Warum ein gutes Ende einer Komposition so wichtig ist
Es ist wie beim Film. Ein geniales Ende eines Films lässt uns manchmal mit offenem Mund zurück, oder mit Tränen in den Augen, oder mit innerer und äußerer Heiterkeit. Wenn uns der Schluß gefallen hat, war der Film super. Das Ende bleibt. Denkt nur mal an „Casablanca“!
Ein toller Schluß einer Komposition führt dazu, dass
- der Zuhörer emotional berührt wird (Gänsehaut, Rührung, Lachen, Schmunzeln, Überraschung, o. ä.)
- der Zuhörer das Stück nicht vergisst
- der Zuhörer von diesem Komponist gerne auch andere Werke hören will
- das Publikum in der Pause über das Werk diskutiert
Vor kurzem habe ich über ein psychologisches Phänomen gelesen, das mich erst auf diese Gedanken gebracht hat, der sogenannte „Rezenzeffekt“.
Dieser Effekt besagt, dass bei einer Entscheidung, die neuesten Informationen mehr Gewicht haben, als ältere Informationen. Der Hörer schenkt dem Ende der Komposition also mehr Aufmerksamkeit als dem Anfang oder der Mitte. Das ist auch wie beim Essen: Der letzte Bissen entscheidet häufig darüber, ob uns ein Essen geschmeckt hat.
Doch zurück zur Blasmusik. Einer der besten Schlüsse bei Blasorchesterwerken hat meiner Meinung nach Franco Cesarini in seinem Werk „Poema Alpestre“ komponiert. Hört mal selbst, ist das nicht grandios (ca. ab Minute 21:42)? Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut wenn ich das höre!
https://www.youtube.com/watch?v=cpxeziQ0dIg
Ein Meister seines Fachs ist auch Jan Van der Roost, der seine Werke oft in seinem typischen Orgelsound beendet, wie zum Beispiel in „Olympica“:
https://www.youtube.com/watch?v=LEp3_c6OyJY
Ein Beispiel eines sehr überraschenden Ende einer Komposition bzw. in diesem Fall Transkription, das ein Schmunzeln bei den Zuhörern auf den Lippen hinterlässt, ist die „Serenade op. 22“ von Derek Bourgeois. Hier habe ich leider lange suchen müssen, bis ich eine halbwegs gute Aufnahme in YouTube gefunden habe. Es stehen teilweise wirklich schreckliche Aufnahmen im Netz, aber das ist ein anderes Thema. Hier die Aufnahme zu „Serenade op. 22“:
https://www.youtube.com/watch?v=64GbUSU0Ebs
Meine These über die Kompositionsschlüsse gilt auch für Bearbeitungen. Hier sind die Bearbeiter ja mal mehr und mal weniger kreativ. Einer der in seinen Bearbeitungen immer kreativ ist, der außerdem ein Meister der Instrumentation ist, ist Johan de Meij. Das beste Beispiel einer „de Meij’sche Pyramide“ am Ende eines Stücks hat er in „Highlights from Chess“ geschrieben. Hier habe ich auch keine optimale Aufnahme gefunden, aber ab der Minute 14:29 könnt Ihr hören, was ich mit der „de Meij’schen Pyramide“ meine:
https://www.youtube.com/watch?v=hVel0NeUN_A
Übrigens sein Schluß in dem von uns allen so geliebten „Lord of the Rings“ treibt mir auch jedes Mal ein Tränchen in die Augen…
Kennt auch Ihr geniale Schlüsse, die das Publikum begeistern und im Bestfall von den Stühlen reißt? Was sind in dieser Hinsicht Eure Lieblings-Werke? Hinterlasst hier im Kommentarfeld gerne Eure Beispiele oder Eure Meinung zu diesem Thema!
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Pingback: Meine Top 5 Finale von großen Werken - beneschu.de
Ich habe meine lliebsten Finale in diesem Zug gleich in ein eigenen Beitrag gepackt und verweise auf meinen Blog 🙂
http://www.beneschu.de/?p=966
Klasse, Benedict!
Pingback: 6 Fragen an Franco Hänle zu der Teilnahme an den Wettbewerben beim Musikfest Baden-Württemberg | Blasmusik