Unser Blasorchester im Jahr 2035: Stadtkapelle Bad Wurzach
Im Monat September dreht sich in den Jubiläumsinterviews sehr vieles um die vergangenen 10 Jahren – bis auf einige Fragen, in denen auch ich aufgefordert werde, einen Blick in die Glaskugel zu werfen. Das hat mich darauf gebracht mal bei einigen Blasorchestern nachzufragen, wie diese ihre Zukunft in 10 Jahren sehen.
Im ersten Beitrag schaut ein Team um und mit Petra Springer auf die Stadtkapelle Bad Wurzach im Jahr 2035.
Wie könnte unsere Stadtkapelle im Jahr 2035 aussehen?
Ein Ausblick auf unsere musikalische Zukunft
Die Welt verändert sich – und mit ihr das Leben in Städten, Schulen, Vereinen. Auch wir als Stadtkapelle spüren diesen Wandel: Gewohnheiten, Erwartungen und Interessen verändern sich. Umso wichtiger ist die Frage: Wo wollen wir hin? Was wünschen wir uns für die Zukunft unserer Kapelle – im Jahr 2035?
Gemeinsam haben wir darüber nachgedacht – ohne Begrenzung durch Budget, Zeit oder Realität. Herausgekommen ist eine bunte Sammlung an Träumen, Ideen und ehrlichen Gedanken. Daraus ergibt sich ein starkes Bild: eine Kapelle, die inspiriert, verbindet und begeistert – auch im Jahr 2035.
Wenn alles möglich wäre, würden wir mit Profimusikerinnen und -musikern zusammenarbeiten, besondere Konzertreisen unternehmen und inspirierende Projekte umsetzen – vom Filmmusikkonzert bis zu Kooperationen mit anderen Orchestern. Es geht nicht darum, möglichst viele Auftritte zu spielen, sondern gezielte musikalische Höhepunkte zu schaffen. Besondere Konzerte, kreative Formate und gemeinsame Erlebnisse stärken nicht nur unsere musikalische Qualität, sondern auch Motivation, Zusammenhalt und das öffentliche Bild unserer Kapelle.
Was viele in die Zukunft mitnehmen möchten, ist die Gemeinschaft. Sie soll lebendig, herzlich und offen bleiben – egal, ob jemand jung oder alt ist, neu dabei oder seit Jahrzehnten engagiert. Freizeiten, Hüttenwochenenden, Spielabende oder auch spontane Treffen helfen dabei, sich besser kennenzulernen. Vertrauen und Respekt über Generationen hinweg machen uns stark. Denn eine Kapelle, die gemeinsam lacht, diskutiert, zuhört und durch Höhen und Tiefen geht, ist nicht nur musikalisch erfolgreich – sie ist für viele ein echtes Zuhause.
Auch digital wollen wir mit der Zeit gehen – ohne unsere Menschlichkeit zu verlieren. 2035 könnten Noten digital über Tablets verwaltet werden, Probenpläne zentral per App geteilt, Konzertmitschnitte gestreamt oder auf Social Media verbreitet werden. Intelligente Übehilfen könnten gezieltes Üben fördern. Aber trotz aller digitalen Werkzeuge soll das, was zählt, bleiben: das Zusammenspielen im selben Raum, die Gespräche vor und nach der Probe, das Gefühl, live auf einer Bühne zu stehen – gemeinsam mit anderen.
Trotz aller Offenheit für Neues gibt es Dinge, die wir nicht verlieren wollen: unseren Zusammenhalt, unsere Begeisterung für die Musik, den Spaß an Proben, Auftritten und Festen – und die Offenheit für neue Menschen und Ideen. Diese Werte sind unsere Wurzeln. Sie geben uns die Kraft, neue Wege zu gehen, ohne unsere Identität zu verlieren.
Damit wir 2035 eine starke, kreative und lebendige Stadtkapelle sind, braucht es allerdings heute die richtigen Schritte. Nachwuchs gezielt fördern und begleiten, neue Konzertformate ausprobieren, Raum für Gemeinschaft schaffen und gemeinsam Entscheidungen treffen – das alles beginnt jetzt. Denn was wir heute anstoßen, wächst morgen zu etwas Großem heran.
Wir wünschen uns für 2035 eine Stadtkapelle, die mit Qualität überzeugt, mit Ideen überrascht und mit Herz verbindet. Eine Kapelle, auf die man stolz ist – weil sie musikalisch, menschlich und gesellschaftlich ihren Platz hat. Nicht nur eine, die spielt – sondern eine, die bleibt.
Stadtkapelle Bad Wurzach mit Petra Springer und allen, die geholfen haben und sich Gedanken gemacht haben
Nachwort – sehr persönlich

Was wir unseren kreativen Köpfen in diesem Prozess bewusst ersparen wollten, war die Frage: Was, wenn…?
Was, wenn wir durch Umwelteinflüsse, Pandemien oder gesellschaftliche Krisen plötzlich nicht mehr gemeinsam musizieren können? Was, wenn uns äußere Umstände ausbremsen, aufhalten oder gar auseinanderreißen?
Solche Gedanken sind real – das haben wir in den vergangenen Jahren schmerzlich erlebt. Und doch wollten wir in diesem Zukunftsausblick Raum für Zuversicht lassen. Nicht aus Naivität, sondern aus Überzeugung: Dass unsere Gemeinschaft, unsere Musik und unser Zusammenhalt auch in schwierigen Zeiten tragen können. Dass es wichtig ist, nach vorne zu denken – mutig, hoffnungsvoll und ohne die Schwere möglicher Einschränkungen.
Denn gerade das ist vielleicht unsere größte Stärke: Dass wir als Stadtkapelle nicht nur auf Krisen reagieren, sondern Visionen haben. Dass wir nicht nur auf die nächste Probe schauen, sondern auf das, was uns langfristig verbindet. Und dass wir – was auch kommen mag – immer Wege finden werden, Musik zu leben und miteinander zu teilen.
In diesem Sinne – danke Alexandra, für Deinen unermüdlichen Einsatz und deine kreativen Ideen für die ganze Szene.
©Beitragsbild: Stadtkapelle Bad Wurzach, verändert mit AI