SinfonischWerke

12 überraschende Konzertmärsche

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Nachdem ich euch schon einmal meine liebsten Konzertmärsche in einem Beitrag vorgestellt habe, möchte ich Euch heute nochmals einige vorstellen. Aber nicht irgendwelche. Ich habe Euch eine Selektion von 12 Konzertmärschen zusammengestellt, die alle in irgendeiner Weise besonders und/oder überraschend sind. Lasst Euch inspirieren!

Henry Fillmore: The Circus Bee

The Circus Bee Henry Fillmore

Die Zirkusbiene surrt und flitzt durch die Manege… Ein unglaubliches Tempo hat dieser Marsch und nicht zu wenige Noten in den einzelnen Stimmen… Henry Fillmore (*1881 †1956) war der Sohn eines Verlegers von Kirchenmusik. Er selbst wollte lieber Werke für Blasorchester schreiben und diese auch verlegen, damit war aber sein alter Herr nicht einverstanden. Das führte kurzzeitig zu einem Zerwürfnis. Später, als Henry dann doch den Verlag übernahm, verdrängte der Verkaufserfolg der Blasorchesterwerke von Henry Fillmore die Kirchenmusik. Es erschien nicht nur der Marsch The Circus Bee, sondern beispielsweise auch His Honor, der Rag Lassus Trombone oder unter seinem Pseudonym Harold Bennet der Military Escort.

John Clifford Heed: In Storm and Sunshine

In Storm and Sunshine John Clifford Heed

Noch so ein irrsinnig schneller Marsch mit mehr als genug Noten… John Clifford Heed (*1862 †1908) wurde seinerzeit der „Marsch-Zauberer“ genannt. Er schuf mehr als 60 Märsche. Und das als Autodidakt! Es wird vermutet, dass er diesen Marsch für einen Zirkus schrieb. Aber ob das stimmt oder nicht – In Storm and Sunshine hat alles, was wir von einem Zirkusmarsch erwarten würden. Zum Hören auf diesen Titel klicken:

In Storm and Sunshine

Karl L. King: Barnum and Bailey’s Favorite

Barnum and Baileys Favorite

Karl L. King (*1891 †1971) war viele Jahre lang ein echter Zirkusmusiker. Teilweise als Blechbläser, aber auch als Kapellmeister (u. a. im berühmten Zirkus Barnum and Bailey). Später war er Militärkapellmeister und nach dem 2. Weltkrieg gründete er seinen eigenen Musikverlag. King war 1929 einer der ersten Mitglieder der American Bandmaster Association und ein paar Jahre – wie übrigens Henry Fillmore auch – im Vorstand bzw. deren Präsident. Karl L. King schuf etwa 290 Kompositionen, darunter 180 Märsche. Von einem Kompositionsstudium konnte ich übrigens nirgendwo etwas lesen. Von daher gehe ich aus, dass auch Karl L. King Autodidakt war. Barnum and Bailey’s Favorite gilt als sein bekanntestes Werk.

William Walton: Crown Imperial

Crown Imperial William Walton

Mit Crown Imperial nehme ich nun mal das Tempo raus. Dieser Marsch wurde für die Krönung von King George VI., dem Vater der heutigen Queen Elizabeth II., in Westminster Abbey geschrieben und ist dementsprechend sehr feierlich und würdevoll. William Walton (*1902 †1983) gilt als einer der bedeutendsten britischen Komponisten. Er komponierte Chorwerke, Kammermusik, Klaviersonaten, zahlreiche Lieder, Sinfonien und Concertos. Und auch er war – wie John Clifford Heed – Autodidakt.

Jan Van der Roost: Orion

Orion Jan Van der Roost

Nun wird es noch eine Spur langsamer, aber nicht weniger feierlich. Über Orion gibt es viele Sagen in der griechischen Mythologie. Immer aber wird er als Jäger dargestellt. Tragisch sind diese Sagen alle – vielleicht klingt Orion deshalb so getragen und tragisch? Ich habe bei Jan Van der Roost direkt nachgefragt und auch sofort eine Antwort erhalten:

“Mehrere meiner Märsche haben einen ‘mythologischen’ (Götter)namen: Helios, Mercury (Mercurius), Apollo, Minerva, Terpsichore, … Orion passt also in diese Reihe. Orion war keine Auftragskomposition: er sah das Licht weil ich an der Sinfonia Hungarica arbeitete, als plötzlich das etwas ‘traurige’ Hauptthema entstand. Es war musikalisch zu einfach, zu ‘simple’ für die Sinfonie und deshalb habe ich es beiseite gelegt bis die Sinfonia Hungarica fertig war. Später sind dann ein paar Nebenthemen dazu gekommen und dann hat sich das entwickelt was es jetzt ist: ein ‘Slow March’. Die ‘Dualität’ zwischen Moll und Dur macht Orion ein bisschen ‘tragisch’ und anfangs sehr unaufgeregt: danach wird der Marsch offener und optimistischer. Deshalb ist Orion ein guter Titel, denke ich. 
Noch kurz eine Empfehlung für Dirigenten: leider sind bestimmte Aufführungen entweder zu langsam (so dass es “schleppend” wird) oder zu schnell (wobei dann die musikalische Spannung und der richtige Charakter fehlen): ich denke jeder Dirigent sollte für sich bestimmen was ihm/ihr am besten gefällt, ohne die Basisidee ‘Slow March’ zu vergessen.”

Percy A. Grainger: Children’s March

Children's March Percy A. Grainger

Percy Aldrige Grainger (*1882 †1961) wurde in Australien geboren, studierte in Deutschland und zog nach Aufenthalten in Norwegen und England noch vor dem 1. Weltkrieg in die USA. Er sammelte über 500 Volkslieder aus Großbritannien, viele von ihnen verwendete er in seinen Kompositionen.

So basiert sein Children’s March auf dem Volks- bzw. Kinderlied „Over the hills and far away”.

Satoshi Yagisawa: March-Chagu-Chagu

March-Chagu-Chagu Satoshi Yagisawa

Auch dieser japanische Marsch von Satoshi Yagisawa basiert auf einem Volkslied. Das Lied heißt Chagu-Chagu-Umakko und stammt aus der Präfektur Iwate. Es handelt von einem Fohlen, das ein Glöckchen umgebunden hat, das ständig läutet. „Chagu-chagu“ nennt man den Klang des Glöckchens. Anlass für das Komponieren dieses Marsches waren das 16. Nationale Behinderten-Sportfestival im Jahr 2016, das in der gleichen Präfektur stattfand. Übrigens auch der Geburtsort des Komponisten.

Leroy Anderson: Ticonderoga March

Ticonderoga March Leroy Anderson

Leroy Anderson (*1908 †1975) kennen wir heute noch durch den Typewriter, Sandpaper Ballet, Bugler’s Holiday oder Blue Tango. Den Ticonderoga March finde ich sehr witzig und gelungen. Eine schöne Alternative. Die meisten seiner Werke – vor allem kurze, originelle Konzertstücke – schrieb er übrigens für das Boston Pop Orchestra.

Ich habe übrigens nicht herausgefunden, ob mit dem Titel die Schlacht beim Ort Ticonderoga (im heutigen US-Bundesstaat New York) während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges gemeint ist oder der gleichnamige Kreuzertyp der US Navy. Bestimmt letzteres…

Urs Heri: Couleurs

Couleurs Urs Heri

Couleurs ist der einzige Marsch den ich kenne, der im Trio ein Oboensolo hat. Sehr außergewöhnlich, aber auch reizvoll.

John Addison: A Bridge too Far

A brige too Far aus dem Film Die Brücke von Arnheim

Wir alle kennen den Film „Die Brücke von Arnheim“. Und das ist der Marsch aus diesem Film. Bin durch puren Zufall drauf gestoßen… John Addison (*1920 †1998) war Film- und Fernsehkomponist. U. a. hat er auch die Musik zur Serie „Mord war ihr Hobby“ geschrieben.

Philip Sparke: Marchissimo

Marchissimo Philip Sparke

Mit Marchissimo könnt Ihr Euren Bühnenauftritt wirkungsvoll gestalten. Zuerst spielen die Schlaginstrumente, zusammen mit Piccolo ein erstes Thema, gefolgt von Bassklarinette, Euphonium und Tuba. Mit dem Auftritt von Posaunen, Flöten, Klarinetten und schließlich Saxophonen wird das erste Thema abgewandelt und umspielt. Mit einem dritten Thema komplettieren die Hörner das Blasorchester. Alle drei Themen kommen schließlich mit ganzem Orchester gleichzeitig zum Klingen.

Thomas Doss: Il Presidente

Il Presidente Thomas Doss

Und bei Il Presidente von Thomas Doss geschieht das alles andersrum… Hier verlassen die Musikerinnen und Musiker die Bühne nacheinander. Bevor es soweit ist, gibt es „Störenfriede“ im Orchester und in einem Teil wird gepfiffen. Nach dem Abgang der Musikerinnen und Musiker bleibt der kleine Trommler auf der Bühne übrig, bis auch der entnervt die Schlagzeugstöcke wegwirft. Musikalisch dargestellt wird die Rede des „Präsidenten“ – vielleicht bei einer Ehrung? – die viel zu lang, langweilig und ausschweifend ausfällt.

Bonus

Jean-Valentin Bender: Mars van het 1ste Gidsen regiment – Marche du Premier Regiment de Guides

Koninklijke Muziekkapel van de Gidsen

Diesen Marsch werdet Ihr mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nie selbst spielen. Ich auch nicht. Er ist vom ersten Chef-Dirigenten der Belgischen Gidsen, Jean-Valentin Bender (*1801 †1873), nur und exklusiv für dieses Orchester komponiert worden. Dieser Marsch erklingt traditionell in jedem Konzert der Belgischen Gidsen am Ende. Ebenso wenig werdet Ihr jemals einen der berühmten sechs Eskadron-Märsche von Arthur Prévost spielen – auch diese werden von den Gidsen exklusiv als Schatz gehütet. Prévost war Kapellmeister der Gidsen von 1918 bis 1944.
Für mich als Flötistin mit Vorliebe für das Piccolo ist natürlich das Piccolo-Solo in diesem Regimentsmarsch der Höhepunkt! (Unspielbar, wenn Ihr mich fragt….)

Ich beobachte schon seit vielen Jahren sehr intensiv die Konzertprogramme der Musikvereine bzw. Blasorchester. Während bei den Musikvereinen der mittleren und unteren „Kategorie“ meistens noch Märsche auf dem Konzertprogramm stehen, fehlen diese in den Ober- und Höchststufen-Orchestern meistens. Ich schreibe ausdrücklich „fehlen“, weil es irgendwie unmodern geworden zu sein scheint, Konzertmärsche zu spielen. Und wie Ihr in diesem Beitrag sehen könnt, ist die Auswahl an anspruchsvollen Konzertmärschen sehr groß (weit, weit größer natürlich als diese paar, die hier vorgestellt werden). Was hält uns also davon ab? Mögen die oben vorgestellten Konzertmärsche eine Anregung für Euch sein!

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Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    9 thoughts on “12 überraschende Konzertmärsche

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