60 Jahre Musik Gillhaus in Freiburg
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Das Jahr 1961: Heinrich Lübke war Bundespräsident, Konrad Adenauer Bundeskanzler. Es war das Jahr des Mauerbaus in Berlin. In Freiburg wird in der Schwarzwaldstraße die Zinnfigurenklause eröffnet. Für die Blechbläser in und um Freiburg war jedoch eine ganz andere Eröffnung wichtig: Die Metallblasinstrumentenwerkstatt des Hans Gillhaus im Kellergeschoss der Konradstraße 6 in der Freiburger Wiehre. Eine ehemalige Waschküche. Zu diesem Zeitpunkt konnte Hans Gillhaus (*1935 †2020) schon auf 10 Jahre Erfahrung im Musikinstrumentenbau und der Reparatur von Blasinstrumenten, Schlagzeug und Akkordeons zurückblicken. Heute, im Jahr 2021, also 60 Jahre nach der Gründung, besteht Musik Gillhaus noch immer. Seit 1973 in Räumlichkeiten in der Markgrafenstraße 93 im Freiburger Stadtteil Haslach.
Bereits im Jahr 1993 haben Hans und Dorothea Gillhaus ihr Musikfachgeschäft für Holz- und Blechblasinstrumente an ihre ehemaligen Mitarbeiter Uli Schneider, Viola und Sigmar Fischer übergeben. Diese leiten seither in kollegialer und freundschaftlicher Art und Weise die Geschicke von Laden, Blech- und Holzwerkstatt. Und es sind ihre Mitarbeiter Heinrich, Torsten, Johannes, Steffi, Mathias und Marina, die zusammen mit ihnen die heutigen Gesichter von Musik Gillhaus sind.
Musik Gillhaus ist mehr als Instrumente in den Regalen, die auf Kunden warten; mehr als Werkzeuge, die auf den Werkbänken in den Werkstätten liegen und kaputte Instrumente reparieren möchten; mehr als Blätter, Öl, Zapfenfett, Marschgabeln und Dämpfer, die am Instrument eingesetzt werden wollen; mehr als schwarze Punkte auf weißem Papier, die zum Klingen gebracht werden möchten. Es sind die Menschen, die Musik Gillhaus als Ganzes ausmachen. Sowohl die drei Chefs als auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: jeder für sich eine Persönlichkeit!
Uli Schneider. Holzblasinstrumentenmachermeister aus Leidenschaft und am längsten von allen bei Musik Gillhaus in Freiburg. Bereits im Jahr 1983 zog der Zufall ihn zu Musik Gillhaus. Uli Schneider erinnert sich noch sehr genau an seinen ersten Besuch bei Musik Gillhaus: „Als ich den Laden betrat, tauchte Herr Gillhaus aus der Werkstatt auf und ich stellte mich vor. Ich habe ihm meine Geschichte erzählt und er hat mich nur gefragt: ‚Wann können Sie anfangen?‘ Ein Zeugnis wollte er nicht sehen. Hans Gillhaus konnte sehr kurzentschlossen sein und hat sich dabei gern auf sein Bauchgefühl verlassen.“
Uli Schneider ist – was Klarinetten anbetrifft – ein Tüftler und Erfinder. Ein ausführlicher Beitrag über ihn und sechs seiner Innovationen ist bereits auf dem Blasmusikblog.com erschienen und hier nachzulesen: Uli Schneider, Klarinetten-Nerd.
Sigmar Fischer. Metallblasinstrumentenmacher und seit ungefähr Mitte der 80er Jahre bei Musik Gillhaus. Mit Jahreszahlen hat er es nicht so sehr, dafür blüht er auf, wenn es um seinen Beruf und Blechblasinstrumente geht. Seine Erinnerungen an die Anfangszeit bei Musik Gillhaus: „Alles begann mit der vagen Idee, Blechblasinstrumentenbauer zu werden und meinem Werkstattpraktikum im Gillhaus. Eine Woche lang durfte ich ein unlackiertes Doppelhorn mit Hand polieren. Ich kannte Klavierbauwerkstätten und war etwas überrascht, wie schmutzig man sich bei meinem Berufswunsch machte und wie streng es roch. Am Ende meines Praktikums antwortete ich auf die Frage von Hans Gillhaus, ob ich denn immer noch Blechblasinstrumentenmacher werden wolle, dass es doch schön ist, wenn es dann mal glänzt. Das ist bis heute so geblieben.“
Den Großteil seiner Arbeit macht natürlich das Reinigen und Reparieren von Blechblasinstrumenten aus. Hinzu kommt jedoch auch die Modifikation von Instrumenten sowie der Umbau (z. B. für Menschen mit Handicap). Für ihn Abwechslung und Herausforderung gleichermaßen. Und hin und wieder baut er aus alten und neuen Posaunenteilen seine Spezialität: eine „Fishbone“-Posaune in Profi-Qualität.
Viola Fischer. Musikalienhändlerin und seit 1986 bei Musik Gillhaus. Sie erinnert sich: „Es war ein typischer Freiburg-Sommer, sehr heiß, und als ich den Laden zum ersten Mal betrat, empfing mich der unvergessliche Geruch aus Säurebad, Silberbad und Metallpolitur, der aus der Werkstatt drang.“
Heute ist Viola die Chefin vom „Laden“. Sie ist Personalchefin und Buchhalterin in Personalunion. Für sie steht fest: „Wie 1986 kann ich heute noch immer sagen: Ich habe meinen Traumberuf und meinen Traumbetrieb gefunden.“
Von den 60 Jahren, die Musik Gillhaus nun schon besteht, haben Uli Schneider, Sigmar und Viola Fischer 28 Jahre als Chef-Team bestritten. „Die ersten Jahre waren mühsam und auch später gab es immer wieder Durststrecken zu bewältigen. Kredite abbezahlen, sich gegen die regionalen und überregionalen Mitbewerber abgrenzen und durchsetzen, neue Nischen suchen und besetzen, sich mit dem aufkommenden Online-Handel arrangieren. Aber im Rückblick darf ich sagen: wir haben es immer geschafft“, so das Fazit von Viola Fischer zum jetzigen Zeitpunkt. Dass dem so ist haben die drei Inhaber nach eigener Aussage zu einem maßgeblichen Teil ihrem Team zu danken. „Ohne unsere MitarbeiterInnen, zum Teil bereits über 25 Jahre Mitglieder der ‚Familie‘, hätten wir unser Lebensprojekt sicher nicht so erfolgreich vorantreiben können.“ Und auch die MitarbeiterInnen: Jeder für sich eine Persönlichkeit!
Heinrich Waidele. Holzblasinstrumentenmacher und seit 1993 bei Musik Gillhaus. Seine Leidenschaft ist das Saxophon: „Wenn ich ein Saxophon an meiner Werkbank in der Hand halte, kann ich mich ganz darin versenken. Es ist ein bisschen wie Meditation, bis das jeweilige Instrument wieder in Top-Zustand ist. Und Top-Zustand ist mir wichtig. Da bin ich Perfektionist. Kein Saxophon verlässt die Werkstatt, bis ich damit nicht vollkommen zufrieden bin.“
Torsten Binger. Musikalienhändler und seit mehr als 20 Jahren bei Musik Gillhaus. Sein Spezialgebiet: Trompeten! Seine Leidenschaft: Trompeten! Sein liebstes Arbeitsfeld: Trompeten! Und da weiß er wirklich alles. Ist immer Up-to-Date, was es im Trompeten-Sektor Neues gibt. Torsten sagt zu seinem Selbstverständnis als Musikalienhändler bei Musik Gillhaus: „Unsere Kunden kommen von nah und fern. Es gibt immer wieder interessante Menschen, unterschiedliche Dialekte, die man im Laufe der Jahre kennenlernt und zu schätzen weiß. Das tägliche Fachsimpeln mit Vorständen und Dirigenten von Musikvereinen, Posaunenchören und Orchestern gehört natürlich auch dazu. Man ist nicht nur Verkäufer, sondern auch Berater und Mensch. Auch hier entwickeln und entwickelten sich langjährige Freundschaften zu Musikern.“
Johannes Radeke. Metallblasinstrumentenmacher und Hornspezialist, da studierter Hornist! Er spricht die Sprache der Hornisten und weiß genau, welche Probleme hinter welcher Hornbiegung lauern. „In unserer Werkstatt wird richtig was ‚geschafft‘, zügig und gut. Und wenn die ‚normalen‘ Reparaturen mal zu eintönig (!) werden sollten? Dann kann man ja mal eine Posaune bauen, ein altes Helikon retten, Trigger konstruieren, alte Doppelhörner umbauen oder Parforce-Hörnern das Ventil entfernen. Oder beraten. Über Mundstücke, Hörner und überhaupt.“ So Johannes Radeke. Könnt Ihr die Leidenschaft für seinen Beruf herauslesen?
Steffi Föhrenbach. Musikalienhändlerin und mit Elternzeit-Unterbrechung seit 2001 bei Musik Gillhaus beschäftigt. Ihr Spezialgebiet: Noten! Steffi zu ihrer Zeit bei Musik Gillhaus: „Vor 20 Jahren hätte ich nicht erwartet wie spannend die Arbeit im Geschäft, die täglichen Begegnungen mit den Kunden sein kann: Rätsel sind zu lösen um Instrumente ohne Namen, die einfach groß und golden sind, in einem Koffer liegen und von der Großmutter abgeholt werden sollen. Manchmal ist es kompliziert, geeignete Notenausgaben zu finden, wenn ein Familienfest ansteht und die Verwandtschaft als bunt zusammengewürfeltes Orchester Opas Lieblingslieder spielen möchte. Faszinierend und reizvoll ist es immer wieder, mit anderen Musikern über Musik zu sprechen, mit und über Dirigenten, über deren Eigenheiten und Probenarbeit, von schwierigen Passagen in bestimmten Stücken zu hören oder vom Taktzählen der großen Blechbläser in klassischen Werken.“
Mathias Herzog. Holzblasinstrumentenmacher und erster Auszubildender in diesem Beruf bei Musik Gillhaus! Seit 2015 verstärkt er das Holz-Team von Uli Schneider und Heinrich Waidele. Mathias zu seinem Job: „Neben der ‚alltäglichen‘ Arbeit aus Polster wechseln, Mechanik einregulieren, Achsen gangbar machen oder erneuern, usw. wird noch zu Mundstücken, Tragesystemen, Blättchen und Instrumenten beraten. Alles in allem ein abwechslungsreicher, spannender und sehr interessanter Job, bei dem es gewiss nie langweilig wird.“
Marina Ganz. Musikfachhändlerin, seit 2016 im Gillhaus-Team und jüngste Mitarbeiterin. Eine charmante, umtriebige und fürsorgliche noch dazu. Obwohl auch ihr Fachgebiet wie bei Torsten Binger die Trompete ist, nimmt sie selbstverständlich jede Herausforderung, die Kunden in den Laden bringen, an! Zu ihrer Arbeit sagt sie selbst: „Meiner Meinung nach ist das Schönste in meinem Job nicht nur der Verkauf von Instrumenten, sondern Kunden, die sich noch wirklich freuen können. Besonders zu erwähnen sind die jungen Kunden, die einen mit ihren strahlenden Kinderaugen ansehen und „danke“ sagen.“ Und ihr Fazit zu ihrem Beruf als Musikfachhändlerin: „Sollte jemand einen Beruf suchen, bei dem nie Langeweile aufkommt, ist er hier gut aufgehoben.“
Musik Gillhaus ist ein Ort, zu dem die Musikerinnen und Musiker aus Freiburg, der Region und weit darüber hinaus gerne kommen. Woher ich das weiß? Weil sie es mir gesagt haben und für das Jubiläumsbuch von Musik Gillhaus aufgeschrieben haben. Passend genau 60 Personen haben für das 60-jährige Jubiläum an Musik Gillhaus einen Brief geschrieben und diese wurden in diesem Buch veröffentlicht. In diesem Jubiläumsbuch sind also 60 Jahre in Geschichten jener nachzulesen, die sie erlebten und erleben. Erinnerungen und Gegenwart vereint! Wer eines dieser Jubiläumsbücher ergattern möchte (Achtung: limitierte Auflage!) bestellt am besten gleich eines. Einfach bei Gillhaus anrufen: 0761-484231 oder ein Mail an information@musik-gillhaus.de schreiben. Es kostet 19,90 Euro – der Erlös wird für einen guten Zweck im Stadtteil Freiburg-Haslach gespendet.
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