Buch-Empfehlungen von DirigentInnen für DirigentInnen – Teil 2
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„Es ist leichter, das Buch zu behalten, als das, was drinnen steht.“
Michel de Motaigne
Diese Weisheit oder Wahrheit (?), die ein Herr Michel de Montaigne hier äußert, gilt ganz klar als Empfehlung, sich das Buch zu kaufen und immer mal wieder rein zu schauen, weil man sich doch nicht an alles erinnern kann, was man einmal gelesen hat… In welche Bücher die DirigentenInnen Sonja Schleich, Sven Drui und Peter Pfeiffer immer mal wieder rein schauen, erzählen sie hier:
Samy Molcho, Körpersprache
Empfohlen von Sonja Schleich
Sonja Schleich dirigiert zur Zeit die beiden Musikvereine Unterboihingen und Bad Boll. Ihre C3-Dirigentenausbildung hat sie bei Franz Watz, Philip Kufner und Martin Wiblishauser absolviert, hat sich in Kursen, Workshops und im Privatunterricht u. a. bei Thomas Wieser, Tristan Uth und Marc Lange dirigentisch weitergebildet.
Über das Buch Körpersprache von Samy Molcho schreibt sie:
„Im Buch: Körpersprache, erschienen im Goldmann-Verlag, beschreibt Samy Molcho wie man Mimik und Gestik richtig deutet und auch gezielt einsetzen kann.
Im ersten Teil beschreibt er wie der menschliche Organismus funktioniert und wie Nerven, Muskeln und Gehirn miteinander funktionieren. Er erklärt auch den Ursprung aller Mimik und Gestik jedes Menschen und wie genau der Körper Reize aufnimmt und aussendet. Was unsere Körpersprache über die verbale Sprache aussagt oder wie die Stimmung eines Menschen über seine Atmung bestimmt wird.
Im zweiten Teil erklärt er ausführlich was man an jeder Körperregion (Brustkorb, Kopf, Hals, Beine, usw.) ablesen kann. Oder an der Art und Weise WIE jemand sitzt oder steht, bzw. geht. Auch was der Kleidungscodex über einen Menschen sagt und vieles mehr.
Alles in allem ein sehr spannendes und aufschlussreiches Buch, bei dem ich am allermeisten über mich selber gelernt habe. Viel zu viele Informationen um alle in einer kurzen Zusammenfassung wiederzugeben.
Mir als Dirigentin hat es auf mindestens zwei Arten geholfen. Erstens zwischenmenschlich. Also, die Stimmung in einer Gruppe (in dem Fall Orchester) viel besser aufnehmen und deuten zu können. Zu verstehen, dass zum Beispiel eine allgemeine negative Reaktion auf ein neues Musikstück eine ganz natürliche Reaktion ist, weil es in unserer Natur liegt, vor etwas unbekanntem erst einmal zu „flüchten“. Also kein Grund für mich meine Wahl in Frage zu stellen.
Daraus folgend ist dann: die richtigen Reize und Emotionen auszusenden, um meinem Orchester ein Stück schmackhaft, ja sie regelrecht „heiß“ darauf zu machen. Oder natürlich auch, wenn es um ungeliebte Auftritte oder Proben geht. Da funktioniert genau die gleiche Methodik.
Das Andere, oder Zweitens, ist der rein musikalische „Profit“, den ich für mich aus dem Buch gezogen habe:
Da ich jetzt weiß, was für eine Wirkung meine Hände, Arme, Brustkorb oder Mimik auf andere haben, kann ich das jetzt gezielt beim Dirigieren einsetzen, um genau die Emotionen hervorzurufen, die ich haben möchte. Der Mensch nimmt Emotionen die ihm gesendet werden auf und fühlt dann quasi dasselbe. So kann ich versuchen meine Emotionen auf jeden einzelnen Musiker zu übertragen und die Musik wird viel, viel lebendiger und mitreißender. Ein unbeschreibliches Gefühl wenn man dann genau diese Energie eins zu eins zurück bekommt wie man sie gesendet hat!!!
Speziell noch zu dem Kapitel „Kleidungscodex“: Je nachdem was man trägt, so wirkt man auch auf andere Menschen, also auch oder speziell auf’s Orchester. Je nachdem wie viel Ernsthaftigkeit ich in der Probe haben möchte und wie gut mich ein Orchester kennt, kleide ich mich dementsprechend. Als neuer Dirigent bei einem Orchester, wo man sehr oft noch von dem ein oder anderen auf die Probe gestellt wird, würde ich zu keiner Zeit mit Schlabberpulli und ausgelatschten Sneakers auftreten. Auch bei einem Orchester das mich schon sehr gut kennt und dementsprechend akzeptiert kleide ich mich in der Konzertvorbereitung immer etwas ernsthafter (Bluse, schöne Schuhe,… Business – like).
Weil ich vor allem auch finde, dass die Musik immer, auch in der Probe, verdient hat sich ihr würdig zu kleiden.
Allerdings, wenn ich mit einem Orchester, das mir vertraut und mich gut kennt Unterhaltungsmusik probe, dann darf schon auch mal der Schlabberpulli und die Sneakers sein. Bei der Art von Musik darf man den Musikern auch mal mehr Freiraum beim Punkt Probendisziplin lassen.“
Max Rudolph, The Grammar of Conducting
Empfohlen von Sven Drui
Der Luxemburger Dirigent Sven Drui hat momentan die musikalische Leitung der Bieleser Musék und der Luxemburger Postmusik inne.
Über das Buch The Grammar of Conducting schreibt Sven Drui:
„Das Buch bietet eine umfassende Einführung in die verschiedenen Techniken des Dirigierens und ausführliche praktische Überlegungen zur Leitung eines Orchesters.
Die verschiedene Dirigierarten und –stile werden, unterteilt in Kapiteln, zuerst umfassend erklärt, danach wird anhand von Skizzen gezeigt wie die Bewegungen ablaufen (legato, staccato usw.).
Passend dazu findet man immer mehrere kleine Übungsbeispiele, meistens Auszüge aus berühmten Stücken der Musikgeschichte, die man am Klavier nachspielen kann.
Mein Lehrer im Fach Orchesterleitung hat viel mit uns in diesem Buch gearbeitet.
Wir waren zu dritt in der Klasse. Abwechselnd hat immer einer von uns dirigiert und die beiden andern haben Klavier gespielt. Der Dirigent musste sein Dirigat und seine gesamten Bewegungen dem Stil der Übungsbeispiele anpassen.
Das Buch ist wirklich sehr gut aufgebaut und kann auch fortgeschrittenen Dirigenten noch viele Dienste leisten.
Es ist also kein typisches Buch, das man von der ersten Seite bis zur letzten Seite liest, sondern ein praktisches Buch, das sehr übersichtlich in Kapitel eingeteilt ist und meiner Meinung nach zum Erlernen des Dirigierens sehr gut geeignet ist.“
Alex Schillings, Metafoor – Die Sprache des Dirigenten
Empfohlen von Peter Pfeiffer
Peter Pfeiffer ist Dirigent des Verbandsjugendorchesters Heilbronn und der Stadtkapelle Ditzingen, sowie Chefdirigent des Theaterorchesters des „Theater unter den Kuppeln“.
Außerdem ist er regelmäßig Juror im BVBW und ASM.
Über das Buch Metafoor von Alex Schillings schreibt Peter Pfeiffer:
„Metafoor – Die Sprache des Dirigierens von Alex Schillings ist eine methodische Anleitung zum Thema Dirigieren. Es ist sowohl ein Lehrbuch für angehende Dirigenten in deren Studium so wie ein wertvolles Nachschlagewerk für arrivierte Dirigenten, die immer wieder neue Impulse für ihr effizientes Arbeiten mit den verschiedenen (Blas-) Orchestern suchen.
Dabei ist der Inhalt des Buches so vielschichtig wie die Arbeit als Dirigent selbst. Im „Theorieteil“ werden sowohl grundlegende Themen wie Schlagtechnick, Instrumentarium, Instrumentation, Partitur-Studium, Probentechnik und Programmgestaltung, wie auch weiterführende Themen wie Sitzordnung, Geschichte des Blasorchesters und Unterhaltungsmusik behandelt. Dabei fließen immer wieder anschauliche Beispiele aus der Praxis in die Berichte mit ein. Notentexte aus bekannten Stücken der sinfonischen Blasmusik ergänzen die Theorien und lassen sie noch praxisnaher wirken. Die Texte sind lebendig geschrieben und wirken nie lehrerhaft, sondern sind immer als Anregung und Tipp formuliert. Außerdem sind schon im Theorieteil immer wieder Verweise auf den Praxisteil (Arbeitsbuch) und teilweise weiterführende vertiefende Literatur angegeben.
Im angesprochenen Arbeitsbuch sind verschiedene Aufgaben, die sich aus dem Theorieteil ergeben, in das Buch eingebunden. Dies ist vor allem (aber nicht nur) für Dirigenten in Ausbildung oder deren Dozenten (als Aufgabensammlung für ihre Studenten bzw. Dirigierschüler) interessant, um das angelesene nochmals zu vertiefen.
Des weiteren beinhaltet das Buch eine DVD mit Lehrvideos die alle Schlagtechniken aus dem Buch mit einem professionellen Dirigenten (Björn Bus – unter anderem Dirigent des LBO Baden Württemberg) zeigt.
Als letztes „Schmankerl“ Metafoor – Die Sprache des Dirigenten mit verschiedenen Tipps zu den Themen Bewerbung, Praktische Fragen des Dirigierens, Probedirigat/Probezeit, generelle Tipps zur Ausbildung.
Ich selbst habe das Buch nicht während meiner Ausbildung / meinem Studium gelesen, sondern ca. 8 Jahre nach meinem musikpädagogischen Studium. Es ist eines der ersten Bücher, bei welchem der Inhalt nicht als Doktrin sondern als Vorschlag mit dem Umgang des Dirigierens behandelt wird. Es lässt mir als Dirigent einen gewissen Spielraum meinen eigenen Stil zu finden und bietet gleichzeitig immer wieder neue Impulse zur erfolgreichen Arbeit mit Orchestern verschiedener musikalischer Qualität.“