12 Blasorchesterwerke mit einem gewissen “Extra”

Es gibt viele tolle Werke, original geschrieben für Blasorchester. Keine Frage. Es gibt auch viele ganz spezielle Werke. Werke, die mit einer Besonderheit daher kommen. Sei es mit ungewöhnlichen “Instrumenten”, Geräuschen oder einer gewissen Dramaturgie und auch Choreografie. Eine kleine Auswahl davon könnt Ihr in diesem Beitrag kennenlernen:

Black-White-Blue von Hubert Hoche

In Black-White-Blue von Hubert Hoche gibt es gleich zwei “Extras”: Zum einen wird das Werk zusammen mit einer Bläserklasse oder einem Kinderblasorchester aufgeführt. Und dann bringt der Einsatz von Wassereimern, von den Kindern der Bläserklasse oder dem Kinderblasorchester effektvoll “gespielt” noch das gewisse “Extra” in das Werk. Zugleich ist Black-White-Blue von Hubert Hoche noch eine wunderbare Art, den Musikerinnen und Musikern moderne, zeitgenössische Musik vertraut zu machen. Also eigentlich drei “Extras”…. Für das Blasorchester liegt der Schwierigkeitsgrad in etwa bei 4. Leider habe ich keine Youtube-Aufnahme gefunden, aber auf der Website von Hubert Hoche ist ein Soundfile zu finden:

Black-White-Blue Soundfile

Ein weiteres Werk von Hubert Hoche möchte ich in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen: MYSTIKA. MYSTIKA ist ein trimediales Projekt: Musik, Tanz und eine Videoproduktion kommt zum Einsatz. Einen Beitrag über MYSTIKA könnt Ihr hier lesen.

Start up the Band von Gilbert Tinner

Wenn Du schon immer einmal ein schwungvolles Eröffnungswerk für ein Unterhaltungskonzert gesucht hast, in das man die Begrüßung mit einbauen kann, wirst Du bei Gilbert Tinner fündig: Im Mittelteil von Start up the Band kann bei entsprechender Reduzierung der Lautstärke des Blasorchesters wunderbar eine Ansage integriert werden. Mit einem Schwierigkeitsgrad von etwa 3 ist das kleine Eröffnungswerk für sehr viele Blasorchester machbar.

Auf Musicainfo.net gibt es eine gute Demo-Aufnahme zu finden: Start up the Band. Außerdem steht eine Demo-Partitur zum Download zur Verfügung.

Auf Youtube habe ich leider nur diese eine Aufnahme von Start up the Band gefunden:

Cloudburst von Eric Whitacre

In Cloudburst von Eric Whitacre trägt u. a. das Publikum zum Gelingen bei: Durch die Aufforderung des Dirigenten an das Publikum, mit den Fingern zu schnipsen, entsteht die Geräuschkulisse von plätscherndem Regen. Handglocken und Donnerbögen sorgen zusätzlich für die Dramatik eines Wolkenbruchs. Das Werk ist in etwa Schwierigkeitsgrad 4. Im Original ist Cloudburst – wie so manches Werk von Eric Whitacre – für Chor geschrieben. Gesang ist auch integriert und kann entweder vom Orchester oder einem extra Chor übernommen werden.

Marchissimo von Philip Sparke

Nochmals ein Eröffnungswerk der besonderen Art. Die MusikerInnen sitzen bei Marchissimo nicht von Anfang an auf der Bühne, sondern “marschieren” nach und nach ein. Den Anfang machen die Schlagzeuger zusammen mit Piccolo, Bassklarinette oder Baritonsaxophon, Euphonium und Tuba. Danach kommen Posaune, Flöte, Klarinette und schließlich Saxophon hinzu. Zum Schluss komplettieren die Hörner das Blasorchester. Auch dieses Werk ist moderat in Grad 3 gehalten, um es so vielen Orchestern wie möglich zugänglich zu machen.

Eine ganz gelungene Aufnahme von Marchissimo gibt es von der Stadtmusik Biel, Schweiz:

Il Presidente von Thomas Doss

Den umgekehrten Weg geht Thomas Doss in Il Presidente. Bei diesem witzigen Stück verlassen die Musikerinnen und Musiker nach und nach die Bühne…. Sind vielleicht auf der Flucht vor der allzu langweiligen Rede ihres Präsidenten… Pfeifen und auf dem Mundstück blasen sind weitere kleine Extras in dieser besonders auch als Zugabe geeigneten Nummer. Der Schwierigkeitsgrad von Il Presidente ist mit 4 angegeben.

Hier eine Youtube-Aufnahme von Il Presidente vom Sinfonischen Blasorchester Ried unter der Leitung von Karl Geroldinger. Es war das Konzert zum 50. Geburtstag von Thomas Doss – ich war selbst im Publikum (es ist mir in allerbester Erinnerung):

The Fly von Oscar Navarro

Ihr kennt das vielleicht: Ihr wollt schlafen, doch im Schlafzimmer surrt eine Fliege herum…. Es stört nicht nur das irre Geräusch, sondern die Fliege will sich auch noch dauernd auf Eure Nase setzen. Es hilft alles nichts, die Fliege muß geklatscht werden… Doch bis es soweit ist, flippt ihr fast aus. Tja, und diese Szene hat Oscar Navarro nun für die musikalische Darstellung auf der Bühne komponiert. Je mehr Dramatik desto besser… Wichtiges Utensil: Fliegenklatsche!

The Fly ist Teil der Gemeinschaftsproduktion Bestiarium, einer Suite, bei der viele Komponisten mitgewirkt haben. Sie besteht aus:

Angelfish – Pez ángel von Bert Appermont
Tyrannosaurus Rex von Ferrer Ferran
Kangaroo – Canguro von Kevin Houben
Fly – Mosca von Oscar Navarro
Snail – Caracol von Jan Van Der Roost
Chameleon – Camaleón von Luis Serrano Alarcón
Apes – monos von Robert W. Smith
Whale – Ballena von Philip Sparke
Woodworm – Carcoma von Victoriano Valencia

Die Dramaturgie von The Fly könnt Ihr Euch hier abschauen:

Fellini von Johan de Meij

Fellini ist im Prinzip ein Solowerk für Altsaxophon. Aber nicht nur irgendeines… In Fellini wird der Solist während dem Spielen zum Clown. Und eine Zirkusband, die während dem Werk eingesetzt wird, spielt nicht auf der Bühne, sondern im Foyer des Konzertsaals… Spektakulär!

Hier ein Youtube-Video, bei dem der Komponist Johan de Meij selbst am Pult steht:

The Foggy Island von Patrick Egge

Werke mit einem “Extra” müssen nicht immer besonders schwierig sein. Die gibt es auch schon im Grad 2-3. Bei The Foggy Island von Patrick Egge ist die Besonderheit, dass Blockflötenkinder zusammen mit dem Blasorchester spielen. An Stelle der Blockflötenkinder könnte das aber auch eine Bläserklasse oder eine Gruppe mit Orffschen Instrumenten sein. The Foggy Island ist hier sehr flexibel.

Über den Komponisten Patrick Egge habe ich übrigens hier einen Beitrag geschrieben.

Auf Youtube gibt es eine Aufnahme der Urauffühung von The Foggy Island beim Landesmusikfestival Baden-Württemberg 2015:

Cacabus Rhapsodie von Peter Kleine Schaars

Peter Kleine Schaars hat zwar auch ein kleines Werk für Blockflöte und Blasorchester geschrieben (First Concerto, Grad 1!), aber viel interessanter finde ich dieses Solowerk: Cacabus Rhapsodie. Die Solisten sind 2 Oboen, 1 Englischhorn und 2 Fagotte…. Wow. Dachte vor dieser Entdeckung nicht, dass es für diese Besetzung überhaupt etwas gibt. Die meisten Orchester würden froh sein, wenn sie diese Instrumente dauerhaft im Orchester sitzen hätten….

Dass diese Besetzung total witzig klingt, kann ich Euch leider nur auf der Musicainfo.net-Website mit einer Demo-Aufnahme beweisen:

Soundbeispiel Cacabus Rhapsody

Blue Horizons von Franco Cesarini

Wal-Gesänge sollen ja beruhigend sein. Im dritten Satz von Franco Cesarinis Blue Horizons, in dem das Meer mit seinen Bewohner beschrieben wird, kommen die Wale mit ihren Gesängen zu ihrem großen Einsatz. Die CD mit den Walgesängen wird beim Set gleich mitgeliefert. Sehr effektvoll! Mit dem angegebenen Schwierigkeitsgrad 5 nicht ganz einfach, aber lohnenswert. Hört selbst (und besonders gut ab Minute 13:30):

Jubilate! von Jacob de Haan

Auch die Aufführung von Jubilate! kommt mit der Hilfe einer CD aus – sofern es nicht in einer Kirche gespielt wird und die dortigen Kirchenglocken zum Einsatz kommen. Der Auftrag zu Jubilate! stammt aus Waldkirch bei Waldshut (Hochrhein). Es waren irische und schottische Mönche, die hier “auf’em Wald” die erste Kirche bauten. Von dramatischen historischen Ereignissen, aber auch von einer aufblühenden Kirchengemeinde handelt dieses festliche Werk im Schwierigkeitsgrad 3. Auch bei dieser Uraufführung durfte ich dabei sein – Jacob de Haan dirigierte sie selbst. Es war sehr ergreifend, als zum Ende des Werkes Jubilate! die Glocken durch die offenen Türen tönten. Auf der CD sind übrigens genau diese Glocken aus Waldkirch zu hören. Schöner ist es jedoch, wenn im Kirchenkonzert die “echten” Kirchenglocken dazu läuten…

1805 – A Town’s Tale von Otto M. Schwarz

Zum Schluss dieses Beitrags darf ein Knaller nicht fehlen: 1805 – A Town’s Tale von Otto M. Schwarz. Zu einem aufwändig produzierten Historienfilm (ein Kurzfilm von ca. 24 Minuten) wird live mit Hilfe von Clicktracks gespielt. Obwohl das Werk noch recht jung ist, wurde 1805 – A Town’s Tale schon etliche Male aufgeführt. Wer sich also dafür interessiert, das Werk aufzuführen, kann sich wegen der technischen Ausführung nicht nur an Otto M. Schwarz wenden, sondern auch mit vielen Dirigenten in Kontakt kommen, die es schon mit Film aufgeführt haben. Ich selbst durfte bei der Aufführung des Musikvereins Fahrnau mitspielen, der von meinem Musikerfreund Gordon Hein dirigiert wird. Es war nicht nur für die MusikerInnen ein super Erlebnis, die Aufführung hat die Konzertbesucher von den Stühlen gerissen. Erfolg garantiert.

Schwierig zu spielen ist die Musik zu 1805 – A Town’s Tale übrigens nicht – der Schwierigkeitsgrad ist mit ca. 4 1/2 angegeben. Die Herausforderung liegt in den Clicktracks, die den MusikerInnen mit Kopfhörern auf die Ohren gegeben werden. Die Noten sind Mietmaterial, Partitur und Studienpartitur kann man kaufen.

Übrigens habe ich hier bereits einen ausführlichen Beitrag zu 1805 – A Town’s Tale geschrieben.

Hier der offizielle Trailer zum Film, mit einem Sinfonieorchester gespielt:

 

Dies ist nur eine Auswahl von Werken mit dem gewissen “Extra” und sie ist wie immer sehr subjektiv. Wenn Ihr weitere Werke, die in diese Kategorie fallen, kennt und auch schon aufgeführt habt, könnt Ihr sie gerne in den Kommentaren weiter unten auf dieser Seite vermerken.

 

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Die Titel in diesem Beitrag (alle grün markiert) sind mit sogenannten Affiliate-Links hinterlegt, die direkt in den Online-Shop des Hebu-Musikverlags führen. Dort findet Ihr weitere Informationen zu Schwierigkeitsgrad, Lieferbedingungen und Preis und natürlich noch viele weitere Werke. Wenn Ihr Euch entschließt, eines dieser Werke dort zu bestellen fließt ein kleiner Beitrag für die Arbeit und zur Unterstützung des Blasmusikblog.com an die Autorin. Dazu bitte direkt auf den Link klicken. Der Hebu-Musikverlag trägt somit zum Fortbestand dieser Plattform bei. Die Autorin bleibt in ihrer journalistischen Arbeit jedoch frei, unabhängig und selbstständig.

 

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Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    5 thoughts on “12 Blasorchesterwerke mit einem gewissen “Extra”

    • 24. Februar 2018 at 11:17
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      Blue Horizons habe ich schon mit dem VBO Kaiserstuhl-Tuniberg unter Frieder Stoll gespielt. Ein tolles Werk – wenn auch im 2. Satz für’s Holz “ganz nett”…
      Aber der dritte Satz ist so unglaublich ergreifend schön! Bei uns hat ein Tubist den Wal am Schluss gespielt – das war so klasse.

      Reply
    • 15. Dezember 2019 at 8:22
      Permalink

      Ein Stück mit einem besonderen Extra ist auch “Jambo Africa” von Mario Bürki.

      Reply
    • 5. Februar 2020 at 12:37
      Permalink

      Ferrer Ferran – Pinocchio Beginn: Holzhammer und Schleifsteingeräusche als Darstellung der Werkstatt von Meister Gepetto
      Alberto Pina – Ghost Ship – Mittelteil: Zuspielung von CD für Maschinengeräusche eines Schiffes in Kombination mit der Schlagzeuggruppe

      Reply
      • 5. Februar 2020 at 13:17
        Permalink

        Danke, lieber Michael, für Deine Anregungen!
        Viele Grüße
        Alexandra

        Reply
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