Donnerstag, November 21, 2024
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„No-Gos“ in der Konzertprogramm-Zusammenstellung

Round-Up Programmgestaltung und Werkauswahl Teil 3

Programmgestaltung und Werkauswahl ist das Thema eines Round-Ups mit insgesamt vier Beiträgen. In diesen vier Beiträgen werden die Aspekte Motto-/Themenkonzerte, erfolgreiche Konzertprogramme, No-Gos in der Konzertprogramm-Zusammenstellung und Wünsche von Dirigent:innen an Komponisten und Verleger von sechs Dirigent:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beleuchtet.

Herzlichen Dank an die Dirigent:innen Sandro Blank (CH), Dani Haus (CH), Lisa-Marie Holzschuh (DE), Marc Lange (DE), Bernhard Schlögl (AT) und Monika Schütz (CH), die vier Fragen zum Thema Programmgestaltung und Werkauswahl beantwortet haben.

Im dritten Teil lest Ihr die Antworten der sechs Dirigent:innen zu der Frage:

Was sind für Dich in der Konzertprogramm-Zusammenstellung die absoluten „No-Gos“?

Sandro Blank (CH)

Sandro Blank
Sandro Blank

Sandro Blank ist Dirigent der Feldmusik Sarnen, dem Jugendblasorchester Luzern, der Stadtmusik Zug, dem Jugendblasorchester der Musikschule Baar ZG und ab Herbst 2024 Dozent für Blasorchesterleitung an der HKB Bern.

„Schlechte Musik liegt immer im Auge des Betrachters. Ich für mich habe meine Vorstellungen und auch «Do’s und Dont’s», was die Auswahl meiner Musik betrifft. Wenn man über eine längere Zeit programmiert, sollte man versuchen, sich da und dort etwas abheben zu können. Innovation ist das Stichwort! Pragmatisch gesehen ist es für mich auch wichtig ein Konzert nicht zu überladen. Im zeitlichen, wie künstlerischen Kontext.“

Dani Haus (CH)

Dani Haus
Dani Haus

Dani Haus ist Dirigent der Stadtmusik Rheinfelden, CH, Schulmusiker, Privatlehrer für Trompete, Dirigieren und Musiktheorie sowie Arrangeur und Autor verschiedener Publikationen.

Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann und dies gilt es für uns alle zu akzeptieren und bei der Programmgestaltung zu berücksichtigen. Konzertprogramme, die versuchen, möglichst allen Zuhörenden gerecht zu werden (Motto: Es hat für alle etwas dabei) oder querbeet sämtliche Musiksparten zu bedienen und dabei in ein willkürliches Potpourri von Stücken ausarten, finde ich künstlerisch fragwürdig. Auch macht es für mich keinen Sinn, irgendwelche „Best of“-Programme mit beliebten oder in der Vergangenheit bereits erfolgreich aufgeführten Stücken zusammenzustellen, die dann aber jeglichen Zusammenhang vermissen lassen. Weiter sei bei der Auswahl von Transkriptionen und Arrangements in Sachen Originalität und handwerklicher Ausführung Vorsicht geboten.

Mir ist es sehr wichtig, dass sämtliche Werke eines Konzertprogramms einen gewissen Qualitätsstandard erfüllen. Und in diesem Zusammenhang interessieren mich nur die musikalischen Aspekte, nicht aber der bekannte bzw. unbekannte Name eines Komponisten oder Arrangeurs. Alle Werke liste ich grundsätzlich immer in der Originalsprache auf, Titel wie Light Cavalry Overture o. ä. sind für mich ein No-Go.

Ansonsten bin ich sehr offen, beobachte mit Interesse, was rundherum so alles programmiert wird, und lasse mich gerne davon inspirieren. Ich bin überzeugt, dass gut gespielte und überzeugend präsentierte Musik auch immer gut ankommt. Um welches Genre es sich dabei handelt, ist nicht wirklich entscheidend.“

Lisa-Marie Holzschuh (DE)

Lisa-Marie Holzschuh
Lisa-Marie Holzschuh

Lisa-Marie Holzschuh ist 2. Musikoffizier des Stabsmusikkorps in Berlin. Sie leitete 2018-2023 das Werksorchester Schlafhorst in Mönchengladbach und ist Dozentin bei verschiedenen Orchestern und Bläserphilharmonien, z. B. bei der Südfränkischen Bläserphilharmonie.

„Natürlich sollte es nie langweilig werden. Ich versuche z.B. immer, nie mehrere besonders langsame Stücke hintereinander zu stellen. Auch wenn sich Stücke, in welcher Art und Weise auch immer ähneln (sehr schnell, langsam, fanfarenartig, volkstümlich, …) im Programm nicht direkt nacheinander zu spielen, sondern diese z.B. auf erste und zweite Hälfte zu verteilen. Außerdem achte ich darauf, den Schwierigkeitsgrad dem Orchester anzupassen. Mit zu leichten Stücken hat man natürlich auch keinen Spaß, aber konsequent „am Limit“ zu spielen ist für die Musiker und das Publikum gleichermaßen ermüdend. Also gilt für mich immer das Gebot, eine Mischung aus Herausforderungen und leichteren Stücken, bei denen man aber musikalisch vielleicht noch mehr in die Tiefe gehen kann, weil man nicht an technischen Hürden (zu viele schnelle Noten, komplexer Aufbau und Rhythmen, aber auch Intonation!) hängen bleibt, herzustellen. Ansonsten finde ich alles erlaubt was funktioniert und gefällt.“

Marc Lange (DE)

Marc Lange
Marc Lange

Marc Lange ist Dirigent der Stadtkapelle Kirchheim unter Teck, des Musikvereins Oedheim und der Bläserphilharmonie Heilbronn. Er ist außerdem Dozent für Dirigieren an der BDB-Musikakademie in Staufen und für die C3-Dirigierlehrgänge verantwortlich.

„Ein Konzertprogramm ist wie ein gut zusammengestelltes mehrgängiges Menü. Um in dem Bild zu bleiben: Nach der Kürbissuppe mit Garnelen passt einfach kein Kebap, nach dem Feldsalat mit Jakobsmuscheln, keine Fischstäbchen aus Tiefkühltruhe oder ein fettiger simpler Burger. Ein Konzertprogramm sollte kein Fast-Food sein. Nach David Maslanka oder Gustav Holst z.B. ein Pop-Medley zu spielen, für mich ein No-Go.“

Bernhard Schlögl (AT)

Bernhard Schlögl
Bernhard Schlögl

Bernhard Schlögl ist Dirigent des Sinfonischen Blasorchesters Tirol und der Speckbacher Stadtmusik Hall in Tirol. Außerdem ist der künstlerische Leiter der Innsbrucker Promenadenkonzerte.

„Diese Frage kann ich wohl nur sehr subjektiv und mit dem Wissen beantworten, dass sich Dirigentinnen und Dirigenten sehr viele Gedanken über Konzertprogrammierungen machen. Für mich persönlich muss das Programm grundsätzlich mit der künstlerischen Performance des Orchesters übereinstimmen. Ein gutes Orchester kann, wenn es authentisch und stilsicher interpretiert, fast alles spielen. Dennoch empfinde ich Konzerte, die sich in einer eintönigen Tonsprache und Energiekurve präsentieren, als schwierig. Klare No-Gos sind für mich eher schlechte Konzertsäle sowie eine belanglose und zu lange Moderation.“

Monika Schütz (CH)

Monika Schütz
Monika Schütz

Monika Schütz ist Dirigentin der Stadtmusik Illnau-Effretikon. Sie leitet die Dirigierkurse im Zürcher Blasmusikverband.

«No-Gos sind beispielsweise

  • langweilige Programme – gleichtönig, ohne Abwechslung, Einheitsbrei (z.B. immer schnell und laut, zu viele Medleys)
  • schlechte Arrangements – schlecht instrumentiert oder dem Original nicht entsprechend
  • Kombinationen, die sich beissen, z.B. Beethoven und Phil Collins
  • Transkriptionen, bei denen das Orchester nur verlieren kann (ich liebe Transkriptionen, suche sie aber sehr gezielt aus)
  • zu lange Programme“

Überblick über die vier Beiträge zum Thema Programmgestaltung und Werkauswahl

Motto-/Themen-Konzerte: Wie stehst Du dazu? Und welche Themen hast Du ggf. schon verwendet? (gerne mit jeweiligem Konzertprogramm zum Thema)

Erfolgreiche Konzertprogramme: Wie sieht für Dich ein erfolgreiches Konzertprogramm aus? Was war für Dich das bisher erfolgreichste Konzertprogramm und was hat es zu einem Erfolg gemacht? (gerne mit Konzertprogramm)

No-Gos in der Konzertprogramm-Zusammenstellung: Was sind für Dich in der Konzertprogramm-Zusammenstellung die absoluten „No-Gos“?

Wünsche von Dirigent:innen an Komponisten und Verleger: Was wünschst Du Dir als Dirigent:in von Komponisten einerseits und Verlegern andererseits für zukünftiges Blasorchester-Repertoire?

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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