.
Heute geht es um das Thema Konzertprogramm. Was bevorzugt Ihr: Konzerte mit einem “roten Faden” bzw. einem speziellen Thema? Oder doch lieber ein Programm, auf dem von allem etwas steht – also die klassische Reihenfolge Ouvertüre, Konzertwerk, langesames Werk, Konzertwerk, Unterhaltungsmusik, Walzer, Polka, Marsch, oder so ähnlich? Oder besser ausgedrückt: eine ausgewogene Vielfalt?
Es geht hier um ein grobes Stimmungsbild, darüber wie die meisten Blasmusiker über die Konzertgestaltung denken. Eure Begründungen bzw. Eure Meinung zum Thema “Konzertprogramme” könnt Ihr unter diesen Beitrag in das Kommentarfeld schreiben, oder schickt mir ein Mail mit Euren Gedanken zum Thema “Konzertprogramm”. Gerne könnt Ihr auch die Frage beantworten, was für Euch zu einem gelungenen Konzertprogramm gehört!??
Achtung: bitte bedenkt, es geht um ein Konzertprogramm bei einem Jahreskonzert bzw. dem Hauptkonzert Eures Musikvereins / Eures Blasorchesters. Nicht um ein Unterhaltungskonzert bzw. ein Sommerprogramm-Auftritt!
Hier ist also die Umfrage:
[socialpoll id=”2411706″]Übrigens: nachdem Ihr Eure Entscheidung getroffen habt könnt Ihr sehen, wie die anderen Blasmusiker abgestimmt haben.
Welche Umfrage soll als nächstes auf dem Blasmusikblog.com gestartet werden? Habt Ihr einen Wunsch bzw. Ideen? Gerne an alexandra@kulturservice.link mailen. Danke.
Ein Motto muss nicht unbedingt sein. Manche saugen so etwas sich richtig aus den Fingern. Ich versuche in meiner Programmgestaltung alle Richtungen, die die Blasmusik ausmacht, zu präsentieren. Originale Blasmusik, klass. Transkriptionen, Marsch, moderne Richtung wie Filmmusik oder Musical usw.. Die Blasmusik gehört zu den vielfältigsten Musikrichtungen. In einem bestuhlten Konzert muss eine normale Polka nicht sein, eher eine konzertante. Ab und zu stelle ich ein Programm auch unter ein Motto, aber eben nicht sehr oft.
Ich bevorzuge thematische Programme, wobei auch diese “von allem etwas” enthalten können und den Dirigenten bei der Stückauswahl keinesfalls einschränken. Ein Beispiel für ein selbst realisiertes Programm mit einer Kapelle im Oberallgäu (“Aus dem Allgäu in die Welt hinaus”), wo wir das Allerweltsthema “Musikalische Weltreise” einmal etwas anders aufgezogen haben
• „Jägers Abschied“ – Volksweise für 2 Flh Trad.
Musiker spielen vor geschlossenem Vorhang. Anschließend Dialog: „Wieso Abschied? Es geht doch jetzt erst los?“ – „Ja, aber wir wollen doch mit dem Verein verreisen.“ Anschließend kommt von hinten eine kleine Besetzung (Bauernmusik, ca. 10 bis 12 Leute) durch den Saal zur Bühne mit Bemerkungen wie „Die andern packen noch. Wir spielen derweil ein wenig auf.“ Nach drei kurzen Stücken Beginn des eigentlichen Programms
• Reisepläne – Ouvertüre Hans Moeckel (V.: Msk.)
(Quasi der Gang ins Reisebüro. Das Stück ist eine Art Paraphrase über international bekannte Volkslieder. Danach tritt der Moderator auf, quasi als Reiseleiter und beschreibt genau den Weg zwischen den einzelnen Stücken. Zunächst wird vom Oberallgäu aus ins Inntal gewandert)
• „Dem Land Tirol die Treue“ – Marsch Florian Pedarnig
• „Traumreise Griechenland“ – Potpourri diverse / Arr. Norbert Studnitzky
• „Hava Nagila“ – Fantasie (Israel) Ernest Majo
• „Siyahamba“ (Südafrika) Thomas Krause
• „Kalinka“ (Russland) Trad. / Arr. Jack Ham
Überleitung in der Ansage zur Pause: Längerer Aufenthalt in Russland
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• „The Second Waltz“ D. Schostakowitsch / Arr. N. Studnitzky
• „The Beautiful Flag“ – Konzertmarsch (Taiwan) Yeh Shu-Han
• Einlage eines Musikers auf Didgeridoo, begl. von einem Schlagzeuger Improvisation
• “Nobody knows …” (USA; 10er-Besetzung) * Trad. / eigenes Arr.
„The Gladiator“ (USA; 10er-Besetzung) * J. P. Sousa / eIgenes Arr.
• „Kilkenny Rhapsody“ (Irland) Kees Vlak
• „Happy Cyclist“ (Fahrradklingel und BO; Niederlande) Ted Huggens
• „Schwaben-Express“ Ernest Majo
Zugabe („wieder daheim“)
• „Allgäuer Lausbuben“ – Polka Erich Blackstein
* 10er-Besetzung nach Vorbild des Philip Jones Brass Ensembles: 4 Trompeten, Horn, 4 Posaunen, Tuba
Das Konzertprogramm aus dem Allgäu gefällt mir total!
Gibt es noch mehr Beispiele für Programme?
Eigentlich beides. Wir versuchen immer eine gute Mischung zu haben – ein roter Faden/Thema hilft aber sicherlich in der Moderation und in der Werbung. Wenn wir ein Konzertprogramm zusammenstellen, dann hat es aber schon aus beiden Richtungen angefangen: mal hatten wir ein Thema und haben Stücke dazu gesucht, mal haben wir uns ein paar Stücke ausgesucht und dann geschaut, wie man die in ein gemeinsames Konzept bringen kann. Immer gibt es aber sowohl große sinfonische Werke als auch kleine lockere zwischendrin.
Das eine schließt das andere meiner Meinung nach überhaupt nicht aus!
Es ist durchaus möglich ein Themen-Konzert mit Stücken aus allen Bereichen der Blasmusik zu gestalten.
Bei meinem Orchester haben sich Konzerte mit einem Thema mittlerweile gut etabliert. Es ist natürlich aufwändiger so ein Konzertprogramm zusammenzustellen und setzt auch eine große Literaturkenntnis voraus. Allerdings lassen sich Mottokonzerte auch “schöner” bewerben und sind oft auch publikumswirksamer. Wenn ich bei meinem Musikern das nächste Motto bekannt gebe, kommen mittlerweile sehr gute Vorschläge zur Programmgestaltung.
Weiterhin geben wir jedem Motto auch noch eine bestimmte Farbe, die dann in den Werbemedien, Konzertprogramm usw. auftaucht. Zusätzlich stimmen wir unser Orchester-Outfit (schwarz – schwarz) mit einem Accessoire jeweils auf das Motto und die zugehörige Farbe ab. Meine Musiker haben Freude daran und beim Publikum kommt’s auch gut an.
Vielen Dank für diesen wertvollen Kommentar!
Auch wenn die Umfrage jetzt schon etwas länger zurückliegt, möchte ich noch ein paar meiner Gedanken zu dem Thema loswerden.
Viele Dirigenten machen meiner Meinung nach den Fehler, sich bei der Stückauswahl für Mottokonzerte durch ihren selbst gewählten Leitfaden zu sehr einschränken zu lassen. Das Resultat ist oft eine etwas verkrampft wirkende Abfolge einzelner Stücke, die zwar allesamt ein ähnliches Thema zum Gegenstand haben, musikalisch allerdings nicht unbedingt einen roten Faden aufweisen.
Dabei ist es doch viel einfacher, sich von der Idee eines stimmigen Programmes zu einem Motto leiten zu lassen, wie es ja auch schon weiter oben im Thread beschrieben wurde, oder das Motto so offen zu wählen, dass man schöne und stimmige Ergänzungen am Konzertprogramm vornehmen kann, ohne gleich seine selbst gesetzten Grenzen zu übertreten (Frühling der neuen Musik z.B. hört sich auch besser an als Frühjahrskonzert 2000irgendwas, ohne dabei wirklich einzuschränken).
Ich selbst habe in der Vergangenheit sowohl Mottokonzerte als auch Konzertprogramme ohne sofort erkennbare Thematik geleitet und war in beiden Fällen mit dem Resultat sogut wie immer zufrieden. Konzertmottos geben die Möglichkeit, den Auftritt viel ansprechender zu bewerben und erlauben es, auch außermusikalisch am Event einen roten Faden zu schaffen, an dem man sich orientieren kann (Dekoration, Auswahl der Snacks in der Konzertpause, etc.) und solange man es nicht über Gebühr forciert, ist es meiner Meinung nach eine gute Möglichkeit, das Vereinsjahr für die Musiker und Zuhörer ein wenig aufzupeppen. Ein Muss sollte es allerdings nicht werden.
Vielen Dank für Deinen Kommentar, Florian! Weitere Kommentare, Erfahrungsberichte und Konzertprogramm-Vorschläge sind jederzeit willkommen!
Ich versuche den roten Faden inhaltlich zu finden und das Programm dabei dramaturgisch klassisch aufzubauen, z.B. Ouvertüre -Solokonzert /Pause/ ruhiges Werk – Hauptwerk – Rausschmeißer
5 Stücken reichen um ein volles Programm zu haben, die Dramaturgie erspart einem den Moderator und stellt im sinfonischen Bereich eine Konzertkonvention dar, die das Publikum kennt und die größte Aufmerksamkeitsspanne aufrecht erhält. 5 – 6 Stücke sind in der Probenarbeit gut zu schultern, ich plane 2 Stücke pro Probe ein. Mehr ist bei detaillierter Arbeit nicht drin. Ich achte dabei darauf, dass alle Stücke von bester Qualität sind, also keines abfällt und vorallem kein Stück “egal” ist.
Ich persönlich kann Themenkonzerte nicht leiden, bei denen unter einem fadenscheinigen Thema irgendetwas angesammelt wird und ich hasse nichts mehr, als mit “auf eine musikalische Reise” genommen zu werden. Diese sollen einem wie in einem Comic genaue Bilder liefern, deswegen sind gerade die flach thematischen Stücke gern mit stumpfen Effekten ausgestattet (in die Instrumente pusten, Musiker müssen anderweitig Geräusche machen, ein Sänger erscheint). Das ist mal lustig, führt aber meiner Meinung nach dazu, dass das Publikum ‘verblödet’. Der Inhalt wird ihnen immer direkt unter die Nase gerieben. Eine Ansammlung mehrere Stücke dieser Art macht ein Konzert langweilig, weil sich die Effekte abnutzen. Der Effekt stellt in allen künstlerischen Disziplinen inhaltlich die größte Gefahr dar. Da in den meisten Stücken im neueren sinfonischen Original-Bereich die dramaturgische Kurve inkludiert ist, macht eine Kombination mehrerer Stücke dieser Art keinen Sinn, heisst jedes Stück ist in sich fetzig, lyrisch und dann wieder schmissig. Wenn jedes stück jedoch für seine singuläre Form im Programm steht, kann die inhaltliche Kurve gar nicht abfallen.
Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar, Henning. Ja, ja, die musikalischen Reisen…. Gleich gefolgt von Filmmusik-Konzerten… Das langweilt mich auch sehr…
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