Donnerstag, November 21, 2024
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Der Trompeter Patrick Ottiger – ein Hauptgewinn!

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Fast wäre es ja nichts geworden, mit Patrick Ottigers musikalischer Karriere. In seiner Jugend stand bei ihm auch Fußball neben der Musik hoch im Kurs. Ein etwas unsensibler Dirigent hätte fast dafür gesorgt, dass Patrick das Musizieren bzw. das Trompete spielen an den Nagel hängt. Dieser verlangte von ihm, dass er sich zwischen Musik und Fußball entscheiden solle. Patrick entschied sich sofort: er gab seine Uniform ab.

Wie gut, dass ein Zufall – Schicksal? – ihn ein halbes Jahr später wieder zum Musizieren brachte: Er bekam die Anfrage, bei einem anderen Musikverein beim Kirchenkonzert auszuhelfen…

Patrick Ottiger
Patrick Ottiger

„Wer ist Patrick Ottiger?“, wird sich so mancher von Euch fragen. Wenn Ihr Euch das fragt, dann seid Ihr bestimmt nicht aus der Schweiz. Oder Ihr seid mit der Brass-Band-Szene nicht vertraut. Oder beides. Patrick Ottiger war 15 Jahre lang Eb Soprano Cornetist der legendären Schweizer Brass Band Bürgermusik Luzern – nachdem er zuvor schon einige Jahre in der „Backrow“ der gleichen Band gespielt hat. Außerdem führt er seit 2009 die Jugendformation der Brass Band Bürgermusik Luzern, die BML Talents als Dirigent von einem Wettbewerbserfolg zum nächsten.

Patrick Ottiger nun aber nur auf sein Engagement in der Brass-Band-Szene zu reduzieren, würde seiner Persönlichkeit nun aber überhaupt und ganz und gar nicht gerecht werden. Deshalb von vorne und mit einigen Details aus dem vielseitigen musikalischen Leben des Trompeters Patrick Ottiger.

Blasmusik war in seiner Kindheit allgegenwärtig. Patricks Vater war Amateur-Blasorchester-Dirigent. Und ganz selbstverständlich ging die ganze Familie zu vielen blasmusikalischen Anlässen gemeinsam. Ob der Vater nun dirigierte oder einfach nur zu Blasmusikfesten oder in Gala-Konzerte zum Hören ging. Eine kleine Anekdote bekommt Patrick Ottiger immer wieder einmal zu hören: Als kleiner Bub stand er wohl mal bei einem Konzert auf dem Tisch und dirigierte engagiert mit. Als Patrick im Alter von sechs Jahren im Elternhaus eine Trompete in seine Kinderhände und gleich auch noch Töne raus bekam, war „sein“ Instrument gefunden. Allerdings hielten sich sein Ehrgeiz und Übe-Wille in Grenzen. Er muss wohl talentiert gewesen sein, denn mit relativ wenig Übe-Aufwand erntete er bei Vorspielen immer oder trotzdem viel Lob und Anerkennung. Das wiederrum motivierte zwar zum Weitermachen, aber noch lange nicht zu Höchstleistungen. Für das örtliche Blasorchester reichte es talentmäßig allemal. Bis eben zu jenem Tag, als der Dirigent nicht mehr akzeptierte, dass Patrick neben der Musik auch der Fußball wichtig war… Nun, Gott sei Dank, wie oben beschrieben, packte ihn das Virus dann irgendwann doch noch.

Nach der Schulzeit ging er zunächst fünf Jahre lang ins Lehrseminar um Primarlehrer zu werden – bzw. „um was Ordentliches zu lernen“, wie er mir scherzhaft sagte. Gleichzeitig besuchte er aber schon den Vorkurs am Konservatorium in Luzern. Anschließend folgte dann das Musik-Studium am Konservatorium in Luzern. Dies schloss er mit Diplomen als Orchestermusiker, Instrumentalpädagoge und in Dirigieren ab. Nicht unschuldig oder besser gesagt ganz ausschlaggebend für seine Karriere als Trompeter war sein Eintritt mit Beginn des Studiums in die Brass Band Bügermusik Luzern. Hier reifte sein Wunsch, so viel und so gut zu spielen wie es nur geht, zu seinem erklärten Ziel. „Ehrgeiz, Durchhaltewille, Verzichten können, Teamgeist, der Einsatz mit- und füreinander sind Tugenden die man in der Brass Band lernt und für einen Profi-Musiker unerlässlich sind“, so ist Patrick überzeugt. Nicht verwunderlich, dass er Ludwig Wicki, den langjährigen Dirigenten der Brass Band Bürgermusik Luzern neben vielen Trompetenstars wie Maurice André, Louis Armstrong, Miles Davis, Clifford Brown, zu seinen Vorbildern zählt.

Ihr wundert Euch, dass er trotz klassischem Trompeten-Studium am Konservatorium Luzern, Jazz-Größen zu seinen Vorbildern zählt? Nun, das zeigt seine große Vielseitigkeit. Denn allein auf klassisches Trompeten-Spiel im Sinfonieorchester und Höchstleistungen in einer der besten Brass Bands der Schweiz lässt sich ein Patrick Ottiger eben auch nicht reduzieren. Schauen wir einmal auf die Formationen, in denen Patrick Ottiger zur Zeit spielt.

21st Century Symphony Orchestra
21st Century Symphony Orchestra

Seit 2001 ist er Solotrompeter des 21st Century Symphony Orchestra. Dieses professionelle Sinfonieorchester ist spezialisiert auf Filmmusik. Einerseits wird konzertant musiziert, dann wird aber auch Musik live zum Film gespielt. Das 21st Century war eines der ersten Orchester dieser Art – heutzutage haben viele Metropolen dieser Welt auf Filmmusik spezialisierte professionelle Orchester. Eines der herausragendsten Konzerterlebnisse für ihn war zum Beispiel die Welturaufführung der Filmmusik zu Lord of the Rings in der Radio City Hall in New York. Insgesamt drei Tourneen führten ihn mit diesem Orchester in die Radio City Hall – alle Konzerte mit etwa 6.000 Besuchern im Publikum. Auch 8 Konzerte in der Royal Albert Hall in London zählt Patrick Ottiger zu seinen Konzerthighlights mit diesem Orchester sowie die Konzerte in der neuen Oper in Dubai und im Palais de Congrès in Paris. „Zuhause“ ist das 21st Century Symphony Orchestra im KKL (Kultur- und Kongresszentrum Luzern). Etwa 40 Konzerte spielt er mit dem 21st Century vor jeweils 2.000 Leuten im Jahr – gut zu überblicken von seinem zentralen Platz auf der Bühne aus.

Seine Vorliebe für Jazz kann er im Zurich Jazz Orchestra ausleben. Seit 13 Jahren ist er deren Lead-Trompeter und spielt etwa 20 bis 30 Konzerte im Jahr. Immer wieder arbeitet das Zurich Jazz Orchestra mit bekannten Größen des Jazz, wie etwa Til Brönner und Thomas Gansch zusammen.

Patrick Ottiger

Seit 20 Jahren spielt er mit guten Freunden in der Funk Band Spinning Wheel. In Tower-of-Power-Art spielt diese Formation mit fünf Bläsern und Rhythmusgruppe, allerdings ohne Gesang. Insgesamt fünf CDs hat die Band bereits produziert.

Seine musikalische Lebenszeit bestreitet Patrick Ottiger überwiegend als Trompeter. Er ist schweizweit ein gefragter Gastsolist und spielt auch in anderen Ensemble-Formationen wie zum Beispiel dem Swiss Brass Consort. Er ist ein schweizweit gefragter Gastsolist. Er wird viel für Juroren Jobs gebucht. Als Pädagoge unterrichtet er Trompete an den Musikschulen der Stadt Luzern und an der Kantonsschule Luzern.

Wie oben schon erwähnt dirigiert er seit 2009 die BML Talents. Dies ist eine Auswahl an talentierten Musikerinnen und Musikern aus dem Kanton Luzern. Seine Hauptaufgabe bei den BML Talents sieht er in der weiteren Ausbildung der MusikerInnen. Die Band zeichnet sich durch eine enorme Dynamik, einen ausgeprägten Teamgeist sowie einem Für- und Miteinander aus. Hinzu kommt eine „wahnsinnige“ Kameradschaft, wie es Patrick nennt. Mit so einem Esprit in der Band lässt sich viel bewegen. Einer der Höhepunkte mit dieser Band ist der Sieg in der Schweizer Fernsehshow „Kampf der Orchester“. Neben der Gestaltung vieler Galakonzerte hat Patrick Ottiger mit dieser Band in der erst 10jährigen Zusammenarbeit bereits mehr als 20 Siege an kantonalen, nationalen und internationalen Wettbewerben einfahren können.

Talents EYBBC Montreux
BML Talents beim EYBBC in Montreux

Seine Vielseitigkeit zeigt Patrick Ottiger auch beim Dirigieren. So verwundert es nicht, dass er auch Blasorchester in Harmonie-Besetzung dirigiert. 15 Jahre lang hat er die Harmoniemusik Kriens dirigiert. Vor anderthalb Jahren hat er zum Blasorchester FM Willisau gewechselt. Prompt wurde er mit diesem Blasorchester beim Kantonalen Musikfest in Bern in diesem Jahr Festsieger.

Eine besonders ehrenvolle Aufgabe wurde ihm im vergangenen Sommer zu Teil. Er dirigierte das Nationale Jugendblasorchester der Schweiz und reiht sich somit in die renommierte Riege von nationalen DirigentInnen wie zum Beispiel Isabelle Ruf-Weber, Blaise Héritier und und Franco Cesarini, aber auch internationalen wie zum Beispiel Bert Appermont und Thomas Doss ein. Patrick Ottiger freut sich schon auf die erneute Zusammenarbeit mit diesem Auswahlorchester der Schweiz im Sommer 2020.

Beim Proben und Dirigieren versucht Patrick Ottiger aus jeder Musikerin bzw. jedem Musiker das herauszuholen, was er zu leisten fähig ist. Das Sensibilisieren für eine Hierarchie im Orchester, ausgehend von den Registerleitern, ist ihm wichtig. Diese Registerleiter halten musikalisch das Register so zusammen, dass es als Einheit musiziert. Wenn dieses hierarchische Gebilde funktioniert, dann funktioniert auch das ganze Ensemble. Die Selbstverantwortung jedes einzelnen Musikers ist ihm außerdem wichtig: „Ich vermittle, dass ich den Musikern vertraue und sie alle sehr wichtig sind. Leite und führe da, wo es nötig ist und lasse entstehen, wo ich etwas entstehen lassen kann. Mit Teamarbeit, Freude und gegenseitigem Respekt kann Wunderbares entstehen. Es sollen stets Erlebnisse kreiert werden, die Ausführende und Publikum emotional berühren. Dies gibt der Musik die Berechtigung.“

Eine entscheidende Charaktereigenschaft von Profimusikern, so ist Patrick Ottiger überzeugt, ist Selbstdisziplin. Eine Eigenschaft, die er sich selbst in der Brass Band zu eigen gemacht hat. Unerlässlich: das tägliche Üben. Patrick Ottiger übt, neben Proben und Konzerten, konsequent jeden Tag etwa 2,5 Stunden. Davon beschäftigt er sich eine Stunde lang mit den Basics – mit jeweils leichten Abwandlungen. Und die restliche Zeit mit dem Erarbeiten des momentan wichtigen Repertoires. Ein Profimusiker muss weiterhin mental eine gute Stärke mitbringen. Selbst unter Wettbewerbsdruck muss man als Profimusiker die beste Leistung abrufen. Durch das tägliche Üben muss die „Fehlerquote“ im Konzert so minimiert werden, dass man möglichst jederzeit zufrieden von der Bühne gehen kann. In seiner Freizeit erholt sich Patrick beim Sporttauchen und – wie könnte es anders sein? – beim Fußball spielen.

Patrick Ottiger ist übrigens ein Hauptgewinn. Als Trompeter und Dirigent im Allgemeinen sowieso, aber ganz speziell bei der Yamaha Blasorchester Challenge 2019. Von der Yamaha Blasorchester Challenge 2019 habe ich Euch hier auf dem Blasmusikblog.com schon viel erzählt. Ihr seht rechts die Bannerwerbung. Und alle Informationen dazu könnt Ihr nochmals hier nachlesen. Es geht darum, den Torakusu Marsch zu spielen und als Video aufzunehmen. Gewinnen könnt Ihr zum Beispiel eine Videoproduktion für ein Image-Video und ein Vibraphon. Ein weiterer Preis ist wahlweise Christoph Moschberger als Trompeten-Solist in Eurem nächsten Konzert. Oder einen Workshop-Tag mit Eurem Orchester mit Patrick Ottiger. Gerne aber auch als Solist in Eurem nächsten Konzert.

Patrick Ottiger würde ja gerne selbst an dieser Challenge, die er als „coole Idee“ von Yamaha bezeichnet, mit den BML Talents teilnehmen. Aber erstens darf er nicht, da er einer der Hauptpreise ist und zweitens ist die Challenge nur für Blasorchester in Harmonie-Besetzung gedacht – eine Tatsache, die er sehr bedauert. Er wünscht sich für die nächste Yamaha Blasorchester Challenge auch die Öffnung für Brass Bands.

Er ist sich sicher, dass er als Workshopleiter einem Blasorchester an einem Tag viele wichtige Impulse geben kann – dort wo sie gewünscht werden. Er hat für Workshops in vielen Gebieten eine große Erfahrung im Rucksack: er beschränkt sich nicht auf ein Genre, kann mit dem Orchester in klassischer aber auch in Jazz-, Funk-, Pop-, Rock-Richtung arbeiten. Er kann jedem Orchester kleine Dinge mit auf den Weg geben, die gewisse musikalische Aspekte sofort besser klingen lassen bzw. damit das Zusammenspiel noch mehr Freude macht. Eben kleine Zutaten vermitteln, die das musikalische Erlebnis spezieller machen. Seine unbedingte Empfehlung: Bei der Yamaha Blasorchester Challenge mitmachen. Videos können noch bis zum 30. November 2019 hochgeladen werden. Hier ist der Link dafür: Video Yamaha Blasorchester Challenge.

Für die Spezialisten unter den Blasmusikblog-Lesern: Patrick Ottiger spielt die Yamaha Bb-Trompete Chicago Artist Modell YTR-9335CHS. Auch sein Flügelhorn ist von Yamaha: YFH-631G.

Vernetzen könnt Ihr Euch mit Patrick Ottiger auf Facebook und Instagram (patrick_ottiger).

Ein herzliches Dankeschön an Patrick Ottiger für das Interview, auf dessen Basis dieser Blog-Beitrag zustande kam. Zum ersten Mal gehört habe ich Patrick Ottiger übrigens im Konzert bei den EBBC 2019 in Montreux. Damals war ich vor allem begeistert wegen seiner positiven Bühnenpräsenz und seiner Gabe, mit dem Publikum zu „Flirten“. Gut, super gespielt hat er natürlich auch 🙂

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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