DOW 2016: Besucher- und Teilnehmer-Stimmen!
Zum Thema “Deutscher Orchesterwettbewerb 2016” erreichten mich Statements von Teilnehmern und Besuchern, die ich hier gerne veröffentlichen möchte. Um keine Wertung in die Reihenfolge der Texte zu bringen, habe ich sie hier in die Reihenfolge des Eingangs gesetzt:
Den Anfang macht Henning Klingemann vom Modern Sound(s) Orchestra Seelze:
“Ich möchte gar nicht viel sagen, außer dass es mir und meinen Musikern sehr viel Freude gemacht hat uns auf den DOW vorzubereiten und beim DOW teilzunehmen. Das Spielen auf der Bühne war ein wunderbares Erlebnis und auch das Jurygespräch war konstruktiv und bescheinigte uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und vieles, was vor vier Jahren angesprochen wurde jetzt deutlich besser geworden ist. Dabei ist mir und uns völlig klar, dass wir nicht zu den Favoriten des Wettbewerbs gehören, aber darum geht es uns auch nicht. Die Weiterentwicklung und die Arbeit an den richtigen Dingen ist uns sehr wichtig und wurde uns ja auch bescheinigt. Wir sind also davon ausgegangen, dass wir etwas über der Punktzahl vom letzten Mal (20,3) liegen würden.
Bei der Ergebnisbekanntgabe wurde diese Erwartung jedoch deutlich getrübt; wir haben 0,9 Punkte weniger, als beim letzten Mal. Dies ist etwas, was natürlich bei meinen Musikern und mir Unverständnis hervorruft: Waren wir jetzt also doch deutlich schlechter, als beim letzten Mal? Aber warum sagt uns die Jury, wir hätten uns deutlich verbessert? Oder hat die Jury die Punktzahlen vom letzten Mal einfach nicht mehr auf dem Schirm und diesmal deutlich niedriger angesetzt???
Hörbar ist – auch ohne Jurymeinung –, dass wir uns deutlich verbessert haben. Dies wurde ja auch gesagt, aber in Punktzahlen das Gegenteil ausgedrückt, was meine Musiker und ich erst einmal verdauen müssen und dies bedeutet für uns auch viel an Motivationsarbeit. Und die sollte doch nach einem Wettbewerb, der ein positives Feedback brachte, automatisch geschehen…
Ich finde es persönlich einfach schade und sehr unpädagogisch, dass eine fachlich so professionell besetzte Jury, von denen zwei Mitglieder auch beim letzten DOW schon dabei waren, zwar in der Lage ist, die Entwicklung eines Orchesters zu sehen, aber dies nicht in Form von Punktzahlen deutlich machen kann.
Etwas beruhigend ist dabei zu sehen, dass alle Orchester (bis auf Altenmittlau), die beim letzten DOW schon dabei waren, in diesem Wettbewerb deutlich niedrigere Punktzahlen haben – da kommen wir mit nur 0,9 weniger noch ganz gut weg.” – Henning Klingemann
Auch Tobias Zinser, von der Stadtkapelle Wangen hat sich mit einem Erfahrungsbericht über den DOW 2016 rückgemeldet:
“Zunächst mal einen herzlichen Glückwunsch an die Orchester aus Blaustein, Bad Griesbach und Hilgen für ihren Erfolg beim diesjährigen Orchester-Wettbewerb. Aber auch Glückwunsch an die anderen Teilnehmer für ihre Qualifikation und die tollen erbrachten Leistungen im Edwin-Scharff-Haus.
Bei der Ankunft in Neu-Ulm mussten wir erfahren, dass die Gegebenheiten auf der Bühne offensichtlich nicht dem entsprechen, was wir im Vorfeld des DOW in einigen Mails und Telefonaten in Erfahrung bringen konnten.
Das hat einfach für unnötigen Ärger, Stress und einige Unruhe gesorgt, zumal wir uns einfach solide und gewissenhaft auf die Räumlichkeiten einstellen wollten. Diese Unruhe hat sich schließlich auch auf das Orchester übertragen. Wir konnten nicht so entspannt auf die Bühne, wie wir uns das vorgenommen hatten.
So musste ich kurzfristig das Orchester anders platzieren als geprobt, die Solisten standen fast in meinem Rücken und hatten schlechteren Kontakt zu mir. Auch war mir zum Teil der Blick auf meine Musiker verstellt. Das sind Rahmenbedingungen, die natürlich nicht optimal sind.
Ansonsten waren die Räumlichkeiten für uns ok. Der Aufenthaltsraum und der Einspielraum tadellos.
Nachdem wir am Anfang noch etwas mit der ungewohnten Sitzordnung und einer daraus resultierenden Unsicherheit zu kämpfen hatten, konnten wir uns nach und nach auf der Bühne akklimatisieren.
Vieles von dem, was wir uns vorgenommen hatten, hat dann auch funktioniert und wir konnten wirklich Spaß und Spielfreude auf dem Podium entwickeln.
Erfreulich war für mich die gute Atmosphäre und die gut gefüllten Plätze im Konzertsaal.
Für unseren Vortrag haben wir von vielen Seiten tolle Resonanz erfahren.
Nach einer guten, harmonischen und entspannten Vorbereitung auf diesen DOW, konnten wir, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, unser Potenzial abrufen. Die Mitglieder der Stadtkapelle Wangen waren mit Ihrem Auftritt und auch dem Ergebnis zufrieden.
Ich konnte konstatieren, dass sich das Orchester die letzten Jahre weitentwickelt und als eine echte Einheit präsentiert hat.
Somit war für uns die Teilnahme an diesem DOW ein Erfolg und ich glaube, dass wir den wichtigsten Aspekt, nämlich einen pädagogischen Nutzen aus der Vorbereitung zu dieser Veranstaltung zu ziehen, erfüllen konnten.
Darüber hinaus war es natürlich schön, auf andere Orchester und Musiker zu treffen, alte Bekannte wieder zu sehen, neue Bekanntschaften zu schließen und auch einen interessanten Austausch zu führen.” – Tobias Zinser –
Auch ein Besucher, der Saxophonist Raphael M., hat sich bei mir mit einem ausführlichen Erfahrungsbericht gemeldet, den ich hier gerne veröffentliche:
“Leider konnte ich nur etwa die Hälfte aller Orchester hören. Für mich war es der erste DOW, und ich muss sagen: Ich war etwas enttäuscht. Der Austausch von Musikern fand eigentlich nur zwischen Tür und Angel statt, am ehesten mal im Publikum zwischen zwei Wertungen. Abends traf ich eine Gruppe des Jungen Ensembles Berlin in einer Bar, allerdings war das natürlich eher zufällig.
Ich hätte mir vom Rahmenprogramm her deutlich mehr erwartet. Kleine Bühnen und Auftritte auf den Straßen, vielleicht einen Flashmob auf dem Marktplatz oder ähnliches. Auch ein gemeinsamer Kick-Off hätte dem ganzen gut getan, um eben nicht nur den Konkurrenz-Gedanken, sondern auch das Miteinander zu stärken. Stattdessen kam in der Stadt kaum das Flair auf, dass ich mir von einem Event dieser Größe versprochen hatte. Lediglich ein paar Fahnen vor dem Münster und ein Plakat an der ein oder anderen Straßenlaterne ließen vermuten, dass dieses Wochenende nicht nur die “normalen” Touris durch die Gassen wimmeln.
Was dann musikalisch im Edwin-Scharff-Haus geboten wurde, war natürlich spitze, aber es bleibt dieser fade Beigeschmack… Teilweise fühlte es sich so an, als ob das Ganze unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Bis auf den Auftritt von Wangen (und die waren immerhin Titelverteidiger und spielten Sonntagnachmittags) konnte ich bei allen anderen Wertungen leere Plätze im Publikum ausmachen. Die meisten Plätze wurden doch durch Musiker anderer Orchester und deren Angehörigen besetzt, so zumindest mein Eindruck.
Aber das mag nun auch meine subjektive Einschätzung sein. Zur Ergebnisbekanntgabe und dem Preisträgerkonzert konnte ich nämlich leider nicht da sein, vielleicht war da vieles besser.” – Raphael M.
Vom Verantwortlichen für die Presse der Bläserphilharmonie Regensburg erreichte mich folgender ausführlicher Erfahrungsbericht von Jörg Mancke:
“Zunächst einmal unsere Einordnung der erzielten Bewertung von 22,4 Punkten und unseren damit erreichten 5. Platz in der Kategorie B:
Ich darf zuerst einmal unsere Freude über die Anerkennung für unseren Auftritt ausdrücken, denn mit den 22,4 Punkten bestätigt uns die Jury eine Teilnahme “… mit sehr gutem Erfolg …”. Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass die Bläserphilharmonie Regensburg ja als Zweiter des Landeswettbewerbs und Punktbester Zweitplazierter nachrücken durfte und wir somit um die Qualifikation zum Deutschen Orchesterwettbewerb noch eine Weile nach dem Abschluss des Landeswettbewerbs bangen mussten. Vor diesem Hintergrund konnten wir mit dem erreichten fünften Platz unterstreichen, dass wir völlig zurecht im Kreise der 10 besten Laienorchester Deutschlands dabei waren.
Im Bereich des Sports wird eine erzielte Leistung häufig an der bisherigen persönlichen Bestleistung gemessen. Dies ist im Falle einer künstlerischen Darbietung eine heikle Angelegenheit, denn von Wettbewerb zu Wettbewerb wechseln die Jury-Mitglieder, so dass sich die erzielten Punkte nicht unbedingt vergleichen lassen. Unser musikalischer Leiter Jörg Seggelke bestätigte uns aber, dass wir die zahlreichen, musikalisch heiklen Stellen in unserem Wahl- und Pflichtstück gut gemeistert hatten. Die Grundlage dafür war eine sehr intensive und sorgfältige Vorbereitung auf den Wettbewerb, mit einem Probentag und einem abschließenden Testlauf für den Auftritt beim Deutschen Orchesterwettbewerb. Denn am Wochenende zuvor konnte die Bläserphilharmonie Regensburg im Rahmen eines eines Bezirkswertungsspiels in Bobingen die Jury bereits von ihrem Können überzeugen und erhielt dabei 97 von 100 möglichen Punkten. Für ein Laienorchester kommen wir mit einem so umfangreichen Vorbereitungsprogramm eindeutig an eine Belastungsgrenze, die nur in Ausnahmefällen in der Breite der Orchestermitglieder Akzeptanz findet. Somit können wir festhalten, dass unser Ensemble sein Leistungsvermögen ausgeschöpft hat und durch die vorausschauende Planung unseres Dirigenten auf den Punkt “fit” war.
Schließlich möchte ich, ebenfalls unter Verweis auf unseren musikalischen Leiter Jörg Seggelke, noch darauf eingehen, was wir aus unserer Teilnahme am Deutschen Orchesterwettbewerb mitnehmen.
… Der Spaß am Musizieren steht für uns auch in der Vorbereitung auf einen Wettbewerb im Vordergrund. Wir versuchen, das Ergebnis in Form einer konkreten Platzierung auszublenden, denn es geht nicht darum, welchen Rang wir im Wettbewerb schaffen, sondern um die besondere Energie auf der Bühne, die entsteht, wenn ein Orchester sehr gut vorbereitet wurde und alle an einem Strang ziehen. Dies betrifft sowohl die persönlichen Vorbereitung, als auch den regelmäßigen und zuverlässigen Probenbesuch. Wir sind kaum aus unserer gewohnten Routine ausgebrochen. Denn zwischen den Wettbewerben hatte das Orchester ja seine normalen Konzerte zu spielen, und wir sind nun einmal ein reines Laienorchester. Daher ist die Zeit der Musiker/innen begrenzt.
Ein paar Tutti Proben, 2 Registerproben mit besonders guten und genauen Dozenten, und ein Probentag in Klausur, sowie ein normales Bezirkswertungspiel als Generalprobe für den DOW mussten und sollten reichen. Das schwierigste war für uns dabei die Finanzierung der Unternehmung, denn da entstehen natürlich immense Kosten. Vor diesem Hintergrund will eine Wettbewerbsteilnahme wohlüberlegt und gut geplant sein.
Im übrigen bieten uns der Wettbewerb ein ungewohntes Forum und fördert dadurch eine besondere Probenatmosphäre. Der Wille in der Vorbereitung steigt, der Probebesuch steigt, und man hat endlich einmal Zeit, etwas genauer in zwei Musikstücke einzusteigen. Aber ab einem gewissen Niveau sind es vor allem die Musiker/innen selbst, die durch ihr häusliches Üben zum Erfolg beitragen. Und es ist fantastisch, die anderen Orchester zu hören, zu treffen und sich auszutauschen! Je umfangreicher die Vorbereitung ausfällt, desto intensiver wird das Erlebnis der Musik auf der Bühne, wenn die volle Konzentration des Orchester den magischen Moment ermöglicht, in dem sich die aufgebaute Spannung auf der Bühne entlädt und einfach wunderbare Musik entsteht. …” – Jörg Mancke
Herzlichen Dank für die Beiträge an Henning Klingemann, Raphael, Tobias Zinser und Jörg Mancke! Wer sich gerne noch zum DOW 2016 äußern möchte, von seinen Erfahrungen berichten möchte oder einfach sonst eine Anmerkung hat, darf diese gerne unter diesem Beitrag im vorgesehenen Feld für Kommentare veröffentlichen. Schon jetzt ein Dankeschön für jeden Beitrag!