R.I.P. Toshio Mashima

Keiichi Kurokawa
Keiichi Kurokawa

Ein Gastbeitrag von Keiichi Kurokawa

Dieser Beitrag erschien am 21. April 2016 auf http://www.thebandpost.com/2016/04/rip-toshio-mashima/

 

 

 

“Sehr traurige Nachrichten las ich heute morgen in meinem Smartphone: Ich konnte meinen Augen kaum trauen.

Wir haben einen großen Star verloren – Mr. Toshio Mashima starb heute Morgen, am 21. April 2016 um 8.01 Uhr (JST). Er wurde nur 67 Jahre alt.

Ich möchte gerne einen kurzen Überblick über seine bemerkenswerten Leistungen für die Blasorchester-Welt in dieser Würdigung geben. Einer seiner größten Beiträge zur Blasorchesterkultur war, den Jazz in die Blasmusik einfließen zu lassen. Mashima widmete sich dem Jazz nach seiner Hochschul-Zeit, er war selbst Jazz-Musiker. Sein Werk „A Sweet Breeze in May“ (1997) ist voll von Jazz Harmonien, wie zum Beispiel der Anfangsakkord im Stück, obwohl es sich um einen traditionellen Marsch handelt. Auch seine populäre Komposition „Les Trois Notes du Japon“ (2001) ist unter Verwendung von Jazz Harmonien geschrieben.

Viele Komponisten versuchten, Jazz Elemente in ihre Musik zu bringen, aber es scheint, dass nur Mashima es in einer natürlichen Weise auch wirklich kann. Seine Orchestrierungstechnik war auf einem extrem hohen Niveau, und seine Musik ist oft sehr klangvoll – auch bei kleineren Blasorchestern. Es ist belegt, dass viele junge Komponisten versuchen seine Technik von seiner Musik zu lernen, wie zum Beispiel die Verwendung eines Glissandos bei den Hörnern. Diese Technik wurde tatsächlich zum ersten Mal von Toshio Mashima verwendet und viele Komponisten übernahmen dies für ihre Werke für konzertante Blasorchesterwerke.

Es ist nicht vermessen zu sagen, dass Mashima’s Bearbeitungen von Jazz oder populärer Musik die Blasorchesterszene auf der ganzen Welt verändert hat. Heutzutage ist es sehr schwer japanische Blasorchestermusiker zu finden, die nicht seine frühen Bearbeitungen wie zum Beispiel „Omens of Love“ (1986), oder „Takarajima“ (1987) gespielt haben. Mashima machte außerdem Modern Jazz oder Latin Music durch seine Arrangements von „A Night in Tunisia“ (1988), „Mambo Inn“ (2001) aus der New Sounds in Brass Serie (Anm. in Europa: New Sounds for Concert Band, Lizenznehmer De Haske Verlag), und der „Gold Pop“-Serie. Seine originalen Popstücke für Blasorchester, wie zum Beispiel „Bay Breeze“ (1992), „Samba Express“ (2010) und der „Mirage“-Serie werden auch von vielen geliebt und nehmen einen großen Platz im Blasorchester Repertoire auf der ganzen Welt ein.

Im Laufe der Jahre hielt Toshio Mashima viele Workshops über die richtige Weise Jazz oder populäre Musik zu spielen. Dank seiner Bemühungen fanden immer mehr Leute den Zugang zu diesem neuen Genre. Ich persönlich habe sehr viel in vielen seiner Seminare gelernt, so zum Beispiel die Unterschiede der musikalischen Formen in der klassischen Musik, die unterschiedlichen Betonungen von Brasilianischem und Kubanischem Latin, und anderes wichtiges Wissen. Ich glaube, ohne seine Workshops hätten die Aufführungen von populärer Musik nicht diesen hohen Standard, wie sie es jetzt haben.

Nun möchte ich meine persönlichen Erinnerungen mit Mr. Mashima aufleben lassen.

In meinen Junior und Senior High School Band Tagen habe ich natürlich seine Werke als Schüler gespielt. Ich traf Mr. Mashima zum ersten Mal in meiner Studentenzeit an der Universität. Er war ein großer Gentlemen der immer ein schönes Taschentuch dabei hatte und die Kultur von Paris und überhaupt Frankreich sehr liebte.

Als ich meine Karriere als Musikredakteur und Notensetzer startete hatte ich sehr viel Gelegenheit mit ihm zu arbeiten. Er lud uns oft nach Konzerten, Proben oder Aufnahme-Sessions zum Essen ein. Er sprach immer mit Gelassenheit, wurde aber enthusiastisch wenn über Paris, Jazz Musik, Beethoven, gutes Essen und Trinken usw. gesprochen wurde – sehr oft mit einem Glas Rotwein in seiner Hand. In unseren Gesprächen diskutierte er auch gerne, wie Blasmusik sein sollte und gab mir so einen tiefen Einblick in die Blasorchesterkultur.

Durch Mashimas Prinzipien als Künstler war das Arbeiten mit ihm für mich tatsächlich eine sehr große Herausforderung. Als einer seiner Lektoren war es meine Aufgabe, etwaige Fehler in seinen Partituren zu korrigieren; aber er hatte die strickten Grundsätze, dass wenn ein Lektor kindische Fragen stellte, er ihn einfach austauschen ließ. Deswegen war es auch so stressig neben ihm im Aufnahmestudio als Recording Supervisor zu sitzen. Trotzdem war es insgesamt eine großartige Erfahrung die mich als Musikredakteur weitergebracht hat; und ich kann mich glücklich schätzen, dass ich bei so vielen Gelegenheiten mit ihm arbeiten konnte.

Ich habe erfahren, dass Toshio Mashima letztes Jahr an Zungenkrebst erkrankt war. In den letzten Jahren als ich ihn traf, hatte ich das Gefühl, dass er durch seine grauen Haare und seinen gekrümmten Rücken gealtert war. Vielleicht waren die Krebszellen bereits seit dieser Zeit in seinem Körper. Mashima’s Gesundheit verschlechterte sich nach einer Operation vor einem halben Jahr, bei der zwei Drittel seiner Zunge entfernt werden mußte um die Ausbreitung der Krebszellen zu vermeiden. Er bekam durch diese Opertion auch große Schwierigkeiten sich zu Artikulieren. Trotzdem hat niemand erwartet, dass er uns so schnell verlassen würde….

Ich sprach zuletzt am 23. Januar diesen Jahres bei einem Konzert des Siena Wind Orchestra mit Toshio Mashima und er sagte „Never give up“ mit stockender Stimme. Ich sah ihn zum letzten Mal am 13. März beim Kyo-en Music Festival, das etwa 40 Tage vor seinem Tod statt fand.

Die Nachricht von seinem Tod erfüllt die Blasorchesterszene mit tiefer Traurigkeit. Wir bedauern es sehr, dass wir keine neue Musik von ihm bekommen oder mit ihm sprechen können. Aber seine Werke werden weiterhin geliebt und auf der ganzen Welt aufgeführt werden, genau so wie wir auch damit fortfahren über seine Musik und seine Grundsätze nachzudenken.

Vermutlich hat Mr. Mashima schon seinen Lehrer Mr. Bin Kaneda und Mr. Naohiro Iwai im Himmel getroffen und sitzt mit ihnen bei einem Glas Rotwein zusammen – und sprechen vielleicht darüber, warum er schon so bald zu ihnen kam.

Möge Toshio Mashima in Frieden ruhen.”

Ein herzliches Dankeschön an Keiichi Kurokawa, dass ich seinen Beitrag vom Blog The Band Post verwenden durfte.

Mein Lieblings-Arrangement von Toshio Mashima ist “Omens of Love”. Hier der Link zu einer besonders schönen Version:

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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