Die Filder Wind Symphony beim Wettbewerb für Auswahlorchester in Trossingen
7 Fragen an den Dirigenten Dominik Wagner
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Am 12. November 2022 messen sich in Trossingen die Leistungsträger der Amateurmusik und stellen sich der Bewertung hochkarätiger und renommierter Juror*innen. Der Bundesmusikverband Chor & Orchester, kurz BMCO, schafft dafür zum siebten Mal eine bundesweit einmalige Plattform und die Möglichkeit zu genreübergreifenden Begegnungen. Die besten Amateurorchester präsentieren sich unter professionellen Wettbewerbsbedingungen und zeigen die hohe Leistungsfähigkeit der Szene.
Ziel ist es, die Amateurmusik zu fördern, die Orchester in ihren Vorbildfunktionen zu stärken und neue Impulse zur Weiterentwicklung in die Breite der Musiklandschaft zu tragen.
In der Kategorie Blasorchester treten insgesamt 6 Auswahl-Blasorchester an. Mit den Dirigenten dieser Orchester habe ich kurze Interviews zum Wettbewerb geführt, die ich nach und nach auf dem Blasmusikblog.com veröffentliche.
In welcher Stufe tritt die Filder Wind Symphony an und welches Pflichtstück spielt Ihr demnach?
Dominik Wagner: “Wir treten in Kategorie 5 an mit dem Pflichtstück Bacchus on Blue Ridge von Joseph Horovitz. Meiner Meinung nach einer der großen Klassiker der Blasorchesterliteratur, den ich schon lange mal auflegen wollte.”
Welches Selbstwahlstück hast Du für Dein Orchester gewählt und warum hast Du Dich gerade für dieses entschieden?
Dominik Wagner: “Als Selbstwahlstück habe ich mich für Dies Infernus von Bert Appermont entschieden. Bei der Auswahl hatte ich 3 Kriterien, die für mich entscheidend waren in der Auswahl. Die Länge des Werkes, um die zeitlich beschränkte Bühnenzeit einhalten zu können, ohne in Stress zu kommen. Natürlich auch, damit das Programm nicht zu anstrengend für die Musiker*innen wird. Dazu wollte ich einen Kontrast zum Pflichtstück schaffen, damit es nicht eintönig wird. So können wir uns auch von mehreren Seiten präsentieren und auch für das Publikum wird es vielseitiger. Als letztes war mir wichtig, dass sich das Stück möglichst einer moderneren Klangsprache bedient. So bin ich letztendlich bei Dies Infernus gelandet. Einem Werk, das stellenweise Bezüge zu Sacre du Printemps beinhaltet und von der Klangsprache und Instrumentierung wunderbar zu unserem großen Orchester passt und einen tollen Kontrast zu dem eher klassischen, „klein“ und „filligran“ gehaltenen Bacchus bietet.”
Durch Corona sind Planungen für Orchester schwieriger geworden. Mit Ausfällen von Musiker:innen ist immer zu rechnen. Warum hat sich das Orchester trotzdem entschieden, sich für den Wettbewerb vorzubereiten und an ihm teilzunehmen? Welchen „Plan B“ habt Ihr?
Dominik Wagner: “Grundsätzlich waren bisher in unseren Herbstprojekten immer Schwierigkeiten mit Krankheitsausfällen in den typischen Grippe- und Erkältungswellenzeiten. Durch Corona hat sich dies aber doch nochmal erheblich intensiviert. Dennoch wollten wir uns davon in unserer Planung nicht entmutigen lassen und haben gehofft, dass es irgendwie gehen wird. Letztendlich haben wir auch keinen Einfluss darauf was passiert. Die Teilnahme am Wettbewerb hat jetzt dieses Jahr in unsere zeitliche Planung hervorragend reingepasst und war schon länger auch ein Wunsch von mir und vielen im Orchester. Zudem finde ich es wichtig, den Mut der Veranstalter, in diesen immer noch unsicheren Zeiten einen solchen Wettbewerb durchzuführen, mit unserer Teilnahme zu unterstützen und zu bestätigen, damit er auch langfristig weiterhin Bestand haben kann. Einen Plan B gibt es in diesem Sinne nicht. Eine gewisse Anzahl an Ausfällen ließe sich bestimmt noch in kurzer Zeit kompensieren, zudem sind wir mit 70 Musiker*innen in allen Registern soweit gut besetzt. Sollte es doch zu viele Ausfälle geben, müssten wir unsere Teilnahme dann doch letztendlich zurückziehen, erzwingen wollen wir es auf gar keinen Fall.”
Mit welchen Erwartungen und Zielen fahrt Ihr zum Wettbewerb nach Trossingen?
Dominik Wagner: “Wir freuen uns auf einen schönen Tag gemeinsam in Trossingen, werden zusammen mit dem Bus anreisen und hoffen, dass auch etwas Zeit bleibt, die anderen Orchester und Ensembles zu hören und miteinander ins Gespräch und in einen Austausch zu kommen. Dann dürfen wir in einem tollen Konzertsaal für ein interessiertes und sicherlich sehr fachkundiges Publikum musizieren und uns so gut wie möglich präsentieren. Persönlich freue ich mich auch jetzt schon auf das Wiedersehen mit vielen Freunden und Kollegen aus anderen Orchestern, die ich lange nicht mehr gesehen habe und natürlich auf einen tollen Austausch und ein konstruktives Feedback zu meiner Arbeit von Seiten der Jury. Musikalisch wollen wir uns natürlich, wie auch bei unseren Konzerten immer, von unserer allerbesten Seite zeigen und mit unserer Musik das Publikum und die Jury begeistern.”
Was ist Dir in der Wettbewerbsvorbereitung besonders wichtig und wie bereitest Du Dein Orchester ganz speziell auf diesen wichtigen Wettbewerb vor?
Dominik Wagner: “Da viele meiner Musiker*innen tatsächlich kaum oder stellenweise auch sehr schlechte Erfahrungen mit Wertungsspielen und Wettbewerben haben, war mir von Anfang an wichtig dafür zu Sorgen, dass möglichst keine Drucksituation aufkommt. Das Ziel bei Wettbewerben sollte meiner Meinung nach das gleiche wie bei Konzerten sein, wie oben beschrieben, sich von seiner musikalisch besten Seite zu präsentieren und das Publikum für die Werke und die Musik zu begeistern. Ansonsten unterscheidet sich die Vorbereitung nicht großartig von unserer „normalen“ Konzertvorbereitung (2-3 Probetage und ein Probewochenende), ausser, dass wir viel weniger Stücke als sonst bei unseren Projekten vorbereiten müssen und so mehr Zeit haben noch mehr ins Detail zu gehen. Am 22. Oktober hatten wir ein Doppelkonzert gemeinsam mit dem Städtischen Blasorchester Backnang, in dem wir unsere Wettbewerbsstücke das erste mal als Gradmesser vor Publikum präsentierten. Danach wird es nochmals einen Probetag und eine Generalprobe vor dem Wettbewerb geben und dann, denke ich, werden wir gut gerüstet sein.”
Welchen Stellenwert haben Wettbewerbe und Wertungsspiele einmal für Dich selbst und andererseits für die Musikerinnen und Musiker in Deinem Orchester?
Dominik Wagner: “Für mich persönlich finde ich es immer wichtig regelmäßig zu Wertungsspielen oder Wettbewerben zu gehen, vor allem um einen Gradmesser zu haben, wo ich gerade in der Entwicklung mit meinem Orchester stehe und im Jurygespräch immer wieder den ein oder anderen Input oder auch eine Bestätigung im besten Falle mitzunehmen. Für die Musiker*innen ist es auch immer eine spannende Erfahrung, hauptsächlich in der Vorbereitung, sich so intensiv mit 2 Werken zu beschäftigen und bis ins kleinste Detail der Partitur vorzudringen und dies dann auf den Punkt im Wettbewerb umzusetzen. Dennoch beobachte ich auch, dass viele dem ganzen nicht so positiv gegenüber stehen, teils tatsächlich aus Negativ-Erfahrungen oder auch aus Abneigung gegenüber einer Bewertung von Musik und musikalischer Leistung. Es freut mich sehr, dass dennoch alle meine Musiker*innen, egal wie sie dem Thema gegenüberstehen, die Entscheidung teilzunehmen mittragen und sehr engagiert und motiviert die Vorbereitung durchziehen!”
Was spricht Deiner Meinung nach generell für Wertungsspiele bzw. Wettbewerbe, was dagegen?
Dominik Wagner: “Aus dirigentischer Sicht ist durchaus das Entscheidende, dass ich in einer Wettbewerbs- / Wertungsspielvorbereitung mit meist 2 Werken ganz gezielt und intensiv an verschiedenen Parametern arbeiten kann. Oft ist es ja in der Konzertvorbereitung so, dass wir durch die große Anzahl an Werken öfters mal hier und da Abstriche und Kompromisse eingehen müssen, weil einfach die Zeit fehlt, das komplette Konzert bis ins kleinste Detail auszuproben. Dadurch, dass wir uns hier meist nur mit 1-2 Werken beschäftigen, haben wir viel mehr Zeit und Platz in viel Detailarbeit zu gehen, was uns dann wiederum in der Konzertvorbereitung zu Gute kommt. Dazu das konstruktive Feedback einer Jury, die mich manchmal auf Sachen aufmerksam machen kann, wo ich nachlässig war oder mir mit guten Tipps helfen kann, die Entwicklung weiter voranzutreiben. Ebenfalls sehr wichtig finde ich, dass man in der Kommunikation mit den Musiker*innen klar macht, worum es geht und auch hilft, am Ende das Ergebnis und Resultat richtig einzuordnen. Es wäre schade, wenn bei Nichterreichen einer bestimmten Punktzahl sich Frustration und Enttäuschung breitmacht. Dagegen spricht eigentlich nichts für mich, ausser vielleicht wenn der ein oder andere das Thema dann doch zu ernst und überengagiert nimmt und sich ein Konkurrenzkampfdenken breitmacht. Denn das hat in unserer gemeinschaftlichen Blasmusikwelt für mich absolut keinen Platz.”
Ein herzliches Dankeschön an Dominik Wagner für die Beantwortung der Fragen!
Die Blasorchester der Stufen IV, V, VI musizieren im Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus.
Zeitplan:
09.00 – 09.50 Uhr – Schwäbische Bläserphilharmonie Neckar-Teck e.V.
11.10 – 12.00 Uhr – Landesjugendblasorchester Hessen
13.00 – 13.40 Uhr – Kreisverbandsjugendblasorchester Rottweil-Tuttlingen
15.00 – 15.40 Uhr – Bläserphilharmonie Rhein-Neckar
16.00 – 16.50 Uhr – Filder Wind Symphony e.V.
17.10 – 17.50 Uhr – Sinfonisches Jugendblasorchester Karlsruhe
Die Expert:innen in der Jury für die Blasorchester sind: Isabelle Ruf-Weber (Jury-Vorsitzende), Frank de Vuyst, Stéphane Delley, Ingeborg Stijnen und Prof. Hermann Pallhuber.
©Fotos: Leonie Schopf
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