Komponisten im Gespräch: Naoya Wada

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Ein jüngerer Komponist, den ich schon seit einiger Zeit beobachte, ist der Japaner Naoya Wada. Einige seiner Werke habe ich schon hier auf dem Blasmusikblog vorgestellt. Höchste Zeit, Euch diesen Komponisten etwas näher zu bringen. Im Folgenden findet Ihr ein Interview, das ich kürzlich mit Naoya Wada geführt habe, eine kleine Auswahl seiner bedeutenden Kompositionen und seine Vita.

Wie alt warst Du, als Du Deine ersten Versuche im Arrangieren bzw. Komponieren gestartet hast, welches waren Deine allerersten Werke bzw. Kompositionsversuche und wie bist Du überhaupt zum Komponieren gekommen?

Naoya Wada: “Das erste Mal, dass ich versuchte, eine eigene Melodie zu schreiben, war mit 11 Jahren, aber ich hatte keine musikalische Ausbildung, so dass ich keine Harmonien hinzufügen konnte.

Als ich 12 Jahre alt war, trat ich einem Blasorchester bei und wurde Tuba-Spieler. Ich lernte, Partituren zu lesen und zu schreiben, und mit 15 Jahren stellte ich meine erste Blasorchesterkomposition Across the Sunlit Path fertig.”

Wie gehst Du an eine neue Komposition heran? Was inspiriert Dich? Wie findest Du den Anfang und die entsprechenden Motive und Themen?

Naoya Wada: “Wenn ich meine Musik schreibe, gebe ich meine Ideen immer in den Computer ein. Ich habe nie Skizzen oder Entwürfe angefertigt, weil ich Musik aus dem machen möchte, was mir in dem Moment in den Sinn kommt.

Es gibt viele verschiedene Dinge, die mich inspirieren. Landschaften, die mir vor Augen kommen, Szenen, die mir in den Sinn kommen, fiktive Geschichten, usw.”

Hast Du Vorbilder und wenn ja, warum sind dies Deine Vorbilder? Wie beeinflussen diese Vorbilder Dein musikalisches Schaffen? Welches Werk / welche Werke der Musikgeschichte hältst Du für besonders gelungen und warum?

Naoya Wada und James Swearingen
Naoya Wada und James Swearingen

Naoya Wada: “Mein Interesse für Musik, insbesondere für Komposition, wuchs, nachdem ich In All Its Glory des berühmten Komponisten James Swearingen gespielt hatte, der mich stark beeinflusst hat.

Danach interessierte ich mich sehr für seine pädagogischen Werke, was dazu führte, dass ich ein Komponist für pädagogische Musik werden wollte.

Zuvor hatte die japanische Popmusik mein Interesse am Komponieren geweckt. Die Einflüsse verschiedener Popmusikkomponisten geben immer noch einige Hinweise für die Komposition.”

Was ist Dir beim Schreiben einer Komposition besonders wichtig?

Naoya Wada: “Die größte Herausforderung beim Komponieren von Musik besteht darin, die Elemente, die mir gefallen, mit denen des Publikums oder der Interpreten in Einklang zu bringen. Ich möchte immer Musik schreiben, die den Leuten gefällt – wenn ich die Musik nicht selbst mag, ist sie sinnlos.”

Warum schreibst Du Kompositionen für Blasorchester? Was sind für Dich die großen Unterschiede beim Schreiben einer Komposition für Blasorchester im Gegensatz zu anderen Ensemblearten?

Naoya Wada: “Die Antwort ist klar: Der größte Teil meines musikalischen Hintergrunds stammt aus der Blasmusik. Manchmal komponiere ich auch für Kammermusik, Streichorchester und Radioprogramme. Das Hauptgebiet ist aber immer noch die Blasmusik.”

Welchen Stellenwert hat die Blasmusik in Deinem Leben?

Naoya Wada: “Natürlich ist die Blasmusik als Beruf sehr wichtig für mich. Aber darüber hinaus ist die Musik ein Mittel zur Kommunikation, eine Quelle des Trostes und ein Teil meines Lebens. Es ist nicht leicht, von der Musik zu leben, aber die Tatsache, dass man sie weiterhin macht, bedeutet, dass sie eine große Rolle in meinem Leben spielt.”

Auftragskompositionen bringen Einschränkungen im Schwierigkeitsgrad, in der Besetzung und in der Länge mit sich. Wie gehst Du damit um? Wie wirst Du Deinem Auftraggeber gerecht und bleibst doch Du selbst in der Komposition?

Naoya Wada: “Ich hatte noch nie Schwierigkeiten mit solchen Einschränkungen. Wenn ich ein neues Werk für ein auftraggebendes Blasorchester komponiere, höre ich mir immer die Leistung des Orchesters an. Auf diese Weise verstehe ich zwangsläufig, was sie wollen oder welche Überlegungen sie brauchen. Ich verwende keine schwierigen Ausdrücke. Ich mag es, Musik prägnant zu schreiben. Schwierige Musik zu schreiben, ist für mich schwieriger.”

Welches Deiner Werke hat für Dich persönlich die größte Bedeutung und warum?

Naoya Wada: “Flower Crown war ein wichtiger Wendepunkt in meinem Leben. Dieses Stück war ein großer Erfolg in Japan und Asien.”

Welches war Dein erstes erfolgreiches Werk? Welche Deiner Werke sind bisher am erfolgreichsten und wie erklärst Du Dir deren Erfolg?

Naoya Wada: “Das erste erfolgreiche Werk in den Vereinigten Staaten ist Amber Moon. Ich schrieb dieses Stück, als ich 19 Jahre alt war, und es wurde in Distinguished Music for the Developing Band aufgenommen.”

Über welches Thema würdest Du nie eine Komposition schreiben wollen und warum nicht?

Naoya Wada: “Ich möchte immer jemanden mit Musik glücklich machen. Deshalb möchte ich keine Musik machen, die auf Krieg oder tragischen Ereignissen basiert. Ich verstehe jedoch die Bedeutung solcher Werke und respektiere die Komponisten, die solche Werke schaffen.”

Komponieren versus Arrangieren: wo liegen in der Tätigkeit die Gemeinsamkeiten und wo die größten Unterschiede? In welchem Bereich liegen Deine Vorlieben?

Naoya Wada: “Das Komponieren ist ein Ausdruck der eigenen Originalität. Beim Arrangieren gibt es zwei Arten. Bei der einen handelt es sich um eine originalgetreue Transkription, bei der anderen um eine schöpferische Umarbeitung der Musik.

Mein Favorit ist die Capriol Suite von Peter Warlock. Das Original ist für Streichorchester und später für Sinfonieorchester geschrieben. Mein Arrangement basiert auf beiden Ausgaben und hat einige Änderungen vorgenommen, um es dem Blasorchester anzupassen.”

Außerhalb Deiner Kompositionen: welchen musikalischen und welchen außermusikalischen Tätigkeiten gehen oder gingst Du in Deinem Berufsleben nach? Und außerhalb der Musik: wie gestaltest Du am liebsten Ihre Freizeit?

Naoya Wada: “Meine Hobbys sind Computer und Autos.

Ich wollte bis zur High School in einem computerbezogenen Bereich arbeiten, und ich liebe Autos, seit ich ein Kind war.  Wenn ich Zeit habe, spiele ich also mit Maschinen oder fahre herum.”

Was macht Dich in Deinem Leben besonders glücklich und zufrieden?

Naoya Wada: “Ich bin glücklich, dass so viele Menschen auf der ganzen Welt meine Werke aufführen. Ich wollte keine Berühmtheit werden, aber ich bin stolz darauf, dass so viele Menschen von mir und meiner Arbeit wissen.”

Was liebst Du an der Blasorchesterszene und was würdest Du gerne verändern, wenn Du für einen Tag das Sagen hättest? Wie siehst Du die Zukunft der Blasorchester und Musikvereine?

Naoya Wada: “Musik ist nicht auf Blasorchester beschränkt, sondern kann ein ganzes Leben lang genossen werden.

Es wäre schwierig für einen Teenager und eine Person in den 70ern, zusammen Fußball zu spielen. Aber in einem Blasorchester ist das möglich. Es ist möglich, mit Eltern, Kindern und Enkelkindern zu spielen. Ich hoffe, dass die Community-Band-Szene so bleibt. Ich möchte, dass alle ihr ganzes Leben lang Musik lieben.”

„Denn wenn es Kunst ist, ist sie nicht für alle, und wenn sie für alle ist, ist sie keine Kunst“: Wie stehst Du zu diesem Zitat von Arnold Schönberg?

Naoya Wada: “Ich denke, das ist wahr. Zumindest wenn es um Kunst geht, können und müssen Anfänger nicht alles verstehen.

Das gilt auch für die Musik. Es ist leichtsinnig, plötzlich zu versuchen, ein künstlerisches Werk aufzuführen. Deshalb gibt es Etüden und Aufwärmübungen.”

Auswahl bedeutender Werke für Blasorchester

Toward the Bright Future (siehe: Blasorchesterwerke vom Anbeginn der Zeit bis in alle Ewigkeit)
Voyage into the Blue (siehe: Blasorchesterrepertoire: Die Welt ist grün und blau)
Seven Short Fanfares
Anjin: Blue Eyed Samurai
Spirals of Light
To a New Journey
Eternal Promise (Wedding March)
Wind on the Hill
Days Remembered
Procession of Time

Naoya Wada und Philip Sparke, MidWest Chicago, 2023
Naoya Wada und Philip Sparke, MidWest Chicago, 2023

Vita Naoya Wada

Naoya Wada wurde 1986 in Kitakyushu, Fukuoka, Japan, geboren. Als international anerkannter Komponist hat er zahlreiche Kompositionsaufträge für Blasorchester, Ensembles und Radioprogramme erhalten und ist häufig als Gastdirigent und Dozent tätig. Er ist einer der wenigen japanischen Komponisten, die einen bedeutenden Beitrag zur pädagogischen Blasmusik leisten.

Seine Werke für Blasorchester, Streichorchester und kleine Gruppen wurden weltweit von Ensembles von der Grundschule bis zum professionellen Niveau aufgeführt, veröffentlicht und aufgenommen. Er erhielt mehrere “Bandworld Top 100” Auszeichnungen und mehrere J.W.Pepper Editor’s Choice Anerkennungen. (Anm. AL: beide Listen sind Gradmesser erfolgreicher Kompositionen in den USA)

Im Jahr 2009 erhielt er den 42. Kitakyushu-Kulturpreis für verdienstvolle Taten.

Die Serie “Komponisten im Gespräch” im Überblick

Derek Bourgeois
Naoya Wada
Hayato Hirose

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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