Komponist im Rampenlicht: 10 Werke von Siegmund Andraschek

Bereits im Januar diesen Jahres habe ich Euch ein neues Werk von Siegmund Andraschek hier auf dem Blasmusikblog vorgestellt: Sakura. Ich habe Euch von der sehr erfolgreichen Uraufführung durch das LJBO Steiermark unter der Leitung von Dr. Wolfgang Jud berichtet. Sakura vereint in sich ein attraktives „Cross-over“ mit einem Hauch „Wiener Musik“. Eine interessante Mischung gespickt mit anspruchsvollen und sehr kreativen Soli für verschiedene Instrumente.

 

Ein Geheimtipp ist Siegmund Andraschek längst nicht mehr. Der österreichische Komponist, der auch japanische Wurzeln hat, findet sich mittlerweile auch in Deutschland auf immer mehr Konzertprogrammen wieder. Zu seinen viel gespielten Werken gehört sicherlich ohne Frage die Steiermark Suite, die in verschiedenen Blasmusikverbänden schon Pflichtstück für Wertungsspiele war oder ist.

Die Steiermark Suite ist ein Auftragswerk 2009 des Steirischen Blasmusikverbandes mit seinem (Ehren-)Landeskapellmeister Prof. P. Fruhmann. In dieser dreiteiligen Komposition, die in puncto Technik und vor allem Klangbalance höchste Anforderungen an das Orchester stellt, wurde die einzigartige Vielfalt der steirischen Landschaft mit all ihren kulturellen Sehenswürdigkeiten vertont. Fanfarenklänge zu Beginn entführen in die Zeit der Burgen und Schlösser. Nach einem kurzen motivischen Zitat der Landeshymne im Seitenthema des ersten Satzes, folgt im zweiten, langsamen Teil deren Verarbeitung in einer besonderen Technik: Als Vorgabe dient die Tonfolge der Landeshymne, die nun neu zusammengesetzt, rhythmisiert und harmonisiert zu einem Spaziergang durch die Täler der Steiermark einlädt, und schließlich auf das Plateau des Dachsteins führt. Sprudelnde Quellen, Wiesen und Wälder werden im dritten Teil beschrieben, ehe als Höhepunkt die Landeshymne erklingt.

Auch eine zweite Suite, die Schönbrunn Suite, zeigt seine Verbundenheit mit seiner österreichischen Heimat. Diese mehrteilige Suite ist – wenn sie komplett aufgeführt wird – eine Einladung zu einem musikalischen Rundgang in einem der historisch interessantesten und schönsten Sehenswürdigkeiten Wiens – dem Schloss Schönbrunn. Mit den Sätzen Gloriette (2. Satz, Menuett) und Jagdschloss Schönbrunn (3. Satz, Polka schnell) tritt man die musikalische (stilistische) Reise in die Kaiserzeit an. Besonders diese beiden Teile sollen dazu beitragen, die traditionelle „Wiener Musik“ mit ihrem einzigartigen Charme und Klang wieder stärker in Erinnerung zu rufen. Die Sätze Pas de Deux, die Karli-Polka (Tiergarten Schönbrunn), das Chinesische Kabinett und der Schönbrunn-Walzer aus der Schönbrunn Suite sind übrigens auch separat bestell- und spielbar.

Seine Liebe zur und Verbundenheit mit der „Wiener Musik“ ist jedoch nur eine Seite des vielseitigen Siegmund Andraschek. Einen ganz anderen Stil zeigt er in seinem neuesten Auftragswerk Mission for Drums, dessen Uraufführung vor kurzem mit dem auftraggebenden Orchester, der Polizeimusik Oberösterreich mit ihrem Kapellmeister Dr. Harald Haselmayr im Brucknerhaus Linz gefeiert wurde. Mit Mission for Drums wird die unglaubliche Bandbreite an Möglichkeiten aufgezeigt, die mit Schlaginstrumenten zum Ausdruck gebracht werden können. Das Werk besteht aus drei Sätzen. Der erste Satz, „Chef de Cuisine“, ist im Aufbau ein auskomponierter Loop – sehr spektakulär für das Auge! Angetrieben von zwei Küchenchefs wird zunächst der Orchesterklang zusammengerührt. Die von den Solisten auf verschiedensten Schlaginstrumenten vorgestellten rhythmischen Motiven (Zutaten) werden von unterschiedlichen Instrumentengruppen übernommen. Der Klang des Orchesters verschmilzt nach und nach zu einer kulinarisch-musikalischen Einheit. Garniert wird die Speise durch stilistische Einwürfe der beiden Chefköche. Nach der spektakulären Vorspeise folgt im zweiten Satz „Candle Light Dinner“ als Kontrast der absolute Ruhepunkt. Eine Ballade für Marimba solo, Holzbläserquintett und Percussion. Das Schlagzeugregister zeigt sich in diesem Satz von seiner einfühlsamen Seite. Anspruchsvolle Passagen in den Stabspielen, Schottische Trommeln und jede Menge Drum-Set-„Klänge“ werden im dritten Satz „Irish Coffee“ als Nachspeise serviert. Der Irish Tune „Haste to the Weddings“ bildet den thematischen Kern des dritten Satzes. Insgesamt in etwa 12 Minuten Präsentation des kompletten Schlagzeugregisters, gehalten im Schwierigkeitsgrad 3-4 auf der gängigen Skala von 1 bis 6.

Zwei Werke von Siegmund Andraschek eignen sich besonders gut als Eröffnungswerk zu einem Sinfonischen Blasorchesterkonzert. Zum einen ist dies die Fanfare of the Universe und zum anderen das Konzertwerk Celebration.

In der Fanfare of the Universe widmet sich Siegmund Andraschek einem Gebiet, das ihn und viele andere Menschen besonders fasziniert und interessiert: Dem Universum mit all seinen Sternen, Planeten und anderen Erscheinungsformen. Die Komposition soll zu einer Reise durch unser Weltall einladen. Die Abschnitte lauten: 1. Nach dem Urknall, 2. Entstehung der Galaxie, 3. Die Milchstraße, 4. Ballade for π, 5. Ko(s)misch, 6. Entstehung einer neuen Galaxie, 7. Finale. Der ersten Ebene ist eine zweite mit ebenso faszinierenden „Erscheinungen“ aus der Welt der Zahlen zugeordnet: ausgewählte Reihen aus den Nachkommastellen der Endloszahl π und der goldenen Zahl Φ hat Siegmund Andraschek entsprechende Töne zugeordnet (Zahl 1 = Ton C, 2 = D, usw.) Diese Tonreihen deuten sich das ganze Stück hindurch an und finden im Abschnitt „Ballade for π“ ihren Höhepunkt. Zu kompliziert für Dich? Gar nicht, hör mal rein:

Youtube Fanfare of the Universe

Zum zweiten genannten Werk, das sich als Konzerteröffnung eignet, Celebration gibt es auch in Youtube eine Aufnahme. Bevor ich etwas über das Werk schreibe, schaut doch gleich mal rein, bzw. hört rein. Nur so viel: es geht ums Feiern. Eine Feier. Ein Anlass zum Feiern. Gedanken zur Feier. Erinnerungen an die Tage, Wochen, Monate oder Jahre vor der Feier. Gedanken an jene, die einem über Jahre in der Berg-und Talfahrt des Lebens zur Seite standen und stehen.
Der optimistische Blick in die Zukunft. Celebration. Hier die Musik:

 

Promise of Peace ist ein in Töne gegossenes feierliches Versprechen und eine Aufforderung zum Frieden. Zur Geschichte: Im Jahr der Gründung des Gasthauses „Rosenwirt“ in St. Stefan im Rosental, steht Europa mitten in einem der grausamsten Kriege aller Zeiten. Es ist auch das Todesjahr von Kaiser Franz Joseph I. Ein zu hohes Maß an unüberlegter Leichtsinnigkeit der Entscheidungsträger, das damals zur Eskalation dieses Krieges wohl auch entscheidend beigetragen haben mag, sei musikalisch durch die sonst so bewunderte Leichtigkeit in der „Strauß’schen Wiener Musik“ beschrieben. Die Wucht der Grausamkeiten soll in der instrumentatorischen Anlehnung an die sonst ebenso geliebten „Verdi’schen Klänge“ einen Gegenpart finden und damit an die verheerenden Schlachten an der Grenze zu Italien erinnern. Versöhnlich erklingt im Trio eine Hymne. Zu diesem Werk, das stilistisch ein Marsch mit anschließender Hymne ist, gibt es auch eine sehr gelungene Live-Aufnahme:

 

Nochmals aus einer ganz anderen Perspektive heraus zeigt sich Siegmund Andraschek, wenn er in Musikvermittlungs-Projekte eintaucht. Sein persönlicher Beitrag also, um Kinder und Jugendliche zum Musizieren zu bringen und vom Musizieren zu begeistern. Eine ganze Reihe musikalischer Projekte sind schon entstanden. Grundlage sehr oft entstanden aus dem Gespann Andraschek-Hörbst. Genau, der Hörbst. Rupert Hörbst, der Künstler.

Ein sehr wertvoller Beitrag von Siegmund Andraschek ist eine Ausgabe, die zunächst gar nicht so wertvoll ausschaut. Eine Sammlung von Kinderliedern, für Blasorchester arrangiert und aufführbar mit einem Kinderchor. Dieser Kinderchor können die gesamten Kinder einer Grundschule sein. Mit viel Kreativität und vielleicht auch mit der wertvollen Hilfe des Künstlers Rupert Hörbst kann aus diesen 10 Kinderliedern ein Event für die ganze Grundschule entstehen. Nicht nur mit Musik (vom örtlichen Musikverein) und dem Kinderchor (bestehend aus den Kindern der Grundschule), sondern auch mit der entsprechend szenischen Aufführung, mit selbstkreierten Kostümen und selbstgebasteltem Bühnenbild. Einfache Kinderlieder und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Mit der Musik werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: die Kinder lernen mal wieder die gängigen Kinderlieder und mit der Wahl der musikalischen Stilistiken von Siegmund Andraschek lernen die Kinder auch Stile wie Klassik, Pop, Swing und vieles mehr kennen. Warst Du schon lange auf der Suche nach einem musikalischen Projekt, das Du mit der örtlichen Grundschule zusammen auf die Beine stellen kannst und das zum Ziel haben soll, die Kinder für den Musikverein zu begeistern, so hast Du es mit 10 Kinderlieder gefunden. Achso, die Liedauswahl findest Du hier.

Ein wenig aufwändiger ist das Mitmachmusical Ritter Rudi’s Raubzüge. Ritter Rudi kann beispielsweise mit einem Jugendblasorchester, einem Erzähler und vielen Kindern szenisch aufgeführt werden. Neben dem Musikvermittlungs-Gedanke ist das Projekt Ritter Rudi vor allem auch eine komplette Stilschule für Blasorchester. Von Renaissance bis Swing findet beinahe jede gängige musikalische Stilrichtung Berücksichtigung im musikalischen Konzept.

Hier könnt Ihr in das Musical mal reinschauen:

 

Ein ganz neues Projekt, quasi eine stilistische Fortsetzung von Ritter Rudi ist Prof. Dr. Guglhupf, das letzte Woche von der Polizeimusik Oberösterreich unter der Leitung von Dr. Harald Haselmayr auf CD eingespielt worden ist. Das Notenmaterial zu Prof. Dr. Guglhupf ist demnächst hier erhältlich. Auf die Geschichte möchte ich Euch gerne neugierig machen. Ich kenne sie schon, wenigstens so in etwa. Und weil das Projekt so klasse ist, werde ich demnächst darüber einen extra Beitrag schreiben. Bis dahin seid vertröstet.

Für diejenigen unter Euch, für die Siegmund Andraschek jetzt doch ein Geheimtipp war, dem empfehle ich seine informative Homepage www.andraschek.com oder einen Blick auf die Homepage des Hebu-Musikverlags, auf dem zu vielen Werken Hörbeispiele und kostenfreie Notenbeispiele zur Verfügung stehen.

Ein Titel möchte ich Euch unbedingt noch empfehlen. Ist jetzt zwar der 11. in diesem Beitrag, aber egal. Hört Euch mal Adai Adai an, das gefällt Euch bestimmt:

 

 

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Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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