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Musik in Bewegung – Marschmusikbewertung im Verband Südtiroler Musikkapellen

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Welche Zufälle in unserer kleinen Blasmusikwelt doch manchmal geschehen… Bereits im letzten Dezember haben wir einen Familienurlaub in Südtirol in der ersten Sommerferienwoche (Baden-Württemberg) gebucht. Und zwar in Tiers im Rosengartengebiet, nicht weit von Bozen.

Rosengarten
Der Rosengarten von Tiers aus gesehen

Im Frühjahr kontaktierte mich der Verantwortliche für Musik in Bewegung im Verband Südtiroler Musikkapellen, Klaus Fischnaller, ob ich im Blog nicht mal darüber berichten möchte. Ich musste ihm damals absagen, da ich davon wirklich überhaupt keine Ahnung habe. Wenn in unserer Gegend Festumzüge stattfinden, kann man schon froh sein, wenn die Musikvereine im Gleichschritt geradeaus laufen und es einigermaßen klingt. Kurz danach habe ich gelesen, dass am 3. August die Marschmusikbewertung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen – kurz VSM – in Latsch bei Meran statt findet. Und was soll ich sagen? Fiel zufällig in meine schon gebuchten Ferien in Südtirol! War ja klar, dass ich mir das ansehen wollte!

Klaus Fischnaller und Alexandra Link
Klaus Fischnaller und Alexandra Link

Klaus Fischnaller hat mich dann vor meiner Reise nach Südtirol mit allerhand Informationen versorgt. „Musik in Bewegung“ ist in unserer Gegend wie schon geschrieben überhaupt kein Thema. Es werden hier im BDB-Gebiet auch keine Kurse dafür angeboten. In Österreich, Südtirol und Bayern schon. Und auch bei den Spielleuten sind Stabführer-Kurse auf dem jährlichen Workshop-Plan. Apropos Stabführer. Das musste ich auch lernen, die Musikvereine, Blasorchester oder Spielmannszüge werden nicht unbedingt von ihrem Dirigenten angeführt. Meist ist dies ein extra ausgebildeter Stabführer.

Vor der Marschmusikbewertung
Vor der Marschmusikbewertung

Laut Klaus Fischnaller sind die angebotenen Kurse für Stabführer ausschlaggebend für die „Professionalisierung“ von der auf der Straße dargebotenen Musik. „Nur wenn etwas richtig gemacht wird, wird es den MusikerInnen auch Spaß und Freude bringen. Nur wenn die Musikerinnen genau wissen, wie Marschieren mit Musik wirklich geht, werden die Musikvereine auch Lust haben, bei diesen Wettbewerben mitzumachen. Und letztendlich hat auch das Publikum dann die meiste Freude an den marschierenden Kapellen.“ Klaus hat mir dann noch kurz vor dem Wettbewerb – obwohl er als Verantwortlicher der Veranstaltung sicherlich im Stress war – einiges zur Bewertung und der Durchführung des Wettbewerbs im Sportstadion in Latsch erklärt.

Voll besetzte Zuschauertribüne
Voll besetzte Zuschauertribüne

Die Vereine können grundsätzlich in fünf Bewertungsstufen antreten. Hier ein Überblick über die verschiedenen Kategorien:

Stufe A:

  • Antreten
  • Abmarschieren mit Einschlagen
  • Schwenken im Spiel
  • Defilieren
  • Abreißen mit akustischem Aviso (mit der großen Trommel)
  • Halten
  • Abtreten

Zusätzlich in der Stufe B:

  • Halten und Abmarschieren während des Spiels angezeigt durch ein akustisches Aviso.

Zusätzlich in der Stufe C:

  • Abfallen und Aufmarschieren – dabei soll gezeigt werden, wie man eine enge Stelle passieren kann (die anwesenden Kapellen, die in dieser Stufe angetreten sind, sind von Fünfer- auf Dreier-Reihen marschiert und wieder zurück).

Zusätzlich in der Stufe D:

  • Große Wende – die Kapelle dreht während des Spiels in einer bestimmten Form um (180-Grad-Wende)

Zusätzlich in der Stufe E:

  • Showelemente (leider sind keine Kapellen in dieser Stufe angetreten)

Bewertet werden in allen Stufen das Auftreten des Stabführers, die Ausführung der gegebenen Kommandos durch die Musiker, die musikalische Leistung und der optische Gesamteindruck. Für diese Bewertungen waren insgesamt vier Juroren eingesetzt. Jeder Juror hatte einen Bewertungsbogen dafür zur Verfügung. Analog zu den Konzertwertungsspielen gilt auch bei der Bewertung von Musik in Bewegung das 100-Punkte-System.

Musikkapelle St. Georgen
Musikkapelle St. Georgen

In den allgemeinen Richtlinien zur Marschmusikbewertung ist nachzulesen:

„Die Marschmusikbewertung unterstreicht die Bedeutung einer geordneten Musik in Bewegung und dient der Perfektionierung des optischen und musikalischen Auftretens der Musikkapelle in der Öffentlichkeit. Sie zielt auf eine attraktive Darstellung der Marschmusik durch musikalische Exaktheit, kultivierte Interpretation und einheitliche Bewegungsabläufe ab.“

Reduzierung auf Dreier-Reihen
Reduzierung auf Dreier-Reihen

Für mich, die ich zum ersten Mal so einen Wettbewerb gesehen habe, war das schon klasse. Vorher hatte ich bei den Festumzügen, bei denen ich war, noch nie gesehen, dass auf Zeichen die Kapelle im Spielen anhält. Oder gar im Spielen von Fünfer-Reihen automatisch im Reißverschlussverfahren sich in Dreier-Reihen verengt. Schon gar nie live habe ich gesehen, dass die Kapelle eine 180-Grad-Wendung macht und weiterspielt, als wäre nichts gewesen. Schon stark zu sehen, was mit den richtigen Kommandos und gewisser Übung beim Marschieren möglich ist.

Musikapelle Völser Aicha bei der Wende
Musikapelle Völser Aicha bei der 180-Grad-Wende

Sieben Musikkapellen haben bei der Bewertung mitgemacht: Musikkapelle der Stadt Glurns, Musikkapelle Tschengls, Musikkapelle St. Georgen, Musikkapelle Kortsch, Musikkapelle Prad am Stilfser Joch, Musikkapelle Ranggen und Musikkapelle Völser Aicha. Alle Kapellen ausgestattet mit wunderschönen Trachten. Ein echter Augenschmauß.

Männer der Musikkapelle Völser Aicha
Männer der Musikkapelle Völser Aicha
Marsch zum Festplatz
Marsch zum Festplatz

Eine Rangliste der angetretenen Vereine gab es im Prinzip nicht. Im Vordergrund dieser Veranstaltung steht quasi die Fortbildung in dieser Disziplin. Dazu beitragen soll ein Jurorengespräch nach dem Auftritt. Aber es liegt ja im Charakter von uns Menschen, dass wir unweigerlich den „Gewinner“ suchen. Hier die ersten drei Plätze:

Platz 1: Musikkapelle St. Georgen (55 MusikerInnen) mit dem Stabführer Josef Unterfrauner mit 92,86  Punkten. Sie spielten den Ruetz Marsch von Erwin Trojan.

Platz 2: Musikkapelle Kortsch (75 MusikerInnen) mit dem Stabführer Erwin Rechenmacher. Sie spielten den Marsch Schloss Leuchtenburg von Sepp Thaler.

Platz 3: Musikkapelle Völser Aicha (56 MusikerInnen) mit dem Stabführer Markus Kompatscher. Sie spielten den Marsch Mein Heimatland von Sepp Neumayr.

Alle Musikkapellen auf den ersten drei Plätzen sind in der Stufe D angetreten.

Die Verantwortlichen der teilnehmenden Musikkapelle, die Juroren und die Organisatoren der Marschmusikbewertung
Die Verantwortlichen der teilnehmenden Musikkapelle, die Juroren und die Organisatoren der Marschmusikbewertung

Auf der Tribüne leistete mir von Zeit zu Zeit der Medienreferent des VSM, Stephan Niederegger, Gesellschaft. Er war natürlich für seine Arbeit genau wie ich ständig am Fotografieren. Dennoch blieb Zeit für einen kleinen Plausch. Wir sind schon seit Jahren per Mail und Facebook in Kontakt und haben uns in Latsch zum ersten Mal „live“ getroffen. Wie toll doch diese blasmusikalischen Anlässe sind! Das gemeinsame Hobby schafft gleich eine freundschaftliche Atmosphäre. Das ist das, was ich so liebe an der Blasmusikszene!

Stephan Niederegger und Alexandra
Stephan Niederegger und Alexandra Link

Die Marschmusikbewertung war eingebettet in das Musikfest der Bürgerkapelle Latsch im VSM-Bezirk Schlanders (bei Meran). Nach den Wertungen marschierten alle Kapellen auf den Festplatz. Dieser sehr idyllisch gelegen auf einer großen Wiese mit Biertischen und großen Pavillions, umrahmt von festen Festhütten. Natürlich gab es auch leckeres Essen und gute Unterhaltungsmusik mit der Band Flo & Co. Am zweiten Tag des Musikfestes gab es dann jede Menge Blasmusik für die Festbesucher – leider nicht für mich, da wir schon wieder auf dem Heimweg waren…

Musikfest

Ein dickes Dankeschön an Klaus Fischnaller, dass er mich auf Musik in Bewegung „gelupft“ hat – wie wir bei uns sagen. Ich hatte einen wirklich grandiosen Samstag Nachmittag mit vielen neuen Eindrücken und einem für mich neuen Aspekt der Blasmusik: Musik in Bewegung. Mein Fazit dieser Veranstaltung: Fortbildung in dieser Disziplin tut in meinen Breitengraden Not. Fortbildung in dieser Disziplin lohnt!

Festplatz
Der Festplatz

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    3 thoughts on “Musik in Bewegung – Marschmusikbewertung im Verband Südtiroler Musikkapellen

    • Hallo Alexandra,
      ich möchte Dir danke sagen für den tollen Beitrag. Danke das Du dir die Zeit genommen hast, bei der Marschmusikbewertung in Latsch mit dabei zu sein.
      Auch für mich war es eine tolle Veranstaltung mit einer außergewöhnlichen Darbietung, gut vorbereiteten Kapellen mit hervorragenden Leistungen und, zu meiner größten Freude, einem enthusiastischen Publikum, wo Du auch dazugehört hast, welches begeisterte Musikantinnen und Musikanten, spontan mit Applaus angefeuert hat.
      DANKE

      Antwort
      • Danke, Klaus!
        Viele Grüße nach Südtirol,
        Alexandra

        Antwort
    • Pingback: Blasmusikblog 2019 – Rückblick in Bildern – Blasmusik

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