DirigentenMusikerMusiklebenPersönlichkeiten

R. I. P. Dirk de Caluwe

Eben erreichte mich die sehr traurige Nachricht über den viel zu frühen Tod des belgischen Flötisten und Dirigenten Dirk de Caluwe. Ein großer Verlust für seine Familie, Freunde und die belgische Blasmusik-Szene! Mein tief empfundenes Beileid.

Ende des Jahres 2018 habe ich für die Zeitschrift Eurowinds ein Interview mit ihm geführt und daraus ein Porträt geschrieben. An Gerhard Tenzer habe ich den Text mit den Worten “Das ist wirklich ein interessanter Mensch und Musiker. Diese Arbeit hat mir riesig viel Spaß gemacht.” geschickt…

In Gedenken an ihn und zur Erinnerung nachfolgend mein Text über Dirk de Caluwe aus der Eurowinds 1/2019:

‘Was passt alles in ein einziges Musiker-Leben hinein? Alles und noch viel mehr! Der lebende Beweis? Der belgische Flötist, Dirigent und Dozent Dirk De Caluwe.

43 Jahre lang hat er auf professionellem Niveau Flöte und Piccolo gespielt, davon – laut seiner Aussage sehr gerne – im Philharmonischen Orchester Brüssel. Er war als Flötist im Orchester „Il Novecento“, das bei den europaweiten Produktionen von „The Night of the Proms“ mit Stars wie zum Beispiel Sting und Joe Cocker auftrat. Außerdem hatte er sein eigenes Jazz-Quartett. Er war Flötenlehrer an verschiedenen Musikakademien. Soweit sein „flötistisches“ Leben – mit einer leichten Vorliebe für das Piccolo. Seit Mitte 2016 ist er als Flötist in den Ruhestand gegangen.

Schon vor mehr als 30 Jahren hat Dirk De Caluwe „aus dem Blauen heraus“ angefangen zu dirigieren. Zuerst bei lokalen Musikvereinen, bald auch bei Top-Blasorchestern, sowie bei vielen professionellen Sinfonieorchestern. Er dirigierte als Musikalischer Direktor beispielsweise mit hunderten von Aufführungen 11 Musicals, darunter 5 Weltpremieren; oft in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Dirk Brossé.

Zur Zeit dirigiert er das Harmonie- und das Sinfonieorchester des Königlichen Musikkonservatoriums in Antwerpen, die Königliche Harmonie von Schelle (Höchstklasse), das Junge Sinfonische Orchester Limburg und die Festival Brass Band (Champions Division). Letztere „nur“ als Gast- bzw. Interimsdirigent.

Seit 1992 ist Dirk De Caluwe auch Hauptdozent im Fach Blasorchester-Direktion am Königlichen Musikkonservatorium Antwerpen. Er liebt diesen Job, den er zusammen im Team mit Steven Verhaert und Jan Van der Roost ausübt: „Eine gut geölte Maschinerie!“ In der Ausbildung von jungen Dirigenten ist ihm besonders die Vermittlung der nötigen theoretischen Kenntnisse, die Schulung des Gehörs, eine saubere Schlagtechnik, ein großes analytisches Vermögen und eine gute Probentechnik wichtig. Außerdem legt er sehr großen Wert auf die Musikalität und die Interpretation – was er selbst als das „Schwierige, Subjektive“ bezeichnet. Er probiert allzeit jeweils das Beste aus der Welt der Sinfoniker und der Bläser zu vereinen, ohne dabei die Spezifikationen der jeweiligen Ensembleart aus den Augen zu verlieren. Er hofft, dass auch seine Studenten über die Welt der Blasorchester hinausblicken, denn: „das Beste aus zwei Welten liefert oft ein besseres Ergebnis“.

Egal, ob Dirk De Caluwe mit Amateur- oder Profiorchestern zusammenarbeitet, er versucht immer das jeweils maximal mögliche Resultat herauszuholen. Und dies auf eine respektvolle, seriös-joviale Art und nicht wie ein Diktator. Als Dirigent muss man seiner Aussage nach in erster Linie dafür sorgen, dass man so gut vorbereitet wie nur irgendwie möglich in die Probe kommt. Sachverstand und eine gesunde emotionale Intelligenz sind für ihn zwei unverzichtbare Zutaten für eine gute Zusammenarbeit, sowohl bei Profis als auch bei Amateuren.

Der Name Dirk De Caluwe ist auf vielen CDs zu lesen. Das Besondere am Dirigieren von Aufnahmen ist für ihn, dass man einen noch größeren Fokus nötig hat als bei Konzerten: „Man ist enorm konzentriert und holt ein noch viel besseres Resultat aus der Musik weil klar ist, dass es für ewig festgehalten wird. Aber man soll nie vergessen: Es braucht zwei für einen Tango!“ Will heißen: ein hervorragendes Ergebnis bei einer Aufnahme ist nur möglich, wenn alle an einem Strang ziehen. Er ist sehr zufrieden, wenn eine Aufnahme nicht nur musikalisch, sondern auch technisch, im Mixing und Editing, (nahezu) perfekt ist.

Wie ist so ein vielseitiges, facettenreiches Musikerleben überhaupt zu bewältigen? Dazu Dirk De Caluwe: „Mit Leidenschaft und dem Glück, etwas zu tun, das man wirklich gern, mit Herz und Seele, tut. Ich bin ein Musiksüchtiger, ohne Zweifel! Darüber hinaus bin ich ein sehr glücklicher Mensch, habe 3 fantastische Kinder, die die gleiche Leidenschaft teilen, und eine wunderschöne Enkelin. Und was immer auch passiert, ich versuche, wenn möglich täglich in die Natur und mit meinen zwei geliebten Hunden, Boomer “Fio” und Golden Retriever “Rebelle“ spazieren zu gehen. Wunderbar, aber auch dringend nötig, um den Kopf frei zu bekommen. Außerdem brauche ich keine 8 Stunden Schlaf pro Nacht … ideal für einen Workaholic wie mich!“’

In diesem Video erzählt Dirk de Caluwe über sich und über das überaus erfolgreiche Konzertformat Klankkleur der Königlichen Harmonie von Schelle:

Und hier ein Konzertausschnitt: Banja Luka von Jan de Haan, aufgeführt im KlankKleur-Konzert der Köngiglichen Harmonie von Schelle im Dezember 2018 – das letzte KlankKleur-Konzert unter der Leitung von Dirk de Caluwe:

Auf der Website der Königlichen Harmonie von Schelle ist nun zu sehen:

Schelle Dirk de Caluwe

Hier ein paar Lebensdaten von Dirk de Caluwe:

  • Geboren 1956 in Lokeren, Belgien
  • Im Alter von 15 Jahren bereits Student am Königlichen Konservatorium in Gent
  • Studium Querflöte und Orchesterdirektion an den Königlichen Konservatorien in Gent, Antwerpen und Brüssel
  • 1973 – 1978 Soloflötist mit Verpflichtung zur Piccolo an der Königlich Flämischen Oper in Antwerpen
  • 1978 – 2016 Soloflötist Philharmonisches Orchester Brüssel
  • Als Flötist tätig in Festivalorchestern und Musicalproduktionen
  • Seit 1992 Professor für Blasorchesterdirektion am Konservatorium in Antwerpen
  • Dirigent von Profi- und Amateurblasorchestern und Sinfonischen Orchestern
  • Orchestermusiker, Solist, Kammermusiker und Dirigent bei ca. 80 CD-Produktionen

Enden möchte ich nun auch mit den Worten seiner Musikkollegen der Königlichen Harmonie von Schelle: “Ruhe Dich jetzt aus, lieber Dirk de Caluwe!” Wie schade, dass wir uns nun doch nicht mehr persönlich kennen gelernt haben…

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    One thought on “R. I. P. Dirk de Caluwe

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert