Lauter rasante Werke für Blasorchester

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Ich steh auf flotte Nummern für Blasorchester. Ich finde, es gibt viel zu wenige Werke, die von vorne bis hinten einen rasanten „Drive“ haben. Die meisten originalen Unterhaltungsmusikwerke folgen doch eher dem Schema langsame, hinführende Einleitung, Überleitung zu einem schnellen, flotten Thema, Variation(en) des flotten Themas. Dann Tempo raus, ruhiger Mittelteil. Zum Schluss noch mal „gib ihm’s“, mit einer Vermischung aller vorgestellten Themen. Eventuell irgendwo dazwischen noch ein, zwei, drei Soli… Oder eine Schlagzeug-Impro. Aber interessante Werke, die durchgängig flott sind, findet man eher selten. Warum? Empfinden Komponisten das als zu wenig abwechslungsreich? Zu wenig herausfordernd? Wollen das die Blasorchester nicht spielen?

Nun, ich schon. Und ich denke auch, besonders wenn es um einen Zugabe-Titel geht, der die Leute im Publikum nochmals so richtig aus den Sitzen reißen soll, ist es wichtig, nochmals voll Speed zu geben. (Es sei denn, es ist die allerletzte Zugabe. Da gefallen mir sehr ruhige Werke gut.)

Schnelle Werke gehen im Prinzip fast immer einher mit viel Gewusel, Technik, vielen schnellen Noten. Dadurch sind sie ganz oft schwierig zu spielen. Die meisten Werke habe ich bei meiner Recherche nur im Schwierigkeitsgrad 4 aufwärts gefunden…

Ganz bewusst stelle ich Euch deshalb als erstes den Kosakenritt von Franz Watz vor. Okay, er ist nicht ganz so rasant. Wenn er zu schnell gespielt wird, dann verliert dieses Stück auch. Aber als Zugabe für Unter- bis Mittelstufenorchester durchaus geeignet. Der Schwierigkeitsgrad wird mit 2 angegeben. Witzig finde ich den Übergang von einem 2/4-Marsch-Tempo in einen 6/8-Takt.

Ein Komponist, der immer ziemlich flott daherkommt ist Samuel R. Hazo. Mittlerweile viel gespielt ist Arabesque. Nach einer Schlangen-Beschwörer-Einleitung durch die Flöte hält das Orchester nichts mehr… Das Flötensolo in der Einleitung gehört für mich zu den großartigsten Soli, die ich je in einem Blasorchester gespielt habe.

Bereits in meinem Blog-Beitrag Meine Gute-Laune-Musik-Top-Liste habe ich Ride von Samuel R. Hazo vorgestellt. In die gleiche Reihe gehören Exultate und Rush.

Im Beitrag Gute-Laune-Musik habe ich Euch Viva el Litro von Hardy Mertens vorgestellt. In diesem Stück hat er eine Bauchtänzerin vorgesehen. Ziemlich verrückte Ideen hat der Kerl. Diese zeigen sich übrigens auch in Rose de Sables (Grad 3+): Einmal lässt er das Orchester „Nibe, nibe, nibe, nibe…“ singen, später „Nabe, nabe, nabe, nabe….“ und schließlich „Nube, nube, nube, nube…“ (was auch immer das heißen soll…). Da bekommt man leicht einen Lippenkrampf davon…. Aber witzig! Die Genre-Angabe des Werks lautet übrigens „Zigeunermarsch für Bläser und Percussion“. Als erste Anweisung in der Partitur steht: „So schnell und laut wie möglich.“ Endlich… Wie lange haben wir Blasmusiker auf so eine Anweisung gewartet? Dieses Stück ist übrigens sehr gut für unvollständig besetzte, kleine Orchester spielbar. Es enthält lediglich jeweils eine Melodie- und Bass-Linie, dazwischen dreistimmige Harmonien. Im Mittelteil können sich die Schlagzeuger ausgiebig austoben.

„Rose de Sables“ ist übrigens eine Leckerei, bei uns als Choco Crossies bekannt. Das Rezept: 200g Schokolade, 90g Cornflakes und 50g Butter. Schokolade und Butter vorsichtig schmelzen. Cornflakes rein und vorsichtig vermischen. Dann kleine Häufchen auf ein Brett setzen und trocknen lassen. Fertig. Okay, die „echten“ Sandrosen gibt es natürlich in der Sahara…

Bei meinen Recherchen bin ich auf Bright Lights von Robert Sheldon gestoßen. Der Drive in diesem Werk entsteht nicht unbedingt durch zu viele schnelle Noten, die die Bläser zu spielen haben, sondern durch eine geschickt eingesetzte kleine Trommel.

Zwei Werke, die ich letzten Herbst „spielend“ kennen lernen durfte möchte ich Euch unbedingt noch vorstellen. Zum einen sind das die Minimalist Dances (Grad 4+) von Matt Conaway. Hier mit einem “vorsichtigen” Tempo gespielt von den Washington Winds:

Wenn etwas irrsinnig Spaß macht zu spielen, dann dieses Werk! Im Grunde erinnert das Stück an Minimal Music, wie beispielsweise John Adams Short ride in a fast machine. Der Fluß aus vielen schnellen Läufen wird im Mittelteil von einer Schlagzeug-Einlage unterbrochen, die das Werk aber bald, nach und nach wieder zum Fortbewegen und Laufen zwingt. Und soll ich Euch noch etwas verraten? Die Läufe liegen so dermaßen gut in den Fingern, dass sie gar nicht so schwierig sind. Nur merkt das der Zuhörer nicht…

Und dann noch ein relativ neues Werk des Schweizer Komponisten Etienne Crausaz: Balkan Dance (Grad 5). Die Hauptthemen des Werks sind von traditionellen Melodien vom Balkan inspiriert, jedoch original komponiert. Wenn ihr dieses Stück spielen wollt, braucht Ihr unbedingt gute Solisten an der Posaune, Trompete (der Trompeter muß einen „Mariachi-Sound“ drauf haben), Tenor-Saxophon, Alt-Saxophon und Klarinette (Achtung, ein klassischer Klarinettist könnte hier überfordert sein…). Das eine Balkan-Hauptthema darf ein Teil des Orchesters zum Ende hin übrigens auf die Silbe „La“ singen. Ein Zungenbrecher…

Eventuell ist Euch der Komponist Etienne Crausaz noch nicht begegnet. Etienne, Baujahr 1981, ist Tubist (Hochschule Bern) und spielt regelmäßig in den Kammerorchestern von Lausanne, Fribourg und Basel, dem Berner Symphonieorchester und dem Gstaad Festival Orchstra. Außerdem tritt er mit Kammermusikensembles wie den „Les Tubadours“ (Tubaquartett) und „Drum’n Basses“ (2 Tuben und Drums) auf. Als Komponist ist Etienne, trotz seiner musiktheoretischen Hochschul-Ausbildung, Autodidakt. Er hat übrigens ein ganz tolles Konzertwerk geschrieben: Deliverence. Das möchte ich Euch hier so nebenbei unbedingt noch ans Herz legen! Wunderbare Musik…

Applause! Dieser Titel suggeriert schon, dass es sich dabei um eine rasante Zugabe handelt. Und zwar in einem Stil, der an Zirkusmusik, Can-Can oder den Broadway erinnert. In der Werkbeschreibung des Verlags heißt es übrigens: „aufregende Soli für Xylophon und Piccolo“. Das ist wörtlich zu nehmen….

Ein Blogbeitrag, der sich um flotte, als Zugabe geeignete Werke handelt, darf natürlich nicht zu Ende gehen, ohne das grandiose Funiculi, Funicula von Luigi Denza. Dieses Werk – meistens in der Fassung von Großmeister Alfred Reed gespielt – braucht vielleicht einer Erinnerung, jedoch keiner Vorstellung. Die meisten von uns haben es bereits gespielt.

Einige weitere Werke, die zum Thema passen, liste ich Euch hier noch auf:

Wedding Dance / Jacques Press (Kein Originalwerk. Aber da das Original nicht bekannt ist – so gut wie!)

Carnival Day / Chan Su-Koh

Joropo / arr. Johan de Meij

Roller Coaster / Otto M. Schwarz

Habt Ihr noch Ergänzungen? Bitte gerne in das Kommentarfeld unten schreiben. Danke!

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    14 thoughts on “Lauter rasante Werke für Blasorchester

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