Joropo – Südamerikanische Leidenschaft für Blasorchester

Liebe Dirigenten, ihr kennt das. Das Konzertprogramm steht, die Proben laufen. Wie immer läuft vor dem Konzert die Zeit davon. Plötzlich fragt einer: „Und was spielen wir als Zugabe“?

Bildschirmfoto 2016-02-04 um 08.01.05Es gibt verschiedene Ansätze, eine Zugabe auszusuchen. War das Konzert wuchtig, fulminant und energiegeladen, entscheidet man sich eventuell für eine ruhige Nummer als Zugabe. Vielleicht will man aber noch mal „eins drauf setzen“ und sucht nach einem richtigen „Rausschmeißer“, ein fetziges Werk, dass die Zuschauer von den Stühlen reißt. Für diese Variante hätte ich Euch heute einen Vorschlag: „Joropo“ von Moisés Moleiro, arrangiert bzw. orchestriert von Johan de Meij. Zugegeben, das Stück ist nicht ganz einfach und sicherlich auch nur für Orchester zu spielen, die in der Oberstufe aufwärts musizieren. Dafür lohnt es sich um so mehr es einzustudieren und rechtzeitig als Zugabe einzuplanen.

Ein „Joropo“ ist ein sehr populärer Volkstanz und Musikstil, der aus Venezuela kommt. Direkt aus Venezuela kam dann auch der Auftrag an Johan de Meij, dieses Werk als Zugabenummer für Blasorchester einzurichten. Auftraggeber ist das berühmte Jugendblasorchester „Banda Sinfónica Juvenil Simón Bolivar“ (SBYWO), das blasmusikalische Aushängeschild Venezuelas. Gegründet wurde dieses Blasorchester im Jahr 2005 auf Initiative von Jesús Ignacio Pérez Perazzo und Valdemar Rodriguez am „Conservatorio de Musica Simon Bolivar“.

Johan de Meij mit den Musikerinnen und Musikern des Simon Bolivar Jugendblasorchesters
Johan de Meij mit den Musikerinnen und Musikern des Simon Bolivar Jugendblasorchesters

Das Orchester ist in Europa nicht unbekannt. Es trat während seiner Konzertreise 2013 nach Europa unter anderem bei Festivals und in renommierten Konzertsälen in Frankreich, Belgien, Holland, Schweiz und Spanien auf. Die erste CD dieses Orchesters wurde in Deutschland produziert und trägt den Titel „Mambos y fanfarrias“. Bei dieser Aufnahme spielten die Musiker unter der Leitung des deutschen Dirigenten Thomas Clamor, dem jetzigen Chefdirigenten der Sächsischen Bläserphilharmonie.

Eigentlich gehört der Tanz „Joropo“ zur ursprünglichen Volksmusik von Venezuela, die wie überall auf der Welt mündlich überliefert wurde. Dieser „Joropo“ wurde im Stil des volkstümlichen „Joropo“ von Moisés Moleiro Sánchez (*1904 †1979) für Klavier komponiert. Der Komponist war Professor für Musiktheorie und Klavier an der Musikhochschule in Caracas – „Joropo“ wurde sein populärstes Werk.

Das Orchester arbeitete schon mit vielen internationalen Künstlern, Dirigenten und Komponisten zusammen. Johan de Meij ist seit vielen Jahren mit diesem Orchester verbunden und ist seit 2010 ständiger Gastdirigent. Auch die Uraufführung von „Joropo“ im Dezember 2012 dirigierte Johan de Meij im jährlichen Galakonzert im Konzertsaal der Simón Bolivar Halle in Caracas (Venezuela). „Joropo“ wurde mittlerweile zum Markenzeichen und zur favorisierten Zugabe des SBYWO.

Nichts überzeugt mehr als die Musik. Ich habe auf YouTube eine tolle Aufnahme gefunden mit dem SBYWO unter der Leitung von Johan de Meij:

 

Und zum Vergleich ist hier die Originalfassung von Moisés Moleiro für Klavier:

 

Die Informationen zum Orchester waren auf der Homepage der „Banda Sinfónica Juvenil Simón Bolivar“ nur in Spanisch zu finden. Ein herzliches Dankeschön an Silvia Casado Schneider, die mir freundlicher Weise die Geschichte des Orchesters ins Deutsche übersetzt hat. Kennengelernt habe ich Silvia beim letztjährigen Sommerkurs in Marktoberdorf. Wie schön, dass es Anlässe dieser Art gibt!

Wie Ihr wisst, bin ich keine Dirigentin, nur eine “leidenschaftliche Blasmusikerin”. Habt Ihr “Joropo” schon aufgeführt? Wie kam das Stück bei Musikern und Publikum an? Gerne Eure Erfahrungsberichte unten in das Kommentarfeld!

 

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Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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