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6 Fragen an Denis Laile zur Teilnahme am Wettbewerb in Karlsruhe

Heute stammen die Antworten von Denis Laile, der in Karlsruhe nicht nur zwei Blasorchester in den Konzertwettbewerb führt, sondern auch zusammen mit Marc Lange das Projekt „Südwestwind“ organisiert und leitet. „Südwestwind“ ist ein Ad-Hoc-Blasorchester, das am Freitag in Karlsruhe zum ersten Mal zusammen kommt, gemeinsam probt und das Geprobte am gleichen Tag um 16 Uhr in der Stadthalle in einem Konzert präsentiert.

Hier seine Antworten:

  1. Mit welchen Orchestern trittst Du in Karlsruhe an, in welcher Stufe tretet ihr an, welche Werke hast Du jeweils ausgesucht und warum hast Du für Deine Orchester speziell diese Werke ausgesucht?

Ich nehme mit der Schwarzwaldkapelle Münstertal und der Winzerkapelle Oberbergen teil. Beide treten beim Konzertwettbewerb an, Münstertal in Kategorie 5 und Oberbergen in Kategorie 4.

Münstertal spielt als Pflichtstück „Almansa“ und als Selbstwahlstück „Gallimaufry“. “Almansa” ist für das Orchester ein eher untypisches Stück: Ferrer Ferran schreibt (wie viele spanische Komponisten) für großes (spanisches) Blasorchester. Wir sind zwar mit 50 Musikern kein kleines Orchester, dennoch fühlt es sich bei diesem Stück manchmal so an und die Klangbalance funktioniert nicht von alleine, ebenso ist viel „Technik“ drin, speziell natürlich für die Holzbläser. Die Musiker mussten für dieses Stück viel investieren, sie haben aber Spaß daran und so lernen sie dabei auch viel. Gallimaufry ist ein Stück, das dem Orchester liegt, wir haben es auch vor zwei Jahren schon mal aufgeführt. Ich halte es für eine ausgezeichnete Komposition und habe es nicht zuletzt deshalb ausgewählt.

Oberbergen spielt „Deliverance“ als Pflicht- und „The Hounds of Spring“ als Selbstwahlstück. „Deliverance“ war/ist für mich das interessanteste Pflichtstück in Kat. 4, wenngleich wahrscheinlich auch das schwierigste. Die kammermusikalischen Passagen, vor allem die Sätze 1 und 4 sind für das Orchester eine Herausforderung. Aber auch hier ist der Lernzuwachs am größten. Im Gegensatz dazu ist Alfred Reed’s „The Hounds of Spring“ ein Stück, das dem Orchester und seiner Größe entgegenkommt – die technischen Ansprüche und das Zusammenspiel sind nicht zu unterschätzen, aber es ist so instrumentiert, dass es recht schnell „gut“ klingen kann.

  1. Seit wann proben die Orchester die Wettbewerbs-Werke und wie bereitest Du die Orchester für den großen Auftritt in Karlsruhe vor?

Mit beiden Orchestern hatte ich um Ostern Konzerte, so dass wir die Werke schon aufgeführt haben. Begonnen hat die Probenarbeit zu Beginn des Jahres.

  1. Auf was legst Du bei der Probenarbeit zum Wettbewerb großen Wert/den größten Wert?

Ich lege nicht mehr, aber auch nicht weniger Wert auf eine möglichst ausgereifte Erarbeitung und Interpretation als bei einer Vorbereitung auf ein Konzert. Die Proben zu einem Wettbewerb unterscheiden sich also nicht von anderen. Wie bereits unter 2. erwähnt, ist es mir sehr wichtig, dass die Vorbereitung zu einem Wettbewerb mit einer Konzertvorbereitung einher geht. Ich versuche nie auf einen Wettbewerb besonders zu „pushen“ und Druck zu machen. Die Teilnahme entsteht aus dem „Alltag heraus“ und soll so wenig wie möglich als etwas „Außergewöhnliches“ betrachtet werden. Es ist immer mein Bestreben ein Orchester auf einen Auftritt bestmöglich vorzubereiten, egal welcher Art dieser Auftritt ist.

  1. Die Entscheidung zur Teilnahme am Wettbewerb / an den Wertungsspielen: war große Überzeugungsarbeit bei den Orchestern notwendig, oder ist die Teilnahme eine Selbstverständlichkeit?

Für beide Orchester gehört dies in regelmäßigen Abständen von 2 bis 3 Jahren in den Jahreskalender. Daher war keine Überzeugungsarbeit zu leisten – die Initiative kam in beiden Fällen sogar aus dem Orchester heraus.

  1. Welchen Stellenwert hat die Teilnahme am Wettbewerb / an den Wertungsspielen im Vereinsgeschehen?

Einen wichtigen, wenn gleich auch sicherlich nicht Priorität Nr. 1  – und das ist auch gut so! Dennoch ist eine Wettbewerbsteilnahme ein gutes Ziel und Motivation zu intensivem Arbeiten.

  1. Was spricht Deiner Meinung nach für, was spricht gegen eine Teilnahme an Wertungsspielen generell?

In regelmäßigen Abständen ein Feedback von außen zu bekommen, halte ich für sehr wichtig. Das kann Bestätigung für Orchester und Dirigent bedeuten, aber natürlich auch ein wichtiges Signal sein, wenn etwas nicht optimal läuft. Grundsätzlich begrüße ich also die Teilnahme. Außerdem haben die Musiker Gelegenheit viele andere Orchester zu hören und so selbst zu vergleichen. Das ist mitunter sogar wichtiger, als die Jurybewertung.

Eine Teilnahme kann dann in Frage gestellt werden, wenn es Mängel in Organisation und Rahmenbedingungen gibt, wie z.B. Konzertort mit schlechten Voraussetzungen, ungeeignete Akustik, zu wenig Transparenz oder Objektivität in der Bewertung, fragwürdige Jurybesetzung, Schwächen im Reglement u.ä.

Die räumlichen Verhältnisse beim Musikfest BW sind jedenfalls sehr gut. Ich habe das Glück, dass ich mit meinen Orchestern in zwei hervorragenden Sälen musizieren darf und darauf freuen wir uns!

Herzlichen Dank, Denis, für Deine ausführlichen Antworten. Für den Wettbewerb wünsche ich Dir und beiden Orchestern viel Glück und Erfolg!

 

Über Denis Laile:

Denis Laile
Denis Laile

Denis Laile (*1980) ist freischaffender Dirigent, Dozent und Musiklehrer. Er leitet die Schwarzwaldkapelle Münstertal (seit 2003) und die Winzerkapelle Oberbergen (seit 2013). Außerdem ist er Gründer und musikalischer Leiter des „Bläserensembles 13“, das sich der Erarbeitung von anspruchsvoller Bläserkammermusik in außergewöhnlichen Besetzungen widmet. Er ist Dozent an der Musikakademie des Bundes Deutscher Blasmusikverbände in Staufen, sowie regelmäßig als Dozent beim Zürcher Blasmusikverband und als Juror bei Wertungsspielen und Wettbewerben tätig. Zudem ist er Leiter des Referats „Fachliche Bildung“ in der Bläserjugend des BDB und des Fachbereichs „C-Lehrgänge“ im BDB. An der Jugendmusikschule Westlicher Kaiserstuhl-Tuniberg unterrichtet er sein Hauptinstrument, Trompete.

Denis Laile absolvierte zunächst ein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg. Hier belegte er den Studiengang „Lehramt an Realschulen“ in den Fächern Musik und Mathematik. Daran anschließend studierte er Blasorchesterleitung bei Prof. Felix Hauswirth an der Musikhochschule der Musik-Akademie in Basel. Denis Laile besuchte zahlreiche Meisterkurse und Fortbildungen im Fach Dirigieren u. a. bei Douglas Bostock, Mark Heron, Jan Cober und Johann Mösenbichler. Wichtige Erfahrungen konnte er in der Arbeit mit folgenden Orchestern sammeln: dem Texas University Wind Ensemble, dem Rundfunkblasorchester Leipzig, der Militärmusik Oberösterreich, der Militärmusik Kärnten, dem Sinfonischen Blasorchester Ulm, dem Sinfonischen Verbandsblasorchester Markgräflerland, der Polizeimusik Wien, dem Aargauer Sinfonieorchester, der Nordböhmischen Philharmonie Teplice (Tschechien) und dem Donau Symphonie Orchester Budapest.

 

Bildhinweis Beitragsbild: mit freundlicher Genehmigung der Schwarzwaldkapelle Münstertal.

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