Die Konzert-Zugabe – Aspekte und Vorschläge Teil 1
Ein Round-Up-Post mit Beiträgen von Dee Boyd, Norman Grüneberg und Michael Euler
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In insgesamt drei Blog-Beiträgen teilen acht erfahrene Dirigentinnen und Dirigenten ihre Gedanken, Ideen und Empfehlungen zum Thema „Konzert-Zugabe“. Sie alle haben folgende beiden Fragen beantwortet:
- Nach welchen Kriterien wählst Du eine Konzert-Zugabe aus?
- Welche Zugaben-Werke sind Deine Favoriten und weshalb?
Die drei Blog-Beiträge sollen Euch immer dann eine Hilfe sein, wenn Ihr eine passende Zugabe für Euer nächstes Konzert sucht.
Dee Boyd
Die gebürtige Australierin dirigiert in der Region Freiburg mehrere Orchester und Ensembles. Darunter die Black Forest Brass Band, den Musikverein Kirchzarten, die Jugendensembles des Musikvereins Opfingen und das Verbandsjugendblasorchester des Oberbadischen Blasmusikverbands.
(1) Nach welchen Kriterien wählst Du eine Konzert-Zugabe aus?
Kurze Antwort: Ich suche, ein Stück das „short and sweet” (kurz und bündig) ist!
Lange Antwort:
- Ist abhängig vom Konzert an sich (Kirche / Open Air oder Auftritte / Jahreskonzert usw.) sowie der Art des Orchesters und des Niveaus (Jugend, MV, Brass Band usw.)
- Muss zum Orchester / Publikum passen, vor dem gespielt wird
- Ist abhängig von der Schwierigkeit des Hauptkonzertprogramms: Ich betrachte die Konzentration, die die Musiker am Ende eines solchen Programms noch haben, und auch, was das Publikum möglicherweise noch verdauen kann.
- Die Zugabe könnte etwas Neues sein, aber in einem Stil, der in der Region bekannt ist;
kann aus der Mappe sein, etwas, das immer gut rüberkommt und das Orchester für das Spielen dieses Stücks bekannt ist, oder vom Publikum oft nachgefragt wird;
kann ein bekanntes fröhliches Lied sein, das das Publikum mit einem Ohrwurm auf den Weg schickt, so dass sie gerne wieder zurückkommen;
kann etwas aus dem Konzert oder dem vorherigen Konzert sein, das gut rüberkam und vielleicht wollte das Orchester auch die Chance haben, das Stück noch einmal zu spielen!;
kann ein ruhiges Stück sein, um ein “ernstes Konzert” zu beenden, bei dem vielleicht eine Menge “neues Repertoire” präsentiert wurde, um dem Publikum zu ermöglichen, alles zu verarbeiten, was präsentiert wurde;
ein Stück, das im Herzen des Publikums liegt. Z.b Der Böhmische Traum, Badnerlied usw. und das die Musiker auch sehr gerne spielen. Das Publikum ist manchmal einfach sehr dankbar für etwas, das sie schon kennen, gerne hören und zu dem sie auf ihrem Heimweg mitsingen können.
(2) Welche Zugaben-Werke sind Deine Favoriten und weshalb?
Meine Lieblingsstücke und das was zum Orchester oder zur Region passt, sind leider nicht immer dasselbe. Als Dirigentin halte ich dies für ein wichtiges Kriterium, das im Planungsprozess berücksichtigt werden muss. In den letzten Jahren haben sich jedoch folgende Stücke in meinem Anwendungsrepertoire als beliebt erwiesen:
Abide With Me – W. Monk, arr. Goff Richards
Friends for Life – Dizzy Stratford
Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten
Hotline (March) – Lex Abel
Death or Glory (March) – R. B. Hall-Mol
Invercargill (March) – Alex F. Lithgow, Arr. L.P Laurendealt
Das Badnerlied – Marsch von Emil Dörle
Der Böhmische Traum – Norbert Gälle, Arr. Sigfried Rundel
Auf der Vogelwiese
Norman Grüneberg
Norman Grüneberg ist Dirigent des Symphonischen Blasorchesters Leipzig und u. a. als Dozent in der Deutschen Bläserakademie in Bad Lausick, im Sächsischen Blasmusikverband und als Juror der BDMV tätig.
(1)
Eine Zugabe ist eine höchst individuelle Botschaft an das Konzertpublikum. Sie ist am ehesten vergleichbar mit dem Ende eines guten Essens: zunächst vielleicht noch um des Geschmacks wegen ein kleines Stück vom eben Genossenen. Zum Abschluss ein in Ruhe gereiftes Käsestückchen.
Ich bevorzuge – wenn eine Zugabe passend erscheint – zunächst eine virtuos-beeindruckende Stelle, gerne auch ein furioses Finale aus dem Konzertrepertoire, maximal zwei Minuten lang. Hier muss man nur passende Einstiege finden und Schlüsse nicht zu lang denken…
Abschließend dann eine ruhige, verklingende Musik. Das kommt dem Bachschen Postulat der “Recreation des Gemüths” am nächsten.
Eine oder mehrere Zugaben sollten dabei immer geplant, aber nie inszeniert werden. Sie sind in der Tat etwas Besonderes und besonderen Konzertmomenten vorbehalten. Um der Zugabe willen sollte man also keine Zugabe spielen.
(2)
Für den guten Schluss:
–> aus der “Blasmusik”, solide Schlusswerke, etwas kitschig-romantisierend aber herzergreifend schlicht!
Pavel Stanek: Amen
Jan Van der Roost: Adagio for Winds
–> aus der “Musikgeschichte”, ehrlich, wahr, schön:
Joseph Haydn: St. Antoni-Choral
Johann Sebastian Bach: Wachet auf, ruft uns die Stimme
Oberstleutnant Michael Euler
Leiter des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr
(1)
Grundsätzlich ist bei Konzerten des Ausbildungsmusikkorps immer die Nationalhymne als letzte Zugabe gesetzt. Sie bildet einen würdigen und feierlichen Abschluss.
Grundsätzlich, finde ich, sollte es auch nicht mehr als 2 Zugaben geben. „Wenn’s am schönsten ist, sollte man gehen!“
Die erste Zugabe ist oft ein schmissiger Marsch, denn das erwartet ein Grossteil unseres Publikums.
Es gibt aber auch immer wieder Stücke, die sich stimmungsvoll an das Ende eines schönen Konzertes eingliedern lassen. Gerade wenn das letzte Stück des offiziellen Teils furios war und einen Höhepunkt darstellt, kann man mit einem eher ruhigen Werk einen wunderbaren Nachklang im Publikum erzeugen.
(2)
Wie schon unter 1 gesagt, steht die Nationalhymne immer am Ende.
Bekannte und beliebte Märsche, durchaus auch Klassiker wie den Radetzky Marsch, Am wunderschönen deutschen Rhein, oder ein Marsch, der in die Region passt.
Halleluja für Sopransaxophon und Orchester im Arrangement von Guido Rennert ist mein absoluter Favorit. Guten Abend, Gute Nacht ist ebenfalls sehr schön.
Ein herzliches Dankeschön an Dee Boyd, Norman Grüneberg und Michael Euler für ihre Aspekte und Vorschläge zum Thema Zugabe!
Die 3 Teile dieser Serie im Überblick
Die Konzert-Zugabe – Aspekte und Vorschläge Teil 1: Dee Boyd, Norman Grüneberg, Michael Euler
Die Konzert-Zugabe – Aspekte und Vorschläge Teil 2: Celine Pellmont, Oliver Nickel, Tobias Hauenstein
Die Konzert-Zugabe – Aspekte und Vorschläge Teil 3: Gordon Hein, Mathias Pfläging
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Eine m.E. schönsten Zugaben der letzten Jahre, wenns ensemblemäßig passt:
https://www.youtube.com/watch?v=s1kaKMCPveY
… Super Tipp, es gibt auch eine Ausgabe für Blasorchester 😉 und in der Tat bei mir schon Teil der Zugabe im Konzert
Unschlagbar die Zugabe vom Schick. Aber wer hat schon einen Höglauer im Verein sitzen 🙂
Für mich zählt der Anlass, ob Musikfest, Jahres-Konzert, Kirchenkonzert….. . Musikfest Badnerlied (bei uns Tradition), Jahres-Konzert 1. Zugabe gemeinsames Stück mit dem Jugendorchester, 2te Zugabe anspruchsvoller (bekannter) Marsch (z.B. Hoch Heidecksburg) oder auch was ruhiges je nach Konzertprogramm, Kirchenkonzert Standard z.B. Abendmond (Thimo Kraas) oder Weihnachtslied(-er) zum Mitsingen. Gerne auch moderne Arrangements im BB-Stil
… wir vereinen bei der Zugabe immer unser Jugend- und das Hauptorchester mit einem Stück, das jung und Alt gut gefällt. Idee dahinter ist dass die Jugendlichen samt Eltern, die den ersten Konzertteil bestreiten, bis zum Konzertende da bleiben und dann gemeinsam mit einem großen Klangkörper (> 60 Musiker) einen Vorgeschmack bekommen, was ihr Mitwirken im großen Orchester ausmachen kann.
Die Stückeauswahl ist einerseits am Konzertmotto und andererseits am Schwierigkeitsgrad ausgerichtet, sollte eher modern und unterhaltend sein.
Pop City von Thierry Deleruyelle ist sehr gut angekommen, beim letzten Konzert in 2019 haben wir passend zum Motto Österreich Bergwerk von Fendrich in einem super Arrangement des Rundel Verlags aufgeführt.
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