European Brass Band Championships EBBC in Freiburg
Ein besonderes Wochenende liegt hinter Hunderten von Brass-Band-Fans aus ganz Europa – und Freiburg hat’s kaum gemerkt…… Aber es soll in meinem Bericht über die Europäischen Brass Band Meisterschaften im Konzerthaus in Freiburg natürlich nicht darum gehen, ob eine Badische Zeitung darüber berichtet oder nicht. Gerne möchte ich mit Euch meine Eindrücke teilen!
Um eins gleich vorweg zu nehmen: Juror hätte ich nicht sein mögen! Die Hälfte der Bands in der Championship Section haben auf einem so unglaublich hohen Niveau musiziert, dass wir Besucher nur spekulieren konnten, wer auf die begehrten fünf ersten Plätze mit den enorm hoch dotierten Preisen kommt.
Da ich schon vorher auf Brass Band Meisterschaften war konnte ich mir vor dem Anlass schon vorstellen, was mich erwartet. Top-Bands, erstaunlich hohes musikalisches Niveau und ein leidenschaftliches Publikum. Und so war es auch. Bei den Vorträgen der Spitzenbands (man kennt sich ja aus…) waren die 1.800 Plätze im Konzerthaus voll besetzt. Unter den Besuchern prominente Musiker und Komponisten wie zum Beispiel Steven Mead (Euphonium), Philip Sparke (von ihm wurden in der Challenge Section 3 Wahlstücke gespielt – leider nicht sehr gut), Rolf Rudin (Komponist des Pflichtstücks in der Championship Section), Oliver Waespi (von ihm wurde drei mal das Werk „Audivi Media Nocte“ als Selbstwahlstück in der Championship Section gespielt), Jan de Haan (Komponist und Gründer des De Haske-Verlags) und viele mehr. Thomas Doss saß wie schon berichtet in der Jury. Bei den Vorträgen seines Werks „Trance“ jurierte er allerdings nicht, sondern saß mit offenen Ohren im Publikum. Überhaupt dieses „Trance“: was für ein geniales Werk. Emotionsgeladen, verspielt, leidenschaftlich, verträumt, dieses Werk müßt Ihr einmal live gehört haben! Gänsehaut, Hitzewallungen und Herzklopfen erwarten Euch!
Nun zu den besten Bands. Auf Platz 5 die Cory-Band aus Wales unter der Leitung von Philip Harper. Auf diesem Platz hätte ich lieber die Brass Band Treize Étoile aus der französischen Schweiz gesehen.
Auf dem vierten Platz die Eikanger-Bjørsvik Musikklag aus Norwegen unter der Leitung von Prof. David King – für mich der beste Dirigent des Wettbewerbs. Nach dem Vortrag ihres Pflichtstücks saß zufällig der Principal Kornettist David Morton neben mir. Er war voll des Lobes über das Pflichtstück von Rolf Rudin „The God Particle“. Wörtlich David Morton: „I love it!“
Den dritten Platz belegen die Vorjahreschampions, die Brass Band Bürgermusik Luzern unter der Leitung von Michael Bach. Das Pflichtstück spielten sie extrem wuchtig und leidenschaftlich. Stellenweise fehlte mir die Transparenz. Mit ihrem Selbstwahlstück „Trance“ haben sie mich aber überzeugt. Abends durfte die Brass Band Bürgermusik Luzern als Vorjahressieger zusammen mit der eigens zusammen gestellten European Youth Brass Band und German Brass das Galakonzert gestalten. Sie spielten ein eher ruhiges Programm mit klassischen Transkriptionen und dem Trompetenkonzert “Orpheus” von Peter Meechan mit Stargast Jens Lindemann.
Den zweiten Platz des Wettbewerbs belegt zu meinem großen Erstaunen die Brass Band Willebroek aus Belgien mit ihrem Dirigenten Frans Violet. Gemäß dem Motto Nomen est Omen traten sie in fliederfarbenen Hemden auf. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig für die Augen, aber darauf kommt es schließlich nicht an. Ihr Selbstwahlstück: „Journey of the lone wolf“ von Simon Dobson.
Der Champion Black Dyke Band spielte das Selbstwahlstück „Metropolis 1927“ von Peter Graham nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen. Die Solisten traten jeweils zu ihrem Solo vor die Band und gingen in einer Art Choreographie wieder auf ihre Plätze zurück. Eine Jazz-Band hörten wir nicht nur davongehen, sie taten es auch. Durch die Bewegung blickte man automatisch gefesselt auf das Geschehen auf der Bühne und hörte dadurch auch viel intensiver zu. Die Juroren sahen das freilich nicht, denn sie saßen ja die ganze Zeit verdeckt für Bands und Publikum in der „Box“. Schade für alle Bläserfreunde, die das nicht hören konnten! Das gilt sowohl für diese Band, als auch für ihren prämierten Solisten am Euphonium, Gary Curtin, als auch für alle anderen Vorträge in diesem Wettbewerb.
Für Deutschland trat die Brass Band 3BA unter der Leitung von Thomas Ludescher an. Sie spielten das Selbstwahlstück „From Ancient Times“ von Jan Van der Roost. In der Challenge Section gewann die Brass Band Sachsen sowohl den zweiten Preis als auch den Preis für den besten Solisten, Christopher Passet, Flügelhorn.
Ich habe am letzten Wochenende von 12 Bands in der Championship Section jeweils ein Pflichtstück (am Freitag) und ein Selbstwahlstück (am Samstag nachmittag) gehört. Von den 6 Bands in der Challenge Section habe ich 5 gehört (am Samstag morgen). Und am Samstag Abend schließlich noch das Galakonzert genossen. Das waren so ungefähr 20 Stunden Brass-Band-Musik in zwei Tagen auf sehr hohem Niveau. Aber wie schreibt ein Freund von mir so schön in Facebook: „Auch in wirklich großen Mengen kann Musik ohne Nebenwirkungen genossen werden“.
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