Musica Religiosa – 10 originale Choräle für Blasorchester

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In diesem Beitrag findet Ihr Kleinode, die vor allem sehr gut in den kirchlichen Rahmen passen. Sei es als Zwischenspiel während eines Gottesdienstes oder für das Programm Eures nächsten Kirchenkonzertes. Auch für Trauergottesdienste bzw. Einsegnungen findet Ihr zwei sehr würdevolle Werke.

St. Florian Choral – Thomas Doss

Grad 2,5 | 4:50

Im Bruckner-Jahr 2024 darf eine Hommage an Anton Bruckner im Konzertprogramm nicht fehlen. Da ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, hier auf dem Blasmusikblog.com nahezu ausschließlich Originalwerke vorzustellen, ist es selbstverständlich, dass an erster Stelle in diesem Beitrag mit Vorschlägen von originalen Chorälen für Blasorchester der St. Florian Choral von Thomas Doss steht.

Was hat der St. Florian Choral mit Anton Bruckner zu tun? Von 1848 bis 1855 wirkte der Komponist und Musiker Anton Bruckner als Stiftsorganist im Stift St. Florian in der Nähe von Linz. Also sehr nahe der Heimat von Thomas Doss. Im Jahr 2000 schrieb Thomas Doss ein großes Werk für Sinfonieorchester für das Internationale Brucknerfest in Linz. Danach hatte er das Bedürfnis etwas kleines feines, nicht allzu anspruchsvolles zu schreiben. Der langsame Satz aus Bruckners 5. Sinfonie hat ihn schon immer sehr berührt, deshalb beginnt der St. Florian Choral mit vier Akkordfolgen aus genau diesem Satz. Der St. Florian Choral ist das weltweit am meisten gespielte und aufgeführte Werk von Thomas Doss.

Der 4. Mai ist übrigens dem heiligen St. Florian gewidmet und weil der heilige Florian der Schutzpatron der Feuerwehrleute ist, ist dieser Tag auch gleichzeitig der Internationale Tag der Feuerwehrleute.

Bestellmöglichkeit: St. Florian Choral

Canterbury Chorale – Jan Van der Roost

Grad 4 | 6:32

Nun. Besser und schöner geht fast nicht. Seit Jahrzehnten gehört der Canterbury Chorale von Jan Van der Roost zu meinen absoluten Lieblingswerken. Eine Gänsehaut ist mir beim Hören immer sicher. Unter einer Aufnahme des Canterbury Chorales in Youtube steht dieser Kommentar: “This is, without a doubt, a divine example of what Heaven must sound like..” – “Dies ist zweifellos ein göttliches Beispiel dafür, wie der Himmel klingen muss.” Falls es einen Himmel und einen Gott gibt, dann stimme ich dem zu. Jan Van der Roost schrieb diesen Choral bereits im Jahr 1990, also in seiner Anfangszeit als Komponist. Der Canterbury Chorale ist von Robert und Annie Leveugle in Auftrag gegeben und ihnen gewidmet. Robert Leveugle ist der Gründer des großen Musikhauses LEMCA (Niederlassungen in Antwerpen und Brugge), das sich seit seiner Gründung hauptsächlich um die Blasorchester – mit Instrumenten, einer Werkstatt und Noten – kümmert. LEMCA war und ist auch von Verlagsgründung an Auslieferungspartner von De Haske (heute ein Teil von Hal Leonard) und somit quasi für den Verkauf der Werke von Jan Van der Roost in Belgien zuständig. Robert war damals, im Jahr 1990 auch der Vorsitzende der Brass Band Midden Brabant, die Jan Van der Roost damals zeitweise dirigierte. (Diese Brass Band gibt es seit 2004 nicht mehr.) Inspiriert wurde Jan Van der Roost durch die Kathedrale von Canterbury, die er kurz davor besuchte.

Bestellmöglichkeit: Canterbury Chorale

St. Stephen’s Choral – Otto M. Schwarz

Grad 4 | 6:55

Und noch eine Kirche, die Quelle der Inspiration für einen Komponisten ist: Der Stephansdom in Wien.

Otto M. Schwarz bringt man als versierter Blasorchesterrepertoire-Kenner nicht gleich mit einem Choral in Verbindung. Vielleicht hat sein Kollege Mario Bürki, genau deshalb Otto M. Schwarz diesen Auftrag für seinen Musikverein Ostermundingen gegeben. Einen Auftrag, etwas sehr Untypisches zu schreiben… Otto M. Schwarz hat diese Herausforderung seines Schweizer Kollegen angenommen und zeigte diesem, dass er selbstverständlich auch Choral kann!

Choral oder nicht, logisch gibt es eine beschreibende Geschichte, eine Art „Drehbuch“ zu St. Stephen‘s Choral – wie zu jedem anderen seiner Werke auch. Die Geschichte geht so: „Es ist 4 Uhr morgens und Sie haben den Schlüssel für eines der geschichtsträchtigen Bauten im Herzen Wiens bekommen. Ganz alleine öffnen sie das schwere Tor und betreten den riesigen Dom. Es riecht nach Kerzen und Weihrauch.

Immer weiter begeben Sie sich in Richtung Altar. Kunstwerke aus vielen Jahrhunderten,

von verschiedenen Künstlern werden sichtbar. Die Sonne geht auf und mit ihr verwandelt sich der Dom in ein Lichtermeer. Die große Orgel – vieles glänzt in Gold. Sie durchleben einen Tag im Wahrzeichen Wiens – großartige Messen werden gefeiert, es gibt staunende Menschen, Regenten aus vergangenen Tagen haben in dieser Kirche ihre letzte Ruhe gefunden….

Schließlich wird es Abend – Kerzen leuchten, Lichter brennen.

Es wird wieder still und…. als Letzter schließen sie die Tore des Wiener Stephandoms wieder zu.“

Bestellmöglichkeit: St. Stephen‘s Choral

La Basilica di San Marco – Mario Bürki

Grad 3 | 5:30

Was Otto M. Schwarz kann, kann Mario Bürki auch.

Mario Bürki schreibt zu seinem Werk: „Die Basilica di San Marco ist eines meiner wenigen Werke, welches ich nicht im Auftrag eines Auftraggebers schrieb. Schon länger hatte ich dieses bescheidene Thema im Kopf, aber keine Zeit, es aufzuschreiben. Im Jahre 2011 fand ich endlich Zeit, aus dem Thema eine Komposition zu schaffen: Ein schlichter Choral entstand. Als ich mit dem Werk fertig war, suchte ich nach einem passenden Titel dafür. Klar war, dass es einen Bezug zu Glocken haben muss, weil eines der tragenden Elemente im Werk die (Röhren-)Glocken sind. Also machte ich mich auf die Suche nach einer Kirche, in deren Glockenturm alle Glocken mit den Tönen, welche ich in der Komposition verwendete, zu finden waren. Fündig wurde ich dabei beim Markusdom in Venedig. Und weil “Markusdom” als Werktitel in deutscher Sprache nicht so toll klang, wählte ich die italienische Variante: La Basilica di San Marco.“
Was lernen wir aus dieser Geschichte? Manchmal steht ein Titel für ein Werk noch nicht fest, wenn es gerade komponiert wird…

Bestellmöglichkeit: La Basilica di San Marco

Andante Religioso – Thiemo Kraas

Grad 3 | 6:00

Zu Andante Religioso gibt es keine Geschichte, die dem Werk zugrunde liegt. Nur ein Anlass. Thiemo Krass hat Andante Religioso ursprünglich für Holzbläserquintett geschrieben. Anlässlich der Hochzeit einer befreundeten Englischhorn-Spielerin wurde es aufgeführt. Später hat er es für großes Blasorchester umgearbeitet. Im Verlagstext ist zum Werk zu lesen: „Die Komposition ist aufgrund einer durchdachten Verwendung von Stichnoten bereits mit einer kleineren Besetzung spielbar, sodass auch Blasorchester, in denen z.B. keine Saxophone oder Hörner besetzt sind, das Werk umsetzen können. Das dezent eingesetzte Schlagwerk ermöglicht auch Aufführungen in einem kirchlichen Rahmen.“

Bestellmöglichkeit: Andante Religioso

In Memoriam – Jacob de Haan

Grad 3 | 4:50

Jacob de Haan hat unzählige Choräle bearbeitet. Beispielsweise Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr, Aus tiefer Not, Eternal Father, So nimm denn meine Hände, u. v. m. Auch zu der Kirchenliedersammlung Gott zur Ehre hat er etliche Choralsätze beigesteuert. Aber er kann auch selbst!

Manchmal vergessen wir Musiker:innen, dass die Noten, die wir vor uns sehen, von einem Menschen geschrieben und nicht zufällig auf dem Blatt gelandet sind. Einem Menschen, der zwar Künstler ist und eine spezielle Begabung hat – eine andere Begabung als wir selbst – aber ansonsten die gleichen Gefühle durchlebt wie wir alle. Freude, Euphorie, Liebe und viele positiven Gefühle mehr und auch die negativen Gefühle wie z. B. Sehnsucht und Trauer. Nicht selten fließen diese Gefühle in die Musik hinein. Es ist bei In Memoriam nicht schwer zu erkennen, dass Jacob de Haan das Werk voller Trauer, aber auch mit ein bisschen Hoffnung geschrieben hat.

Bestellmöglichkeit: In Memoriam

Lux Aeterna – Otto M. Schwarz

Grad 2 | 4:00

Der Anlass für Lux Aeterna war ein sehr trauriger: Otto M. Schwarz hat es für das verstorbene Kind eines Freundes geschrieben. Lux Aeterna wurde beim Begräbnis gespielt. „Unendliche Traurigkeit und Trost gleichzeitig“, dachte ich beim ersten Hören. Otto M. Schwarz schreibt im Partitur-Text: „Lux Aeterna (Das ewige Licht) ist eigentlich ein Teil der Totenmesse, hat aber in dieser Komposition keinen Bezug zum lateinischen Originaltext. Menschen mit Nahtoderfahrungen berichten oft von einem hellen Licht. Die Musik bewegt sich zwischen traurigen, hoffnungsvollen und flehenden Passagen hin und her und stellt Fragen, die nicht beantwortet werden können. Sie endet jedoch in einem versöhnlichen Durakkord, der die Ruhe und Wärme dieses Lichtes, welches Erlösung verspricht, widerspiegelt.“

Eine Besonderheit bei diesem Werk ist, dass Lux Aeterna für eine vierstimmig variable Besetzung geschrieben ist. Der Choral klingt also auch schon mit wenigen verschiedenen Musiker:innen.

Bestellmöglichkeit: Lux Aeterna

Choralia – Bert Appermont

Grad 3 | 3:34

Da ich keine Informationen über Choralia gefunden habe, habe ich Bert Appermont direkt gebeten, für diesen Beitrag etwas darüber zu schreiben: „Ich habe Choralia geschrieben, als ich 26 Jahre alt war. Meine Karriere als Komponist hatte gerade erst begonnen, und zu dieser Zeit hatte ich nicht viele Aufträge, was mir die Freiheit gab, zu komponieren, was ich wollte.

Ein Stück, das mich in dieser Zeit inspirierte, war ‘Nimrod’ von Elgar. Ich liebte die Atmosphäre, die Elgar schuf, die schönen Dissonanzen und den großen Höhepunkt des Stücks.

Ich wollte ein Stück wie Elgar schreiben, aber es musste einfach zu spielen sein und gut klingen. Sonst würde das Stück nicht oft gespielt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wählte ich die Grundtonart B-Dur und integrierte eine einfache Tonleiter als eine Art Motiv am Anfang und am Ende des Stücks. Es ist erstaunlich, wie schön eine einfache Aufwärtsskala klingen kann. Wie bei Elgars Nimrod habe ich schöne Dissonanzen und eine große Steigerung bis zum Höhepunkt eingebaut.

Bis heute ist Choralia eines meiner meistgespielten langsamen Stücke. Ich denke, das Geheimnis des Erfolgs liegt in der Schönheit der Einfachheit. Wenn man eine einfache Idee umsetzen kann, wird sie jeden ansprechen.“

Bestellmöglichkeit: Choralia

St. Thomas-Choral – Pavel Stanek

Grad 3 | 3:34

Vor einigen Jahren habe ich einmal ein Interview mit Pavel Stanek geführt, das ich bis heute allerdings noch nicht veröffentlicht habe. Bei dieser Vorstellung des St. Thomas-Chorals möchte ich daraus zitieren. Pavel Stanek schrieb mir: „In meinem Leben hatte ich das Glück, dass ich auf Aufträge nicht existenziell angewiesen war. Die meisten Kompositionen sind spontan, aus innerem Bedürfnis entstanden, ich habe nur mir zur Freude geschrieben.“ So war es auch mit dem St. Thomas-Choral, der zu den im deutschsprachigen Europa meist gespielten Werke von Pavel Stanek gehört. Er vermutet, weil der St. Thomas-Choral schlicht ist und von vielen Blasorchestern bewältigt werden kann.

Wichtig ist für Pavel Stanek beim Schreiben einer Komposition, dass sie bestimmte Emotionen ausdrückt und keine verbale Erklärung braucht. Die Musik soll für sich selbst sprechen. Und genau das erleben wir im St. Thomas-Choral.

Bevor ich Euch den St. Thomas-Choral im Video vorstelle, möchte ich noch etwas anderes aus oben genanntem Interview zitieren, zu dem ich ihm nur voll und ganz zustimmen kann. Auf die Frage Was lieben Sie an der Blasorchesterszene und was würden Sie gerne verändern, wenn Sie für einen Tag das Sagen hätten? antwortete Pavel Stanek:

„Vieles könnte sich an der Blasmusik ändern, aber nicht über Nacht, selbst wenn man die Macht dazu hätte. Alles reift, entwickelt sich, und das braucht Zeit. Und meine Vorstellungen, was sich ändern sollte, können auf Vorstellungen von Menschen stoßen, die die Musik aktiv betreiben. Also…ich weiß nicht.

Ich glaube allerdings, dass die Blasorchester vorzugsweise originäre, direkt für Blasorchester geschriebene Kompositionen spielen sollten. Heutige Dirigenten bevorzugen Transkriptionen von Musicalmelodien und Popmusik. Das sehe ich ein bisschen als Degradierung des Blasorchesters, als Nichtnutzung seiner Möglichkeiten – aber was kann man machen? Es macht ihnen Spaß, wegnehmen kann man es ihnen nicht.“

Bestellmöglichkeit: St. Thomas-Choral

Valentin’s Chorale – Thomas Doss

Grad 3 | 5:20

Valentin ist das dritte Kind von Thomas Doss und seiner lieben Frau Barbara und das zweitjüngste. Mittlerweile hat die Familie noch den kleinsten Bruder Benjamin. Im Verlagstext ist zu lesen, dass der Valentin’s Choral ein Weihnachtsgeschenk für den kleinen Valentin war. Thomas Doss schrieb übrigens für jedes seiner sieben Kinder ein eigenes Werk.

Bestellmöglichkeit: Valentin’s Chorale

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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