Konzertmärsche – Meine Top-Liste!
Den Satz „E schöne Marsch wär jetzt noch schön gsi…“ (auf hochdeutsch: „ich hätte jetzt gerne noch einen Marsch gehört“) hab ich schon oft – teils scherzhaft, teils ernsthaft – nach einem Konzert gehört. Es scheint bei einem Blasorchester-Konzert – vor allem im sinfonischen Bereich – nicht mehr passend zu sein, einen Konzertmarsch zu spielen. Der Marsch ist teilweise in speziellen Sinfonischen-Blasorchester-Kreisen recht „verpönt“. Warum eigentlich?
Ich kann hier keine wissenschaftliche oder historische Abhandlung über den Konzertmarsch und seine Bedeutung abliefern. Will ich auch gar nicht – dafür würden mir spontan 2-3 Fachleute einfallen, die das tausend Mal besser können als ich. Ich sehe einen Konzertmarsch als das was es ist: Musik in einer speziellen Form. Und manche dieser Konzertmärsche gefallen mir ausnehmend gut!
Also gibt es heute einmal meine Top-Liste der Konzertmärsche. Ich kenne nicht alle tollen Konzertmärsche dieser Welt, deshalb entschuldige ich mich im Voraus bei allen Komponisten, die einen schönen Konzertmarsch geschrieben haben und den ich leider noch nicht kennen gelernt habe…
Normalerweise fängt man bei einer Top-Ten mit der 10 an und zählt dann abwärts bis hin zur absoluten Spitze, damit es spannend bleibt. Ich starte mit meiner absoluten Nummer 1 und stelle dann meine weiteren Empfehlungen ohne meine Rangeinteilung vor. Wenn ich eine (einigermaßen) gelungene Youtube-Aufnahme gefunden habe, werde ich diese jeweils dazu posten.
Gerade wir in Deutschland haben eine lange Tradition an Märschen und Konzertmärschen. Dennoch ist unter meinen Favoriten keiner davon dabei. Ich mag es, wenn der Gedanke „Konzertmarsch“ neu interpretiert ist und ein modernes, leichtes Klangbild jenseits von „Pathos“ aufweist.
Der Grand March von Soichi Konagaya gehört gerade deshalb zu meinen Top-Favoriten. Ideal finde ich diesen Marsch als Eröffnungsstück für ein festliches Konzert.
Einer der mittlerweile meist gespielten Konzertmärsche gehört auch zu meinen Lieblingsmärschen, Arsenal von Jan Van der Roost. Ich habe eine sehr gute Live-Aufnahme von Arsenal in Youtube gefunden, kann Euch aber leider nicht sagen, welches Orchester das ist:
Arsenal wurde für das Blasorchester des belgischen Eisenbahnarsenals in Mechelen zum 50. Jubiläum komponiert. Jan erzählte mir einmal, dass er ihn in einer einzigen Nacht komponiert hat. Ein unglaublicher Wurf ist ihm da in einer einzigen schlaflosen Nacht gelungen. Alle Achtung.
Nicht alle meine Lieblings-Konzertmärsche sind neueren Datums. Zwei niederländische Märsche, die man schon als „Traditionsmärsche“ bezeichnen kann, gehören dazu: Mars der Medici von Johan Wichers, und March to Mars von Julius Steffaro (Bearb. Johan de Meij).
Der Titel Mars der Medici ist nicht etwa auf die italienische Dynastie bezogen, sondern ist Ärzten gewidmet, die den Komponisten 1938 bei einem Krankenhausaufenthalt betreut haben.
Diese Aufnahme eines südtirolers Orchesters finde ich ganz gelungen. Außerdem macht es viel Spaß dem Dirigenten zuzuschauen:
Zu den Konzertmärschen, die ich gut finde gehört unbedingt auch Arnhem von Albert E. Kelly. Der Titel und die Biografie dieses englischen Komponisten lassen vermuten, dass der Marsch an die Ereignisse in Arnheim 1944 nach der Landung der alliierten Truppen in der Normandie erinnern soll. Der Komponist, damals Soldat, wurde während der Invasion 1944 verwundet. Nach dem Krieg trat er in das renommierte Royal College of Music und danach in die Royal Academy of Music in London ein und wurde Kapellmeister.
Arnhem kann man sicherlich als typischen englischen Marsch bezeichnen. In dieser Tradition gibt es natürlich auch neuere Märsche englischer Komponisten. Ein hervorragendes Beispiel ist The Bandwagon von Philip Sparke. Er vereint in diesem Marsch das typisch „Sparksche“ mit der englischen Marschtradition.
Von Bandwagon habe ich auf Youtube eine sehr schöne Aufnahme unter der Leitung von Philip Sparke selbst gefunden:
Spielfreude pur. Gefällt mir.
Dass auch Japaner durchaus in der Lage sind Konzertmärsche zu schreiben habe ich am Anfang dieses Beitrags mit Soichi Konagayas Grand March schon bewiesen. Auch in einem Klangidiom, das fernöstlich anmutet ist das möglich. Hört hier meinen Lieblingsmarsch von Satoshi Yagisawa, March Bou-Shu:
Satoshi komponiert oft in einem eher westlichen Stil, so dass ich diesen Marsch wirklich als etwas Besonderes ansehe. (So wie ein Europäer sich die Musik aus Japan eben so vorstellt….)
Einen sehr witzigen Marsch hat Thomas Doss mit Il Briccone geschrieben. Eine Geschichte dazu habe ich schon in meinem Beitrag Meine Blasorchester-Gute-Laune-Top-Liste erzählt. Deshalb werde ich diesen Marsch hier nicht mehr vorstellen, möchte ihn aber doch in meiner Lieblings-Konzertmarsch-Liste nennen!
Gleiches gilt für den Konzertmarsch Everest von Jacob de Haan. Meine persönliche Story dazu könnt Ihr hier nachlesen.
So, bleibt noch ein Marsch in meiner Liste von 10 Konzertmärschen, die mir persönlich sehr gut gefallen. Unbedingt dazu gehört auf jeden Fall noch Black Granite von James L. Hosay. Black Granite widmete der Amerikaner James L. Hosay den Männern und Frauen, die im Vietnamkrieg ihr Leben ließen und deren Namen in eine große Steinwand, der „Black Granite stone wall“, am Vietnam-Denkmal in Washington, CD, eingraviert sind.
https://www.youtube.com/watch?v=rKgP9Nfuuu4
Leider sind amerikanische Themen momentan eher Lachnummern und bei uns nicht angesagt. Das sollte uns jedoch nicht davon abhalten, einen schönen Konzertmarsch eines amerikanischen Komponisten zu spielen.
Beim letzten Durchsehen dieses Beitrags ist mir aufgefallen, dass einer meiner Lieblingsmärsche noch fehlt: Lugano von Franco Cesarini. Wie konnte ich den nur vergessen… Bei fast jedem Konzert der Civica Filarmonica Lugano legt Franco Lugano auf. Hier ein Hörbeispiel, leider fehlt die Angabe, welches Orchester hier spielt.
Und welche Konzertmärsche gefallen Dir so? Gerne unten auf dieser Seite in das Kommentarfeld rein schreiben.
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Kinizsi – Julius Fučík (https://www.youtube.com/watch?v=lzlMzQMbISI)
Mercury – Jan Van der Roost (https://www.youtube.com/watch?v=SbkiZ6_Wxw4)
Navigation Inn – Philip Sparke (https://www.youtube.com/watch?v=XsxIk7ghv7M)
Crown Imperial – W. Walton (https://www.youtube.com/watch?v=18xef_-rqW8)
Ha, “Navigation Inn” wollte ich auch gerade erwähnen, ein wilder Ritt. Und “Crown Imperial” ist zwar lang, aber auch sehr gut (vor allem mit Fennell am Pult 🙂
Jedenfalls eine interessante Liste – heuer steht bei uns der “Arnhem” auf dem Programm, aber da sind ein paar Tipps fürs nächste Jahr dabei. Ansonsten:
“Bellinzona” – Mantegazzi (https://www.youtube.com/watch?v=sluveDRdKdo). So große Tenormelodien haben eben was…
“Die Regimentskinder” – Fucik (https://www.youtube.com/watch?v=xDM4deUEt8A). Oder “Die lustigen Dorfschmiede” (https://www.youtube.com/watch?v=wbrn0T-Up2o) – wenn das Konzert etwas Auflockerung braucht.
“March from ‘1941’” – Williams (https://www.youtube.com/watch?v=-j_47CfGXQg). Wenn ein Piccolo nicht genügt.
“Per aspera ad astra” – Urbach (https://www.youtube.com/watch?v=qOD1K4gW9bQ).
“Bojarenes inntogsmarsj” – Halvorsen (https://www.youtube.com/watch?v=q7wyK6EyKEk).
Insgesamt eine eher traditionelle Liste, stelle ich gerade fest.
Interessante Ergänzungen! Danke Euch allen! Navigation Inn von Philip Sparke finde ich auch klasse. Ist halt etwas schwieriger als Bandwagon….
Meinen Marsch mag keiner 😉 SKYLINER
https://www.youtube.com/watch?v=86dwvxrrBEg
Zu den bisher genannten Märschen aus den Niederlanden möchte ich noch einen Klassiker empfehlen, entstanden in den frühen 30er Jahren und somit wahrscheinlich noch älter als der “Mars der Medici”:
“Gammatique” von Gerard Boedijn
Bitte kein zusätzliches “r” zwischen die ersten beiden Buchstaben hineinlesen. “Gamme” ist der französische Ausdruck für “Tonleiter” und entsprechend viele Tonleiterfiguren tauchen dort auf. youTube bietet zahlreiche Aufnahmen. Wenn man dort “Gammatique” als Suchbegriff eingibt, hat man mehr als ein Dutzend Videos zur Auswahl.
Einige Fucík-Märsche sind bereits genannt worden, allerdings kein einziger von Sousa. Da beide Komponisten nicht nur Märsche geschrieben haben, sondern auch einige interessante Konzertstücke, könnte man diese beiden Antipoden ja auch in einem Konzert einmal gegenüberstellen.
Und das Navigation Inn nicht nur im Konzert möglich ist, sondern auch in der Bewegung, zeigt dieses Video 😉
https://www.youtube.com/watch?v=rj5MQlJT8sE
Kunst & Genoegen aus Leiden (NL) ist 2005 damit auch Weltmeister bei der WMC in Kerkrade geworden – man beachte: ein Amateurorchester!
Danke für den Hinweis! Lustig… Aber ich glaube, ich höre ihn lieber im Konzert….
Ungarns Kinder (ORIGINALAUSGABE) – Emil Toft
https://www.youtube.com/watch?v=llgkpEfGQDU
sehr wenig gespielter aber wunderschöner Konzertmarsch
Ich mag es, wenn der Gedanke „Konzertmarsch“ neu interpretiert ist und ein modernes, leichtes Klangbild jenseits von „Pathos“ aufweist………
Ja, da gebe ich Dir total recht, wobei ich denke, dass man nahezu jeden Marsch in diesem Klanggewand spielen kann, man muss nur sich und dem Orchester klarmachen, dass in dem Wort “Marschmusik” auch das Wort “Musik” enthalten ist, und das es sehr oft eine große Kunst ist das Dynamik-, Klang-, Artikulations-, und Rhythmusalphabet in nur 3 Minuten von A-Z auszunutzen.
Nach längerem überlegen habe ich dann mal meine Top-Märsche zusammengestellt:
– Jubelklänge (kann man auch gerade in den leisen Teilen wunderbar leicht spielen, vielleicht auch im pp mal ohne Flügelhörner…? klingt dann fast wie eine Harmoniemusikbesetzung des 18 Jhdt)
– Viribus unitis (leider viel zu selten gespielt)
– Washington Greys (wenn´s in die obere Oberstufe gehen darf und etwas virtuoser sein darf)
– Under blagul Fana (mal was schwedisches, sehr interessant, gerade auch für die Oberstufe)
– Zum Thema Militärmärsche: es gibt viel, ganz tolle, leichte, fast operettenhafte (und das bitte ich nicht als Beleidigung zu verstehen) Märsche von Hans Felix Husadel. Fast alle im 6/8 Takt. Beispielsweise sei hier Jagdgeschwader Richthofen oder Silbercondor genannt.
– Darüber hinaus bieten die beiden Holst Suiten oder die English Folksong Suite auch tolle Märsche, die sicherlich auch ohne ihre “Suite-Genossen” im Konzert und gerade auch in Promenaden- oder Kurkonzerten einen Einblick in die sehr interessante Musikgattung “Konzertmarsch” geben.
In diesem Sinne: viel Spaß bei der Marschmusik auch ohne links-zwo-drei-vier-(fünf?) 🙂
Kann man alles so sehen und die Auswahl ist sehr hübsch.
Sie lässt aber ein bisschen “historischen Gestus” vermissen, ist aber persönlich. Oft geschmäht aber musikalisch teilweise wirklich gut sind die Parthien und Huldigungsmusiken des 18. und 19. Jh. Die Militärmärsche verdienten Extra-Erwähnung.
Hier nur Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Wertung aus einer Weinlaune heraus:
J.S.Bach
Auf, schmetternde Töne der muntern Trompeten (hier vor allem: August lebe, lebe König)
R. Wagner:
Huldigungsmarsch
Festmarsch aus “Tannhäuser”
T.M. Eberwein:
Parthia in C
G. Meyerbeer
Festmarsch zu Schillers 100. Geburtstag
H. Berlioz
Grande Symphonie funébre ét triomphale
Sämtliche Märsche der Chrfstl. Sächs./Kgl. Polnischen Armee…
M. Kagel (Ok, 20. Jh…)
10 Märsche, den Sieg zu verfehlen
Und als Zugabe natürlich ARSENAL ❤
Danke für Deine Liste, Norman!
Einen sehr selten gespielten Konzertmarsch möchte ich Euch empfehlen. Da er auch durch sein 12/8 für die Musiker mal eine herausfordernde Abwechslung darstellt:
Sabic Symphonic March von Bert Appermont
zu sehen unter: https://www.youtube.com/embed/DO95LttjyaQ
Relativ Neu und Sehr Genial:
Deutscher Marsch von Guido Rennert
Hallo Alexandra, ich bin durch Zufall auf deine interessante Seite gestoßen und möchte den genannten – oftmals in der Klang- und Stiltradition von Holst & Co. stehenden neueren Märschen – noch einige etwas ältere Kompositionen hinzufügen, die – wie ich meine – einen hohen musikalischen Wert besitzen.
Josef Suk: Towards to a new life (https://www.youtube.com/watch?v=Wajhi9DKzOs)
Julius Fucik: Uncle Teddy (https://www.youtube.com/watch?v=2r1FysRRnSA)
John Philipp Sousa: Hands across the sea (https://www.youtube.com/watch?v=ZzwXwpn1iAU)
Miroslav Juchelka: Optimisten-Marsch (https://www.youtube.com/watch?v=MsjI5dCxuQc)
Ernst Krenek: Drei lustige Märsche für Blasorchester (https://www.youtube.com/watch?v=oRLECaJkxFM)
Karen Chatschaturjan: Lustiger Marsch (https://de.musicainfo.net/detail.php?kat=2&artnr=4040358)
Gustav Mahler: Trauermärsche, z.B. aus der 5. (https://www.youtube.com/watch?v=FrKBG8bai0k)
Ludwig van Beethoven: Trauermarsch aus der 7. (https://www.youtube.com/results?search_query=beethoven+symphony+7+trauermarsch)
Gruß Thomas
In eigener Sache: Ich selbst habe mich auch einmal an einem Konzertmarsch versucht (“Weites Land”) :-), eine Aufnahme gibt es hier (etwas zu schnell aber schön musiziert): https://www.youtube.com/watch?v=NYakdIQfw6I
Hallo Thomas, Danke für Deine Marsch-Favoriten und die Anregungen! Viele Grüße Alexandra
Pingback: Die Demo-CD hat ausgedient…. – Blasmusik
Hallo,
gerne veröffentliche ich auch meine Favoriten.
Spanischer-Marsch, op. 433 – Johann Strauss (https://youtu.be/YvcVEECmS0g)
Wien bleibt Wien Marsch (https://youtu.be/uGSym7oeSbo)
Johann Strauss I – Radetzky-Marsch, Op. 228 (https://youtu.be/BlbQrm6zIYo)
Russian Military March “Cadet” (https://youtu.be/QFTu7R6VRmQ)
March “Salute of Moscow” (https://youtu.be/ixxKs3pcALY)
Ancient March Hero (https://youtu.be/ulHlb6VwXVc)
Im Nachhinein werden mir zwar noch einige einfallen, aber das wären die wichtigsten.
Vielen Dank, Jonas!
Viele Grüße
Alexandra
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Die Arsenal-Aufnahme wird vom Osaka Shion Wind Orchestra gespielt.
TILL EULENSPIEGEL
Fantastisch grotesker Marsch v. Theodor Rupprecht
https://www.youtube.com/watch?v=a3SRJPtYxxc
Nicht ganz einfach, aber lohnt sich!!
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