Über den Anfang und die Einspielphase einer Musikprobe – Teil 7
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Heute endet diese vielbeachtete Serie mit den Tipps und Methoden der beiden Dirigenten Mathias Wehr und Wolfgang Wössner. Eine Übersicht über alle erschienenen Beiträge dieser Serie findet Ihr am Ende dieses Beitrags.
Mathias Wehr
Mathias Wehr ist Klarinettist, Komponist und Dirigent. Zurzeit dirigiert er drei Orchester: Das Große Blasorchester Burgfarrnbach, die Bläserphilharmonie Forchheim und die Nordbayerische Brass Band.
“Eine meiner Lieblingseinspielübungen sind nach wie vor die 371 vierstimmigen Bachchoräle.
- Sehr gut für Intonation, Klangbildung und Zusammenspiel
- Nachteil: die Choräle sind nicht gerade modern und kommen bei einigen Musikern überhaupt nicht mehr an.
Einen Ton lange durchs Orchester geben. Angefangen bei den Bässen steigt jedes Register nach Oben nacheinander mit ein.
- Ersetzt bei mir auch gerne das Einstimmen
- Nachteil: Bässe müssen sehr lange den Ton aushalten, die Flöten eher nicht so lange.
Tonleitern nehme ich auch hin und wieder.
- Nachteil: sind auf Dauer immer etwas langweilig für die Musiker
- Vorteil: Gutes Einstimmen auf die Tonart (zum Beispiel vom nächsten Stück)
Atemübungen.
- 2 Schläge ausatmen und 4 Schläge auf „Tffffff“ ausatmen.
- 2 Schläge ausatmen und dann 6 Schläge auf „Tfffff“ ausatmen.
- Das gleich kann man dann auch mit einem klingenden B spielen lassen.
- Hierbei kann man über die richtige Atmung und Luftführung sprechen.
Rhythmusübungen.
- Viertel, Achtel, Achtel-Triolen, Sechzehntel
- Gut fürs Zusammenspiel und Fühlen der zeitlichen Abstände”
Viele Grüße
Mathias Wehr
Wolfgang Wössner
Wolfgang Wössner ist Klarinettist, Saxophonist, Dirigent und Arrangeur. Seit 1993 ist er Stadtmusikdirektor in Schwenningen. Er leitet dort sowohl die Stadtmusik, als auch die Jugendorchester und die angegliederte Bläserschule.
Hier seine Einspielmethode:
“Es mag zwar abgedroschen sein, aber ich beginne grundsätzliche jede Probe mit einer Tonleiter. Manchmal mache ich dann gleich mit etwas anderem weiter, manchmal variiere ich die Tonleiter:
- Tonleiter in Terzen spielen (2 Töne hoch, einer runter, 2 Töne hoch, etc.), auf und abwärts
- Tonleiter in Oktaven spielen (hier bietet sich vor allem die F-Dur an. Hörner und Tenor-Saxe müssen dann irgendwann mal springen)
- Leitereigene Dreiklänge (sehr gut mit Ab-Dur. Tiefe Instrumente spielen die Ab-Dur von Ab aus, mittlere Lage von C aus, hohe Lage von Eb aus), danach Durdreiklänge. Auf den selben Anfangstönen die jeweilige Durtonleiter!
- Alle 3 Molltonleitern zur Dur-Tonleiter
- Chromatische Tonleiter (sehr witzig im Wechsel: das Orchester halbieren oder dritteln und dann nacheinander den jeweiligen Ton der Tonleiter spielen)
Ansonsten habe ich als besondere Vorliebe 4-stimmige Bach-Choräle. Die sind einfach ideal um das Gehör zu schulen, den Klang und auch die Intonation.
Unschlagbar sind hier die 371 vierstimmige Choräle von De Haske. Man hat einen enormen Fundus an Chorälen, die genial instrumentiert sind.
Weiterhin verwende ich auch immer noch die 20 Tune-Ups von Henk van Lijnschooten. Nach wie vor sind hier ganz tolle Übungen drin, die ich immer gerne mache.
Auch sehr schön und abwechslungsreich sind die 6 Spirituals von Ted Huggens.
Dann lasse ich immer noch sehr viel Volkslieder auswendig spielen. Es reichen einfache Kinderlieder im 5-Ton-Bereich, z.B. “Hänschen klein”.
Zunächst das Lied üben, dann in einer anderen Tonart. Dann verteilt man die 5 Töne auf die einzlenen Instrumente und jeder muss den Ton genau an der Stelle spielen, an der er im Lied erklingt.
Oder ein Kanon. Saisonalbedingte Lieder sind auch schön: Weihnachtslieder, Martinslieder, etc.
Manchmal lasse ich die Musiker auch Terzen singen. Am Klavier spiele ich eine Quinte und die Musiker müssen dann die Dur- oder Mollterz singen.
Im Sommer spielen wir manchmal einfach nur eine schöne “Pop-Ballade”.
Ich finde, dass die Einspielphase möglichst abwechslungsreich sein sollte. Ganz oben stehen für mich aber die 4-stimmigen Bach-Choräle.”
Wolfgang Wössner
Hier die Übersicht über die komplette Serie:
Teil 1 – Joop Boerstoel und Stéphane Dellay
Teil 2 – Franco Hänle
Teil 3 – Marianne Halder und Dominik M. Koch
Teil 4 – Jochen Lorenz und Michael Meininger
Teil 5 – Gunnar Merkert und Alois Papst
Teil 6 – Joachim Pfläging und Philip Steffe
Teil 7 – Mathias Wehr und Wolfgang Wössner
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Super Artikel! Werde diese Einspielübungen gleich mal selbst ausprobieren 🙂 Vielen Dank dafür und beste Grüße