Brass Band Sachsen vor Debüt beim World Music Contest in Kerkrade
Ein Gastbeitrag von Thomas Schneider, Vereinigung Sächsischer Blechbläser e.V.
Was mit Beginn der 90er Jahre durch Liebhaber innerhalb damals noch weniger Klangkörper ihren Anfang nahm, hat sich bis zur Gegenwart zu einem wohl etablierten, eigenen Musikgenre in Deutschland entwickelt: die deutsche Brass-Band-Szene, damals wie heute von der englischen Brass-Band-Tradition inspiriert, pulsiert im Jahr 2017 innerhalb der Bundesrepublik so stark wie noch nie und findet stetig neue, begeisterte Anhänger.
Aber auch international gewinnt der Stellenwert der deutschen Brass-Band-Kultur in den letzten Jahren an Wert. Einen kleinen Anteil daran hat ebenso die Brass Band Sachsen, welche im vergangenen Jahr erst als dritte deutsche Brass Band bei den European Brass Band Championships in der Challenge Section den 1. Platz belegen konnte. Bis dahin war dies lediglich der 3BA Concert Band (2009), welche seit 2015 sogar in der Championship Section teilnehmen darf, sowie der Brass Band Oberschwaben-Allgäu (1995) gelungen.
Entgegen der Vorjahre war die Brass Band Sachsen als Titelverteidiger heuer nicht mehr automatisch für die Challenge Section qualifiziert, sodass alle Konzentration auf die erstmalige Teilnahme an der Brass-Band-Weltmeisterschaft im Rahmen des World Music Contest in Kerkrade (Niederlande) gelegt werden konnte. Am morgigen Samstag, den 8. Juli, wird der Klangkörper aus Sachsen in der zweithöchsten Kategorie, der 1st Division, unter der künstlerischen Leitung Ihres Chefdirigenten Eoin Tonner (25, Schottland) antreten. Sich die Liste der teilnehmenden Bands aus Ländern mit großer Brass-Band-Tradition (u.a. Belgien, Niederlande, Schweiz) betrachtend, verspricht das künstlerische Niveau ein überaus ansprechendes zu werden. Die Brass Band Sachsen geht dabei unabhängig von ihren ersten positiven Ergebnissen der vergangenen Jahre mit größtem Respekt an diese spannende Herausforderung.
Der amtierende, deutsche Vizemeister der Höchststufe hat sich dabei für sein Wettbewerbsprogramm etwas Besonderes einfallen lassen. Allein für den World Music Contest gab die Vereinigung Sächsischer Blechbläser e.V., der die Brass Band Sachsen angehört, in Kooperation mit der Stadt Frankenberg/Sa. ein neues Werk in Auftrag. Komponist ist kein geringerer als Jonathan Bates (England), welcher den Kennern als Solohornist namhafter Brass Bands, insbesondere der Black Dyke Band, bekannt sein dürfte. Aktuell bekleidet Bates die Position des Solo Horns bei der Foden’s Band und hat erst in diesem Frühjahr seinen Abschluss in den Fächern Es-Horn sowie Komposition am Royal Northern College of Music in Manchester erfolgreich erlangen können. Am Ende resultierte das imposante Werk „Red October: Symphony for Brass Band“. Es setzt vornehmlich auf Motive des 4. Klavierkonzerts des russischen Komponisten Sergej Rachmaninow auf und soll dessen Lebensumstände zur Zeit der russischen Oktoberrevolution 1917, welche sich heuer zum 100. Mal jährt, abbilden, die schließlich in einer Auswanderung aus seinem Heimatland mündete.
Zum Einsatz kommen wird innerhalb eines Brass-Band-Werkes erstmals ein Hang, welches mit seinem charakteristischen Klang die Kriegsmaschinerie darstellen soll. Das zunächst asiatisch anmutende Instrument hat seinen Ursprung in der Schweiz und ist von Klangarchitekten ausdrücklich als Klangskulptur und nicht als Musikinstrument kreiert worden. Mittlerweile gibt es diverse Firmen, die das Hang zu einem Orchesterinstrument samt verschiedener Grundstimmungen weiterentwickelt haben. Sowohl der Komponist als auch die Schlagwerker legen bei der internationalen Uraufführung jedoch Wert darauf, mit einem der wenigen hundert Originalinstrumente zu musizieren.
Als Pflichtstück für die 1st Division wurde von der Wettbewerbskomission ein Klassiker der Brass-Band-Literatur selektiert: „Dances & Arias“ von Edward Gregson, welches im Rahmen der National Brass Band Championship von Großbritannien am 7. Oktober 1984 in der Royal Albert Hall seine Uraufführung erfuhr. Die zwei elegischen Arien jeweils für Solo Cornet sowie zwei Flügelhörner wird von drei Tänzen umringt, wobei der zweite durch ein Scherzo und der letzte durch eine Toccata charakterisiert sind.
Seit dem vergangenen Sonntag befinden sich die MusikerInnen der Brass Band Sachsen in einer intensiven Vorbereitungswoche mit zahlreichen Register- sowie Tuttiproben, in denen die letzten Detailarbeiten stattfinden.
Gestern, den 6. Juli um 19 Uhr, der Abend vor ihrer Abreise nach Kerkrade, hat sich die Brass Band Sachsen mit einem Try-Out-Konzert, welches zugleich das Eröffnungskonzert des 10. Frankenberger Stadtfestes darstellte, vom heimischen Publikum verabschiedet. Neben dem Pflichtstück „Dances & Arias“ wurde eben jenes Auftragswerk „Red October: Symphony for Brass Band“ offiziell weltweit uraufgeführt.
Einen Tag später reist der Tross der Brass Band Sachsen zu seiner Unterkunft in Eschweiler. Vor Ort wird es noch eine abendliche Anspielprobe geben. Am Samstag, den 8. Juli, findet schließlich nach dem morgendlichen Auslosungszeremoniell im Laufe des Vormittags der Wettbewerbsvortrag statt. Auf unserer Website www.blechblaeser-sachsen.de können Sie neben der Vorstellung beider Wettbewerbswerke unsere Vorbereitung sowie Neuigkeiten auf unserer Reise nach Kerkrade direkt mitverfolgen.
Ein herzliches Dankeschön an Thomas Schneider von der Brass Band Sachsen für diesen Beitrag! Viel Erfolg in Kerkrade!
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