Komponist im Fokus: Josef Jiskra
Leben und Werk von Josef Jiskra, sowie ein kleiner Ausflug in das blasmusikalische Tschechien
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Traditionelle, unterhaltende oder sinfonische Blasmusik: Über Vorlieben kann der Komponist, Posaunist und Dirigent Josef Jiskra nur sehr schwer sprechen. „Mich interessiert jede gut komponierte und gut gespielte Blasmusik! Jede musikalische Stilrichtung hat ihren besonderen Wert – sofern sie mit vollem Einsatz und mit Überzeugung vorgetragen wird.“
So vielfältig und tolerant sein Musikgeschmack in Bezug auf die Blasmusik, so vielfältig sind auch seine Werke. Bereits über 200 Kompositionen und beinahe 300 Arrangements schrieb Josef Jiskra bis zum heutigen Tag. Er komponiert leidenschaftlich gerne sowohl Werke böhmischer Art, als auch verstärkt immer mehr konzertant-sinfonische Werke für Blasorchester. Darüber hinaus hat er seinen Fokus auf Bearbeitungen für kleinere Gruppierungen gelegt, insbesondere auf Werke für Klarinettenquartett. Bei allen seinen Werken liegen die Wurzeln unverkennbar in seinem Mutterland und bringen immer wieder auf andere Weise die „Stimmungen seines böhmischen Herzens“ zum Ausdruck.
Bevor ich Euch seine bedeutendsten und erfolgreichsten Werke vorstelle, möchte ich Euch gerne etwas aus dem Leben von Josef Jiskra erzählen. Obwohl er vielen unter Euch natürlich bekannt ist! Vor allem, wenn Ihr im Hohenlohischen rund um die Stadt Crailsheim wohnt. Oder, wenn Ihr, wie ich, einmal bei den Taubertäler Bläsertagen in Tauberbischofsheim gespielt habt. Oder, wenn Ihr vor 2005 Mitglied des Landesblasorchesters Baden-Württemberg gewesen seid. Sicher erkennt Ihr Josef Jiskra wieder, wenn ich ihn als offenen, freundlichen Menschen mit einem besonderen Schalk im Nacken charakterisiere – ganz abgesehen von seinem Können als Musiker!
Geboren wurde Josef Jiskra am 4. August 1935 in Benátky bei Litmoyšl – dem Geburtsort von Bedřich Smetana – in Ostböhmen im heutigen Tschechien. Er studierte am Konservatorium in Prag Musik mit dem Hauptfach Posaune. Nach seinem Militärdienst wurde er erster Posaunist im Karlsbader Symphonieorchester. Daneben war er auch als Musikdozent und Juror tätig. Im Jahr 1965 gründete er die Original Karlsbader Blaskapelle „Karlovarka“, mit der er zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen durchführte.
Seit 1979 lebt und arbeitet Josef Jiskra in Crailsheim. Von Januar 1980 bis Dezember 1999 war er Musikdirektor der Stadt Crailsheim und somit Leiter der Stadtkapelle Crailsheim, womit auch eine Lehrtätigkeit an der Jugendmusikschule verbunden war.
Obwohl Josef Jiskra seit dem Jahr 2000 im Ruhestand ist, findet er gerne keine Ruhe. Er war Kreisdirigent im Kreisverband Hohenlohe, wie oben schon geschrieben Posaunist im Landesblasorchester Baden-Württemberg, Juror bei Wettbewerben aller Art, Gastdirigent, musikalischer Leiter des Seniorenorchesters Hohenlohe und bis heute ist er Leiter der „70er Band Crailsheim“, die von seinen musikalischen Wegbegleitern zu seinem 70. Geburtstag heimlich ins Leben gerufen wurde um nur ein paar seiner vielfältigen musikalischen Tätigkeiten im Ruhestand zu nennen. Eine Sache möchte ich hier gerne noch nennen und besonders hervorheben: Er war als ehrenamtlicher Kreisverbandsdirigent der Gründer des Kreisverbandsorchesters Hohenlohe, das er auch 20 Jahre lang dirigiert hat! Außermusikalisch war er zudem noch 15 Jahre als Tschechisch-Lehrer für die Volkshochschule Crailsheim im Einsatz.
Die Frage nach seinen Kompositionen, die ihm am meisten bedeuten fällt Josef Jiskra – wie vielen anderen Komponisten auch – sehr schwer: „Es ist wie bei einem Vater, der 3 Söhne hat – alle liebt er gewissermaßen gleich.“ Dennoch ringt er sich durch aus seinem sinfonisch-konzertanten Schaffen einige Werke zu nennen.
Zunächst einmal seine Trilogie Bohemia, Mährische Skizzen und Slowakische Fantasie. Dies sind Huldigungen an seine ehemalige Heimat.
Darüber hinaus ist es ihm ein Anliegen seine Komposition Jánošik zu nennen. Dieses Werk ist ein Epos über den slowakischen Volkshelden (1688 – 1713) . Beendet hat er es im Jahr 2016.
Und zum Schluss nennt Josef Jiskra sein Werk Venatio Palatina, eine rhapsodische Fantasie über das Volkslied „Der Jäger aus Kurpfalz“. Hierbei handelt es sich um eine Auftragskomposition der Stadtkapelle Wiesloch aus dem Jahr 2010.
Aus dem sinfonischen Bereich ist für Josef Jiskra selbst noch sein Concertino für Tuba und Blasorchester, das auch als Fassung für Klavier und Tuba erschienen ist, besonders wertvoll. Dies war eine Auftragskomposition des Polizeiorchesters Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2017.
Selbstverständlich, seiner ursprünglichen Heimat geschuldet, haben alle seine Kompositionen im böhmisch-mährischen Bereich eine große Bedeutung für ihn. Dies ist ja sozusagen seine musikalische Muttersprache! Exemplarisch für diesen Bereich seines Schaffens: Jubelpolka. Mit dieser Polka wurde er Sieger des Bundeskompositionswettbewerbs für Blasorchester in Brilon im Jahr 1997.
Zu seinen erfolgreichsten Werken im konzertanten Bereich zählen ganz sicher die Mährischen Skizzen und die Böhmischen Skizzen. Beide Werke kommen sowohl in Deutschland als auch in Österreich immer wieder bei Wertungsspielen zum Einsatz. Außerdem die Rhapsodischen Metamorphosen, die in Brilon auch einen ersten Preis, diesmal im konzertanten Bereich, gewonnen haben. Nicht zu vergessen sein großes Werk Jánošik, das erst im April diesen Jahres von der Zentralmusik der Tschechischen Armee in Prag aufgeführt wurde – für Josef Jiskra eine ganz besondere Ehre!
Mehrmals jährlich fährt Josef Jiskra in sein Geburtsland. Natürlich um einerseits Familie und Freunde zu besuchen, aber auch um die Kontakte zu verschiedenen Orchestern zu pflegen. Nach wie vor gibt es in Tschechien viele Blaskapellen, die sich mit traditioneller Blasmusik auch im gehobenen Amateurbereich beschäftigen. Orchester, die vorwiegend konzertante Blasmusik auf dem Programm haben gab es im heutigen Tschechien schon vor mehr als 100 Jahren. Es handelte sich dabei meist um Militär- und Werksorchester. Es gibt in Tschechien, wie auch in Deutschland, zunehmend mehr Festivals, Wettbewerbe und Events, die sich sowohl der traditionellen als auch er sinfonischen Blasmusik widmen.
Für Josef Jiskra sind das „Zentralorchester der Tschechischen Armee“ und das „Zentralorchester der Burgwache und der tschechischen Polizei“ die wichtigsten Blasorchester in Tschechien. Mit den Dirigenten der beiden Orchester ist Josef Jiskra seit vielen Jahren bekannt.
Darüber hinaus ist er mit vielen Amateurorchestern in Kontakt und auch immer wieder als Gasdirigent eingeladen. Beispielsweise bei der Blaskapelle „Májovák“ in Karviná (Nordmähren), beim „Litmyšler Blasorchester“ in Ostböhmen (seinem Geburtsort) oder beim „Prager Musikschulorchester Lounských“.
Zbraslav ist der Geburtsort von Jaroslav Vejvoda, dem Komponisten der weltberühmten Polka Rosamunde. Hier findet alljährlich ein Festival mit Wettbewerb zu seinen Ehren statt. Bei diesem Wettbewerb war Josef Jiskra schon in der Jury als Vertreter von Deutschland tätig. Außerdem hat er als Dirigent bereits mit zwei Orchestern aus Deutschland selbst daran teilgenommen. Regelmäßig trifft Josef Jiskra dort auch Antonín Borovička, den Enkel des gleichnamigen Komponisten, der u. a. die Löffelpolka komponierte. Auch Josef Poncar, der Sohn des gleichnamigen Komponisten der Polka Auf der Vogelwiese trifft er dort regelmäßig. Dieser ist genau ein Tag älter als Josef Jiskra – „somit muss ich ihm das Bier holen“, scherzt Josef Jiskra.
Zurück zu der Blasmusikszene in Deutschland. Für diese hat Josef Jiskra eine klare Botschaft, die ich hier gerne im Wortlaut veröffentlichen möchte, weil sie mir auch aus der Seele spricht: „Die Blasmusikszene in Deutschland ist sehr aktiv und fleißig. Vielleicht ist es dennoch an der Zeit zu bemerken, dass viele Orchesterleiter, also Pädagogen, besonders bei den Jugendorchestern sehr oft vergessen, dass ihre Aufgabe auch darin besteht, den jugendlichen Musikerinnen und Musiker alles, was in der Blasmusik zu spielen möglich ist näher- und beizubringen. Nur auf diese Weise können die Jugendlichen später selbst entscheiden, welche Art der Musik sie bevorzugen. Sie sollten alle Stilrichtungen kennenlernen und nicht nur einseitig geprägt werden. Das wird vielerorts in Deutschland leider vernachlässigt. Jede musikalische Stilrichtung hat meiner Meinung nach ihren Wert – wie gesagt: JEDE!“
Heute, am 4. August 2019, feiert Josef Jiskra seinen 84. Geburtstag. Meinen herzlichsten Glückwunsch zu diesem Jubeltag! Was können wir ihm wünschen? Natürlich Gesundheit, ein langes Leben und weiterhin viel kreative musikalische Schaffenskraft!
Gesund zu bleiben ist nach Aussage von Josef Jiskra zur Zeit auch sein Hauptprojekt. Daneben hat er eben erst zwei neue Polkas und ein Walzer in diesem Jahr komponiert. Außerdem hat er eine Bearbeitung für Saxophonquartett von Gabriellas Song (v. Stefan Nilsson) und für Klarinettenquartet Narcissus (v. Ethelbert Nevin) auf Wunsch erstellt.
Momentan arbeitet er an den Fassungen von zwei Volksliedern für Chor mit Blasorchesterbegleitung. Die Aufführungen sollen im kommenden Oktober zum Jubiläum eines Chores in seiner Region stattfinden.
Übrigens. Wenn Josef Jiskra mal nicht in irgendeiner Form musikalisch im Einsatz ist, dann befindet er sich am liebsten in der Küche. Kochen ist nämlich ein großes Hobby von ihm. Darüber hinaus trainiert er sein Hirn regemäßig mit Sudoku – und das gleich mit Kugelschreiber und nicht mit Bleistift! Und doch: Komponieren und Arrangieren ist nach wie vor das größte „Hobby“ von Josef Jiskra!
Was für eine faszinierende Persönlichkeit. Alles Gute zum 84. Geburtstag lieber Herr Jiskra. Herzliche Grüße von einem großen Blasmusikfan aus München.
Ich selbst hatte die Ehre und das Vergnügen, viele Jahre unter Josef Jiskra musizieren zu dürfen. Sein kompositorisches Talent hat uns viele Preise und noch mehr wertvolle Momente beschert. Harmonielehre, Einfühlungsvermögen und sein bemerkenswertes Gehör scheinen Teil seiner musikalischen DNA zu sein. Er hatte immer die Gabe, weniger ambitionierte Musiker zu fordern und strebsame Talente zu fördern.
Ich wünsche ihm noch VIELE kreative Jahre.
Alles Liebe und Gute nachträglich zum 84. Geburtstag, viel Gesundheit und bitte noch viel mehr Musik!
Grüße von Erika und Reiner aus Dettenheim
Lieber Josef,
auch ich wünsche Dir nachträglich alles Gute zu Deinem 84. Geburtstag.
Ich durfte glücklicherweise schon viele Konzerte unter deinem Dirigat live miterleben und habe es immer genossen.
Für die Zukunft wünsche ich Dir viel Gesundheit und weiterhin eine große musikalische Schaffenskraft.
Nachträglich die allerbesten Glückwünsche zu Deinem Geburtstag, vor allem Gesundheit, wünscht Dir Manfred aus Schwetzingen.
Nachträglich alles gute zum Geburtstag wünsche dir weiterhin viel Gesundheit und musikalische Schaffenskraft.
Bleibe so wie du bist!
Jedesmal genießen wir deine musikalische Genialität.
Grüße von Ingrid & Werner aus Hohenlohe
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