Time for Outrage von Marco Pütz

Ein Gastbeitrag von Stefan Reggel

[Werbung | enthält Produktnennungen und Affiliate-Links]
Projekt mit Marco Pütz im Herbst 2018: Time for Outrage – „Zeit der Empörung“

Das Werk Time for Outrage habe ich zum ersten mal live beim IBK 2018 in Neu-Ulm gehört. Gespielt hat es dort die Musique Militaire Grand-Ducale Luxembourg unter Ihrem Chefdirigenten Jean-Claude Braun. Das Werk hat mich sofort „gepackt“. Da ich immer noch auf der Suche nach einem Selbstwahlstück für dem Kreisblasorchester Ostallgäu für den Auswahlorchester-Wettbewerb 2018 in Trossingen war, ist mir das Stück von Marco Pütz auf jedenfall gleich in Erinnerung geblieben. Nach dem Kongress in Neu-Ulm habe ich mir die Partitur bestellt und einige Infos durchgelesen. Über Joachim Buch habe ich das Buch von Stephane Hessel Empört Euch! zum Lesen bekommen und den direkten Kontakt zum Komponisten Marco Pütz.

Kreisblasorchester Ostallgäu
Kreisblasorchester Ostallgäu

„Zeit der Empörung“ passte auch irgendwie in meine persönliche Lebens- und Musiklage im Jahr 2018. Es gab und gibt einige Punkte, die mich ärgern oder zumindest stören, die ich gerne ändern würde. „Man muss nicht alles hinnehmen“ sagte Marco Pütz in den ersten gemeinsamen Gesprächen über sein Werk. Und da hat er absolut recht.

Stefan Reggel & Marco Pütz
Stefan Reggel & Marco Pütz

Marcos Musik geht sehr tief. Man sollte am Anfang der Probenphase, vor allem im ersten Satz „Breaking Silence“ über die klanglichen Aspekte reden und proben. Chorische Atmung einteilen damit keine Lücken entstehen. Die Akkorde sollen immer mit vollem Ton gehalten werden. Hörner, Posaunen und Euphonien zurückhalten und die Phrasen aufbauen lassen, sonst ist es zu dick und zu laut. Man braucht einen hervorragenden und erfahrenen Spieler/in auf dem Sopransaxophon. Marco selbst ist studierter Saxophonist und schreibt eine sehr exponierte Stimme ( bis zum klingenden f3) für das wunderbare Sopransaxophon. Er hat ein Gespür für Stabspiele wie zum Beispiel Vibraphon (auch mit 2 Cello-Bögen gestrichen) und Glockenspiel. Mit Crotales und Röhrenglocken zusammen ergeben sich farbenreiche und mystische Klänge.

Auch die Tempowahl im ersten Satz mit Viertel 42 erfordert eine kollektive Disziplin von Dirigent und Musikern.

Im zweiten Satz „Troubled“ müssen Flöten auch Altflöte, Klarinetten, Saxophone, Hörner und Trompeten die Töne mit Flatterzunge anspielen. Das ist eine sehr spezielle Technik, die man erst richtig üben sollte. Der Effekt ist grandios und unterstreicht das „aufgewühlte“ in der Musik. Zudem braucht man einen hervorragenden Spieler/in an der HiHat. Sie wird oft „geschlossen“ gespielt. Die Bläser haben Sechzehntel und die HiHat spielt doppelt so schnell dazu. Taktwechsel und eine kontinuierliche Temposteigerung sollen die „Ängste“ der Menschen darstellen.

„Rock the Culprits“
Der dritte Satz überrascht mit einem durchgehenden sehr schnellen Tempo. Die Viertel 160. Dieses Tempo ist schwer umzusetzen. Auch Marco meinte bei einer Probe mit meinem Orchester, dass wir auch ein paar Schläge unter 160 sein können. Die Überschrift laut Marco, bedeutet soviel wie: „Die Schuldigen, wer auch immer, werden hier gerupft und gejagt“. Durch das enorm hohe Tempo brauchst du ein sehr präzises Schlagwerk. Eine sehr prägnante HiHat, gestimmte Toms und Templeblocks die meist virtuose Sechzehntelfiguren haben. Die Bläserstimmen haben oft Akzente stehen, die man mit guter Zungentechnik und Luftführung bewältigen kann. Im Kontrast sehen dann aber Abschnitte mit Klangphrasierung und lyrischem Melodieverlauf. Mit einem abschließendem Hörner „Bells up!“ endet dieser turbulente Satz und somit das gesamte Werk.

Marco Pütz beim Kreisblasorchester Ostallgäu
Marco Pütz beim Kreisblasorchester Ostallgäu

Marco ist auf den ersten Blick ein sehr bescheidener Mensch und eine interessante Persönlichkeit. Mit seinem charmanten Dialekt, also deutsch gemischt mit luxemburgisch, fühlt man sich gleich verbunden und kommt ins Gespräch.
Auf den zweiten Blick ist Marco Pütz ein sehr positiv fokussierter Mensch und Musiker. Sobald er mit dem Orchester probt versprüht er Klang und Präzision. Er schafft es in Sekunden mit ihm nicht bekannten Menschen, seine Werke zum Klingen zu bringen und alle Beteiligten mit auf die musikalische Reise zu nehmen. Seine Probenarbeit mit dem Kreisblasorchester Ostallgäu war ein lehrreicher Genuss. Ihm zuzuhören und ihm zuzuschauen waren für mich und meine Musiker ein fantastisches Erlebnis. Abgerundet mit persönlichen Erlebnissen von Marco und dem ein oder anderen Spaß hatten wir eine wunderbare Zeit mit ihm.

Danke dafür!

Die Aufführungen haben mir und meinem Orchester gezeigt, dass Time for Outrage ein besonderes Blasorchesterwerk ist. Viele Zuhörer waren begeistert, aber auch betroffen. Einige Menschen waren sehr tief berührt und den Tränen nahe. Marco Pütz versteht es Atmosphäre zu schaffen und die Gefühle der Zuhörer aber auch der Musiker zu berühren.

Danke Marco !

Stefan Reggel im Januar 2019 Marktoberdorf

www.stefanreggel.de

Herzlichen Dank Stefan Reggel für diesen Beitrag!

Nicht vorenthalten möchte ich Euch nun die Musik:

Das folgende Interview mit Marco Pütz, geführt von Clarino-Chef-Redakteur Klaus Härtel, wurde während dem ersten IBK – Internationalen Blasmusik Kongress 2018 in Neu-Ulm aufgezeichnet:

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    One thought on “Time for Outrage von Marco Pütz

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert