12 meisterliche Choralbearbeitungen für Blasorchester
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Oft liegt im Schlichten die Schönheit. Auf Kirchenlieder trifft das zu. Und Kirchenlieder müssen in der Melodie schlicht sein, damit die Gemeinde sie mitsingen kann.
Viele dieser Kirchenlieder sind uralt, werden von Komponisten aber immer wieder neu entdeckt und in ein „neues Gewand“ gesteckt. Das Resultat sind Werke, die besonders für die Aufführung im Kirchenkonzert geeignet sind. In diesem Beitrag stelle ich Euch 12 Werke vor, die alle (mindestens) einen Choral bzw. ein Kirchenlied zentral stehen haben, Paraphrasen, Variationen oder Fantasien über diese Lieder sind oder schlicht und einfach bearbeitet wurden. Diese Choralbearbeitungen gehören zu meinen Favoriten, aber ich musste mich beschränken. Die tatsächliche Anzahl von meisterlichen Choralbearbeitungen aller Art auf dem Markt ist riesengroß, deshalb kann ich sie nicht alle in diesem Beitrag vorstellen.
Nehmt die Werke als Inspiration, wenn Ihr mit der Zusammenstellung eines Programms für ein Kirchenkonzert beschäftigt seid.
Song of Adoration (Lobe den Herren) – Roland Kernen
Grad 3 | 4:50
Lobe den Herren gehört zusammen mit Allein Gott in der Höh sei Ehr, Nun danket alle Gott und Großer Gott wir loben Dich zu den meist gesungenen traditionellen Kirchenliedern. Nicht nur in Deutschland. Es wurde bereits im 17. Jahrhundert ins Englische übersetzt: Praise to the Lord! the Almighty, the King of creation! Auch wenn Song of Adoration eine Paraphrase über das Kirchenlied ist, versäumt es Roland Kernen nicht, den eigentlichen Choral zentral zu stellen.
Das geistliche Lied Lobe den Herren wurde von Joachim Neander im Jahr 1680 getextet. Der Melodie kann kein Komponist zugeordnet werden. Das Lied bekam auf dem Weltjugendtag 2005 in Köln neue Bedeutung. Ein zeitgenössischer, besonders aufwendig arrangierter Satz kam beim etwa viertelstündigen Einzug der Zelebranten beim Abschlussgottesdienst zum Einsatz. Dieser Gottesdienst wurde weltweit live übertragen. Das Orchester setzte sich aus verschiedensten lokalen Musikinstrumenten und Rhythmusgruppen aus aller Welt zusammen. Jede Strophe wurde dabei vielfältig variiert teilweise auch solistisch interpretiert. Eingestreut in die Soli sang der Chor Strophen des Liedes in verschiedenen Sprachen.
Bestellmöglichkeit: Song of Adoration
Hier aber nun die Fassung von Roland Kernen, die sicher schlichter als die Kölner Fassung ist:
Präludium und Choral (Nun danket alle Gott) – Roland Kernen
Grad 3 | 5:30
Roland Kernen setzt dem schlichten Kirchenlied Nun danket alle Gott ein Präludium vorneweg. Somit ist es das perfekte Werk, um ein Kirchenkonzert zu eröffnen. Nun danket alle Gott gibt es auch in einer Bearbeitung von Robert von Beringen: Choral from Cantata 79 (Nun danket alle Gott). Davon habe ich leider keine adäquate Aufnahme gefunden.
Bestellmöglichkeit: Präludium und Choral
Bestellmöglichkeit: Choral from Cantata 79
Back from the other side – Hubert Hoche
Grad 3 | 8:00
Nun danket alle Gott ist auch Bestandteil der Komposition Back from the other side von Hubert Hoche. In Back from the other side setzt er zahlreiche moderne Spielmethoden und Effekte ein. Ohne Ton, nur mit Lufthauch, ohne feste Tonhöhe oder Rhythmus, setzen die Musiker aleatorisch ein. Schlagzeuger streichen mit dem Bogen an den Platten des Vibraphons oder lassen Effekte wie scheinbar zufällig an- und abschwellen, ehe sich aus Klangfetzen der Choral Nun danket alle Gott im grandiosen Finale herauskristallisiert. Die Kirchenkonzertbesucher können zum Mitsingen eingeladen werden.
Bestellmöglichkeit: Back from the other side
Consolation (Wer nur den lieben Gott lässt walten) – Jan de Haan
Grad 3| 3:10
Jan de Haan ist wie auch sein Bruder Jacob de Haan ein Meister der Choralbearbeitungen. Für ihn gehört in Sachen Komposition eine Choralbearbeitung zur ersten Disziplin. Seine Kunst zeigt er in Consolation, einer Bearbeitung des Kirchenlieds Wer nur den lieben Gott lässt walten. Consolation heißt übersetzt „Trost“. Das Lied, in dem es um „Gottvertrauen“ geht, stammt aus dem 17. Jahrhundert und wird Georg Neumark zugeschrieben. Johann Sebastian Bach verwendete den Choral in BWV 93, einer Kirchenkantate.
Bestellmöglichkeit: Consolation
Choral Music – Jacob de Haan
Grad 4 | 5:40
Von Jan kommen wir zu Jacob de Haan. Jacob de Haan hat u. a. Kirchenorgel und Kirchenmusik studiert. Kein Wunder, dass es ihn immer wieder zu religiösen Themen hinzieht. Choral Music ist weniger eine Choralbearbeitung. Eher ein Konzertwerk. Es war auch schon Pflichtstück für Wertungsspiele. Verarbeitet hat Jacob de Haan in Choral Music den Choral Sollt ich meinem Gott nicht singen. Der Text ist vom Schweizer Paul Gerhardt (*1607 †1676), der ein evangelisch-lutherischer Theologe war. Jacob de Haans Bearbeitung bezieht sich auf die Melodie von Johann Schopp (1641) wie sie auch Johann Sebastian Bach in BWV 413 verwendet hat.
Bestellmöglichkeit: Choral Music
Morning Star Variations (Wie schön leuchtet der Morgenstern) – Bert Appermont
Grad 3,5 | 10:00
Diese Komposition von Bert Appermont basiert auf der Choralmelodie Wie schön leuchtet der Morgenstern. Angelegt sind die Morning Star Variations wie die Choralfantasien von Bach und Buxtehude, nur in modernem Stil und Klangidiom. Für zusätzliche Farbe und eine neue Dimension fügte Bert Appermont eine optionale Orgelstimme hinzu.
Das Lied Wie schön leuchtet der Morgenstern ist noch älter als die oben schon vorgestellten Kirchenlieder. Es stammt von Philipp Nicolai und ist aus dem Jahr 1597.
Viele Komponisten nahmen dieses Lied als Grundlage für Kompositionen. Beispielsweise Michael Praetorius, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Max Reger.
Bestellmöglichkeit: Morning Star Variations
Hier die Fassung von Bert Appermont:
Mosaichoralmente (Invention for Wind Band) – Thiemo Kraas
Grad 4 | 5:00
Dieses Werk von Thiemo Kraas basiert auf der Melodie von Herr Jesu Christ, dich zu uns wend, einem lutherischen Kirchenlied aus dem 17. Jahrhundert. Für die englische Übersetzung sorgte übrigens Chatherine Winkworth, die auch alle oben erwähnten Kirchenlieder übersetzte, so dass sie auch in den Kirchenliederbüchern in englisch-sprachigen Ländern veröffentlicht wurden.
Thiemo Kraas schreibt zu seinem Werk Mosaichoralmente: „Die Choralmelodie ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich entwickelte große Freude daran, mit ihr zu spielen. Mehr und mehr setzten sich kleine musikalische Einzelteile zu einem großen Ganzen zusammen. So entstand schließlich auch die Idee zum Fantasiewort Mosaichoralmente, das seinen Ursprung in den italienischen Begriffen „mosaico“ (Mosaik) und „coralmente“ (choralartig) hat. Die musikalischen Einfälle kamen und entwickelten sich schnell. Ich hatte nicht das Gefühl, nach der Musik „suchen“ zu müssen, vielmehr „kam sie zu mir“ – ein besonderer Idealzustand, den man nicht erzwingen kann. Bei der ersten Leseprobe schließlich stellten die Musiker erstaunt fest, dass das Stück aus exakt 100 Takten besteht. Ich selbst hatte das gar nicht bemerkt, erkannte es jedoch als glückliche Fügung: Das Orchester, für das ich das Werk geschrieben habe, feierte schließlich sein 100-jähriges Gründungsjubiläum.“
Bestellmöglichkeit: Mosaichoralmente
Be Thou my Vision / David Gillingham
Grad 4 | 7:10
Während alle bisherigen Kirchenlieder in diesem Beitrag deutschsprachigen Ursprungs sind, ist Be Thou my Vision eine traditionelle christliche Hymne aus Irland, genannt „Slane“. Es gibt eine moderne Übersetzung: Herr aller Hoffnung, ich stehe vor dir. Sie ist 2003 entstanden und deshalb noch urheberrechtlich geschützt.
Dem alten irischen Lied „Slane“, vorgetragen vom Euphonium, lässt Gillingham stilgemäß ein irisch klingendes Flötensolo folgen, bevor er mit weiteren Variationen das ganze Orchester glänzen lässt.
Bestellmöglichkeit: Be Thou my Vision
Ascension / Randall D. Standridge (Näher mein Gott zu dir und Be Thou my Vision)
Grad 3 | 5:14
Ein sehr neues Werk ist Ascension von Randall D. Standridge. Auch er verwendet die irische Hymne Be Thou my Vision, verwebt sie im weiteren Verlauf der Komposition aber mit Näher mein Gott zu dir, das er in seinem Werk Ascension als erstes Thema vorstellt.
Näher mein Gott zu dir ist englischen Ursprungs und basiert auf dem Gedicht Nearer, My God, to Thee der englischen Dichterin Sarah Flower Adams von 1841. Biblischer Hintergrund des Gedichts ist die Geschichte von Jakobs Traum von der Himmelsleiter im 1. Buch Mose: „Jakob machte sich auf den Weg von Beerscheba nach Haran. Er kam an einen Platz und übernachtete dort, weil die Sonne gerade untergegangen war. Hinter seinen Kopf legte er einen der großen Steine, die dort umherlagen. Während er schlief, sah er im Traum eine breite Treppe, die von der Erde bis zum Himmel reichte. Engel stiegen auf ihr zum Himmel hinauf, andere kamen zur Erde herunter.“ Der Text ist einerseits eine Erzählung der Geschichte, andererseits eine Interpretation des Traumes. Übersetzt heißt Ascension übrigens „Himmelfahrt“.
Bestellmöglichkeit: Ascension
Jupiter Hymne – Bearb. Johan de Meij
Grad 2 | 2:20
Nahezu keine Fernsehübertragung einer Feierlichkeit des britischen Königshauses aus einer Kirche in London oder Windsor ohne den Hymnus I Vow to Thee, My Country. Der Text ist ein Gedicht von Sir Cecil Spring-Rise, einem englischen Diplomaten. Für die Vertonung dieses Gedichts sorgte im Jahr 1921 Gustav Holst, indem er das Jupiter-Thema aus seinen „Planten“ verwendete.
Bestellmöglichkeit: Jupiter Hymne
Grace and Glory (Allein Gott in der Höh sei Ehr)
Grad 2,5 | 4:30
Zum Abschluss nochmals eine Bearbeitung eines deutschsprachigen Kirchenlieds. In Grace and Glory verarbeitete Wim Stalman Allein Gott in der Höh sei Ehr. Das Besondere an dieser Bearbeitung: Es gibt einen Chorsatz (SATB) dazu! Auch dieses deutsche Kirchenlied ist sehr alt und stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Bestellmöglichkeit: Grace and Glory
Out of Topic:
Chorale and Variations – Philip Sparke
Grad 4 | 14:00
Das Werk Chorale and Variations von Philip Sparke passt nicht ganz zum Thema des Beitrags. Was fehlt ist das alte Kirchenlied bzw. ein international in christlichen Kirchen gesungener Choral, der im Werk verarbeitet wird. Es wäre aber jammerschade, Euch das Werk an dieser Stelle nicht in Erinnerung zu rufen, denn es ist großartig. Ein typischer „Sparke“. Den Choral schrieb er kurzerhand selbst und schuf seine eigenen Variationen – mit gewohnt vielen schwarzen Noten – dazu!
Bestellmöglichkeit: Chorale and Variations
Eure eigenen Favoriten, die zum Thema Choralbearbeitungen passen, dürft Ihr sehr gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag schreiben.
https://www.youtube.com/watch?v=kOoi85uqhnU
Von guten Mächten wunderbar geborgen , Arrangement Matin Scharnagl
einer meiner Favoriten
Ebenfalls sehr schön: The Saint and the City von Jacob de Haan.