Donnerstag, November 21, 2024
MusiklebenWettbewerbe

Wettbewerbe: Der Aufwand ist der Gewinn!

Der Wettbewerb für Auswahlorchester aus der Sicht von zwei Musikern, zwei mitgereisten Fans und den Dirigenten

Im Vorfeld des Wettbewerbs für Auswahlblasorchester in Trossingen im Herbst 2022 habe ich einige Interviews mit den teilnehmenden Blasorchestern im Vorfeld geführt. Das Sinfonische Jugendblasorchester Karlsruhe habe ich gefragt, danach zu schildern, wie der Wettbewerb war. In diesem Beitrag kommen nun je zwei Musiker:innen, zwei „Mitgereiste“ und die beiden Dirigenten zu Wort. Aus Musiker:innen-Sicht berichten Lena und Tim wie sie den Wettbewerb persönlich erlebt haben und was sie generell über Wettbewerbe und Wertungsspiele denken. Klaus und Marion Westermann erzählen aus ihrer Sicht als mitgereiste Fans. Und schließlich schreiben die beiden Dirigenten Susanne Bader und Stefan Kollmann wie sie das Orchester vorbereitet haben und was sie über Wettbewerbe und Wertungsspiele denken.

Musiker:innen: Lena und Tim berichten.

Tim SJBO Karlsruhe
Tim

Wie hast Du die Vorbereitung auf den Auswahlwettbewerb in Trossingen erlebt und was war Dir persönlich dabei wichtig?

Lena: Die Vorbereitung auf den Wettbewerb habe ich als sehr intensiv, aber auch wirklich schön wahrgenommen. Wir hatten das Glück in der Ausbildungsakademie der Bundeswehr in Hilden ein Probewochenende verbringen zu dürfen, wo wir uns bereits im September einen guten Zugang zu den Stücken erarbeiten konnten.
Mir persönlich war dabei wichtig, immer bestmöglichst vorbereitet zu sein und die Proben einfach zu genießen. Es ist wirklich schön, kleinschrittig zu arbeiten und das Beste aus wenigen Takten und schließlich dem ganzen Stück rauszuholen.

Tim: Ich habe die Vorbereitung sehr intensiv wahrgenommen. Wir hatten einige Tutti-Proben, aber auch Registerproben. Je näher es an den Wettbewerb ging, desto detaillierter haben wir einzelne Stellen geprobt und desto penibler wurde die Arbeit. Mir persönlich war dabei immer wichtig, dass wir Musiker trotzdem alle Spaß haben und dass wir uns gegenseitig unterstützen. Wir haben viele Verbesserungen von unseren Dirigenten erhalten und haben uns gegenseitig unterstützt, diese Verbesserungen umzusetzen. Hierbei wurde mir nochmal der Zusammenhalt und die riesige Spielfreude unter uns Musikern im SJBO deutlich.

Erzähle vom Wettbewerbstag! Wie hast Du ihn erlebt?

Lena: Der Wettbewerbstag war aufregend und sehr emotional. Nach der recht langen Anfahrt mit dem Bus, auf der wir uns fokussieren, ausruhen oder einfach ein bisschen miteinander erzählen konnten, besuchten wir als erstes das Vorspiel eines in unserer Gruppe gestarteten Orchesters.
Die Aufregung gemischt mit der aufkeimenden Freude, dass wir auch bald dran sind, stieg spürbar an.
Schließlich war es dann soweit. Auf der Bühne blickte jeden Musiker ein lachendes Gesicht an, das die Registerführer auf unseren Notenständer gelegt hatten. “Viel Spaß” stand darunter. Diese kleine Geste hat mich sehr glücklich gemacht und mir gezeigt, dass das SJBO ein ganz besonderes Orchester ist.
Als wir dann auch noch gewonnen haben, war der Tag perfekt und ich einfach nur stolz auf uns und voller Freude!
Auch unsere kleine Feier vor Ort und die Polonaise durch den Konzertsaal waren ideal, um unsere Freude und Emotionen zum Ausdruck zu bringen.

Tim: Der Tag war total aufregend und gefüllt mit vielen tollen Momenten. Nach unserer Anreise konnten wir noch einem anderen Blasorchester zuhören und Eindrücke vom Konzertsaal und der Atmosphäre gewinnen. Danach ging alles ganz schnell. Wir haben uns eingespielt und schon ging es auf die Bühne. Es war ein großartiger Moment, wie alle voll fokussiert bereit waren, um zusammen zu musizieren. Doch jetzt kam es darauf an. Wir konnten zeigen, was wir die Wochen zuvor vorbereitet haben und was das SJBO ausmacht. Der Moment als all die Anspannung am Ende abgefallen ist, war ein großartiges Gefühl. Trotzdem war ich aber schon aufgeregt, wie das Ergebnis ausfallen wird. Bis zur Verleihung konnte ich noch viele andere Musiker kennenlernen und man konnte sich austauschen. Dies habe ich sehr geschätzt, mit so vielen Musikern aus unterschiedlichen Orchestern in Kontakt zu kommen. Bis kurz vor dem Start der Preisverleihung wurde ich immer aufgeregter. Und der Moment als unser Sieg verkündet wurde war überwältigend. Wir konnten uns alle glücklich und erleichtert in die Arme fallen und die ganze Arbeit der letzten Wochen machte sich bezahlt. Das war ein überwältigendes Gefühl! Der Tag war unfassbar schön und ich denke immer noch sehr oft daran zurück oder spreche mit den anderen SJBOlern noch sehr oft über den Tag.

Aus Musiker-Sicht: Was denkst Du generell über Wettbewerbe und Wertungsspiele? Welche Einstellung hast Du persönlich dazu?

Lena: Ich persönlich finde Wettbewerbsspiele sehr sinnvoll. Ob Einzel- oder Orchesterwettbewerbe, ich finde, dass man nur positive Auswirkungen hat, auch wenn man verliert. Der Ehrgeiz, den Fleiß und auch die Spielfreude, die man aufbringen muss, um sich adäquat auf einen Wettbewerb vorzubereiten, sind ein Gewinn, der nicht mehr genommen werden kann. Außerdem sind die Erfahrungen prägend und können eine Routine schaffen, sodass man weiß, wie man sich in Stresssituationen verhält und was man beachten sollte. Die Intensität, mit der man sich auf ein Wertungsspiel vorbereitet, entspricht ungefähr der der Vorbereitung auf ein Konzert. Jedoch wird bei Wettbewerben eine kompetitive Stimmung deutlich, die zu neuen Höchstleistungen anregen kann.

Tim: Ich sehe Wettbewerbe als große Chance für uns als Orchester. Wir können uns intensiv auf das Vorspiel vorbereiten und präsentieren, was wir erarbeitet haben. Nicht zuletzt ist natürlich das Feedback nach dem Vorspiel sehr spannend, woran wir als Orchester weiter wachsen können. Dieses Feedback kann man für die Zukunft aufgreifen, um noch mehr Potenzial auszunutzen. Auch sind solche Möglichkeiten immer ein toller Moment, um Kontakte zu anderen Musikern und Orchestern zu knüpfen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Daher finde ich solche Chancen immer sehr fördernd für ein Orchester, aber auch die einzelnen Musiker.

Mitgereiste Fans: Klaus und Marion Westermann 

In welcher Beziehung stehen Sie zum SJBO? Warum sind Sie nach Trossingen mitgereist? Und wie haben Sie den Wettbewerbstag in Trossingen erlebt?

Unsere beiden Kinder spielen beim SJBO.  Gerne hören wir dem SJBO, wenn es uns möglich ist, zu und unterstützen das Orchester. Samstagsnachmittags haben wir dann bei einigen Wettbewerbsvorträgen der Blasmusikauswahlorchester zugehört und haben uns vom tollen musikalischen Klang des SJBOs bezaubern lassen. Die Stimmung unter den Zuhörern und Musikern war sehr gut, ebenso die gesamte Organisation. Auch wurde bestens für das leibliche Wohl gesorgt. Bei der Preisverleihung freuten wir uns mit dem SJBO über ein hervorragendes Ergebnis. Im ganzen Saal herrschte bei allen Anwesenden eine tolle Stimmung. 

Für uns war der Wettbewerb ein “Grund” für ein verlängertes Wochenende. Dabei  erwanderten und erkundeten die Gegend bei Villingen-Schwenningen,  Rottweil, Triberg, Donaueschingen und Schonach.

Liebe Grüße 

Klaus und Marion Westermann 

Urkunde Trossingen 2022 SJBO

Die Dirigent:innen: Susanne Bader und Stefan Kollmann

Warum habt Ihr Euch entschieden, mit dem SJBO am Auswahlwettbewerb teilzunehmen und wie habt Ihr das Orchester darauf vorbereitet?

Stefan Kollmann: Das war für mich bereits der vierte BMCO Auswahlorchesterwettbewerb seit 2010 mit diesem Orchester, also beinahe schon eine Tradition. Darüber hinaus suchen wir als Dirigententeam immer nach neuen Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten für unser Orchester und die Orchestermitglieder, ganz so wie es die Gründer des Orchesters vor knapp 50 Jahren angedacht hatten. Wir haben z.B. auch im letzten Jahr bei einem Online-Wettbewerb der Bundeswehr teilgenommen, bei dem es darum ging, das Orchester möglichst geschickt und überzeugend in einem Trailer – oder wie in unserem Fall – mit einem Imagefilm darzustellen. Glücklicherweise konnten wir auch bei diesem Wettbewerb den ersten Platz erreichen, was uns sehr gefreut und auch zusätzlich motiviert hat.

Susanne Bader: Wir bereiten uns immer gleichermaßen intensiv vor: Ob Konzerte oder Wettbewerbe, Konzertreisen o.ä. Dadurch, dass wir beide immer in den Proben anwesend sind, nutzen wir die Möglichkeit für einen intensiven Austausch während der Probe bzw. der Pausen z.B. auch für gegenseitige Tipps, Ergänzungsvorschläge etc. Für die Orchestermitglieder ist das offensichtlich auch eine interessante Abwechslung und Bereicherung (siehe Imagefilm). 

Darüber hinaus stimmen wir alle Probendetails immer wieder ab, korrigieren, verbessern und suchen ständig nach besseren Lösungen. Das kostet viel Zeit, macht aber viel Freude und ist sehr effektiv.

Wie steht Ihr generell zu Wettbewerben / Wertungsspielen? Was ist Euch wichtig? Was sind die positiven Aspekte? Was die negativen?

Stefan Kollann: Für uns gilt: Der Aufwand, ist der Gewinn! Das heißt konkret, in dem Aufwand sich intensiv mit zwei Werken auseinderzusetzen, sie intensiv zu erarbeiten, ist für uns und das Orchester letztendlich ein großer Gewinn. Wir können dadurch viele Aspekte einer qualitativ hochwertigen Orchesterarbeit trainieren und im Orchester etablieren: Klangausgleich, Intonation, Zusammenspiel, Artikulation, Mischklänge etc. Letztendlich auf allen Ebenen ein großer Gewinn.     

Ein herzliches Dankeschön an Lena, Tim, das Ehepaar Westermann, Susanne Bader und Stefan Kollmann für die Beantwortung der Fragen!

Das SJBO Karlsruhe erreichte 93,6 Punkte und wurde somit den 1. Platz in der Kategorie Blasorchester. Herzlichen Glückwunsch!

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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