Der Musikverein im Spannungsfeld von Mission, Qualität und Wirtschaftlichkeit
Einen Musikverein erfolgreich zu führen stellt für viele Vorstände heutzutage eine große Herausforderung dar. Wenn auch viele Vereine ihre Mission nicht in formulierten Zielen festgeschrieben haben, so ist die Mission eines Musikvereins doch grob gesagt die Erarbeitung von Literatur für diverse unterschiedliche Konzerte und die kontinuierliche Jugendarbeit zur Sicherung der Besetzung in der Zukunft. Die Qualität von Musik und Vereinsführung hängt von vielen Faktoren ab und wird durch die unterschiedlichen Motivationen der Vereinsmitglieder stark beeinflusst. Ja, und dann ist da auch noch das liebe Geld. „Ohne Moos, nix los“ heißt es ja immer so lapidar. Ein Musikverein hat andere finanzielle Herausforderungen als beispielsweise ein Chor. Die Vorstände bzw. die Vorstandschaften der Musikvereine sind die Strippenzieher innerhalb dieses Spannungsfelds aus Mission, Qualität und Wirtschaftlichkeit.
Mission
Eine Mission setzt zuerst einmal eine Vision voraus. Wo wollen wir als Musikverein hin? Welche Art von Musik möchten wir gerne spielen? Wie soll sich die Besetzung entwickeln? Wie gehen wir in Zukunft mit einer geringen Probenbeteiligung um? Was müssen wir tun, um auch in Zukunft noch erfolgreich und zur Freude von Musikern und Publikum spielen zu können? Viele Fragen sind zu beantworten, bevor aus den Visionen für die Zukunft gemeinsame Ziele formuliert werden können und aus der Vision und den Zielen die Mission des Musikvereins allen Mitgliedern ganz klar vor Augen ist.
Um den Weg bis hin zur Formulierung unserer Mission zu gehen ist es also notwendig die Frage zu beantworten „Wo stehen wir?“ (Analysephase). Anschließend ist die Frage zu beantworten „Wo wollen wir hin? (Strategiephase). Gefolgt von der Gestaltungsphase „ Was können wir unternehmen?“, über die Realisierungsphase „Welche Maßnahmen ergreifen wir?“ bis hin zur Kontrollphase „Sind wir angekommen?“.
Qualität
Der Musikverein agiert heutzutage auf einem hart umkämpften Freizeitmarkt. Und neben vielen Sportangeboten und sonstigen Freizeitaktivitäten haben wir in den Musikvereinen auch immer mehr mit der steigenden Belastung in Beruf und vor allem mit den ausgedehnten Schulaktivitäten (Stichwort „Ganztagsschule“) zu kämpfen. Einzige Möglichkeit in meinen Augen ist die Attraktivitätssteigerung des Musikvereins einhergehend mit einem hohen Qualitätsanspruch.
Wenn die Qualität nicht stimmt, können wir uns noch so viele Maßnahmen ausdenken. Wenn wir schlechte Konzerte spielen, kommen die Zuhörer nächstes Mal nicht mehr. Wenn das Ausbildungssystem schlecht ist, schicken uns die Eltern ihre Kinder nicht in den Unterricht bzw. die Jugendkapelle.
Ich möchte hier noch betonen, dass Qualität nichts mit dem Schwierigkeitsgrad der gespielten Musik zu tun hat. Ganz im Gegenteil. Es geht darum, Musik im angemessenen Schwierigkeitsgrad, also im machbaren Bereich für die Musikerinnen und Musiker, die zur Verfügung stehen, so gut wie möglich zu spielen.
Qualität und Mission gehen immer Hand in Hand und unterliegen dabei nur den begrenzten Möglichkeiten der Finanzierung.
Wirtschaftlichkeit
Während es früher auf den Dörfern noch ganz selbstverständlich war, den Musikverein als passives bzw. förderndes Mitglied zu unterstützen, wird es heute zunehmend schwieriger, finanzielle private Unterstützer innerhalb der Gemeinde zu bekommen. Viele Vereine haben es in den letzten Jahren schlichtweg vergessen oder vernachlässigt, sich um die passiven Mitglieder zu kümmern und neue zu akquirieren. Stattdessen ist „Sponsoring“ ist in aller Munde. Die Unternehmen sollen es richten. Oft wird dabei vergessen, dass auch Unternehmen rein wirtschaftlich denken. Ein Sponsorbeitrag ist für die Unternehmen im Prinzip eine Investition, die sich irgendwann, am besten gleich, auszahlen soll. Also: kein Geld ohne Gegenleistung.
Kosten reduzieren? Geht oft auf Kosten der Qualität. Nehmen wir das Beispiel Dirigent. Dirigenten werden immer besser ausgebildet. Sie investieren in ihre Ausbildung und Fortbildung. Immer mehr studieren Blasorchesterdirektion oder machen zumindest eine nebenberuflich B-Ausbildung an den Musikakademien. Die Notwendigkeit, Dirigenten angemessen zu entlohnen wird immer wichtiger (siehe oben: hart umkämpfter Freizeitmarkt) Auch wenn eine Gehaltserhöhung nur zu einer kurzfristigen Motivationssteigerung führt, die Grundbedingungen müssen für beide Seiten, also Verein und Dirigent, für eine erfolgreiche Zusammenarbeit stimmen. Die Zeit der ehrenamtlichen Dirigenten ist definitiv vorbei!
Alle Maßnahmen die wir in den Musikvereinen treffen und alle Entscheidungen die fallen müssen der Mission, der Qualität und der Wirtschaftlichkeit Rechnung tragen.
Immer wichtiger wird in Zukunft werden, unsere Mission und die gesteigerte Qualität unserer Vereinsarbeit in Konzerten, Jugendarbeit und Vereinsführung nach außen zu tragen. Das Wort „Marketing“ einhergehend mit einem umfangreichen Marketing-Mix von Online-, Print-, Event-, Öffentlichkeits- und Mitgliederbetreuungsmaßnahmen wird uns in Zukunft im oben schon beschriebenen hart umkämpften Freizeitmarkt immer mehr beschäftigen. Und dies nicht nur in der Außenwirkung sondern auch nach innen in der Betreuung aller aktiven Mitglieder vom Zögling bis hin zum „alten Hasen“ und natürlich auch im Hinblick auf ehrenamtlich Mitarbeitende in der Vereinsführung.
Beitragsserie “Marketing im Musikverein”
Dieser Beitrag heute im Blasmusikblog soll der Auftakt einer umfangreichen Beitragsserie zum Thema „Marketing im Musikverein“ sein. Und wie immer ist Deine Mitarbeit, liebe Blasmusikblog-Leserin und lieber Blasmusikblog-Leser, gefragt! Gerne Eure Beiträge, wie „Marketing im Musikverein“ bei Euch in den Vereinen verstanden wird, gute Beispiele wie zum Beispiel neue passive Mitglieder gefunden und gebunden werden, wie Ihr es schafft, Eure Konzertsäle zu füllen, usw. im Kommentarfeld weiter unten auf dieser Seite veröffentlichen, oder nehmt mit mir Kontakt auf! Alexandra (at) kulturservice.link
Literaturhinweis: Meine Ausführungen basieren auf Informationen aus dem Buch von Manfred Bruhn, Marketing für Nonprofit-Organisationen.
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