Ferrer Ferran: Deutsche Erstaufführung von “David und Goliath”

Ein Gastbeitrag von Silvia Casado Schneider

„Ya llegó DAVIDE a Alemania y encontró a GOLIA“

– Grandiose Erstaufführung von „David und Goliath“ in Alzey am 9.10.2016 durch Cinephonics VIII unter der Leitung von Gerd Greis –

„Und David tat seine Hand in die Tasche und nahm einen Stein daraus und schleuderte und traf den Philister an seine Stirn, dass der Stein in seine Stirn fuhr und er zur Erde fiel auf sein Angesicht. Also überwand David den Philister mit der Schleuder und mit dem Stein und schlug ihn und tötete ihn. Und da David kein Schwert in seiner Hand hatte“ (Samuel 17, 49-50)

Leonard Meier steckte seinen Kopf in die Partitur, nahm die Schlägel und holte aus, um das Fell der 2 großen Trommeln zum Schwingen zu bringen; die energiegeladenen rhythmischen Klänge ließen die Luft erzittern, versetzten die Trommelfelle in Schwingungen und erfüllten die Halle mit jener magischen Energie im Stil von Ferrer Ferran. Mit seiner künstlerischen und musikalischen Leistung gewann Leonard die Herzen des Publikums: ein Kampf und zwei Siege. Er siegte mit nur 2 Schlägeln und 2 großen Trommeln.

david-4Leonard Meier – David – war der Solist in der Erstaufführung in Deutschland von „David und Goliath“ (Ferrer Ferran). Leonard ist 16 Jahre alt und besucht die 11. Klasse des Gymnasiums in Nieder-Olm. Er wohnt in Klein-Winternheim nahe Mainz, wo er seit 10 Jahren Schlagzeugunterricht erhält. Sein Lehrer ist Sebastian Neumann, Mitglied des philharmonischen Staatsorchesters Mainz. Leonards Lieblingsinstrument ist die Pauke. In seiner Freizeit widmet er sich neben seiner Leidenschaft die Musik, dem Tischtennis spielen. Er hat schon bei mehreren Projekten der Musikschule des Landkreises Alzey-Worms mitgemacht; bei Cinephonics ist es das dritte Mal. (Interview mit ihm: https://www.youtube.com/watch?v=g8UDb8bGTmM)

 

 

Was ist CINEPHONICS?

CINEPHONICS kommt von den Wörtern „Cinema“ und „Symphony“ und ist einer der größten Workshops für sinfonisches Blasorchester in Deutschland. Er steht unter der künstlerischen Gesamtleitung von Gerd Greis, stellvertr. Leiter d. Kreismusikschule Alzey-Worms; sie zählt zu einer der größten Musikschulen in Rheinland-Pfalz. (http://www.kreis-alzey-worms.eu/musikschule/aktuelles/cinephonics.php) Die Vorbereitungen dieses Workshops, der alle 2 Jahre stattfindet, nehmen 1,5 Jahre in Anspruch. Cinephonics zeichnet sich aus durch: ausverkaufte Konzerte, aufwendige Licht-, Ton- und Pyrotechnik, überragende Solisten, hervorragende Dirigenten, Live-Musik zu Filmsequenzen und unvergessliche Erlebnisse.

david-5Cinephonics VIII spielten unter der Leitung von Otto M. Schwarz, dem Gastdirigenten, die Welturaufführung seines Werkes „1805 – A Town`s Tale“ und unter der Leitung von Gerd Greis die deutsche Erstaufführung von „David und Goliath“ des valencianischen Komponisten Ferrer Ferran (http://www.ferrerferran.com/davide-e-golia/). „Davide e Golia“ ist von den treuesten Musikern dieses Projektes in erster Linie aufgrund der Tatsache gewählt worden, dass es sich um Originalliteratur für sinfonisches Blasorchester handelt.

Die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland und es nahmen am gesamten Projekt rund (Sänger, Streicher und Bläser) 140 Musiker teil. Bei den Teilnehmern handelt es sich in erster Linie um Amateurmusiker, deren Leidenschaft die Musik ist.

Jeder Teilnehmer bereitet seine Stimme zu Hause alleine oder mit Hilfe seines Lehrers vor. Auf den ersten Blick sah „David und Goliath“ ziemlich einfach aus, doch oft birgt das, was am einfachsten wirkt, die größten Schwierigkeiten oder Herausforderungen. Wer die Werke von Ferrer Ferran kennt, weiß, dass nichts so ist wie es auf den ersten Blick scheint. Seine Werke bergen mehr als das, was man mit dem bloßen Auge sieht. Die Melodien begeistern, doch was den Zauber ausmacht – die Magie -, steht nicht in den Noten, das muss man fühlen, denn seine Musik ist mit dem Herzen komponiert. Somit liegt die Herausforderung nicht nur in der Virtuosität und dem technischen Können eines Musikers, sondern darin MUSIK zu machen – Spielen mit Herz. Dies ist, was die Exzellenz von Cinephonics unter der Leitung von Gerd Greis auszeichnet: „Lasst uns MUSIK machen.“ Die Magie von Ferrer Ferrans Werken steckt zwischen den Notenzeilen und hinter den Noten. Daher war eines seiner Werke prädestiniert für Cinephonics und es wird mit Sicherheit nicht das letzte gewesen sein, obwohl man für seine großen Werke oft viele Perkussionsinstrumente benötigt über die in der Regel nicht jeder Musikverein verfügt.

Bei Cinephonics VIII haben wieder einmal alle mitgeholfen das benötigte Equipment zu be-schaffen und vom Staatstheater Mainz bekam der Workshop sogar ein Donnerblech ausgelie-hen.

Umso mehr ist es zu bewundern, wenn Musikvereine, regionale und nationale Workshops und Blasorchester seine größeren Werke aufführen, denn es ist sicherlich ein Ausschlusskriterium für Orchester ein Werk aufzuführen, wenn sie dafür Musiker und Equipment ausleihen müssen oder die Stimmen soweit reduzieren, dass das Stück nicht mehr klingt.

Zu Beginn waren nicht alle von „David und Goliath“ überzeugt, obwohl sie zum Üben eine CD mit den Stücken zur Verfügung hatten. Die Tenorhörner waren etwas traurig, da es keine spezielle Stimme für sie gab und sie somit nicht alles mitspielen konnten.david-1

Nach dem ersten langen intensiven Probenwochenende mit „David und Goliath“ und v. a. nach der ersten Gesamtprobe, begannen die Meinungen sich zu wandeln. Die Musiker waren sichtlich beeindruck von diesem Werk, welches voll positiver harmonischer und negativer zerstörerischer Energie steckt. Es war kein Vergleich zur Aufnahme. Die Musik begann in der Mensa, wo die Proben stattfanden, zu leben. Man dachte, dass unter den intensiven Klängen gleich das Dach abheben würde. Ferrer Ferrans Werke sind anders als die anderer Komponisten. Für viele war dies eine neue Erfahrung. „David und Goliath“ ist voll von Energie, wundervollen und lieblichen Klanglandschaften und Passagen – ein Kennzeichen der Werke von Ferrer Ferran, das einen zum Träumen anregt. Der Komponist schenkt uns mit „David und Goliath“ einen bunten Blumenstrauß von Emotionen und Gefühlen, die diese Ereignisse aus der Bibel in Form von Noten bzw. dann Klängen beschreiben.

Um MUSIK zu machen, ist es für die Musiker eine große Hilfe, wenn sie wissen, was der Komponist beim Schreiben seiner Musik dachte und was er mit den einzelnen Passagen zum Ausdruck bringen möchte; v. a. für die Jüngeren, da sie noch nicht so viel Erfahrung haben. Mit Bildern oder einer Bildergeschichte im Kopf lässt sich ein Werk viel besser musikalisch interpretieren. Der Dirigent selbst möchte mittels Worte und Bewegungen den Inhalt vermitteln und dafür muss er selbst, indem er die Partitur studiert, verstehen, was hinter der niedergeschriebenen Musik steckt. Ein ausführliches Vorwort, ein Klappentext, eine Legende oder eine Zusammenfassung des Inhaltes sowie Untertitel im Werk sind sehr hilfreich – unverzichtbar für Programmmusik.

david-2Der Idealfall wäre, wenn die Musiker eine Art Bildergeschichte vor ihrem geistigen Auge ablaufen sehen, denn dann können sie anfangen MUSIK zu machen und die Geschichte mit all ihren Emotionen und verschiedenen Charaktere musikalisch vermitteln. „Davide e Golia“ ist durchzogen von Gegensätzen: Liebe – Gewalt, Freude – Angst, Wärme – Zerstörung, Harmonie – Kampf, Sanftheit – Stärke. Als dem Orchester bewusst wurde, dass es Goliath ist und gegen David kämpft, änderte sich sein Klang von einem Moment zum anderen. Das gleiche geschah beispielsweise, als die Klarinetten die Szene interpretierten, wo Goliath bereits besiegt und tot am Boden liegt und oben die Geier kreisen. Man bekam Gänsehaut. Nur, wenn die Musiker eine Vorstellung von dem haben, was sie interpretieren, wird die Geschichte für die Zuhörer erlebbar. Es dürfen auf keinen Fall nur aus Zeitmangel die Inhaltsangaben gekürzt oder Untertitel weggelassen werden. Das neue Projekt von Ferrer Ferran „Making Off“-Clips zu machen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ich hoffe, es gibt noch viele weitere und v. a. auch dann auf Englisch. Leider gab es zu „David und Goliath“ nicht einmal einen auf Spanisch.

Am Ende kann man sagen, dass dieses Werk der Höhepunkt des ersten Teils des Konzertes war und für mehr als einen Musiker zu seinem Lieblingswerk wurde. „David und Goliath“, ein Werk für zwei große Trommeln und Blasorchester aus der Feder des renommierten und berühmten valencianischen Komponisten Ferrer Ferran, ist wahrhaftig ein beeindruckendes und grandioses Werk. Seine Bestimmung sieht er darin mit seiner Musik der Welt Freude zu bereiten und das Publikum zum Träumen zu bringen. Allerdings ist „David und Goliath“ nicht in jenem Sinne zum Träumen wie sein erstklassiges Werk „Peter Pan“, welches 2016 beim regionalen Wettbewerb in Valencia Uraufgeführt worden ist, oder „Die Abenteuer des kleinen Prinzen“, die uns in eine Traumwelt entführen. „David und Goliath“ lässt mittels der Gefühle, die diese Musik hervorruft, Bilder im Kopf entstehen, wodurch die Geschichte gelebt werden kann.

Der Partitur zufolge ist „David und Goliath“ Niveau 3, aber hinsichtlich seiner musikalischen Interpretation – MUSIK machen = Interpretation mit Herz – übersteigt es dieses Niveau. Cinephonics VIII erweckte den historischen Kampf zwischen David (Leonard Meier) und Goliath (Cinephonics VIII) aus der Bibel am 9.10.16 für über 900 Liebhaber der sinfonischen Blasmusik zum ersten Mal in Deutschland zum Leben. Den Musikern ist es gelungen diesen speziellen Zauber hinter den Noten, den alle Werke von Ferrer Ferran bergen, in ihren Klängen zum Ausdruck zu bringen und die Noten in erlebbare Bilder zu verwandeln. Der tosende über 1 min. andauernde Applaus in der ausverkauften Sporthalle des Gustav-Heinemann-Schulzentrums in Alzey sagt alles.
Autorin und Bilder: Silvia Casado Schneider, Teilnehmerin bei Cinephonics VIII

 

Ein herzliches Dankeschön, liebe Silvia, für diesen lebhaften, leidenschaftlichen und informativen Beitrag über die Deutsche Erstaufführung von “David und Goliath” von Ferrer Ferran.

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert