Freitag, November 8, 2024
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Symbole, Zeichen und Farben für das Einrichten einer Partitur

Ein Round-Up zum Thema „Einrichten einer Partitur“

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In diesem dritten und letzten Round-Up-Beitrag zum Thema „Einrichten einer Partitur“ beantworten die Dirigent:innen Thomas Asanger (AT), Emilie Chabrol (FR), Thomas Joha (DE), Thomas Ludescher (AT), Heidi Maier (DE), Alex Schillings (NL) und Philipp Zink (DE) die Frage: „Welche Zeichen und Farben verwendest Du in der Partitur und für was stehen sie jeweils?“

Thomas Asanger (AT)

Dirigent, Komponist, Dozent und Juror. Lehrer für Ensembleleitung Blasorchester am OÖ. Landesmusikschulwerk. Gast-Dirigent bei Landesjugendorchester Oberösterreich und bei voestalpine Blasorchester Linz. Stellvertretender Landeskapellmeister in Oberösterreich.

„Die Holzbläser markiere ich mit grüner Farbe, Einsätze im Blech färbe ich in Blau und in Rot halte ich das Schlagwerk. Grundsätzliche Einzeichnungen wie Dynamik, Tempi, Artikulationen usw. mache ich in Schwarz. Wichtig ist mir, dass die farblichen Einsätze gut sichtbar sind.

Die große Frage ist letztlich immer, welche und wie viele Einsätze eingezeichnet werden. Für mich ist wichtig, dass die Partitur durch die Einzeichnungen nicht überladen ist und auch ein optischer Eindruck von der Wichtigkeit einzelner Einsätze entsteht. Denn beim Erarbeiten einer Partitur kommt es immer drauf an, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden. Was möchte ich gut hören? Was hat eher eine untergeordnete oder eine unterstützende Rolle? Gibt es spezielle Effekte oder Einsätze, die in der Wirkung wichtig sind?

Mein Ziel ist es, die Partitur soweit grafisch so aufzubereiten, dass mir die Einzeichnungen eine Hilfestellung beim Proben sind. Das ist nicht bei jedem Stück gleich und auch von der Komplexität des Materials abhängig. Prinzipiell richte ich nahezu jede Partitur ein.“

Emilie Chabrol (FR)

Dirigentin, Saxophonistin und Saxohponlehrerin. Emilie dirigiert die Musikgesellschaft Rietheim und die Union Instrumentale de Delémont in der Schweiz. Sie ist Saxophonlehrerin an der „Yamaha Music School“ in Zürich.

„Ich benutze meinen Bleistift, um die Struktur des Stücks sowie die harmonische Struktur zu markieren.

Großer Teil:

Grosser Teil

Teile innerhalb eines großen Teils:

Teile innerhalb eines grossen Teils

Atemzüge innerhalb von Phrasen:

Atmungen

Ich benutze das traditionelle Blau und Rot, um die Nuancen zu markieren. Bei mir steht Blau für Forte und Crescendo und Rot für Piano und Decrescendo.
Ich benutze auch eine andere Technik, nicht systematisch, aber wenn ich eine Partitur sehr schnell lernen muss. Ich benutze vier Farbstifte: Gelb, Blau, Grün und Rosa, die den Klangfarben entsprechen.

Gelb entspricht in der Regel den Themen.
Blau den Gegengesängen.
Grün für rhythmische Motive oder kleine rhythmische Interventionen.
Rosa für den Bass.
Mit dieser Technik sehe ich spontan, welche Instrumente die gleiche Stimme spielen, und das hilft mir, sehr schnell mein Klangbild zu erstellen.
Ich schreibe in der Regel viel in meine Partituren. Ich habe ein sehr visuelles, ja sogar fotografisches Gedächtnis und all diese Farben oder Symbole, die für mich eine Bedeutung haben, helfen mir dabei, jede Seite der Partitur einzigartig und sehr schnell unvergesslich zu machen.“

Thomas Joha (DE)

Dirigent des Musikvereins Rittersdorf, Kreisdirigent des NBMB KV MSP, musikalischer Leiter des Kreisjugendorchester Main-Spessart und Juror im BDMV. Aktuell arbeitet er für den deutschen Bundestag.

„Bleistift und das höchste der Gefühle ist dann ein Kugelschreiber. *lach*

Am Anfang meines Dirigierens habe ich 3 oder 4 Farben verwendet. Die erste Farbe war für die Melodie, die nächste Farbe für die Begleitung und die dritte für alles was man dazwischen packen könnte.

Keine Farbe hatte eine konkrete Bedeutung, sondern die Reihenfolge richtete sich vielmehr nachdem was zuerst in Reichweite auf dem Schreibtisch lag somit war rot mal Melodie, oder Begleitung zum Beispiel. Und nach einem kurzen Blick in die Partitur war es ja dann wieder klar.

Mit jeder Partitur, welche analysiert wurde und mit jedem weiteren verstrichen Jahr wurde der Einsatz der Farben immer weniger. Sie waren nicht mehr notwendig.

Heutzutage mache ich mir vertikale Striche oder aber einen horizontalen Strich mit Knick, damit ich – im Eifer des Gefechts – wieder eine schnelle optische Orientierung in der Partitur habe.

Was allerdings vom Anfang überdauert hat, sind bei ganz großen Dal-Segnos-Sprüngen, geringelte Heftklammern. Die gab‘s mal zu Weihnachten und seitdem nutze ich diese für Partituren.“

Thomas Ludescher (AT)

Professor für Blasorchesterleitung und Instrumentation an der Musikhochschule „Claudio Monteverdi“ in Bozen. Lehrer für Blasorchesterleitung am Vorarlberger und am Tiroler Landeskonservatorium. Fachgruppenleiter für Dirigieren im Vorarlberger Landeskonservatorium. Dirigent und künstlerischer Leiter von Windwerk (ehemals Sinfonisches Blasorchester Vorarlberg). Als Juror, Komponist und Gastdirigent international tätig.

„Das ist ein System, das sich auch schon geändert hat. Mein Zugang diesbezüglich ist, dass man seinen eigenen Weg finden muss. Ich persönlich verwende die Farben rot, blau, Bleistift und Leuchtmarker, und das in verschiedenen Stärken. Rot ist alles was wichtig ist, was ich quasi nicht verpassen beziehungsweise überhören darf, blau ist alles was Dynamik ist, der Rest ist Bleistift. Leuchtmarker ist die Form und Struktur bzw. die Hauptstimmen. Mir ist wichtig, meine eigene Partitur zu haben, die auch in meiner Bibliothek steht und archiviert ist.“

Heidi Maier

Dirigentin, Hornistin und Horn-Lehrerin. Sie leitet die Stuttgarter Bläserkantorei und die Bläserphilharmonie Rems-Murr. Als Hornlehrerin ist sie an der Musikschule Korntal-Münchingen tätig. Außerdem ist sie Jurorin.

„Meine farblichen Eintragungen, wobei ich bei einfacheren Werken auch mal auf Bleistift reduziere:

–  Textmarker neon-gelb: Sprünge, z. B. Dal Segno

– schwarz, dick: Taktwechsel notiere ich groß und mitten in der Partitur, wenn sie nicht auffällig genug für mich gedruckt sind.

– schwarz, dünn: Beginn größerer Abschnitte der Taktgruppenanalyse, zusätzliche Taktzahlen, Studienziffern und Wiederholungen

– rot, dick: Manchmal sind auf einer Partiturseite mehrere Akkoladen übereinander notiert. Die Trennbalken zwischen den Akkoladen färbe ich ein, wenn sie nicht auffällig genug für mich gedruckt sind.

– rot, dünn: Tempowechsel, Fermaten, Generalpausen, Zäsuren

– blau, dünn: die führende Klangfarbe der Hauptstimme; Schlagwerk

– lila, dünn: die führende Klangfarbe der Nebenstimme

– grün, dünn: überraschende oder wichtige dynamische Anweisungen

– orange, dünn: Änderungen der Artikulation

– Druckbleistift 0,7 mm: alle anderen Eintragungen

Die von mir verwendeten Zeichen sind überwiegend von anderen Dirigenten übernommen:

– Taktgruppenanalyse: „/“ Schrägstrich mit hochgestellter Zahl x“ x Takte, „/“ Schrägstrich ohne Zahl 4 Takte, rückwärtiger Schrägstrich 3 Takte, „I“ 2 Takte, „T“ 1 Takt

– Stern ☆ für Höhepunkt

– Tempoänderungen: Wellenlinie für ritardando, Pfeil nach rechts für accelerando

– Einsätze mit mehreren Stimmen: begrenzende Ecken  ⌜ ⌞ bei oberster und unterster Stimme in der Partitur

Symbole Heidi Maier

– Symbole für folgende Instrumente: ∫ Saxophon,  senkrechter Strich mit unten nach kleinem schräg oben weisendem Strich Trompete, < Horn, ein senkrechter Strich mit einem Kreis durch Posaune, stilisierte  Darstellungen bei Percussion

– „THo.“ für Tiefes Holz und „TBl.“ für Tiefes Blech

– Stimmbezeichnungen beim Horn in römischen Zahlen: I.-IV.

– bei Transkriptionen: original besetztes Instrument, Artikulation und Tonart in eckigen Klammern [ ]

– Faulenzer bei den Funktionsbezeichnungen, wenn sich harmonische Abläufe wiederholenFaulenzer über 2 Takte | MuseScore

– Akkordfunktionen der einzelnen Instrumente mit Ziffern: 1,3,5,7 etc.

– Zielpunkte von Phrasen mit „Z“, Phrasenverläufe mit auf- bzw. absteigenden Linien

– Betonungszeichen „´“, wenn bei Chorälen mit Text bestimmte Silben betont werden sollen

– bogenförmige Pfeile „↷”, wenn zu einem bestimmten Ton hin gespielt werden soll

– bei mehrstimmigen homophonen Abschnitten: Bezeichnung der Stimmen im Satz mit „1-4“ am Seitenanfang oder -ende

– „u“ für unisono-Stellen

– kleine Häkchen „∨“ für definierte gemeinsame Atmungen (die üblichen Atemzeichen verwende ich für abgesetzte Töne)

–  gestrichelte Bindebögen, wenn an einer Stelle nicht geatmet werden soll

– (  ) Runde Klammern für Passagen, die weggelassen werden sollen

–  begrenzende Ecken ⌜⌝  oder ⌞⌟am Anfang und Ende der Passage bei Änderungen in der Instrumentation

– für langen Nachhall in einem Akkord bei einzelnen Instrumenten, z. b. in den Flöten verwende ich einen liegenden Bogen wie manchmal bei nachklingendem Schlagwerk verwendet wird „⌒““

Alex Schillings (NL)

U. a. Ehemaliger Dirigent der Johan Willem Friso Military Band, er unterrichtet Blasorchesterleitung (Bachelor und Master) an den Musikhochschulen in Den Haag und Zwolle, Metafoor Privatstudiengang Dirigieren in Staufen, Dozent für Dirigieren, Juror, u. v. m.

  • Rot und Blau und Bleistift (grau) für die Harmonien und wichtige Noten

Philipp Zink

Trompeter, Instrumentalpädagoge und Dirigent für Blasorchester. Leiter der Musikschule Waghäusel-Hambrücken, Dirigent verschiedener Ensembles und Orchesterformationen, darunter zwei Musikvereine und eine Big Band. Er engagiert sich in der WASBE Sektion Deutschland.

„Bleistift für Taktzahlenangaben, Ausdrucksbezeichnungen, Tempoangaben, dem Einteilen von Abschnitten (Taktstriche werden dick nachgezeichnet).

Dunkelgrün für die Einteilung von ungeraden Takten, Taktwechsel, Markierung von Wiederholungszeichen.

Orange für Dynamik.

Rot für die Einsätze der Hauptstimmen, bzw. der dominierenden Instrumente.

Blau für die Einsätze von Nebenstimmen und begleitenden Instrumenten.“

Ein herzliches Dankeschön an die Beantwortung der drei Fragen zum Thema “Einrichten einer Partitur” an die Dirigent:innen Thomas Asanger (AT), Emilie Chabrol (FR), Thomas Joha (DE), Thomas Ludescher (AT), Heidi Maier (DE), Alex Schillings (NL) und Philipp Zink (DE).

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Felix Hauswirth hat sich intensiv mit dem Einrichten einer Partitur beschäftigt und vieles dazu in seinen Büchern verschriftlicht und veröffentlicht:

Übersicht über die drei Beiträge zum Round-Up „Einrichten einer Partitur“

Die ersten Schritte zum Erlernen einer Partitur
Was ist wichtig beim Einrichten einer Partitur?
Symbole, Zeichen und Farben für das Einrichten einer Partitur

©Beitragsbild: Sandro Blank

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    2 thoughts on “Symbole, Zeichen und Farben für das Einrichten einer Partitur

    • Pingback: Was ist wichtig beim Einrichten einer Partitur? – Blasmusik

    • Mir gefallen vollgemalte Partituren nicht besonders. Zudem gehören die Partituren ja häufig dem Verein und ich will einem möglichen Nachfolger oder einer Nachfolgerin nicht eine vollgeschriebene Partitur hinterlassen. (Mir gefällt es auch nicht, wenn ich solche Partituren aus dem Notenschrank bekomme.)
      Darum mache ich alle Eintragungen auf kleine PostIt Zettelchen. Außerdem verwende ich verschieden farbige Klebepfeile, die ich manchmal beschrifte. Wenn ich das Stück dann sicher kann, entferne ich sie wieder und habe eine schöne Partitur ohne Eintragungen – manche Zettel bleiben auch mal kleben 😉

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