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Über das Selbstbewusstsein der Blasorchester

Sag ehrlich, wann hast Du in Deinem nicht-musikalischen Umfeld, beispielsweise am Arbeitsplatz, beim Sport, in der (Kirchen-)Gemeinde zum letzten Mal voller Begeisterung von Deinem Hobby Blasmusik / Blasorchester / Musikverein geredet?

Wann hast Du in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Clique erzählt, wie toll es ist, ein Blas- oder Schlaginstrument zu lernen und im Ensemble zu spielen?

Ist Blasmusik „uncool“? Oder warum traust Du Dich nicht?

Die Aussage „Blasmusik ist uncool“ wird in den Zukunftswerkstätten sehr oft auf die gelben „Jugend-Probleme“-Karten (die „Jugend“ hat in meinen Workshops immer die Farbe Gelb) geschrieben. Als einer der Gründe, warum es immer schwieriger wird, Kinder und Jugendliche zum Lernen eines Instruments zu motivieren.

Wir in den Musikvereinen haben es selbst in der Hand, ob wir nach außen hin, in unserem Umfeld, unserer Gemeinde und / oder in unserer Region als „uncool“ gelten. Und zwar in erster Linie mit dem, was unsere Kernkompetenz ist: Dem Musizieren in der Gemeinschaft.

Uns mit dem zu präsentieren, was uns ausmacht, ist die eine Sache: Spezielle Konzerte, Events und Veranstaltungen mit Blasmusik zum Hören, aber auch zum Schauen!

Wir haben einiges mehr zu bieten:

  • Wir spielen in unseren Blasorchestern zeitgenössische und zeitgemäße Literatur.
  • Wir haben die größtmögliche Spielwiese an Genres, Stilen, Klängen und Farben zur Verfügung.
  • Die Erwartungen an ein Blasorchester sind komplett anders als die Erwartungen an ein Sinfonieorchester. Wir werden nicht auf ein bestimmtes Repertoire reduziert.
  • Wir geben „lebenden“ Komponisten die Chance, sich kompositorisch auszutoben und auszuprobieren.
  • Wir scheuen uns nicht davor auch Klavier, Celli, Kontrabass, Harfe, u. v. m. in unseren Reihen aufzunehmen.
  • Wir können konzertant, traditionell und unterhaltsam spielen. Sind entweder spezialisiert auf einen dieser Bereiche und können diesen Bereich bis hin zur Meisterschaft führen oder machen von allem ein wenig zur Freude von uns und unseres Publikums. Alles zu seiner Zeit versteht sich und jedes Blasorchester so, wie es seine Musiker:innen wollen.
  • Unsere Blasorchester sind generationenübergreifend. Keine Seltenheit, dass mehrere Generationen bei uns im Orchester musizieren. Auf dem Fußballplatz geht das nicht. Und bei uns sitzt auch keiner auf der Ersatzbank.
  • Wir ermöglichen Kindern und Jugendlichen ein Hobby zu erlernen, dass sie ihr ganzes Leben lang voller Freude in Gemeinschaft (oder daheim im stillen Kämmerlein) ausüben können.
  • Wir musizieren, proben, üben, konzertieren nicht nur, wir schreiben auch Gemeinschaft und Geselligkeit groß!
  • Das Blasorchester ist Heimat, Familie und Freundschaft für uns.
  • Egal wohin es uns zur Ausbildung, zum Studium aus beruflichen oder privaten Gründen zieht, wir finden immer ein passendes Blasorchester, in dem wir unser Hobby ausüben können und neue Freunde finden. Und das bis (fast) ans Lebensende.
  • Jeder kann sich in unseren Musikvereinen gemäß seinen Talenten, Kompetenzen, Vorlieben und seiner zur Verfügung stehenden Zeit einbringen und den Verein kreativ mitgestalten.

Alles gute Gründe, selbstbewusst zu sein und voller Stolz von unserem Musikverein zu reden!

Das alles sind Argumente, die für uns als Blasorchester sprechen. Lasst sie uns viel mehr nach außen kommunizieren! Ich finde, über diese Attribute unserer Musikvereine sprechen wir viel zu selten! Lasst all diese Faktoren unserer Blasmusik Teil Eurer Außendarstellung werden. Darüber, dass wir dem Marketing für unseren Musikverein mehr Aufmerksamkeit schenken müssen, habe ich bereits schon den Beitrag Warum das Marketing im Musikverein immer wichtiger wird geschrieben. Herzliche Empfehlung, diesen (nochmals) zu lesen.

Oben genannte Aspekte geben uns allen Grund, stolz auf uns zu sein!

Wenn wir selbst nicht begeistert sind, von dem was wir machen, bzw. nicht darüber reden, wie sollen dann „Außenstehende“ wissen, dass wir tolle Konzerte spielen, eine tolle Jugendarbeit machen und vieles mehr? Wie sollen wir da Eltern überzeugen, dass es eine Bereicherung für das ganze Leben ihrer Kinder sein wird, wenn sie bei uns ein Blas- oder Schlaginstrument lernen?

Über „Motivation“ haben viele kluge Menschen schlaue Bücher geschrieben. Denk mal darüber nach, warum Du selbst angefangen hast, ein Instrument zu lernen. Dann kommst Du sehr schnell drauf, dass es „äußere“ Anstöße brauchte: Freunde, die auch ein Instrument gelernt haben. Eltern, die darauf gedrängt haben, dass Du ein Instrument lernst. Vorbilder aus dem Fernseher, beispielsweise ein cooler Saxophon-Spieler aus einer Band. Deshalb bringe ich selbst, die Motivation, ein Instrument zu lernen, zu musizieren und Mitglied in einem Musikverein zu werden, immer auf einen ganz einfachen Nenner:

Stecke mit Deiner Begeisterung andere an!

Oder für Blasorchester: Begeistert die Menschen durch Eure Musik!

Es gibt immer noch viele Musikvereine, die gehen zur Jugend-Werbung in die Grundschulen und stellen die Instrumente vor. Lassen die Kinder dann reinblasen. Und davon sollen diese dann motiviert werden, es selbst zu lernen…

Oder Musikvereine machen einen Tag der offenen Tür mit „Probe-Tuten“. Sie lassen dann die Jugendensembles – Bläserklassen, Kinderorchester, Vororchester oder ähnliches – spielen. Damit Kinder bei Kindern sehen, wie viel Spaß es macht. Guter Gedanke, aber warum zeigen wir den Kindern nicht das Ziel: das große Blasorchester!?? Wieso zeigen wir uns nicht mit dem Blasorchester den Kindern und Jugendlichen? Schließlich wollen doch wir, dass die Kinder und Jugendlichen zu uns kommen, oder? Für mich ergibt sich da nur ein Schluß: Wenn wir wollen, dass die Kinder und Jugendliche zu uns kommen, müssen wir uns aufmachen und dahin gehen bzw. da präsentieren, wo die Familien sind.

Dazu eine kleine Geschichte: Kürzlich in der Zukunftswerkstatt wurde darüber gesprochen, dass die Begleitung der Erstkommunionkinder in die Kirche mit Marschmusik und dem Spielen eines Chorals nach der Kirche sowie einem Abschluss-Marsch doch eher einer der „lästigen Pflichttermine“ sind, zu dem dann deswegen einige Musiker:innen nicht kommen. Ich sehe das komplett anders: Erstkommunionkinder mit ihren Familien sind für uns Musikvereine die beste Zielgruppe. Die Kinder sind genau im richtigen Alter, ein Instrument zu lernen. Und wie zeigen wir uns? Mit einem Marsch, einem Choral und mit dezimierter Mannschaft. Ich habe dann vorgeschlagen, nach der Kirche etwas für die Kinder zu spielen. Schließlich ist es doch ihr Fest. Zum Beispiel Let it go* aus der Eiskönigin. Für manche in der Runde war das ein No-Go. Schließlich gehört es sich doch so, dass nach der Kirche ein Choral und ein Marsch gespielt wird. Es war schon immer so… Für mich eine verpasste Gelegenheit, zu zeigen, wie cool ein Blasorchester auch sein kann.

Denk einmal kritisch über Deinen Musikverein nach. Hast Du genügend Gründe, stolz auf Deinen Musikverein zu sein? Dann stecke mit Deiner Begeisterung für Dein Blasorchester andere an!

Findest Du in einer ehrlichen Analyse und sehr selbstkritisch Bereiche, wo Dein Blasorchester Verbesserungspotential hat? Dann begeistere und motiviere Deine Vorstands- bzw. Musiker:innen-Kollegen dazu, aktiv zu werden, neue Wege zu gehen, Neues zu wagen, Mut für Veränderungen zu haben und auch mal ein Risiko einzugehen.

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Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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