Alles Walzer! – Eure Walzer-Top-Ten
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Auch Freiburg kann Walzer. Nicht nur Wien. Wenngleich ein Neujahrskonzert im Freiburger Konzerthaus mit dem dort ansässigen Philharmonischen Orchester vielleicht nicht so aufregend ist, wie eines im Wiener Musikverein. Egal, ich habe es genossen! (Das Wiener Neujahrskonzert steht auf meiner Löffel-Liste ganz gut – es geht ja vermutlich noch eine Weile, bis ich den Löffel abgebe…)
Begonnen hat das Neujahrskonzert in Freiburg mit einem mir unbekannten Walzer: Tanzwalzer op. 53 von Ferruccio Busoni. Natürlich habe ich daheim gleich einmal auf Musicainfo.net geschaut, ob es davon eine Transkription für Blasorchester gibt. Ich habe keine gefunden. Liebe Arrangeure: ich denke, eine ebendiese ist eine gute Idee!
Mit einem meiner Lieblingswalzer wurde der zweite Teil nach der Pause eröffnet: Dem Walzer aus der Schauspielmusik zu Masquerade von Aram Chatschaturjan. Es gibt Einzelausgaben dieses Walzers, ich selbst habe ihn in der Transkription von Jules Ardenois gespielt. Der Walzer, mit Masquerade betitelt, ist Teil der Suite Trois Danses. Das ist eine sehr alte Ausgabe und nicht so leicht zu spielen. Die Suite sei jedoch jeder/m DirigentIn wärmstens empfohlen. (Wow, eine Empfehlung einer Transkription. Und das von mir…)
Der Walzer aus Masquerade hat es leider nicht in Eure Top Ten geschafft. Nicht mal genannt wurde er in der Umfrage „Welches sind die beliebtesten Walzer?“ Schade eigentlich. Dafür haben es der Kaiser-Walzer und der Donau-Walzer in die Top-Ten geschafft. Kein Wunder auch, dass als Lieblingswalzer auch der Frühlingsstimmen-Walzer genannt wurde. Diese drei Haudegen unter den Walzern vom ersten Walzer-König Johann Strauß Sohn wurden natürlich vom Freiburger Philharmonischen Orchester im Neujahrskonzert gespielt.
Euer Top-Favorit aber übrigens nicht. Der wurde vom zweiten Walzer-König, dem Walzer-König unserer Zeit, berühmt gemacht: von André Rieu. Wen wundert’s? Top 1 der Top-Ten der Umfrage ist der Zweite Walzer aus der Jazz Suite Nr. 2 von Dimitri Shostakovich. Ein spielbares Arrangement dieses Walzers – wohl die meist gespielte Second-Waltz-Ausgabe überhaupt – stammt von André Waignein. In diesem Zusammenhang sei aber auch die meisterhafte Transkription Waltz No. 2 (from Jazz Suite No. 2) von Johan de Meij genannt. Ganz wunderbar übrigens auch der Lyric Waltz aus der gleichen Suite von Dimitri Shostakovich.
Wie jetzt. Ich lobe zwei Walzer, die keine Wiener Walzer, sogar Transkriptionen, schon gar nicht von Johann Strauß Sohn stammen und wo die Komponisten dazu auch noch Russen sind? (Okay stimmt nicht ganz, liebe Musikwissenschaftler, Aram Chatschaturjan ist ein Armenier.)
Naja, der Donau-Walzer hat es wenigstens auf Platz 2 geschafft, der Kaiser-Walzer auf Platz 4.
Die Umfrage ist übrigens ganz und gar nicht repräsentativ. Es haben viel zu wenig Blasmusikblog-LeserInnen mitgemacht! Nur 50 BlasmusikerInnen haben ihre (maximal) drei Walzer in der Umfrage angegeben. Diese haben insgesamt 136 Walzer genannt, darunter 80 verschiedene. Also ein sehr maues Umfrageergebnis. Alle 80 genannten Walzer habe ich in einem Download-File zusammengefasst. Unter diesem Beitrag gibt es die Möglichkeit des kostenfreien Downloads.
Ob nun repräsentativ oder nicht. Ich denke, selbst wenn 1.000 Leute bei der Umfrage mitgemacht hätten, würde die Top-Ten ähnlich aussehen. Deshalb hier die Rangfolge:
1. Platz The Second Waltz – Dimitri Shostakovich
2. Platz An der schönen blauen Donau – Johann Strauß Sohn
3. Platz Böhmischer Wind – Ernst Mosch
4. Platz Kaiser-Walzer – Johann Strauß Sohn
5. Platz Böhmisches Gold – Simon Hardenbergh & Wenzel Zittner, arr. Gerald Weinkopf
6. Platz Die Schlittschuhläufer – Emile Waldteufel
7. Platz España – Emile Waldteufel mit einem Thema von Emmanuel Chabrier
8. Platz Estudiantina – Emile Waldteufel
9. Platz Gold und Silber – Franz Lehár
10. Platz Rosen aus dem Süden – Johann Strauß Sohn
Heutzutage befassen sich hauptsächlich Komponisten, die mehr oder weniger der “volkstümlichen Blasmusik” zuzuordnen sind, mit dem Genre Walzer. In die Top Ten hat es Ernst Mosch geschafft. In der Liste tauchen u. a. die Komponisten-Namen Franz Watz, Alexander Pfluger, Freek Mestrini und Guido Henn auf.
Komponisten, die in erster Linie originale Konzertwerke für Blasorchester komponieren sind da hingegen Mangelware. Einer Initiative des Österreichischen Blasmusikverbandes ist es zu verdanken, dass wir auch jeweils einen Walzer von Thomas Doss (Mysterious Waltz) und Otto M. Schwarz (Jazz Waltz No. 1) spielen können. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die Aufgehende Sonne, einer Zusammenarbeit von Siegfried (Vater) und Siegmund (Sohn) Andraschek, nennen.
Vielleicht wusste der legendäre Musikkritiker Eduard Hanslick, dessen Kritiken sich heute noch amüsant lesen, den Grund, warum sich nur wenige Komponisten dem Genre Walzer widmen. Folgende Worte sind von ihm überliefert:
„Wem nichts einfällt, der kann keinen Walzer machen, – hingegen sind Messen und Motetten bekanntlich in diesem Zustand schon geschrieben worden.“
Okay. An diesem Punkt mache ich mal Schluss mit meinem Walzer-Blog-Beitrag. Meine persönliche Walzer-Top-Ten wird es nicht geben – die gibt es schlichtweg nicht. Meine persönlichen Favoriten könnt Ihr ja aus dem oben geschriebenen herauslesen. Vielleicht sollten wir in einer ähnlichen Initiative, wie der des Österreichischen Blasmusikverbands, dem Walzer zu einem neuen Ruhm verhelfen? Mein Vorschlag: fangen wir einfach wieder damit an, vermehrt Walzer auf unsere Programme zu setzen. Wer weiß, vielleicht kommen dann die Komponisten von alleine drauf, mal einen Walzer zu komponieren…
Hier könnt Ihr die Liste „80 Lieblingswalzer“ downloaden:
PS Ich nehme an, dass die nächste Top-Ten-Runde – nach der Polka- und der Walzer-Top-Ten – dann dem Genre Marsch gewidmet sein soll? Antworten gerne unten in die Kommentare setzen.
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Liebe Alexandra,
auch wenn die Resonanz auf diese Umfrage nicht so groß war, habe ich trotzdem die ein oder andere Empfehlung mitgenommen.
Wirhaben sage und schreibe einen einzigen Walzer in unserer Unterhaltungsmusik Mappe, spielen aber beim kommenden Frühjahrskonzert Schwarzˋ Jazz Waltz und Straußˋ Kaiserwalzer.
Danke und liebe Grüße
Markus
PS: die nächste Top Ten der Märsche wird sicher interessant, vielleicht würde es Sinn machen, zwischen reinen Konzertmärschen und anderen Märschen zu differenzieren, wobeider Übergang ja sicher fließend ist 😉