Konzerte erfolg-bringend bewerben
Wenn die Besucher bei unseren Konzerten ausbleiben, könnte es einerseits an der Unattraktivität des Anlasses an sich, aber natürlich auch an der Werbung liegen. Gehen wir aber davon aus, dass wir ein Konzert mit einem Konzept und einem schönen Konzertprogramm mit “Hand und Fuss” vorbereitet haben. Sowohl Konzept als auch Programm helfen uns bei der Erstellung der Werbe- und Kommunikationsmittel. Konzept-Entwicklung und Programmauswahl sind Themen eines geplanten Beitrags, der bald auf dieser Plattform erscheint. (Neue Beiträge automatisch erhalten)
Werbemittel
Im Idealfall beauftragen wir einen Grafiker zur Erstellung der Werbematerialien. Auch für diesen ist Konzept und Konzertprogramm ausschlaggebend. Welche Werbemittel wählen wir zur Bewerbung unseres Konzerts? Meistens wird ein Plakat und ein Programmheft erstellt. Vielleicht auch noch ein Handzettel oder ähnliches. Bei genügend Sponsoren ist die Festlegung des Budgets für die Werbung einfach: Die Einnahmen durch die Sponsoren, die eine Anzeige in unserem Konzertprogramm schalten, decken zumindest die Kosten des Werbematerials. Wenn es nicht genügend Sponsoren gibt, stellt sich die Frage: wie viele Konzertbesucher müssen kommen, damit die Kosten gedeckt sind? Ein Beispiel: Kosten die Werbemittel, die wir uns wünschen, 400 Euro, die Eintrittskarten kosten 10 Euro, brauchen wir 40 Besucher allein zur Bezahlung der Werbemittel.
Plakat
Was bringt uns ein gedrucktes Plakat? Meiner Meinung nach nicht sehr viel. Meine Empfehlung: mit dem Drucken des Plakates sehr sparsam umgehen und nur die wichtigsten Orte innerhalb der Gemeinde damit bestücken. Als Datei brauchen wir das Plakat unbedingt zur Bewerbung online.
Programmheft
Was bringt uns ein ausführliches Programmheft? Was bringt es dem Besucher? Wenn ein Ansager das Konzert moderiert brauchen wir für die Besucher eigentlich weder Programmheft noch Programmzettel. Wenn im Programmheft die gleichen Informationen gelesen werden können, die der Ansager auch erzählt, kann man sich dieses genau so gut sparen. Oftmals werden die aufwändigen Programmhefte (oft mit viel Werbung, die den Firmen nüchtern gesehen nichts bringt) gerade rechtzeitig zum Konzert fertig (weil sie so aufwändig sind) und haben ein sehr begrenztes Haltbarkeitsdatum, bis sie in die Ablage „P“ wandern. Das grenzt an Papierverschwendung.
Handzettel – Flyer – Postkarte
Viele Vereine lassen im Vorfeld des Konzertes zur Bewerbung der Veranstaltung „Handzettel“ drucken. Eine Idee ist folgende: Mit einem DinA4-Flyer (Leporello) oder besser noch mit einer Postkarte im Din-Lang-Format zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Flyer oder Postkarte also im Vorfeld zur Bewerbung und beim Konzert zum Auslegen verwenden.
Eine Postkarte DinLang oder A6 reicht meiner Meinung nach völlig aus. Auf der Vorderseite das Motiv und alle wichtigen Informationen zum Konzert wie Datum, Uhrzeit, Ort, ausführendes Orchester, musikalischer Leiter, ggf. Solisten, Eintritt und Vorverkaufsstellen. Diese Vorderseite ist gleichzeitig in einer größeren Variante das Plakat. Auf der Rückseite ein kurzer Text (4-5 Sätze reichen aus um das Konzept des Konzertes zu beschreiben), das Konzertprogramm und die Homepageadresse.
Diese Werbemittel sind völlig ausreichend. Wichtig ist nur deren Verbreitung! Jeder Musiker wird aufgefordert, diese Postkarten in seinem Bekanntenkreis zu verteilen. Außerdem werden sie in den Geschäften ausgelegt und ggf. dem Stadt- oder Gemeindeanzeiger beigelegt (ist in vielen Orten gratis, bzw. durch ein kleines Taschengeld für den Austräger abgegolten). Geschäfte legen übrigens lieber Werbezettel aus, als das Aufhängen des Plakates am Schaufenster zu genehmigen (spricht auch gegen das Drucken übermäßig vieler Plakate).
Online-Werbung
Der erste Ort, an dem Plakat und Text zum Konzert veröffentlicht wird, ist die Vereinshomepage. Davon ausgehend kann sehr einfach die Veranstaltung in den Social-Media-Kanälen verteilt werden. Eventuell brauchen die Musiker des Orchesters eine kleine Anleitung dafür. Die meisten Musikvereine haben mittlerweile auch eine Facebook-Fanpage. Im Idealfall ist diese gut gepflegt, d. h. es wird regelmäßig gepostet und damit einhergehend die Anzahl der „Fans“ ständig erweitert. Ausgehend von dieser Fanpage wird eine Veranstaltung erstellt. Diese Veranstaltung wird regelmäßig „geteilt“. Wichtig ist, dass alle, die einen Facebook-Account besitzen (und das sind sicherlich mehr als die Hälfte in jedem Orchester), an der Verbreitung mitwirken. Also die Veranstaltung teilen und alle Facebook-Freunde dazu einladen. Eventuell brauchen die Musiker, obwohl sie auf Facebook aktiv sind, eine kleine Anleitung dafür.
Über die Bewerbung der Veranstaltung gilt auch: Bild vor Text, bewegtes Bild vor Bild. D. h. im Vorfeld ein kurzes Video zur Bewerbung des Konzertes oder einen kleinen Imagefilm vom Orchester zu erstellen ist die Online-Werbung mit der höchsten Aufmerksamkeit! Sicher sind auch in Ihrem Orchester Leute, die sich mit Filmen und der dazugehörigen Technik auskennen.
Hier ein kleines Beispiel einer Konzerteinladung per Video aus Osttirol:
Nicht zu vergessen sind Online-Veranstaltungskalender, in denen die Konzerte eingetragen werden. Hier empfiehlt sich im Vorfeld eine gründliche Recherche und Dokumentation der vorhandenen Möglichkeiten.
Ungenutzt bleibt heutzutage in Zeiten von Social Media leider die Werbung per E-Mail oder Newsletter. Jeder hat einen E-Mail-Account und jeder hat seinen eigenen Stamm an E-Mail-Adressen. Zur Bewerbung des Konzerts über E-Mail brauchen viele Musiker eine Vorlage und eine Anleitung. Der kurze Konzept-Text unserer Postkarte plus die Vorderseite der Postkarte reicht für die Bewerbung über E-Mail aus. Sinnvoll ist es, über die Homepage einen Mail-Verteiler aufzubauen.
Persönliche Einladung
Es klingt altmodisch, aber gerade deshalb bekommt ein Brief, mit persönlicher Ansprache und handschriftlicher Unterschrift eine hohe Aufmerksamkeit. Versäumen Sie es nicht, Ihre passiven Mitglieder, Ehrenmitglieder, Gemeinde-VIPs, usw. per Brief einzuladen! Diese Zielgruppe besteht doch in der Regel überwiegend aus älteren Herrschaften, die online teilweise nicht zu erreichen sind. Vielleicht legen Sie als besondere Aufmerksamkeit und zum Dank für ihre Treue für passive Mitglieder eine Eintrittskarte und für Ehrenmitglieder zwei Eintrittskarten kostenfrei bei. Das animiert zum Kommen und ist vielleicht eine schönere Geste der Dankbarkeit, als alle 25 Jahre eine Ehrung mit Nadel und Urkunde und zum Lebensende der obligatorische Kranz auf’s Grab.
“Mund-zu-Mund-Propaganda”
Die beste und günstigste Werbung ist die „Mund-zu-Mund-Propaganda“. Stehen die Musikerinnen und Musiker voll hinter dem Konzept und dem Programm des Konzerts, ist es sehr leicht, die Halle zu füllen. Sie werden begeistert in ihrem Umfeld vom bevorstehenden Konzert erzählen. Um dies zu erreichen ist ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb und die Identifizierung mit dem Orchester zwingend nötig. Dies ist jedoch ein langer Prozess, an dem Dirigent und Vorstandschaft maßgeblich beteiligt sind. Deshalb gehört dieser Aspekt eher in den Bereich „Mitgliederbindung“ und „Imagewerbung“. Musiker mit einer hohen Identifikation mit dem Orchester werden auch eher in den Social-Media-Kanälen für die Verbreitung des Konzerttermins sorgen.
Presse
Die Presse wird in diesem Artikel zwar am Schluß erwähnt, ist für vor allem aber für die überregionale Bewerbung der Veranstaltung von großer Wichtigkeit. Wenn wir von „Presse“ sprechen, ist natürlich nicht nur die örtliche Tageszeitung gemeint. Es gibt in den meisten Städten und Gemeinden sogenannte „Mitteilungsblätter“, Gratis-Wochenzeitungen, Veranstaltungskalender und vieles mehr. Außerdem gibt es noch die Fachpresse wie zum Beispiel Clarino, Eurowinds und die Verbandszeitschriften. Es hilft hier rechtzeitig zu Recherchieren, welche Medien es gibt und beispielsweise ein Excel-File mit den Informationen wie Adresse, Telefonnummer, Ansprechpartner, Redaktionsschluss usw. zu erstellen. Ein guter, persönlicher Kontakt zu den Redakteuren ist sehr hilfreich, aber nicht immer zwingend notwendig. Übrigens bringt ein großer Beitrag vor dem Konzert in der Zeitung mehr, als ein Nachbericht.
Noch kurz erwähnen möchte ich die Bewerbung über (Lokal-)Radio und (Lokal-)Fernsehen. Dies ist für die Musikvereine manchmal schwierig (oder nur kostenintensiv) zu realisieren, ein Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Was hier nur am Rande angekratzt wird, ist der Schaden, welchen Musiker mit Miesepetrigen Parolen alleine im privaten Umfeld anrichten können. Daher auch ein Apell an alle Mitglieder der werbenden Orchester: Auch wenn das Programm nicht gefällt, was immer ein subjektives Empfinden ist, darf außerhalb der Orchestermitglieder (also auch zuhause) nie ein schlechtes Wort darüber verloren werden. Wenn die Musiker selbst schon schlechte Stimmung über das Konzert machen, ist jeder Cent, den der Verein in Werbemittel investiert vergeudetes Geld.
Danke Hans-Peter für diesen Hinweis. Selbstverständlich sollen alle Musikerinnen und Musiker hinter dem Konzept der Veranstaltung stehen und das positiv nach außen tragen. Ist ja kontraproduktiv für den Konzertbesuch falls das anders wäre….
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Also zum Thema Programmheft habe ich andere Erfahrungen und sehe das auch anders: Ein gut und ausführlich gestaltetes Programmheft bietet dem Publikum Mehrwert. Auch vor und nach dem Konzert. Bspw. kann man alle Namen der Musiker abdrucken, auf kommende Veranstaltungen hinweisen und (in Kurzform) auch was zu den Stücken schreiben. Auch wenn ein Moderator durchs Programm führt.
Auch wir haben positive Erfahrungen mit schönen Programmheften gemacht. Diese werden gern mitgenommen und aufgehoben, wenn sie wirklich informativ sind. Wir haben schöne Standart-Umschläge drucken lassen, die wir jeweils mit einem aktuellen Inhalt kostengünstig in s/w befüllen können.
Eine neue Erkenntnis für uns ist auch, was es ausmacht sehr schöne Eintrittskarten zu gestalten, ggf. perforiert zum Abreissen beim Eintritt. Diese sind günstig bei allen Online-Druckerei zu erhalten. Denn die Leute heften diese gern mit Magneten an ihre Kühlschränke usw., was sie mit einem Flyer nicht tun würden. Auch nicht zu unteschätzen ist, wieviele Konzertbesucher nach einem Konzert Eintrittskarten als Erinnerung aufheben. Dies setzt sich dann langsfristig als visuelle Qualität in der Erinnerung fest.
Danke für Deinen Beitrag, Henning! Viele Grüße Alexandra
Ich danke sehr für diesen Blog.
Als Anbieter eines eigenen Duo-Konzertprogramms kann ich diese Ideen gut gebrauchen.
Vielen Dank und alles Gute!
Pingback: Warum das Marketing im Musikverein immer wichtiger wird – Blasmusik
Hallo Alexandra, ist es denn datenschutztechnisch heutzutage überhaupt noch erlaubt, die Vor- und Nachnamen der Musiker*innen und Jungmusiker beim Konzert auf das Programm zu drucken?
Viele Grüße Andrea
Hallo Andrea, wenn alle einverstanden sind sehe ich da überhaupt keine Probleme. Viele Grüße Alexandra